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Gruß von der Insel (3) - Es kriselt!
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 9. Oktober 2013

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TotalRugby-Kolumnist Max Lueck beschäftigt sich diese Woche mit dem kriselnden Heineken Cup

Der Begriff ”Euro-Krise” jagt nicht nur Finanzexperten in ganz Europa Schauer über den Rücken, sondern bereitet jetzt auch Anhängern des Europäischen Club-Rugbys große Sorgen . Auch hier geht es um viele Euros - aber darüber hinaus hat das Ganze auch einen brisanten sportlichen Aspekt. Der Hintergrund: Seit längerem beklagen die zwölf englischen Vereine der Premiership und die 14 französichen Clubs der Top 14 kollektiv, dass das bestehende Qualifikationssystem für den Europäischen Clubwettbewerb den Teilnehmern schwerwiegende Nachteile bereitet. Im Moment sieht dieses System vor, das sechs der zwölf englischen und sieben der 14 französichen Vereine sich für den Heineken Cup qualifizieren, und darüber hinaus die jeweiligen Vereine der unteren Tabellenhälfte für den Amlin Challenge Cup. Das Problem aus Sicht der englischen und französichen Vereine: Sie fühlen sich dadurch enorm benachteiligt, dass sie sich für die begrenzten 13 Plätze im Heineken-Cup qualifizieren müssen, während die Clubs der RaboDirect-Pro12-Liga (bestehend aus vier (Nord-)Irischen, zwei Schottischen, vier Walisischen, und zwei Italienischen Clubs) sich automatisch für den Heineken Cup qualifizieren; mit Ausnahme des schlechtplatziertesten Walischen Teams

Was die Vereine besonders stört, ist, dass sie auf der einen Seite dringend die Relegation in ihren eigenen Ligen verhindern müssen (die es in der Pro12 nicht gibt) und gleichzeitig sich einen der wertvollen Plätze in der oberen Hälfte der Tabelle sichern müssen, um die Qualifikation für den europäischen Wettbewerb zu garantieren. In der Konsequenz heißt das, dass die Teams Woche für Woche die beste Mannschaft aufstellen müssen, um diese Ziele zu erreichen. Eine Herausforderung, der sich die Vereine der keltischen/ italienischen Liga aufgrund der automatischen Qualifikation nicht stellen müssen.

Des Weiteren ist die Umverteilung der Finanzen den anglo-französischen Vereinen ein gehöriger Dorn im Auge. Immerhin bekommen die teilnehmenden Vereine der Pro12-Liga 52 % des Gesamtetats zugesichert, während der Veranstalter der zwei Wettbewerbe, die ERC, den französischen und englischen Top Clubs ledglich nur 24%  garantiert.

Die große Frage, die im Moment im Raum steht, ist also, wie es weiter geht. Die Vereinsbosse aus Frankreich und England haben bereits angekündigt, einen eigenen Wettbewerb mit reduziertem Turnierformat von 20 Vereinen anstatt der bisherigen 24 Teams zu organisieren. Ob es dazu kommt und wie das Format genau aussehen soll, beziehungsweise was das für die Pro12-Vereine als Konsequenz hieße, weiß im Moment noch keiner so recht. Ähnlich wie auch in der europäischen Finanzpolitik tun sich die Verantwortlichen äußerst schwer, eine gemeinsame Lösung zu finden. Sollte man sich nicht einig werden, würde das bedauerlicherweise das Ende des fast 20 Jahre alten Traditionswettbewerbs bedeuten.

Aber wie immer steckt in jeder Krise auch eine neue Chance, und wer weiß, vielleicht ergibt sich durch eine Revolution im europäischen Club-Rugby, auch für kleinere Rugbyländer wie etwa Deutschland, durch neue Wettbewerbe Möglichkeiten, sich gegen Vereine der Nachbarländer zu messen.

Fest steht jedenfalls, es wird sich einiges ändern in der Saison 2014-2015. Bis dahin bleiben uns noch ein letztes mal Heineken- und Amlin-Challenge-Cup im alten Format. Lasst es uns genießen, am kommenden Wochenende geht es los!

Best Wishes

Max

Max Lueck, 29, hat seine Rugbykarriere als Spieler in Bonn angefangen und zog 2007 nach England,  um dort Coaching zu studieren. Mittlerweile hat er mit vielen Rugby-Vereinen und Athleten als Trainer und Manager gearbeitet. Derzeit baut er mit Leidenschaft und Ehrgeiz das Projekt 7 Bamboos Rugby auf und bloggt regelmäßig für diverse Plattformen und Online Magazine. Weitere Information unter www.7bamboosrugby.com

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Kommentare (5)add comment

Lars Schindewolf said:

3191
TV-Verträge
Klasse Artikel, der das Geschehen prima zusammenfasst. Bei Planetrugby und espnscrum finden sich fast täglich Schlagzeilen zu den Entwicklungen.

