Der RK Heusenstamm möchte am Samstag gegen den SC Frankfurt 1880 seine Chancen nutzen - (c) Jürgen Keßler
Der letzte offizielle Spieltag hat es wahrlich in sich. In der Süd/West-Staffel spielt der amtierende Meister gegen den Vize und außerdem treffen sich der SCN und RGH zum Kräftemessen der Verfolger, zwischen Heusenstamm und Frankfurt kommt es zum Hessenderby und Köln empfängt Mainz zum Kellerduell. Brisant wird es auch im Nord/Osten insbesondere beim Vergleich zwischen dem USV Potsdam und dem RK 03 Berlin und dem Gastsspiel von Rekordmeister FC St. Pauli scheint Hochspannung garantiert.
Nord/Ost
Berliner SV 92 : Berliner RC Samstag, 24. November 13 Uhr
Im idyllischen Berlin-Wilmersdorf ist man nach der letzten Niederlage ziemlich geplättet. Einen Punktestand von 85 : 3 hätte man nach dem letzten Sieg gegen Victoria Linden auch hier nicht erwartet. Allerdings werden dem BSV Trainer Marek Sniowski immer wieder vor jedem Spiel seine Personalmanagementfähigkeiten abverlangt, sodass er jedes Mal auf wichtigen Positionen in der Mannschaft umstellen muss. Wenn dann noch die Leitwölfe fehlen, sieht es im eigenen Spiel schlecht aus. Nun kommt mit dem BRC auch noch ein Gegner zu Besuch, den man schon seit Jahrzehnten kennt und um seine Stärken bestens Bescheid weiß. Da fällt es schwer, sich für solch ein Spiel zu motivieren. Dennoch kann man erwarten, dass die „Störche“ noch einmal alles auffahren werden, um nicht doch noch vollends unter die Räder zu kommen.
In Berlin-Charlottenburg macht sich zusehends die Ernüchterung breit. „Die Highlights gegen den RK 03 und Hannover 78 sind passé und nun kehrt wieder der „Alltag“ ein. Jetzt bleibt uns erst mal die Vorbereitung auf das nächste Derby gegen den RK 03.“, spricht Elenio Mattera seiner Mannschaft aus der Seele. Weiter sagt er: „Mental haben sich schon einige in die Winterpause verabschiedet. Ich kann nur hoffen, dass das Spiel gegen den BSV nicht auf die leichte Schulter genommen wird und sich bei den eisigen Temperaturen womöglich nicht noch jemand verletzt.“. Allerdings weiß man beim BRC auch, dass der BSV mit einer vollen Kapelle viel stärker ist, als dass es die Ergebnisse vermuten lassen. Genau das haben sie ja auch gegen den TSV Victoria Linden bewiesen. Jedoch kann man in Charlottenburg noch nicht sagen, wer denn nun endgültig beim Spiel auflaufen wird. Jedoch ist damit zu rechnen, dass der Kader größtenteils komplett sein wird. Auch beim BRC zieht man nach dem Abschluss der Hinrunde ein klares Fazit: „Bei aller Tiefstapelei am Anfang der Saison war der bisherige Saisonverlauf ganz o.k. Wir sind von 78 nicht so weit weg, wie man das vor der Saison geglaubt hat, haben souverän gegen den RK 03 gewonnen und auch gegen die „Kleinen“ unseren Stiefel gut „heruntergespielt“. Die Saison sollte aber erst richtig beurteilt werden können, wenn wir uns mit dem Süden messen können.“
TotalRugby Prognose: In diesem Spiel sind die Kräfte ganz klar verteilt. Der große BRC gegen den kleinen BSV. Auch in der Neuauflage dieser Partie wird sich hieran nichts ändern. Vor allem seitdem der BRC im bisherigen Saisonverlauf kontinuierlich an dem Zusammenspiel der neuformierten Mannschaft gearbeitet hat. Daher wird auch dieses Mal der BRC mit vollen 5 Punkten und einer Differenz von +56 im Gepäck nach Hause fahren.
