In der Fachzeitschrift Sportpraxis ist Ende letzten Jahres wieder ein Artikel über Rugby in der Schule von Günter Berends und Christof Berends erschienen. „Rugby in der Schule: Fair verhalten und sozial entwickeln.“ Zuletzt gab es 2006 und 2003 ein Artikel in dieser Zeitschrift.
Nach einer kurzen Einleitung über Rugby und Rugby als Schulsport, werden zuerst die Rahmenbedingungen genannt, die die spezifischen Spielhandlungen des Spiels bestimmen.
Anschließend werden Spielregeln für die Einführung des Rugbyspiels in der Schule vorgestellt.
Die Einführung in das Rugbyspiel wird in einzelne Abschnitte unterteilt. Am Anfang steht das Vertrautmachen mit dem Rugbyball bzw. der Spielidee. Hier wird die Konfrontationsmethode gewählt. Die Autoren schlagen vor, dass anhand von Reflexionsphasen die Schüler und Schülerinnen das Spiel weiterentwickelt. Dies fördert das Verständnis für die Spielidee und auch die Einsicht für taktisches Verhalten.
Als nächster Schritt wird die Hinführung zu Rugby typischen Spielhandlungen dargestellt. Es werden Spielformen zur Gewöhnung an den Körperkontakt vorgestellt. Hinzu kommen noch bekannte Übungsformen zum Passen und Annehmen, sowie dem Tiefhalten. Zum Abschluss kommen noch die Gruppenhandlungen im offenem Spiel, Paket und offenes Gedränge hinzu und werden allgemein beschrieben. Die Standardsituationen werden hier nicht behandelt.
Der Artikel reiht sich in die bisher veröffentlichen Beiträge über Rugby in der Schule ein, stellt die Sportart vor und bietet praxisorientierte Spiel- und Übungsformen an.
Es gibt jedoch zwei kleine Kritikpunkte. Rugby wird auch aufgrund seiner Entstehung in den Public Schools sozialerzieherisches Potential zugeschrieben. Dies spiegelt sich auch in der Überschrift des Artikels wieder. Leider wird nur mit einzelnen Sätzen in der Einleitung darauf hingewiesen und im weiteren Verlauf lässt sich hierzu wenig finden. Bei den Spiel- und Übungsformen gibt es keine Hinweise, wie hier die soziale Entwicklung und Erziehung zur Fairness unterstützt werden kann. Natürlich sind Artikel in der Zeitschrift Sportpraxis eher praxisorientiert ausgelegt und die Theorie soll knapp abgehandelt werden. Das bewusste Nutzen von Reflexionsphasen bietet die Möglichkeit über die reine Spielvermittlung hinaus zu gehen und könnte sogar noch weiter geführt werden.
Der zweite Kritikpunkt führt den zuvor genannten weiter und bezieht sich generell auf bisherige Veröffentlichung zu der Thematik Rugby in der Schule. In Fachzeitschriften für Lehrer wird meistens Rugby vorgestellt und Methoden für die Spielvermittlung dargestellt. Wenige Artikel nennen sozialerzieherische Möglichkeiten. Eine Verbindung zu einem erziehenden bzw. mehrperspektivischen Unterricht ist kaum zu finden. Zum Vergleich gibt es hierzu einen interessanten Artikel in der Zeitschrift Sportunterricht (2013, 2-7) von Detlef Kuhlmann zu Handball in der Schule. Er plädiert für eine „neue“ fachdidaktische Verankerung und stellt eine Verbindung zum mehrperspektivischen Unterricht her. Eine der wenigen Ausnahmen zum Rugby, ist der Beitrag von Andreas Laube in der Zeitschrift Sportpädagogik (3+4/2011, 38-41) "Rugby ein Klasse(n)-Spiel"
Der Ursprung des Rugbyspiels waren die Public Schools. Es war eine „Freizeitbeschäftigung“ für die Schüler. Heute würde es als informelle Bewegungsaktivität bezeichnet werden. Auch hier bieten sich im Zuge der Weiterentwicklung der Ganztagsschulen Anknüpfpunkte an. In den Rugbynationen wird auch mit dem Rugbyball auf den Schulgeländen gespielt. In Australien gibt es sogar ein Backyard-Projekt im Rugby League. In Deutschland wird vor allem im Fußball so genannte „Straßenspiele“ für ein kindgemäßes Training genutzt. Wieso nicht auch für Rugby auf dem Pausenhof.
Es ist wichtig, dass Rugby gerade in den Fachzeitschriften weiterhin präsent ist. Dafür ist auch der beschriebene Beitrag von Berends wichtig. Doch sollten gerade für eine Weiterentwicklung von Rugby in der Schule neue Pfade beschritten werden und die Alten aufrechterhalten werden.
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