Wichtig zu nennen sind auch noch die TV-Verträge.
Die Premier-Leaugue wird seit dieser Saison auf BT-Sport übertragen. Der Vertrag beeinhaltet auch die Übertragungsrechte für Europa-Pokal Spiele ab Sommer 2014.
Die ERC hat aber für alle Teilnehmer einen Vertrag mit SKY bis 2016 für, den Gerüchten nach, deutlich weniger Geld.

Premier League und TOP14 versuchen jetzt die PRO12 Teams in ihren neuen Wettbewerb zu locken.

Desweiteren verweigern momentan einige walisische und irische Nationalspieler ihre Vertragsverlängerungen aufgrund der unklaren Sitution. Zudem lockt die TOP14 mit gewaltigen Gehältern.
Oktober 09, 2013

Max Lueck said:

3155
Schuldfrage
Danke Lars für den guten Kommentar.

Um noch eine weitere Parallele zur Politik zu bilden, ist es auch in diesem Fall so, daß keiner der Beteiligten so richtig die Verantwortung für das Desaster übernehmen will. Vor allem BT nicht, also die mit dem dicken Konto. Hierzu: http://sport.ie.msn.com/rugby/...discussion

Naja, wir werden sehen was passiert. Ich fürchte so richtig gewinnen wird dabei keiner.
Oktober 09, 2013

Lars Schindewolf said:

3191
Geld regiert auch die Rugby Welt
Ich denke, dass alle Beteiligten irgendwo für das Dilemma verantwortlich sind.
Die englischen und französischen Clubs haben sicher die beste Verhandlungsposition, da das Geld aus dem Europa-Cup nur 20% ihres Budgets ausmacht und die meisten Clubs irgendeinen Millionär als Besitzer haben, der etwaige Verluste ausgleicht.
Bei den Walisern oder Iren sind bis zu 40%. Ohne Europa-Cup und deren Einnahmen ist das Profi-Rugby in ernster Gefahr in diesen Ländern. Das Geld ist dort ohnehin knapp. Die 4 Welsh Regions machen kein Geheimnis daraus, dass sie mit einem Anschluss an die englische Premier League liebäugeln, da dort die Einnahmen aus TV und Werbung höher sind.
Die Schotten stehen dem neuen Wettbewerb noch am aufgeschlossensten gegenüber und haben auch kein Problem mit der Änderung der Qualifikations-Richtlinien. Könnte daran liegen das BT neuer Trikot Sponsor in Glasgow und Edinburgh ist ;-)
Ich denke die Engländer und Franzosen ziehen das durch, haben sie doch schon den Gang vor den europäischen Gerichtshof angekündigt, sollte man ihnen den Wettbewerb verweigern. Den 4 anderen Ländern bleibt nur der Anschluss oder der Verlust einer wichtigen Einnahmequelle, mit der sie ihr ganzes Jugend- und Ausbildungssystem finanzieren. Desweiteren, wie schon im ersten Kommentar erwähnt, würden die Top-Stars wie Halfpenny oder Warburton ihr Glück in Frankreich versuchen.
Oktober 11, 2013

Lars Schindewolf said:

3191
...
Was eine deutsche Beteiligung angeht…Das portugiesische Nationalteam hat als Lusitanos XV gestern gg die Zweite Mannschaft von Stade Francais mit 58 Punkten verloren. Das würde mit einer deutschen Auswahl noch höher ausfallen. Von Clubteams will man gar nicht reden. Aber die Betreiber des neuen Pokals ziehen evtl. einen dritten Wettbewerb für Teams aus dem ENC in Betracht, deren Sieger dann im Challenge Cup teilnehmen dürfte. Ist bis jetzt aber reine Spekulation.
Oktober 11, 2013

Max Lueck said:

3155
Bewegung?
Langsam kommt Bewegung ins Spiel: Laut dem französischen Rugby Magazin Midi Olympique, soll es angeblich Gespräche zwischen den Vetretern der englischen Premiership und der französischen Ligue Nationale de Rugby mit dem irischen Brauereiriesen Guinness zusammentun und einen neuen Wettbewerb organisieren wollen. Mal sehen was daraus wird, fest steht das Guinness die nötige Erfahrung in Sachen Wettbewerb Sponsoring mitbringt, immerhin waren die Iren Hauptsponsor der englischen Premiership zwischen 2005-2010. Einen ausführlichen Artikel zu dem Thema gibt es bei Rugby World: http://www.rugbyworld.com/news...nness-cup/
Oktober 16, 2013

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