Wie beim Rugby üblich ging es lediglich auf dem Platz hoch her. Auf den Rängen feierten die Zuschauer in Berlin ein Rugby-Fest (c) Jürgen Keßler
Aufmerksamen Fußballfans des BFC Dynamo ist es zu verdanken, dass das EM-Spiel zwischen Deutschland und Polen im Sportforum Berlin das geplante Rugby-Fest wurde. Denn im Vorwege der Partie informierten Anhänger des Vereins die Klubführung, dass polnische Fußball-Hooligans im Internet Randale während des Spiels angedroht hatten. Die Verantwortlichen der Klubführung informierten daraufhin die Berliner Sicherheitsbehörden, den Deutschen Rugby-Verband und den Berliner Rugby-Verband.
Was folgte waren mehrere gemeinsame Krisensitzungen mit rund 20 Personen, um die Lage zu analysieren und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Folge: Ein für ein Rugbyspiel ungewöhnlich hohes Polizeiaufgebot und intensive Kontrollen auf Autobahnen, Einfallstraßen und im Eingangsbereich des Stadions. Eine "Null-Toleranz-Strategie", die Erfolg zeigte.
Die Polizei unterband im Stadtteil Wedding Auseinandersetzungen und stoppte bereits einen Bus im Berliner Stadtgebiet. Insassen: Gewaltbereite Hooligans aus Polen. Den Insassen eines zweiten Busses verwehrten die Beamten zudem den Zutritt zum Stadion. Durch die massiven Sicherheitsauflagen war der ausrichtende BRV gezwungen, einen Sicherheitsdienst für die Einlasskontrollen zu engagieren. Das Personal bekam strenge und massive Auflagen seitens der Berliner Polizei, die auch szenenahe Beamte eingesetzt hatte, jeden Zuschauer zu durchsuchen. Dabei mussten die Fans sämtliche Gegenstände abgeben, die als Wurfgeschosse oder Waffen eingesetzt werden konnten - von der Keksrolle über Flaschen bis hin zu spitzen Gegenständen.
Für beide Seiten eine ungewöhnliche Situation. Der Ordnerdienst, der von einer massiven Bedrohung ausging und auf friedliche Rugby-Fans traf. Und die Zuschauer, die diese Sicherheitsvorkehrungen bei Rugbyspielen nicht kennen. "Sollte es partiell zu Missverständnissen gekommen sein, bitte wir diese nachträglich zu entschuldigen. Um das geplante Rugby-Fest nicht zu gefährden und keine Trittbrettfahrer zu animieren, haben wir im Vorwege auf entsprechende Informationen verzichtet. Wir hatten vollstes Vertrauen in die Sicherheitsbehörden, die Randale und Gewalt im Keim ersticken würden", betont DRV-Pressereferent Matthias Hase. "Ein großer Dank geht daher an den BFC Dynamo, die Berliner Sicherheitsbehörden und den eingesetzten Ordnungsdienst, mit denen der DRV und BRV in dieser Angelegenheit professionell und effektiv zusammengearbeitet hat." Zudem konnten die Verantwortlichen des Rugby Klub 03 Berlin in enger Kooperation mit der Watchmen GmbH das Sicherheitskonzept nicht nur umsetzen, sondern auf die Sicherheitsbehörden einwirken, dass es im Stadion keine gewollte Blocktrennung zwischen den Fanlagern gab.
Ein großes Kompliment geht daher an die knapp 3.000 im Stadion anwesenden Zuschauer, die gezeigt haben, was Rugby ausmacht: Fair Play und Respekt. Es war eine tolle Geste, als die deutschen Fans den polnischen Ehrenversuch in der Nachspielzeit mit Applaus bedachten. Ebenso beeindruckend war, wie die polnischen Anhänger nach Spielende ihr Team trotz der deutlichen Niederlage feierten. Ein Zeichen für andere Sportarten, dass es im Rugby um das Geschehen auf dem Rasen geht - und nicht um Randale und Pyrotechnik auf den Zuschauerrängen.
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