USV Potsdam : RK 03 Berlin Samstag, 24. November 14 Uhr
In der brandenburgischen Landeshauptstadt ist man nach der äußerst knappen Niederlage gegen den FC St. Pauli am vergangenen Samstag dennoch guter Dinge. „Trotz einer nicht optimal zusammengestellten Mannschaft haben wir über weite Strecken das Spiel bestimmt. Die Niederlage verbuchen wir dahingehend unter der Kategorie „Pech gehabt“.“, konstatiert USV Sprecher Christof Hannemann. Die Motivation stimmt und ein jeder freut sich mittlerweile auf das letzte Spiel im Jahr 2012. „Wir sind ohne Erwartungen in die Meisterrunde gestartet und wussten von Anfang an, dass es gegen die etablierten Erstligisten schwer werden wird. Auch wussten wir, dass unsere direkten Kontrahenten uns definitiv nichts schenken werden, daher sind wir mit dem bisherigen Saisonverlauf einigermaßen zufrieden.“, gibt Hannemann die Erwartungshaltung wieder. Gegen den RK 03 konnte man im Hinspiel in der Anfangsphase gut mithalten und beide Teams sahen sich auf Augenhöhe gegenüber. Im weiteren Spielverlauf setzte sich allerdings die Erfahrung und bessere Fitness der Berliner durch, sodass sie die Potsdamer mit 42 : 7 wieder nach Hause schicken konnten. „Wir gehen davon aus, dass sich der RK 03 im Laufe der Saison besser eingespielt hat und sich auch wieder auf einem Top Fitness-Level präsentieren wird.“, schätzt Hannemann den Gegner ein. In den letzten Wochen haben die Potsdamer besser zueinander gefunden und der Fokus im Training wird auch genau darauf ausgelegt sein. Allerdings müssen die Potsdamer auch dieses Mal wieder ersatzgeschwächt in eine Partie gehen. Erste-Reihe-Stürmer Martin Weiße ist beruflich im Ausland eingebunden. Auch sein Kollege im Gedränge, Jan Bachmann, muss passen. In der dritten Sturmreihe fehlen Steven Schuster (ehemals Steven Loock) und Jan Treuholz. Was sich in der Hintermannschaft noch personaltechnisch entwickeln wird, zeigt sich wohl erst am Freitag.
Beim RK 03 Berlin ist die Stimmung zwar recht gut, aber nicht ausgelassen. „ Der Sieg gegen St. Pauli war zwar schwer erarbeitet, aber gut für die Moral der Mannschaft. Solch ein Spiel darf man nicht überbewerten. Es fehlten viele Spieler und der Platz in Hamburg machte es uns schwer, unser gewohntes schnelles Spiel aufzuziehen, während St. Pauli an die Bedingungen gewöhnt war.“, resümiert Berlins Sprecher Lutz Joachim. Dennoch mahnt aber Joachim, dass seine Mannen den kommenden Gegner nicht unterschätzen sollen, schließlich haben sie im Hinspiel gezeigt, wie stark sie sind. „Sie werden wieder alles tun, um gegen uns zu punkten, besonders vor heimischem Publikum. Da wir jedoch schon oft gegen sie gespielt haben, wissen wir, worauf wir uns einstellen müssen, denken aber dass wir auf ihr Spielsystem die richtige Antwort haben.“. Im Training der Ostberliner hat sich demzufolge nicht viel verändert. Man arbeitet weiterhin an seinen Stärken und dezimiert die Schwächen. Rückblickend betrachtet hat der RK 03 mit dem 3. Platz in der Hinrunde sein Minimalziel erreicht, allerdings hat man sich an der Spree ein bisschen mehr versprochen. „Die Niederlagen gegen den BRC und Hannover 78 waren schmerzhaft und sollen in der Rückrunde wettgemacht werden. Es hat sich die Vermutung bestätigt, dass man die Saison anders angehen muss, da man in der 1. Runde gegen Teams aus zuvor niedrigeren Ligen, mit Ausnahme des BRC, spielt. Daraus haben wir gelernt und werden uns in der Zukunft anders auf die Saison vorbereiten. Im Großen und Ganzen liegen wir im Soll – und das ohne Zukäufe von Spielern aus dem In- oder Ausland.“. Beim Spiel am Samstag muss der RK allerdings nach wie vor auf seinen Spielertrainer Christian Lill verzichten. Auch der Einsatz des zweiten Spielertrainers Marc Lowdon steht noch in den Sternen. Jedoch ist der Kader im Großen und Ganzen recht stabil und wer nun wirklich gegen die Brandenburger auflaufen wird, entscheidet sich erst kurzfristig.
TotalRugby Prognose: Der RK 03 Berlin geht erneut als klarer Favorit in diese Begegnung. Allerdings lässt sich mit den Ausfällen der Berliner nur schwer sagen, ob sie im Spiel gegen Potsdam Oberwasser behalten können oder nicht. Die Potsdamer hingegen sind seit Beginn der Saison auf personelle Umbrüche eingestellt und haben sich zuletzt in guter Form präsentiert. Dennoch wird es erneut nicht ausreichen und der RK 03 gewinnt knapp mit +12.
FC St. Pauli : TSV Victoria Linden Samstag, 24. November 15 Uhr
Zum letzten Spiel des Jahres in der Gruppe Nord/Ost empfängt der FC St. Pauli am Sonnabend (24. November, 15 Uhr) den TSV Victoria Linden in der Rugby-Arena Saarlandstraße. Eine interessante Begegnung, in der die Hamburg ihren vierten Tabellenplatz weiter ausbauen wollen, der Rekordmeister aus dem Tabellenkeller klettern will.
