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Neuer 7er-Rugbynationaltrainer Rainer Kumm im Interview
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Geschrieben von DRV Pressemitteilung   
Montag, 11. Februar 2013

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'Ich sehe schon viel Positives, aber auch viel Arbeit!' - (c) Miriam May

Ab dieser Saison kümmert sich mit dem Hannoveraner Rainer Kumm und dem Heusenstammer Markus Walger ein neues Trainerteam um die deutsche 7er- Rugbynationalmannschaft. Kumm ist dabei quasi ein „alter Bekannter“, hat er doch die 7er-Auswahl des DRV bereits bei den EM-Turnieren 2008 und 2009 in Hannover betreut. Der erfahrene Coach sieht das Jahr 2013 allerdings eher als ein Jahr des Erfahrungsammelns, bevor man das Ziel Rio 2016 in den Fokus nehmen kann.

Herr Kumm, was hat sich seit 2009 verändert im 7er-Rugby? Wissen Sie schon, was Sie diesmal erwartet?
Selbstverständlich, sonst hätte ich dieses Amt ja nicht angetreten. Die Veränderungen im 7er- Rugby sind leicht zu formulieren: Es hat Olympischen Status erlangt und steht damit automatisch mehr im Fokus der Aufmerksamkeit. International hat sich seit der Entscheidung des IOC für das 7er-Rugby sehr viel getan. Alle großen Rugby-Nationen investieren jetzt viel Geld, viel Manpower und viel Dynamik in ihre 7er-Teams.

Und wie ist die Situation aus Ihrer Sicht derzeit in Deutschland?
Auch in Deutschland hat sich das Ansehen dieser Variante unseres Sports zwischen 2009 und heute sehr verändert. Wir sind noch ein Stück weg von der europäischen Spitze, aber auch bei uns hat es bereits maßgebliche Veränderungen gegeben. Es wurden regelmäßige Stützpunkttrainings aufgebaut, die etwa in Heidelberg und Heusenstamm bereits hervorragend funktionieren. Ich denke, die Spieler gehen heute viel besser vorbereitet in die Saison, als das noch vor einigen Jahren der Fall war.

Dem allgemeinen Vernehmen nach hat Deutschland den Anschluss an die Nationen, mit denen man vor einigen Jahren noch auf Augenhöhe war, verloren. Können Sie den deutschen Rugby-Fans Hoffnung auf Besserung machen?
Es ist richtig, dass uns Nationen wie Spanien und Portugal, an denen wir uns orientieren, einige Schritte voraus sind. Dort wurden entsprechende Programme und Konzepte schon vor ein paar Jahren umgesetzt. Aber ich sehe auch bei uns viele positive Dinge. Natürlich gibt es auch Bereiche, in denen es noch nicht optimal läuft, aber daran kann man arbeiten. Wenn es aussichtslos wäre, hätte ich mich nicht dazu entschlossen, wieder an der Zukunft des 7er-Rugbys mitzuarbeiten. Ich denke, wir haben einen guten Weg eingeschlagen, um Spieler auf einem hohen Niveau ausbilden zu können, die dann ein wettbewerbsfähiges DRV-Team bilden.

Sie sind in den letzten Jahren in der Jugendarbeit beim TSV Victoria Linden als Trainer aktiv. Wie schätzen Sie denn das Spielerpotenzial in Deutschland ein? Mit Tim Kasten und Mustafa Güngör haben ja gerade zwei erfahrene Akteure ihren Rücktritt erklärt.
Ja, das ist natürlich schade. Solche Jungs, die ihre Erfahrung auf dem Platz an die Jungen weitergeben, braucht man natürlich. Wir haben aber jede Menge Potenzial in Deutschland. Abgesehen von den Spielern, die sich zum Beispiel in Heidelberg fast jeden T ag zusammenfinden und beinahe unter professionellen Bedingungen trainieren, gibt es noch viele junge Spieler mit Talent für das 7er-Spiel. In den Jahrgängen, die in den letzten Jahren die starken U18-Teams gebildet haben, sind einige Spieler dabei, die man aber noch entsprechend formen oder – wenn man es so sagen will – auf die Weide schicken muss. Was denen vor allem fehlt, ist Erfahrung. Die bekommt man aber nur, wenn man Turniere spielt. Ich bin aber überzeugt, dass wir für die Zukunft nicht schlecht aufgestellt sind, und dass sich auch neue Spielerpersönlichkeiten wie etwa ein Mustafa Güngör entwickeln können.

In anderen Ländern werden separate 15er- und 7er-Teams gebildet. Ist das in Deutschland mittelfristig auch möglich?
Es ist natürlich ein Problem, dass fast alle unsere 7er-Spieler auch 15er-Rugby für Deutschland spielen. Da gibt es kaum Pausen. Für einen Amateurspieler ist es schon eine Menge Holz, wenn er pro Saison 40 oder 45 Spiele bestreiten muss. Eine Differenzierung wäre natürlich erstrebenswert, schon weil zum Beispiel die Ansprüche an die Fitness sehr unterschiedlich sind. Aber ich sage auch, dass sich beide Systeme gegenseitig brauchen und man keinesfalls das 15er-Rugby vernachlässigen darf, nur weil das 7er jetzt olympisch ist. Fakt ist: Wir wollen in beiden Varianten gut und erfolgreich spielen. Unser Ziel und unser Anspruch muss es sein, dass wir in Zukunft so viele Talente entsprechend ausbilden, dass wir in der Lage sind, zu Beginn der Saison einen Pool von 60 oder 70 Spielern anzulegen und dann sagen zu können, diese 40 spielen 15er, und die anderen spielen 7er.

Zurück zum Tagesgeschäft: Wie sehen Ihre kurzfristigen Ziele mit dem aktuellen Team aus?
Da kann nur der Klassenerhalt in der Grand Prix Series im Vordergrund stehen. Auf diesem Spielniveau müssen wir Erfahrungen sammeln. Und das wird schon schwer genug. Die meisten unserer Konkurrenten sind deutlich erfahrener als wir. Allein sechs Teams gehören zu den „core teams“ der Sevens World Series. Zwei bis drei weitere sind dort zumindest gelegentlich dabei. Und auch die Ukraine, Italien und Rumänien werden gut vorbereitet in die Turniere gehen.

Und wenn man einmal weiter voraus schaut?
Eine langfristige Planung ist momentan eher schwer möglich. Der Weg zu den Olympischen Spielen 2016 ist schon ein ziemlich harter. Ich denke, wir sind gut damit beraten, wenn wir 2013 erst einmal den Fokus auf die Grand Prix Series legen, uns festigen, Erfahrungen sammeln, den nächsten Schritt machen. Dann können wir nach der Saison Bilanz ziehen und den Blick auf 2016 richten.

Sie haben mit Markus Walger einen Trainerkollegen an Ihrer Seite, der noch unter Ihnen gespielt hat...
Das stimmt! Nachdem er seine Nationalmannschaftskarriere beendet hatte, hat er gemeinsam mit Jens Steinweg in Heusenstamm viel bewegt. Dass dort unter anderem so gut 7er-Rugby gespielt wird, ist zu einem gewissen Teil sicher auch sein Verdienst. Ich bin überzeugt, er kann dem deutschen 7er-Team positive Impulse geben. Er ist für einen Trainer noch jung, hat unglaublich viel Erfahrung. Er kennt den großen Zirkus, hat ja auch in der World Series gespielt. Ich denke, Markus ist auch ein Mann für die Zukunft. Wir arbeiten jetzt schon sehr gut zusammen, analysieren die letzte Saison und versuchen, einen roten Faden für die anstehende zu finden. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.

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