RGH-Routinier Edmore Takaendesa möchte morgen mit den Kurpfälzern das Viertelfinale klar machen - (c) Jürgen Keßler
Der Start der K.O.-Runde der Bundesliga-Meisterrunde ist ohne Zweifel von den zahlreichen Spielabsagen der vergangenen Tage überschattet. Es steht fest: In der kommenden Saison bedarf der K.O.-Modus einer Korrektur, das Prinzip David gegen Goliath kombiniert mit den englischen Wochen, hat so nicht funktioniert. Zumal die für den Zeitraum der Zwischenrunde angedachten Regionalauswahlen noch nicht aktiv sind. Doch zurück zum sportlichen, die Spiele die geblieben sind haben es fast alle in sich. Lediglich der RC Mainz reist als krasser Underdog zu Hannover 78, doch hier gilt: Hochachtung vor den Mainzern. Die Rheinland-Pfläzer stellen sich der Herausforderung und wollen die Saison ehrenvoll zu Ende bringen.
Berliner RC : ASV Köln Samstag, 04. Mai 15 Uhr
Der BRC ist trotz der harten englischen Wochen sehr gespannt auf den Vergleich mit dem Süden des Landes und freut sich auf das kommende Spiel gegen den ASV Köln. Zuletzt trafen die Charlottenburger vor zwei Jahren in der ersten Bundesliga auf die Kreuzritter und man erinnert an sich an so manch harte Spiele: „Als sie vor zwei Jahren in der Bundesliga gespielt haben, hatten wir ordentlich für den Sieg zu kämpfen. Seitdem haben sie einige Bundesligaspiele mehr auf dem Buckel und sind daher vielleicht etwas erfahrener und abgezockter. Was man Woche für Woche in den Previews gelesen hat, klang auch nicht zu schlecht, für diese schwere Südgruppe.“, berichtet Elenio Mattera. Die Berliner wurden zuletzt vom Nord-Tabellenprimus Hannover 78 gefordert und mussten eine weitere Niederlage gegen die Niedersachsen einstecken, dennoch tut das der Motivation keinen Abbruch. „Das Spiel hat uns allen trotz der Niederlage richtig Spaß gemacht und wir hoffen, dass uns die Kölner am Samstag ähnlich fordern, obwohl wir wissen, dass der Weg nach Berlin weit ist und viele Kräfte auf der Strecke liegen bleiben werden.“. In erster Linie stand aber beim Berliner Training die Regeneration im Vordergrund und eine explizite Vorbereitung auf das Spiel am Samstag fiel daher weitgehend aus. Nichtsdestotrotz weiß man um die eigenen Stärken und versucht diese weitgehend im Spiel einzusetzen: „Wir haben einen guten Sturm mit sicheren Standards. Wenn die Stürmer es schaffen, mit sicheren Bällen die schnelle Hintermannschaft zu füttern, können wir versuchen, die Kölner gleich in die Defensive zu drängen.“, prognostiziert Mattera. Eine klare Zielsetzung für die laufende Saison wurde jedoch nicht ausgerufen: „Das ist für ein Großteil der Mannschaft und auch für unseren Coach Danny Stephenson das erste Jahr in der ersten Bundesliga, sodass es hier erst mal um Erfahrung geht. Wir wollen das Spiel natürlich gewinnen und in das Viertelfinale einziehen, aber weiter denken wir momentan nicht.“. Trotz der harten englischen Wochen kann BRC-Coach Danny Stephenson aus dem Vollen schöpfen. Lediglich dritte-Reihe-Stürmer Rob Taylor muss am Samstag passen.
Die Kölner konnten sich in den letzten Monaten durch ihre erstklassigen Gegner weiterentwickeln und freuen sich ebenfalls auf den ersten Nord-Süd Vergleich. Dennoch behalten die Jecken im Hinterkopf, dass der BRC die Meisterrunde auf dem zweiten Platz beendet hat und demzufolge als klarer Favorit in das Spiel hineingeht. „Wir möchten aber an die Leistungen gegen Frankfurt, Heusenstamm und die RG Heidelberg anknüpfen und werden versuchen, den Berlinern alles abzuverlangen. Die K.O. Runde bringt natürlich noch eine besondere Brisanz mit sich. Es geht hier um alles oder nichts. Wir möchten uns hier für die anstrengende und kräftezehrende Saison belohnen.“, gibt Kölns Nicolai Koch kampfbetont die Marschrichtung seiner Kreuzritter vor. Die Motivation für das Spiel ist demzufolge enorm groß und man wird alles daransetzen, mit einem vollen Kader in die Bundeshauptstadt zu fahren. Obwohl jetzt schon feststeht, dass Verbinder Martin Albers aufgrund seiner Fußverletzung immer noch auf der Tribüne Platz nehmen muss. Und auch Gedrängehalb Philipp Gerigk musste aus familiären Gründen absagen. Allerdings kehrt der junge Außendreiviertel Ben Hesse nach seiner Pause, bedingt durch eine Gehirnerschütterung, wieder in die Mannschaft zurück. Optimistisch blickt Nicolai Koch daher in die kommende Partie: „ Alle verfügbaren Spieler sind hochmotiviert und brennen auf das Spiel. Wenn an diesem Tag alles klappt und etwas Glück hinzukommt, ist vielleicht sogar eine Überraschung drin…“.
