Montgomery mit zwei seiner über 30 Brüder
Bei seinen ersten Gehversuchen auf internationalem Terrain erntete Percy Montgomery mehr Stirnrunzeln als Applaus. In dem am Kap vor allem rauhen Männern vorbehaltenen Männersport kam sein Dandy-Styling nicht wirklich gut an.
Neben seinem Look mit der von “gehighlighteten” und “gelowlighteten” Strähnchen durchsetzen blonden Föhnwelle, war es auch sein Name und seine Herkunft die es ihm schwer machten. Zum einen hört der Mann, den heute alle liebevoll Monty nennen auf den doch etwas seltsam anmutenden Namen Percival und zum anderen erblickte er eben nicht in Südafrika sondern im benachbarten Namibia das Licht der Welt.
Doch anders als die zahlreichen Machos in den südafrikanischen Rugbyarenen, die er Anfangs weder mit seinem Äußern noch mit seinen spielerischen Fähigkeiten zu überzeugen wußte, eroberte Percy die Herzen der Frauen im Sturm.
Heute ist Percy Montogmery eine Rugbylegende, ein Blick in die Statistiken unterstreicht diese Aussage.
Percy Montgomery ist der Spieler mit den meisten Einsätzen für Südafrika (102), sein letztes Spiel für die Boks war der höchste Sieg der Südafrikaner gegen die Wallabies aller Zeiten (53-8).
Monty, inzwischen 34, begann seine bemerkenswerte Reise vor 11 Jahren, sein Debut gab er 1997 als Innendreiviertel gegen die Lions. Spekulationen wurden laut, dass er der Mannschaft aus eben diesem Grund noch bis nächsten Sommer erhalten bleiben würde, wenn die British Lions in Südafrika zu Gast sind, um seine Laufbahn gegen den selben Gegner wie damals zu beenden. Montgomery aber möchte mehr Zeit mit seiner Familie verbringen, und den Rest seiner Karriere nur noch bei Western Province in Kapstadt spielen.
Mit seinen letzten zwei Erhöhungen summierten sich seine erzielten Punkte für den amtierenden Weltmeister auf 893 – noch ein Rekord – und kein Südafrikaner hat je mehr Erhöhungen (153) oder Straftritte (148) verwandelt, als Percy Montgomery. Aber damit nicht genug, er erzielte außerdem die meisten Punkte in einem Spiel, 35 gegen Namibia in einem Vorbereitungsspiel auf die Weltmeisterschaft vergangenes Jahr, in welcher er im Finale gegen England vier Straftritte verbuchen konnte.
Montgomerys Errungenschaften erscheinen um so größer, bedenkt man, dass er zwei internationale Spielzeiten aussetzte, um für die Newport Gwent Dragons in Wales dem Lederei hinterherzujagen.
Ich persönlich habe – ebenfalls mit hochgezogener Augenbraue – einige Fragen dazu, wie es Percy schaffen konnte all diese Rekorde zu bewerkstelligen.
Ich erinnere mich Monty am Anfang seiner Karriere regelrecht “gehasst” zu haben. Seine schicken weißen Schuhe und die peroxidgebleichte Mähne waren mir stets ein Dorn im Auge. Ein wahrlich komischer Vogel und jemand der meines Erachtens besser in eine Boygroup passte als in ein Rugbyteam!
Aber wie dem auch sei, hier ist Percy nach seinem 102. Spiel! Ein Wunder? Vielleicht! Aber trotzdem hat der Mann sich seine Anerkennung redlich verdient. Der Blick in seine Statistiken hat mich und alle seine anderen Kritiker mundtot gemacht. Er erinnert mich an die Kinder die immer auf dem Schulhof verprügelt und gehänselt wurden um am Ende Kanzler(in), Astronaut oder eben Rugbyweltmeister zu werden.
Montgomerys fast 900 Punkte für die Boks sind doppelt soviel, wie sein Vorgänger als Topscorer, der Legendäre Naas Botha (hierzulande auch bekannt für sein Engagement bei der Wild Rugby Academy), erzielen konnte. Damit ist er auf Augenhöhe mit Englands Jonny Wilkinson. Nicht schlecht, Percival!
Also anscheinend hatten die Mädels von Anfang an das richtige Näschen, als sie ihn schon bei seinem ersten Auftritt auf der internationalen Rugbybühne auf den Rugbyolymp emporschrien. Auch mein Respekt hat sich Percy inzwischen verdient und der “Percy Award”, welchen die australische Fox TV Show “Inside Rugby”, in Anlehnung an Monty, stets für den schlechtesten Spieler der Woche verleiht, ist inzwischen doch etwas unangebracht für einen Mann mit Montys Akte.
Also Spaß beiseite. Percy ich salutiere vor dir. Vergessen ist, dass du gar kein Südafrikaner bist und zudem aussiehst wie David Beckham zu seinen metrosexuellsten Zeiten. Für deine 102 Spiele wirst du zum Ehren-Südafrikaner und hast somit eine weitere Trophäe in deiner Sammlung!
Und anscheinend finden deine Teamkameraden deine Frisur gar nicht so schlecht, darauf lassen zumindest die folgenden Fotos schließen:
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