Prop Samy Füchsel will in Berlin wieder im Nationaltrikot angreifen (c) Jürgen Keßler
Den Zuschauern in Hamburg stockte der Atem. In den Anfangsminuten des Länderspiels gegen Schweden im April blieb Rugby-Nationalspieler Samy Füchsel (21) nach einer der ersten Kontaktsituationen schreiend am Boden liegen. Diagnose: komplizierte Beinfraktur. Nun neigt sich die Leidenszeit des Nationalspielers langsam dem Ende entgegen. Seit knapp drei Monaten absolviert der Füchsel ein intensives Trainings- und Reha-Programm. Zudem steht der gebürtige Berliner vor seinem Comeback in der DRV XV – und das in seiner Heimatstadt.
Nationaltrainer Kobus Potgieter hat den Prop für das Rugby-EM-Spiel gegen Polen am 9. November in den Kader berufen.
„Jetzt geht es mir wieder sehr gut. Die Operation und die anschließenden Reha-Maßnahmen am Olympiastützpunkt in Heidelberg habe ich gut überstanden“, sagt Samy Füchsel. Für ihn bedeute das Comeback im DRV-Dress sehr viel. Füchsel brennt auf seinen Einsatz. „Nicht spielen zu dürfen, ist sehr frustrierend. Ich fühlte mich lange Zeit sehr unwohl“, erinnert sich der Erste-Reihe-Spieler. „Polen motiviert. Und da es sich auch um ein WM-Qualifikationsspiel handelt, freut es mich noch mehr, vor heimischem Publikum aufzulaufen.“ Denn Füchsels Rugby-Karriere begann als kleiner Steppke in Berlin.
Angefangen hat alles 1999 in einer Schul-AG einer Grundschule in Berlin-Zehlendorf. Dort lernte Füchsel die ersten Schritte mit dem Rugbyball. Fasziniert von der Sportart schloss er sich kurze Zeit später dem Berliner RC an – tauschte den Fußball gegen den Rugbyball. „Mir wurde schnell klar, dass Rugby für mich die Sportart ist, die ich ausüben wollte. Beim Rugby kann man trotz höherem Gewichts in der Kindheit sehr gute sportliche Leistungen erbringen“, erklärt der Nationalspieler, der mittlerweile 115 Kilogramm verteilt auf 183 Zentimeter Körperlänge auf die Waage bringt. Die Vielseitigkeit macht für ihn die Faszination des Rugbys aus. „Jeder kann es spielen – egal, ob groß, klein, dick, dünn, langsam oder schnell. Für jeden Spieler gibt es eine passende Position“, betont Samy Füchsel. Für ihn war es sportlich die richtige Entscheidung. Denn nach diversen erfolgreichen Einsätzen in den DRV-Nachwuchsteams sowie im Bundesligakader des Berliner RC verschlug es den Berliner zur Saison 2012/13 zum deutschen Serienmeister Heidelberger RK.
Bei einem Heimspiel des Berliner RC gegen den Heidelberger RK hinterließ er bei Nationaltrainer Kobus Potgieter einen bleibenden Eindruck. Potgieter, der in Personalunion auch Coach des HRK ist, sprach Füchsel nach Abpfiff an, ob er sich einen Wechsel nach Heidelberg vorstellen könne. „Ich habe diese Anfrage als gute Möglichkeit gesehen, in meiner Rugbykarriere den nächsten Schritt zu machen“, sagt der Berliner. „Es war für mich schon immer ein großer Traum gewesen, für die Nationalmannschaft zu spielen. Ich war mir sicher, dass ich mir durch das Training unter dem Nationaltrainer eine Chance erarbeiten konnte, für Deutschland zu spielen.“ Dieser Traum ging dann bereits kurze Zeit später in Erfüllung.
Mittlerweile hat Füchsel fünf Länderspiele gegen die Ukraine, Tschechien, Moldawien, Polen und Schweden absolviert. „Bei meinem ersten Länderspiel gegen die Ukraine war ich so aufgeregt wie noch nie in meinem Leben“, erinnert sich Samy Füchsel. Dass sein Traum so schnell Realität wird – dafür hat Füchsel hart gearbeitet. „In der vergangenen Saison hatte ich ein sehr umfangreiches Trainingspensum. Bis zu sieben Mal die Woche, morgens abends, habe ich auf dem Platz und im Kraftraum geschuftet“, erzählt der Bundesligaspieler. „Durch mein Studium hat sich der Trainingsumfang jetzt etwas verringert. Dennoch komme ich immer noch auf mindestens fünf Einheiten in der Woche.“ Es sei nicht einfach, Studium, Rugby und Freundin unter einen Hut zu bringen. „Aber ich versuche mein Bestes, allen drei Bereichen genügend Zeit zu schenken“, betont der Student für Frühkindliche- und Elementarbildung an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Unterstützung bekommt er dabei von seiner Freundin. „Sie zog dieses Jahr sogar aus Berlin nach Heidelberg und hat dafür ihr Studium gewechselt. Das rechne ich ihr unglaublich hoch an“, betont Füchsel.
Der Berliner genießt in der Bundesliga und auf internationalem Parkett jede Minute im Spiel. Denn für ihn ist Rugby einzigartig. „Im Spiel herrscht Krieg. Nach dem Abpfiff sind die Spieler aber Freunde“, erklärt Füchsel. „Rugby mag auf den Außenstehen brutal wirken. Der Sport vermittelt aber sehr viele zwischenmenschliche Werte wie Teamgeist und Respekt. Letzteres besonders vor dem Schiedsrichter, was im völligen Gegensatz zum Fußball steht“, betont der Nationalspieler. Daher wünscht sich Samy Füchsel auch, dass Rugby in Deutschland populärer wird und eine höhere Anerkennung findet. „Denn Je häufiger die Leute sich mit diesem Sport befassen, desto mehr verstehen sie vielleicht die Hingabe und Leidenschaft, die die Engländer, Franzosen, Australier, Neuseeländer und viele andere Nationen rund um den Globus dem Rugby empfinden“, hofft Samy Füchsel.
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