Die deutsche 7er-Rugbynationalmannschaft der Herren hat das erste Turnier der europäischen Grand Prix Series (GPS) im französischen Lyon auf Rang zehn beendet. Im Bowl-Finale war man letztlich Italien knapp unterlegen. Man konnte – auch aufgrund von personellen Problemen – nicht an die starken Leistungen vom Vortag anknüpfen und verpasste es so, sich eine bessere Ausgangsposition für das zweite und abschließende GPS-Turnier in Bukarest (ROM)zu verschaffen. Den Sieg in Lyon sicherte sich am Ende Series-Titelverteidiger England mit einem klaren 33:5-Finalsieg gegen WM-Gastgeber Russland.
Manuel Wilhelm, Leistungssportreferent des Deutschen Rugby-Verbandes und als Teammanager in Lyon dabei, gab zu, die DRV-Delegation sei „natürlich enttäuscht, dass wir uns für die Anstrengungen der letzten Wochen und Monate nicht mit einer besseren Platzierung belohnen konnten. Wir hatten uns mehr vorgenommen, und ich denke, dass wir spielerisch besser sind, als es das Klassement nun aussagt. Die Jungs haben gekämpft, es war ein paar Mal verdammt eng. Am Ende sind uns aufgrund von Verletzungen und auch wegen der Sperre für Bastian Himmer etwas die Kräfte ausgegangen. Wir können festhalten, dass wir uns leistungsmäßig verbessert haben, aber auch die anderen Teams haben eine Schippe draufgelegt. Aber wir sind ein junges Team, wir müssen den eingeschlagenen Weg weiter beschreiten, bis September weiter Matchpraxis sammeln, und dann bin ich sicher, werden wir in Bukarest auch ein gutes Turnier spielen.“
Portugal – Deutschland 31:7 (12:7)
Personell geschwächt ging das deutsche Team in den zweiten Turniertag, denn der Heusenstammer Tim Biniak musste nach seiner Verletzung im Auftaktspiel gegen Russland auch für den zweiten Turniertag passen. Für beide Mannschaften ging es um den Einzug in die Plate-Runde (Plätze fünf bis acht). Und von Beginn an zeigte sich das Problem, welches sich durch das ganze Spiel ziehen sollte: Das deutsche Team war kaum einmal in Ballbesitz. Pedro Leal eröffnete früh den Punktereigen für Portugal. Doch nachdem Anjo Buckman den Ball auf Fabian Heimpel abgelegt hatte, gewann der das Sprintduell mit Aderito Esteves und besorgte mit Versuch und Erhöhung den Ausgleich. Nur eine Minute später jedoch verpasste Marvin Dieckmann ein Tackling, sein Gegenspieler war entwischt und Portugal führte wieder.
Das deutsche Team blieb vorrangig in der Defensive gebunden. Man konnte die Ankicks nicht gewinnen und war auch bei Standards unterlegen. Und so konnte man auch aus der Zeitstrafe nach Gelber Karte für Pedro Avila kurz vor der Pause kein Kapital schlagen. Die erfahrenen Portugiesen nutzten jetzt ihre Chancen konsequent und legten noch drei Versuche nach, während die DRV-Mannen ihre Angriffe nicht ruhig zu Ende spielten und so ohne weitere Punkte blieben. Ein weiterer Wermutstropfen: Elmar Heimpel und Bastian Himmer gingen sichtlich angeschlagen vom Platz.