TotalRugby Prognose: Die lange Fahrt wird den Kölnern sichtlich in den Beinen stecken. Dies wird der Hausherr von Anfang an gnadenlos ausnutzen und nach wenigen Minuten den ersten Versuch erzielen. In Halbzeit zwei kommen die Gäste vom Rhein zwar besser ins Spiel, aber zum Sieg wird es nicht mehr reichen. Der BRC sichert sich mit +16 Punkten den Einzug ins Viertelfinale.
RK 03 Berlin : RK Heusenstamm Samstag, 04. Mai 15 Uhr
In Berlin macht sich rechts der Spree ein wenig der Pessimismus breit. Die letzten vier Spiele in den vergangenen 12 Tagen stecken noch immer in den Knochen und „die Spieler sind mittlerweile in so einer Art „Trotzphase“. Jeder freut sich wenn er Rugby spielen und für den RK 03 auflaufen darf, aber das Pensum der letzten zwei Wochen hat enorm an den Kräften gezerrt.“, gibt Berlins Lutz Joachim zu verstehen. Da kommt es den jungen Ostberlinern deutlich ungelegen, dass direkt nach dieser harten Phase ein Konkurrent auf Augenhöhe im Stadion Buschallee aufläuft, gegen den man in den letzten Jahren schwer bestehen konnte. Und dass dies auch noch in der entscheidenden Phase der Saison passiert, trägt nicht unbedingt zur Stimmungsaufhellung bei. Dennoch gibt sich Joachim ob der harten Bedingungen kämpferisch: „In den K.O. Spielen ist alles möglich und wir wollen natürlich so weit wie möglich kommen. Es geht ins Achtelfinale, gegen einen Gegner auf Augenhöhe und wir spielen zu Hause bei perfekten äußeren Bedingungen vor vielen Zuschauern. Da wird jeder wieder alles aus sich rausholen und für den RK 03 kämpfen bis zum Umfallen. So ein K.O. Spiel ist für jeden Spieler was Besonderes und wir freuen uns enorm drauf.“. Wer von den Schwarz-Gelben alles am Samstag auflaufen wird, kann noch nicht entschieden werden, da die Verletztenliste „den Text hier sprengen würde. Wir haben noch keine Ahnung, wer am Samstag alles zur Verfügung steht. Wir werden lediglich irgendwie versuchen, 15 Leute auf den Platz zu stellen, die Rugby spielen können.“, resigniert Joachim und schickt sogleich einen Knuffer in Richtung Bundesligaspielleitung: „Für uns ist das Achtelfinale eine klare Wettbewerbsverzerrung, da die Teams unter ungleichen Voraussetzungen antreten. Das ist schade und sollte auch nicht im Sinne des DRV sein. Es ist ebenfalls schade, wenn man sich nicht angemessen auf das wichtigste Spiel der Saison vorbereiten kann.“.
Der RK Heusenstamm indes gibt sich gefasster und legt den Fokus auf das kommende Spiel. „Die Gegner aus der Meisterrunde Nord/Ost einzuschätzen, fällt uns sehr schwer. Aber den RK 03 kennen wir natürlich aus den vergangenen Spielzeiten. In Berlin haben wir uns immer schwer getan und konnten dort in der jüngsten Vergangenheit nie gewinnen. Ich schätze den RK 03 nicht stärker ein als uns, aber auf jeden Fall auf Augenhöhe. Wir sind also gewarnt.“, fasst Heusenstamms Trainer Jens Steinweg die Lage zusammen. Vor der Saison wurde das Ziel „Viertelfinale“ ausgerufen und die jungen Hessen werden mit Sicherheit alles daran setzen, dieses auch zu erreichen. Da die Spielweise des RK 03 in Heusenstamm kein unbeschriebenes Blatt ist, wurde im Hinblick auf das Wochenende auch explizit darauf trainiert, um endlich mal wieder einen Sieg in Berlin zu ergattern. Zum weiteren Verlauf, im Falle eines Sieges im Achtelfinale, gibt sich Steinweg keinen Illusionen hin: „Hier würde man dann auf den Zweiten der Süd/West-Gruppe treffen und da müsste es dann schon eine Mega-Überraschung geben, um weiterzukommen.“. Aber wie gesagt, liegt der Fokus erst mal auf den kommenden Samstag und die Heusenstammer sind alle topmotiviert. „Wir haben noch einige Rechnungen in Berlin offen und wir werden alles daran setzen, in Berlin mal wieder zu gewinnen.“. Die Kaderliste hat sich im Vergleich zu den vergangenen Spielen, in denen man knapp besetzt war, deutlich gebessert und bis auf Nao Hiki sind alle Mann mit an Bord und hungrig auf einen Sieg.
