Gastgeschenke können die Rugger des SC 80 nicht erwarten, wenn sie am Samstag um 12 Uhr beim Heidelberger RK aufschlagen - (c) Jürgen Keßler
So jetzt wird es ernst. Im Viertelfinale der Bundesliga-Meisterrunde kommt es zum großen Schlagabtausch zwischen Nord/Ost und Süd/West. Nach Monaten in denen man sich nur aus der Ferne beobachten und belauern können müssen jetzt die Karten auf den Tisch, schließlich können nur die vier Mannschaften die am Samstag das Spielfeld als Sieger verlassen, weiterhin vom goldenen Meisterkranz träumen. Wir werden für Euch versuchen von allen Spielen einen LiveTicker anzubieten. Wenn ihr diesen Service schätzt und unterstützen wollt, solltet ihr im Vorbeigehen ein paar Taler bei der dazugehörigen Spendenaktion lassen!
Heidelberger RK : SC Frankfurt 1880 Samstag, 25. Mai 12 Uhr
Ein Klassiker erwartet die Fans an Main und Neckar: Heidelberger RK und SC Frankfurt 1880 standen sich in der Vergangenheit bereits drei Mal im Finale der Meisterschaft gegenüber – jetzt treffen die beiden Rivalen schon im Viertelfinale aufeinander. Die Frankfurter, zuletzt nicht gerade erfolgsverwöhnt, werden an alte Erfolge anknüpfen wollen und auch die schmachvolle Niederlage vom April vergessen machen wollen: Das Rückspiel der Meisterrunde hatte der SC 1880 mit 0:97 verloren.
Ganz so schlimm dürfte es diesmal nicht werden. Dafür sollten schon die drei Kiwis im Kader – Tim James Manawatu, Kieran Manawatu und Chad Shepherd – sorgen, die diesmal wieder auf dem Platz stehen. Vor allem Shepherd, der mit den Susie Sevens gerade bei den Amsterdam 7s abgeräumt hat, wird darauf brennen, einen weiteren Erfolg zu erzielen.
Beim Heidelberger RK gibt man sich indes betont gelassen. Das Ziel der Mannschaft ist klar: Nachdem der Ruderklub am vergangenen Wochenende zum ersten Mal in seiner 141-jährigen Vereinsgeschichte den internationalen North Sea Cup (NSC) gewonnen hat, wollen sie jetzt zum vierten Mal in Folge den deutschen Meistertitel holen.
Dennoch ist sich das Team im Klaren darüber, dass das Viertelfinale kein Spaziergang wird, laut Schlussmann Steffen Liebig. „Wir erwarten eine ganz andere Frankfurter Mannschaft als in den beiden Vorrundenspielen. Alle Spieler sind offenbar an Bord. Die Frankfurter haben nichts zu verlieren.“ In den letzten Trainingseinheiten vor dem Viertelfinale haben die HRK-Rugger den Schwerpunkt darauf gelegt, die erkannten Fehler aus dem 34 : 10 gewonnenen NSC-Finale zu korrigieren. „Wir haben unser Zusammenspiel und die Spielstrukturen weiter gefestigt und uns in zahlreichen individuellen, positionsspezifischen Einheiten auf das Spiel gegen Frankfurt vorbereitet“, so Liebig. Prop Samy Füchsel ist weiterhin verletzt und auch auf Verbinder Thorsten Wiedemann wird der HRK verzichten müssen. Ebenfalls fraglich war zuletzt der Einsatz von Sean Armstrong (Gedrängehalb), Patrick Schliwa (Prop), Ansgar Ruhnau (3. Reihe), Raynor Parkinson (Verbinder).
TotalRugby-Prognose: Der Heidelberger RK wird sich im Derby gegen den aufopfernd spielenden SC Frankfurt 1880 nichts anbrennen lassen. Zwar wird das Ergebnis bei weitem nicht so deutlich ausfallen, wie in den beiden voran gegangenen Spielen der Saison. Doch am Ende siegt der in allen Belangen überlegene HRK verdient und deutlich. HRK + 43.
Hannover 78 : RG Heidelberg Samstag, 25. Mai 15 Uhr
Am vergangenen Wochenende hat Hannover 78s Cheftrainer Carsten Segert, nur einer von zwei hauptamtlichen Bundesliga-Trainern in Deutschland, seine Mannschaft in einem intensiven Trainingswochenende auf das zweite Kräftemessen mit einem Gegner aus dem Süd/Westen der Republik eingestellt. Der erfahrene Übungsleiter hat nach eingehender Analyse des Gegners unter anderem schnelle Richtungswechsel nach Kontaktsituationen trainieren lassen, da er die Defensive der Kurpfälzer hier für besonders verwundbar hält, berichtet ein Spieler aus dem Lager des Nord/Ost-Champions. Verzichten muss Segert auf die langzeitverletzten Stürmer Benjamin Krause (Karriere-Ende nach Nackenverletzung), Lutz Wiechers (Hüftschaden) und Mark Gordon (Bandscheibenvorfall). Dennoch ist dem 78-Coach vor den Heidelbergern keinesfalls Bange. „Das ist unser bisher stärkster Gegner. Wir freuen uns auf diese Partie“, zollte der Wahl-Hamburger den Gästen in der Laatzener Woche großen Respekt. Besonders gewarnt zeigt man sich am schnellen Graben von den schweren RGH-Stürmern und den ehemaligen Hannoveranern Bastian Himmer, Florian Wehrspann und Mike Härtel.