„Es ist natürlich schwer, gegen eine so erfahrene Mannschaft aus der World Series die ganze Zeit zu verteidigen“, so ein hörbar enttäuschter DRV-Leistungssportreferent Manuel Wilhelm. „Wir sind einfach zu selten in Ballbesitz gewesen und wollten dann zuviel. Schade, dass es am Ende so deutlich war. Aber jetzt heißt es Mund abputzen und Rang neun in Angriff nehmen.“
Punkte: 7:0 (1.) Versuch & Erhöhung Pedro Leal, 7:7 (3.) Versuch & Erhöhung Fabian Heimpel, 12:7 (4.) Versuch Francisco Almeida, 19:7 (8.) Versuch Afonso Rodrigues & Erhöhung Pedro Leal, 24:7 (11.) Versuch Jose Vareta, 31:7 (14.) Versuch David Mateus & Erhöhung Diogo Miranda
Bowl-Halbfinale: Ukraine – Deutschland 7:12 (7:7)
Ein echtes Kampfspiel war das Bowl-Halbfinale, doch am Ende triumphierte das deutsche Team verdient über die Ukraine. Die ansonsten gute Verteidigung der DRV-Auswahl wurde früh vom schnellen Oleg Kosariev überrascht, der auf der rechten Seite drei deutsche Spieler abhängen und zum Versuch ablegen konnte, den er auch gleich selbst erhöhte. Doch die Antwort ließ nicht lang auf sich warten: Rafael Pyrasch passte den Ball am Boden liegend auf Anjo Buckman, der einen 30-Meter-Sprint bis ins ukrainische Malfeld anzog. Die Erhöhung zum Ausgleich kam diesmal von Phil Szczesny. Die Schlussphase der ersten Hälfte gehörte der Ukraine, die nach Gelb für Bastian Himmer (6.) in Überzahl agierte, aber keine Punkte generieren konnte.
Im zweiten Durchgang leisteten sich beide Teams einige unnötige Handlingfehler. Die beste Aktion lieferte Samuel Rainger, der einen Überkick versuchte, den Ball aber knapp nicht erlaufen konnte. In der 10. Minute zeigte der italienische Unparteiische erneut Bastian Himmer die Gelbe Karte. Der Heidelberger ist damit für das Bowl-Finale gegen Italien gesperrt. Doch in Unterzahl gelang die Entscheidung. Erneut war es Buckman, der den Ball aufnahm und beherzt zum Versuch sprintete. Der Erhöhungskick von Pierre Mathurin ging zwar daneben, aber die Zeit war dann auch abgelaufen.
Manuel Wilhelm: „Nicht besonders schön, weil wir nicht so rechts ins Spiel gekommen sind. Aber gewonnen – abhaken!“
Nach dem etwas unglücklichen Remis gegen Italien in der Vorrunde hatte man sich nun im Bowl-Finale, dem Spiel um Platz neun, einiges vorgenommen. Doch kaum war das Spiel angepfiffen, lag man auch schon zurück. Guido Barion hatte sich auf der linken Seite davon gestohlen und legte außen ab. Das deutsche Team ließ sich davon jedoch nicht schocken und erspielte sich mehrere gute Chancen. Fabian Heimpel war durchgebrochen, wurde aber gerade noch gestoppt, Samuel Rainger versuchte es mit einem Überkick, konnte den Ball dann aber nicht kontrollieren. Die DRV-Auswahl war am Drücker, musste aber auf Konter der Italiener aufpassen. In der vierten Minute belohnte Phil Szczesny sein Team jedoch für die Anstrengungen mit dem ersten Versuch, den Heimpel sicher erhöhte und Deutschland damit in Führung brachte. „Ballbesitz ist wichtig“, rief Coach Rainer Kumm seinen Jungs zu, und die beherzigten das. Man setzte Italien weiter unter Druck, und nach einer schönen Spielverlagerung war es Robert Hittel, der den Ball zum 12:5 ins Malfeld trug. Der Erhöhungskick misslang diesmal.
Wieder punkteten die Azzurri früh. Ein Verteidigungsfehler auf der rechten Seite ermöglichte Steven Bortolussi den Durchbruch, und der bestrafte das deutsche Team für diese Unaufmerksamkeit mit einem Versuch, der jedoch nicht erhöht wurde. Das deutsche Team blieb also knapp vorn. Doch die Kräfte des dezimierten DRV-Teams schwanden nun merklich. Und so gelang Italien nach einem verpassten T ackling noch der Spiel entscheidende dritte Versuch. Das deutsche Team kam zwar noch einmal tief in die gegnerische Hälfte, doch ein Straftritt für Italien beendete die Partie.
„Ich denke, wir waren hier das bessere Team“, so Manuel Wilhelm. „Aber die Italiener haben ihre Chancen clever genutzt, als uns langsam die Kräfte ausgingen.“
Punkte: 5:0 (1.) Versuch Guido Barion, 5:7 (4.) Versuch Phil Szczesny & Erhöhung Fabian Heimpel, 5:12 (6.) Versuch Robert Hittel, 10:12 (8.) Versuch Steven Bortolussi, 15:12 (13.) Versuch Matteo Falsaperla