Die Fortsetzung des Spielbetriebs der zuletzt so erfolgreichen 15er-Nationalmannschaft erscheint dank der Unterstützung der Vereine wieder wahrscheinlicher - (c) Miriam May
Man hat das Gefühl die Deutsche Rugby-Familie sei in den vergangenen 12 Monaten enger zusammengerückt. Der Deutsche Rugby-Tag 2013 war von großer Harmonie gekennzeichnet, mit Ian Rawcliffe wurde ein erfahrener Nachfolger von Ralph Götz gefunden und die Vereine beschlossen eine Sonderumlage zur Finanzierung der 15er-Nationalmannschaft, lediglich bei der Frage nach der Entlastung des Alt-Präsidiums wurde es hitzig.
Ralph Götz überlässt Nachfolger „gut bereitetes Feld“
„Ich bin mit meiner persönlichen Bilanz durchaus zufrieden. Es ist uns in den letzten zwei Jahren gelungen den Deutschen Rugby-Verband finanziell wieder in etwas ruhigeres Fahrwasser zu bringen, der Dialog mit den Landesverbänden wurde angeschoben und die wichtigen Kontakte mit dem IRB und dem DOSB/BMI konnten wieder verbessert werden“, sagte Götz, der sich aus beruflichen Gründen zurückzieht, in seiner Rede zur Eröffnung des DRT 2013. Auch die von ihm beim Amtsantritt versprochene verbesserte Kommunikation wurde thematisiert: „Ich habe immer gesagt, dass wir keine Wasserstandsmeldungen vermelden, sondern nur Ergebnisse, daran haben wir uns gehalten“. Ebenfalls in seiner Eröffnungsrede erwähnte Götz, dass der DRV-Vorstand den von seinem Amtsvorgänger Claus-Peter Bach eingefädelten und unterzeichneten Vertrag mit der Vermarktungsagentur Sportswork zum Oktober 2013 gekündigt hat, danach sei der Verband wieder frei in der Vermarktung seiner Rechte.
Ian Rawcliffe übernimmt Verbandsführung
Der 64-jährige Unternehmensberater Ian Rawcliffe (Rödermark) tritt die Nachfolge von Ralph Götz als Präsident des Deutschen Rugby-Verbands an. Die kurz vor dem Beginn des Rugbytags aufkommenden Gerüchte, dass es einen Gegenkandidat aus dem Plenum geben würde, haben sich nicht bestätigt. Rawcliffe, der bereits von 1996 bis 2004 DRV-Präsident war und nach eigener Aussage damals nur aufgrund von Differenzen mit Sportdirektor/Geschäftsführer Volker Himmer sein Amt niederlegte, betonte, dass er es als „große Ehre“ betrachtet, den Verband neuerlich führen zu dürfen.
Außerdem bescheinigt der gebürtige Brite, der bereits seit den 1970er-Jahren in Deutschland lebt, dem Deutschen Rugby eine äußerst positive Entwicklung, seit seiner letzten Amtszeit. Nicht nur sportliche habe sich das Deutsche Rugby enorm weiterentwickelt, sondern auch die Mitglieder- und Vereinszahlen seien kaum noch mit damals zu vergleichen.
In einem Interview mit der Offenbach Post betonte Rawcliffe, dass er sein Hauptaugenmerk künftig auf eine Verbesserung der Zusammenarbeit innerhalb der Rugby-Gemeinde legen möchte, aber auch die Suche nach Sponsoren müsse wieder intensiviert werden.
Schmitt übernimmt von Lütge
Bei den weiteren Wahlen wurde der für die 7er-Nationalmannschaften zuständige Vize Michael Schnellbach (Edingen-Neckarhausen) genauso einstimmig im Amt bestätigt, wie DRJ-Präsident Jürgen Zeiger (Heusenstamm), der sich bei der finanziellen Gesundung des Verbands besonders verdient gemacht hat. Den Posten als DRV-Vizepräsident Spielbetrieb übernimmt der langjährige Bundesligaspielleiter Rolf Schmitt (Heidelberg) von Herbert Lütge (Bad Sooden-Allendorf), der aus gesundheitlichen Gründen ausscheidet und vom Deutschen Rugby-Verband für sein langjähriges Engagement mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet wird.