Mit Marvin Dieckmann, dem vierten ehemaligen Hannoveraner im Kader der Heidelberger, droht der RGH allerdings ein ganz wichtiger Leistungsträger auszufallen, der wendige 7er-Nationalspieler hat sich im Training eine schmerzhafte Knieverletzung zugezogen. Außerdem muss Coach Bernd Schöpfel auf die Dienste der Dritte-Reihe-Stürmer Vincent Fischer, Marcel Eloff (beide privat verhindert), Carsten Lang (Grippe) sowie Innendreiviertel Patrick Schachner (privat verhindert) verzichten. „Das wird ein ganz enges Spiel, aber wenn wir konzentriert agieren ist durchaus etwas drin“, zeigt sich RGH-Manager und Ex-Nationaltrainer Rudolf Finsterer gewarnt. „In der Hintermannschaft sind beide Mannschaften ebenbürtig, die Partie wird also im Sturm entschieden“, ergänzt RGH-Trainer Schöpfel. Auch die Rudergesellschaft, die schon am Freitag in die niedersächsische Landeshauptstadt reist, ist in der Vorbereitung auf diese Begegnung neue Wege gegangen, so haben beispielsweise die beiden 15er-Nationaltrainer Kobus Potgieter und Pieter Jordaan sowie Frankreich-Profi Clemens von Grumbkow jeweils eine Trainingseinheit im Fritz-Grunebaum-Sportpark geleitet.
TotalRugby-Prognose: Profitrainer an der Seitenlinie, blütenweiße Weste, maximale Punktzahl, Heimvorteil, die Topscorer der Liga in den eigenen Reihen und einen ausgeruhten Kader. Die Favoritenrolle zwischen der Heimmannschaft und den Gästen aus dem Süden ist klar verteilt. Die Rudergesellschaft müsste sich schon deutlich stärker präsentieren als in den abgelaufenen Begegnungen dieser Spielzeit um bei der „Hannover-Auswahl“ eine Siegchance zu haben. Wir tippen auf einen Sieg von 78 mit +13 Punkten.
Berliner RC : TV Pforzheim Samstag, 25. Mai 15 Uhr
Der BRC hat seine Pflicht absolviert, was jetzt folgt ist die Kür. Daher macht man sich in Berlin nicht allzu große Hoffnungen und lässt es einfach geschehen. Nichtsdestotrotz haben die Berlin-Charlottenburger mit ihrer bisher erbrachten Leistung über ihre Erwartungen gespielt. Am Anfang der Saison gab man sich noch recht bescheiden, da die Mannschaft komplett neu gewürfelt wurde. Junge Talente sind aufgestiegen, alte Hasen haben den Platz verlassen. Mit solch einer Situation wäre nicht jeder Club zurecht gekommen. Daher ist es ein großes Verdienst des zu Beginn der Saison engagierten Trainers Danny Stephens, diese Mannschaft zu einem meisterschaftstauglichen Team zu formen. Mit dem TV Pforzheim kommt auch kein anderer als der amtierende Deutsche Vizemeister, von daher ist die Marschrichtung für die Berliner klar: „Wir wollen das Spiel so lange wie möglich offen halten, obwohl mit dem TV Pforzheim einer der großen Favoriten um die Deutsche Meisterschaft antreten wird und wir ebenso wissen, dass die aktuelle Saison am Samstag für uns vorbei sein könnte“, so Berlins Elenio Mattera. Daher fällt die Gegneranlayse auch nicht schwer, weiß man doch um Pforzheims hochkarätige Qualitäten. Den kommenden Kontrahenten hat man zwar per Videoanalyse genau beobachtet, aber dennoch versucht man der Spree weiterhin an den eigenen Stärken zu arbeiten und die Schwächen auszumerzen. Leider fällt zu diesem Spiel der erfahrene Hase Boris Siebenhörl aus, der es genau verstand, seine Mannschaft auf die Erfolgsspur zu bringen. Ebenso muss der starke Eckdreiviertel Marc Wiegand wegen einer Schlüsselbeinverletzung auf der Tribüne Platz nehmen. Jedoch wird Coach Danny Stephens in dieser Woche hart daran gearbeitet haben, dass seine Jungs am kommenden Samstag eine ebenbürtige Leistung absolvieren.