TotalRugby Prognose: Der RK Heusenstamm ist fit und siegeshungrig. Die Berliner hingegen pfeifen aus dem letzten Loch. Dennoch wird der Heimvorteil und der daraus resultierende Motivationsschub durch die Fans einen Ruck durch die Mannschaft gehen lassen, weshalb eine Prognose sehr schwer zu fällen ist. Nichtsdestotrotz werden die jungen Hessen, aufgrund der besseren Voraussetzungen, erstmals wieder ihre Niederlagenserie in der Hauptstadt beenden und mit +8 Punkten das Spielfeld verlassen.
FC St. Pauli : SC Frankfurt 1880 Samstag, 4. Mai 15 Uhr
Der FC St. Pauli empfängt Sonnabend (4. Mai) im Achtelfinale den SC Frankfurt 1880. Ankick zu der interessanten Partie ist um 15 Uhr. Die Hausherren sehen sich dabei gegen den Ex-Meister zwar als krasser Außenseiter, der keine Chance hat, „doch diese wollen wir trotzdem nutzen und für eine Riesenüberraschung sorgen“, sagt St.-Pauli-Sprecher Oliver Winkler. Ein Ausscheiden wäre aber auch kein Beinbruch. „Wichtig ist die Leistung, die wir in diesem Spiel abrufen, um zufrieden in die Sommerpause gehen zu können“, betont Winkler. Bei diesem Vorhaben können die Kiez-Rugger auf einen vollen Kader zurückgreifen.
Sich selbst sieht man als positives Beispiel der Ligareform. „Sportlich haben wir uns weiterentwickelt und auch den großen Teams Paroli geboten. Sportliche Überforderungen gab es kaum“, sagt Oliver Winkler. „Wir gehen den eingeschlagenen Weg weiter. Wir haben drei Herren-Teams, die diese Saison in ihren Ligen ordentliche Leistungen abgerufen haben. Eine wichtige Aufgabe wird es sein, die Jugendspieler in die ersten beiden Herrenteams fest zu integrieren.“
Bei den Frankfurtern war Frustbewältigung nach der hohen Niederlage beim Heidelberger RK angesagt. Doch die Mainstädter haben das Spiel schnell abgehakt und den Fokus auf die Play-offs gerichtet. „Eine Prognose ist schwer, da wir nichts über St. Pauli wissen. Es scheint eine kampfstarke Truppe zu sein, deren Stärken in der dritten Reihe und auf den Außenpositionen liegen“, sagt SC-Trainer Daniel Cünzer. In seinem Team sei die Stimmung gut und alle Spieler seien für das Spiel in Hamburg motiviert.Gedrängehalb Dennis Feidelberg wird trotz leichter Blessuren die Frankfurter aufs Feld führen. Verzichten muss Cünzer dagegen definitiv auf das Brüderpaar Manawatu, das beim Jugendfestival des Vereins als Trainer im Einsatz sind. Eventuell wird dort auch Chad Shepherd (Gedrängehalb) den SC-Nachwuchs betreuen. Definitiv werden Daniel Preussner (Zweite Reihe, Nase) und Dritte-Reihe-Spieler Oliver Werner (Gehirnerschütterung) ausfallen. Prop Ralph Klinghammer, Alex Hauck (Dritte Reihe) und Jannis Läpple (Zweite Reihe) sind dagegen wieder fit und einsatzbereit.
TotalRugby Prognose: So ganz unbekannt dürfte den Frankfurten der FC St. Pauli nicht sein, spielte vergangene Saison die Zweitvertretung der Mainstädter doch im Zweitligafinale gegen die Hamburger. Daher weiß der SC wohl schon, dass es eine enge Partie werden könnte, bei der die Gäste am Ende dennoch mit +20 Punkten die Nase vorn haben werden.
