Geschichtsträchtiges Rugby-Finale: Donau ist österreichischer Meister
Geschrieben von Claudia Varga
Dienstag, 18. Juni 2013
Steve Reiseneder hat Donau zu ihrem Sieg verholfen - (c) Ronald Wurwal
Die Rugby Union Donau Wien holt sich seinen 20. Titel in der österreichischen Staatsmeisterschaft und schrieb damit Rugby Geschichte auf der Hohen Warte. Nach anfänglichem Stocken drehte Donau das Spiel und gewann mit 27-25 über den Wiener Rivalen Stade Rugby.
Zwei gut bekannte Rivalen des österreichischen Rugbys sind sich am 15.06 im Stadion Hohe Warte zum dritten Mal in einem Finale auf dem Spielfeld gegenüber gestanden. Diese Trilogie wollte Stade um jeden Preis gewinnen und die Meistertitel-Ära von Donau beenden. Die erste Halbzeit wurde klar von Stade Rugby dominiert. Bis zur 23. Minute pfiff Referee Chris Jones Penalties für Stade. Mit einem Vorsprung von 3-12 legte Karl Auckram, Nummer 13 den ersten Try im Spiel und mit der gelungenen Conversion erhöhte der Stade-Kapitän und Fullback Lukas Dobner auf 3-17.
Stade lag klar vorne, doch Donau drehte das Spiel
Die besten Spieler in Österreich, davon 17 Nationalteamspieler präsentierten sich im Stadion Hohe Warte von ihrer kämpferischen Seite. Die erste Reihe von Stade Rugby dominierte die Scrums, Donau fiel es schwer, dagegen zu halten. Noch dazu legten die Backs von Stade ein deutliches Spieltempo vor und die Donau-Spieler kamen ins Trudeln. Mit 19-3 schloss Stade Rugby die erste Halbzeit ab und der österreichische Rekordmeister Donau musste sich eine neue Spielstrategie überlegen.
Trainer Stiig Gabriel schrie in der Pausenansprache seine Jungs „mal kräftig an“ und forderte sie: “Ihr habt jetzt 40 Minuten Zeit, um zu zeigen, dass ihr die beste Mannschaft in Österreich seid.“ Seine Rhetorik zeigte kurze Zeit später Wirkung. In der 50. Minuten legte Nummer 17 Bogdan Mihailovic einen Try und erhöhte auf 8-19. Die zweite Halbzeit gestaltete sich klar zum Vorteil von Donau und die epische Aufholjagd hat begonnen. Mit einem Try durch Nummer 21 Gordon Chiu erreichte Donau einen Spielstand von 15-19. Stade erhöhte mit einem Penaltykick in der 67. Minute auf 15-22, doch Donau gelang kurz vor Schluss noch ein Try und sie erreichten einen Gleichstand von 22-22.
Es war noch nicht vorbei
Das Spiel war nach 80 Minuten noch nicht vorbei, da Referee Chris Jones zweimal 10 Minuten Verlängerung gab. Die Stimmung im Publikum war dermaßen aufgeheizt, dass kein einziger der knapp 1000 Besucher mehr auf den Sitzen der Tribüne saß. Noch nie gelang es dem Rugbysport in Österreich bei einem Finalspiel ein solches Bild auf der Tribüne der Hohen Warte zu erzeugen. Auf der eine Seite ein Meer aus Rosa-Rot und auf der anderen Seite ein grün-schwarzer Wald aus Fans, gepaart mit einer Laustärke, die jede Lärm-Abnahmemessung als gesundheitsschädlich einstufen würde.
Unzählige Erwachsene und Kinder, Spieler und Exspieler, aber auch Prominente wie Toto Wolf standen am Spielfeldrand und versuchten mit ihren Zurufen und Gesängen ihrem Lieblingsteams zu den letzten Punkten zu verhelfen. In der 83. Minute gelang schließlich der entscheidende Try für Donau: Steve Reiseneder, Nummer 22, hatte einen sensationellen Lauf und stürzte mit dem Ball unter dem Arm und mit drei Gegenspielern dicht an seinen Fersen in die Tryzone. Stade schoss noch in den letzten Minuten der Verlängerung einen Penatlykick durch die Posts, der Punktestand von 25-27 reichte jedoch für die anfänglich dominierende Mannschaft nur knapp nicht, um diese Rugby-Odysee für sich zu entscheiden.
„Man of the Match“ Steve Reiseneder fasste es nicht, dass er mit diesem Try den 20. Meistertitel für Donau geholt hat. Der erst 18-Jährige „kann es erst in den nächsten Tagen tatsächlich glauben, was heute passiert ist“. Donau-Kapitän Benjamin Dachler sah es als eines der härtesten Finalspiele, die er jemals mit Donau bestritten hatte. „Wir haben mit dem Verlust von ein paar Stammspielern und dem Trainingszentrum Schönbrunn viele Rückschläge einstecken müssen. Aber wir kämpften heute mit Herz und einem unglaublichen Kampfgeist. Ich bin sehr stolz auf die Jungs“. Stade Rugby bewies auch nach ihrer knappen Niederlage erneut ihre mentale Stärke. „Natürlich weiß ich, dass viele enttäuscht sind und es sind zwar danach die ein oder anderen Tränen geflossen, aber wir werden weiter hart an uns arbeiten und am Titel dran bleiben“, verspricht Stade-Kapitän Lukas Dobner. So bald wird dieses Rugby-Finale nicht in Vergessenheit geraten.