In der Goldstadt könnte die Motivation nicht besser sein: „Das ist es, worauf unsere Jungs die ganze Saison hin trainiert haben. Die Spieler haben genug vom Training und wollen jetzt endlich raus und echtes Rugby spielen.“, gibt Pforzheims Trainer John Willis klar zum Verständnis. Mit solch einer hochkarätigen Mannschaft dürfte dies auch kein Problem sein, denn schließlich spielen neben Ex-Nationalmannschaftskapitän Mustafa Güngor noch etliche weitere international erfahrene Akteure in seinem Team. Aber dennoch unterschätzt er die Berliner nicht, hat man in Pforzheim noch die ein oder andere Erinnerung an ein körperlich hartes Spiel. Trotzdem gibt man alles, was man hat, denn schließlich befindet sich auch Pforzheim auf der Zielgeraden zum Finale und man will jetzt nicht stolpern. Dafür hat man so einiges getan an der Enz: „Wir haben unsere Trainingsintensität erhöht und gehofft, dass sich unsere Spieler in den drei Wochen Spielpause genug erholt haben. Aber die große Sache war, dass unsere Kommandos bei jedem einzelnen Spieler klar sind und jeder weiß, was er in den verschiedenen Spielfeldzonen zu machen hat.“, gibt Willis zu verstehen. Natürlich weiß er auch, dass ein Anwärter auf den Titel jede Hürde meistern muss, aber dennoch trägt er Sorge um die Verletzungsfreiheit seiner Akteure, will er doch unbedingt diesmal im Finale den Pott liften dürfen. Derzeit sind alle Mann mit an Bord, bis auf Prop Udo Schwarz, der an einer partiellen Nackenverletzung laboriert.
TotalRugby Prognose: Der Eine will dem anderen nichts schenken, weil er weiß, dass es für ihn das Aus bedeutet. Der Andere hingegen muss unbedingt weiterkommen, um ins Finale zu gelangen. Das wird in den ersten Minuten ein Spiel auf Augenhöhe. Am Ende setzt sich jedoch die personelle Klasse des amtierenden Vizemeisters Pforzheim durch und wird mit +20 Punkten das Spielfeld Richtung Halbfinale verlassen
SC Neuenheim : RK 03 Berlin Samstag, 25. Mai 16 Uhr
Die Verantwortlichen des RK 03 Berlin sind sich der schweren Aufgabe am Sonnabend (25. Mai, 16 Uhr) beim SC Neuenheim sehr wohl bewusst. „Wir haben nichts zu verlieren, wollen uns teuer verkaufen und dann mal sehen, was dabei herauskommt“, sagt RK-Sprecher Lutz Joachim. Er sieht dabei den Süd-West-Zweiten Neuenheim als klaren Favoriten in dieser Partie. „Dennoch ist es ein K.-o.-Spiel und wir werden uns so teuer wie möglich verkaufen. Gutes Rugby können auch wir spielen“, gibt Joachim zu bedenken.
Nervenstärke haben die Berliner bereits im Achtelfinale gegen den RK Heusenstamm bewiesen. „Trotz dünnen Kaders, Verletzungen, vier Spielen in zwölf Tagen und einem Rückstand haben wir immer an uns geglaubt“, betont der RK-Sprecher. Auf dieser gezeigten Leistung will der RK aufbauen – wohl wissend, dass gegen den SCN neben Nervenstärke auch spielerische und kämpferische Qualität gefragt sind. Aber die Hauptstädter geben sich selbstbewusst. „Wir haben unser normales Trainingsprogramm abgespult und uns nicht speziell auf den SCN vorbereitet“, sagt Lutz Joachim. Dennoch sind noch die Nachwehen der englischen Wochen zu spüren, haben sich noch nicht alle Spieler von ihren Verletzungen erholt. Aber das Trainergespann Lowdon/Lill werde wohl eine volle Mannschaft aufstellen können, gibt sich Joachim kämpferisch. Und auch der langen Bahnfahrt von Berlin nach Heidelberg kann er etwas Positives abgewinnen. „Das sind wir ja aus den vergangenen Jahren gewohnt“, betont der RK-Sprecher.
"Ich gehe von einem deutlichen Sieg aus, wenngleich man diese kampfstarken Berliner nie unterschätzen darf", zeigt sich SCN-Coach Uwe Schwager im Gespräch mit der Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung selbstbewußt. Mit der lautstarken Unterstützung der Jungs und Mädels der freiwilligen Feuerwehr Neuenheim will der „mitgliederstärkste Rugbyverein Deutschlands“ ins Halbfinale stürmen.
TotalRugby-Prognose: In der Hintermannschaft sind die Berliner mit Sicherheit ein unbequem zu spielender Gegner, doch der Sturm der Königsblauen ist für die Gelb-Schwarzen eine Nummer zu groß, an der heimischen Tiergartenstraße ziehen die Heidelberger mit +59 Punkten ins Halbfinale ein.
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