Bei der Entlastung des Alt-Präsidiums wurde es hitzig
Während die Entlastung des aktuellen Präsidiums durch die 61 anwesenden Vereine und 13 Landesverbände einstimmig erfolgte, wurde es beim Thema der Entlastung des Präsidiums unter der Ägide Claus-Peter Bach Bachs hitzig. Themen wie Regressansprüche und strafrechtlich relevante Aspekte wurden diskutiert. Doch aus dem aktuellen Präsidium, das sich zum großen Teil aus Personen rekrutiert, die auch schon unter Claus-Peter Bach aktiv waren, wurde betont, dass Unvermögen nicht mit grober Fahrlässigkeit oder gar Vorsatz verwechselt werden dürfe. Nach langer Diskussion erfolgte dann doch noch die Entlastung des Alt-Präsidiums, einzelne Sitzungsteilnehmer kündigten aber bereits ein juristisches Nachspiel an – man darf also gespannt bleiben.
Matthias Hase als Referent für Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt
Der Hamburger Matthias Hase, der seit vielen Jahren die Pressearbeit des Hamburger Rugby-Clubs sowie des Hamburger Rugby-Verbandes koordiniert und der sich bei der Ausrichtung des Länderspiels in seiner Heimatstadt außerordentlich verdient gemacht hat, wurde vom DRV-Präsidium als neuer Referent für Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt. Der gelernte Journalist und PR-Referent soll helfen, die Lücke, die durch die Trennung von der Vermarktungsagentur Sportswork entsteht, zu schließen.
Große Solidarität mit der 15er-Nationalmannschaft
Größtes Sorgenkind im Haushalt des Deutschen Rugby-Verbands bleibt weiterhin der Spielbetrieb der 15er-Nationalmannschaft, für die es nach der Aufnahme des 7er-Rugbys in den Kreis der olympischen Sommersportarten, keine öffentlichen Fördergelder mehr verwendet werden können. Aus diesem Grund wurde von Präsidiums-Mitglied Jürgen Zeiger eine Sonderumlage von ein Euro pro Vereinsmitglied für das Jahr 2013 vorgeschlagen. Doch zur Überraschung des Präsidiums boten die Vereine sogar an die 15er-Nationalmannschaft noch großzügiger zu unterstützen, „man seie durchaus bereit einen Teil der großen Ersparnisse die sich durch die Reform der Bundesliga ergeben habe weiterzugeben, weshalb er für eine Erhöhung der Sonderumlage auf zwei Euro pro Vereinsmitglied plädiere“, führte beispielsweise Ingo Goessgen, Präsident des RK 03 Berlins, an. Dem darauf folgenden Antrag des Präsidiums auf eine Sonderumlage von zwei Euro pro Vereinsmitglied für 2013 wurde stattgeben.
Punktabzüge für Nichterfüllung der Lizenzordnung sollen künftig früher erfolgen
Deutlich weniger Brisanz boten in diesem Jahr die beim DRT eingebrachten Anträge. Die vom Deutschen Rugby-Verband gestellten Anträge 1-5 zur Anpassung der DRV-Satzung und –Spielordnung wurden allesamt angenommen. Die Anträge des Rugby-Verbands Rheinland-Pfalz, zur Änderung der Bundesliga-Richtlinien betreffs der Änderung des Austragungsmodus der Bundesliga wurden wegen mangelnder Zuständigkeit gar nicht erst behandelt. Der rheinland-pfälzische Verbandspräsident Klaus-Uwe Gottschlich (Heusenstamm) hatte wohl seine Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht und versäumt, dass seit dem DRT 2012 alleine der Bundesligaausschuss über den Austragungsmodus der Bundesligen entscheidet.
Mit breiter Mehrheit angenommen wurde der Vorschlag des TSV Handschuhsheims, wonach Punktabzüge für Nichterfüllung der Lizenzordnung bereits zum Saisonstart erfolgen sollen. Dies bezieht sich insbesondere auf den Nachweis einer lizenzgemäßen Jugendarbeit. In der vergangenen Spielzeit waren die Handschuhsheimer Löwen nach der Vorrunde aus dem Rennen, um die Meisterschaft ausgeschieden, obwohl zu einem späteren Zeitpunkt ein Punktabzug für den TV Pforzheim erfolgte, der wenn er früher erfolgt wäre, zur Folge gehabt hätte, dass der TVP und nicht der Heidelberger-Stadteilverein aus der Meisterrunde gekegelt worden wäre. Eine solche Situation soll in der Zukunft verhindert werden.
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