DRV-Nationaltrainer Kobus Potgieter sieht sein Team als aussichtsreichen Außenseiter (c) Jürgen Keßler
Deutschland gegen Polen, Erster gegen Zweiter – in Berlin steigt am 9. November das Schlüsselspiel im Kampf um den Aufstieg in die Division 1A des European Nations Cups. Die DRV XV (24 Punkte) geht im Stadion des Sportforums Hohenschönhausen zwar als Tabellenführer gegen den Nachbarn (21 Punkte) in das Topspiel der Division 1B, doch für Nationaltrainer Kobus Potgieter ist Polen der Favorit in dieser Partie der Rugby-EM.
„Ich sehe uns als Außenseiter, schließlich haben wir die vergangenen drei Spiele gegen Polen verloren. Daher sind sie der Favorit in dieser Partie“ sagt Potgieter. Die bisher jüngste Niederlage datiert vom 3. November 2012: Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft verlor das Hinspiel im ENC in Polen mit 13:22. Und auch in dieser Partie wartet ein körperlich äußerst starkes Team auf die DRV XV. Eine Mannschaft, die von jeder Position in der deutschen Hälfte aus, die entscheidenden Punkte erzielen kann. Aber auch aus dem Spiel heraus verfügen die Gäste über ein gutes Kickspiel, um die DRV XV unter Druck zu setzen. Dennoch glaubt der DRV-Nationaltrainer an seine Mannschaft.
„Wir denken positiv und glauben an das, was wir machen. Wir müssen nur rausgehen und unser Spiel durchziehen“, betont Kobus Potgieter. Genug Selbstvertrauen sollte das deutsche Team als Tabellenführer und nach den meist überzeugenden Leistungen in der laufenden EM-Saison getankt haben. Trotz der Vielzahl an Stürmern im Aufgebot, geht Potgieter davon aus, einen ausbalancierten Kader nominiert zu haben. „Polen spielt ein sehr physisches Rugby. Dem müssen wir uns stellen und aus den Kontaktsituationen saubere, schnelle Bälle produzieren, um unsere Hintermannschaft ins Spiel zu bringen“, sagt der gebürtige Südafrikaner. „Wir können nur gutes Rugby spielen, wenn die Stürmer den Kampf in den Kontaktsituationen gewinnen und so Platz für die Dreiviertelreihe schaffen, damit diese ihren Job erledigen kann.“ Daher entschied sich der Nationaltrainer auch für einen zusätzlichen Erste-Reihe-Spieler im 23-köpfigen Kader gegen Polen.
Das Augenmerk liegt ganz eindeutig darauf, die Fehler aus dem Hinspiel abzustellen. „An unserem Spiel müssen wir nicht viel ändern, wir müssen lediglich unsere Fehlerquote reduzieren“, gibt Potgieter die Marschroute vor. Und wie beim Sieg gegen die Ukraine vor zwei Wochen setzt er dabei auf eine gute Defensivarbeit. Spielt das Team zudem seine Basics fehlerfrei und nutzt die sich ihr bietenden Chancen in der Offensive, sieht der DRV-Coach seine Mannschaft gegen Polen auf einem guten Weg.
Überraschend ist die Nominierung von Robert Mohr (Atlantique Stade Rochelais, jetzt DSV Hannover 78). Der Ex-Frankreich-Profi hat seinen Rücktritt vom Rücktritt erklärt und schnürt für die DRV VX wieder seine Rugby-Stiefel. „Robert hat jahrelange Erfahrung auf höchstem Niveau sammeln können und hat dabei immer wieder seine Klasse bewiesen“, schwärmt DRV-Trainer Kobus Potgieter. Aber der Trainer setzt er nicht nur etablierte Kräfte, sondern auch auf Youngster wie den gebürtigen Berliner Samy Füchsel, der mittlerweile beim deutschen Serienmeister Heidelberger RK spielt. Füchsel feiert in seiner Heimatstadt sein Comeback nach einer schweren Beinfraktur aus dem Länderspiel gegen Schweden im April in Hamburg. „Samy war vor seiner Verletzung der Starter auf der Prop-Position Nummer drei. Nachdem er wieder fit ist, ist es für mich einfach, wieder auf ihn zurückzugreifen“, sagt Potgieter. Dennoch wird Füchsel wohl erst auf der Auswechselbank Platz nehmen müssen.
Dass der Kampf um die Plätze im DRV-Kader entbrannt ist, spüren die etablierten Kräfte wie Innendreiviertel Benjamin Simm (DSV Hannover 78). „Benni hat das Pech, dass wir eine Auswahl an guten Hintermannschaftsspielern haben und dadurch der Kampf um die Plätze im Team sehr hart ist”, erklärt Kobus Potgieter seine Entscheidung. Aber genau diese Situation wünscht sich der Trainer. Denn das Ziel sei es, einen größeren Kader mit einer höheren Anzahl an qualitativ guten Spielern zu etablieren. „Wir haben eine Menge junger Spieler, die auf sich aufmerksam machen. Aber da man Erfahrung nicht kaufen kann, setze ich auf einen guten Mix aus jungen, hungrigen Spielern und erfahrenen Akteuren, damit die Nationalmannschaft ihre beste Leistung abrufen kann“, betont der DRV-Trainer.
Mit einem Sieg gegen Polen würde die deutsche Rugby-Nationalmannschaft einen großen Schritt in Richtung Aufstieg in die Division 1A im European Nations Cup machen. „Ich mache mir keine Illusionen, was für eine Menge Arbeit uns dann bevorstehen würde. Aber in Deutschland gibt es genug Rugby-Talente. Und mit harter Arbeit und der richtigen Aus- und Weiterbildung der Spieler ist es möglich, den Wettbewerb in der Division 1A zu bestehen“, erläutert Kobus Potgieter. Den Weg dorthin soll seine Mannschaft nun mit einem Sieg gegen Polen erfolgreich beschreiten.
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