DSV Hannover 78 : RC Mainz Samstag, 4. Mai 15 Uhr
DSV Hannover 78 empfängt am Sonnabend (4. Mai) um 15 Uhr den RC Mainz. Den Mainzern ist hoch anzurechnen, dass sie sich auf den Weg in die niedersächsische Landeshauptstadt machen. Die Liste mit nicht einsatzfähigen Spielern würde auch etablierte Mannschaften in die Knie zwingen. Bereits in den vergangenen Spielen musste Trainer Jörg Barthel auf Spieler der zweiten Mannschaft zurückgreifen. „Die Stimmung im Team ist dennoch okay. Wir haben zwar kräftig auf die Ohren bekommen, aber wir konnten einige neue Spieler aus der zweiten Mannschaft einsetzen, die sich wacker geschlagen haben. Dennoch gehen wir jetzt absolut auf dem Zahnfleisch“, betont Barthel. Bei Mainz ist man daher froh, dass die Saison nach dem Spiel gegen Hannover zu Ende ist. „Wir wollen aber erhobenen Hauptes in die Ferien gehen und deshalb werden wir durchhalten und alle Spiele spielen“, so die Vorgabe des Trainers. Danach gilt es, die Spieler wieder aufzubauen und für die neue Spielzeit zu motivieren. Die Teilnahme an der Meisterrunde sieht man bei den Mainzern eher als Betriebsunfall an. So haben die Rheinland-Pfälzer versucht, das Beste daraus zu machen und für kommende Aufgaben Erfahrungen zu sammeln.
TotalRugby Prognose: DSV 78 wird den Mainzern keine Chance lassen und mit +99 Punkten ins Viertelfinale einziehen.
RG Heidelberg : SC Germania List Samstag, 4. Mai 17:30 Uhr
Die Orangenen der RGH werden es im Achtelfinale am Sonnabend (4. Mai, 17.30 Uhr) mit dem SC Germania List zu tun bekommen. Eine Partie, die auch eine gewisse Spannung in sich birgt. „Nach drei Siegen in Folge wollen wir unseren Aufwärtstrend mit in das Achtelfinale nehmen. Unsere Mannschaft zeigte sich zuletzt konzentriert und spielfreudig gegen zwei etwas schwächere Mannschaften sowie beim Sieg gegen den RK 03 Berlin“, betont SC-Abteilungsvize Dirk Städler. Nun wartet ein noch stärkerer Gegner auf sein Team. „Wir freuen uns auf das Spiel, sind sehr motiviert und werden mit einer schlagkräftigen Truppe zur RGH reisen. Dann werden wir versuchen, unser Spielsystem zu spielen und hoffen, eine vernünftige Partie abzuliefern“, erklärt Städler.
Etwas wehmütig ist der Blick zurück auf die Gruppenphase. „Im vergangenen Oktober und November haben wir zu viele Punkte liegen gelassen.“ Aber dennoch sind die Verantwortlichen nicht unzufrieden mit der Saison und geben die Marschrichtung für die kommende Spielzeit vor. „Wir hatten jetzt einen dynamischen Ausklang und wollen zukünftig einen Platz unter den ersten vier in der Gruppenphase anstreben. Das hätte auch den positiven Aspekt, dass man das Achtelfinale auf eigenem Platz spielen könnte“, sagt Dirk Städler. Die Rudergesellschaft Heidelberg ist also gewarnt, besonders unter dem Aspekt, dass die Orangenen in den jüngsten Spielen spielerisch wenig überzeugen konnten und ein wenig kriseln.
Doch RGH-Trainer Bernd Schöpfel lässt keine Ausreden gelten. „Unser Ziel ist ein Fünf-Punkte-Sieg, mit dem wir uns deutlich für das Viertelfinale gegen den DSV 78 qualifizieren.“ Auf die leichte Schulter nimmt Schöpfel die Hannoveraner indes nicht. „Germania hat sich dieses Jahr von Spiel zu Spiel gesteigert. Wir werden unseren Gegner keinesfalls unterschätzen. Deshalb haben wir uns intensiv vorbereitet und an den Schwächen der vergangenen Spiele gearbeitet.“ Die Heidelberger wollen daher versuchen, ihr Spielsystem durchzusetzen, den Gegner von Anfang an unter Druck zu setzen und damit zu Fehlern zu zwingen.
TotalRugby Prognose: Germania List kann die Hausherren ein wenig ärgern, doch am Ende wird sich die RGH mit +30 Punkten durchsetzen.
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