Auf Seiten von St. Pauli ist man mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden. „Die Saison lief nach Plan, auch wenn die letzten beiden Spiele eine enorme Achterbahn darstellten“, sagt Pauli-Sprecher Oliver Winkler. „Das neue Ligasystem brachte uns eine sportliche Weiterentwicklung. Leider waren die Heimspiele bis auf den November doch ein wenig rar. Dadurch fielen unsere Einnahmen geringer aus als in den vergangenen Jahren.“
Für einen gelungenen Jahresausklang soll ein klarer Sieg mit fünf Punkten für die Hausherren herausspringen. „Wir wollen mit einem positiven Ergebnis in die Winterpause gehen und Wiedergutmachung leisten für das schlechte Spiel gegen Potsdam“, betont Winkler. Dafür will St. Pauli besonders in den offenen Gedrängen dagegenhalten, in denen die Hamburger ihre Gäste stark einschätzen. „Besonders nach den Vergleichen mit den drei Topteams der Nordstaffel ist deutlich geworden, dass die Offenen eine klare Baustelle bei uns sind, an der es in der Winterpause zu arbeiten gilt. Unsere Härte und Cleverness müssen eindeutig ausgebaut werden. Gegen Victoria können wir damit bereits anfangen zu arbeiten und mit einem eingespielten Team zum Erfolg kommen“, erklärt der Pauli-Sprecher.
Ob die beiden Schlüsselspieler Lorenz Klingbeil (Dritte Reihe) und Verbinder Friedrich Michau auflaufen, ist fraglich. Während Klingbeil mit einer Rückenverletzung bereits gegen Potsdam kurzfristig passen musste, schied Michau im selben Spiel bereits nach 20 Minuten verletzt aus.
Victoria Linden hat dagegen alle Mann an Bord und geht daher optimistisch in die Partie. „Wir möchten St. Pauli Paroli bieten und hoffen, dass wir die ansteigende Form aus dem Spiel gegen Potsdam konservieren konnten und nach Hamburg mitnehmen können“, betont Victoria-Trainer Boris Borkowski. Und auch wenn es noch nicht so optimal für die Hannoveraner lief, sind auch sie mit dem neuen Ligasystem zufrieden. „Kinderkrankheiten gibt es in der Anfangsphase immer, aber der Weg ist der Richtige“, so Borkowski.
TotalRugby-Prognose: Beide Teams haben sich jeweils auf eigenem Platz knapp gegen den USV Potsdam durchgesetzt. Quervergleiche verbieten sich zwar in der Gruppe Nord/Ost, da der FC St. Pauli aber wahrscheinlich auf zwei Schlüsselspieler verzichten muss und Victoria Linden die ansteigende Form untermauern will, wird es ein enges Spiel in der Rugby-Arena Saarlandstraße geben. Kampf wird Trumpf sein – und die Hausherren sich mit +3 Punkten durchsetzen.
Süd/West
RC Mainz : ASV Köln Samstag, 24. November 14:30 Uhr
Das Kellerduell in der Meisterrunde Süd dürfte spannend werden. Mit dem ASV Köln (Platz 7) und dem RC Mainz (Platz 8) treffen zwei chancengleiche Mannschaften aufeinander -- und beide brennen darauf, einen Sieg einzufahren.
„Wir wollen endlich wieder ein Erfolgserlebnis haben“, sagt Mainz-Coach Jörg Barthel, der kurz vor der Winterpause eine frustrierende Zwischenbilanz ziehen muss: Gegen übermächtige Gegner konnte Mainz bislang erst einen Punkt holen. Gegen Köln rechnen sich die Rheinhessen nun gute Chancen aus. „Im Hinspiel waren wir schon auf der Gewinnerstraße, haben aber leider vergessen in den zweiten 40 Minuten Rugby zu spielen“, so Barthel selbstkritisch. Nachdem zuletzt insgesamt acht Stammspieler ersetzt werden mussten, hofft der Trainer, gegen Köln wieder auf den gesamten Kader zählen zu können. „Bruno Pairet (10 und Kapitän) ist nach seiner Erkältung wieder mit an Bord, und mit Diogo Reis (12) kommt ein weiterer wichtiger Spieler zurück. Mit Andreas Hintze, Ben Thiering, Moritz van Elsbergen, Michael Melia wird der Sturm auch in den Gassen wieder konstanter spielen.“
Das Spiel gegen Köln wird dennoch nicht leicht. „Die Kölner sind immer schwer auszurechnen, gerade mit der Erfahrung von Stefan Kunde und den jungen schnellen Spielern sind sie in der Hintermannschaft sehr gut aufgestellt“, so Barthel. „Der Sturm ist zumeist wie ein Überraschungsei, man weiß nie wer spielt und wie gut er am Wochenende ist. Man wird sehen müssen wer dabei ist und spielen kann.
Die Moral der Mainzer Rugger war gegen die RG Heidelberg etwas im Keller, da das ersehnte erste Heimspiel auf dem neuen Platz an der BSA Bretzenheim wegen Unbespielbarkeit regelrecht ins Wasser fiel und man kurzfristig auf den alten Platz ausweichen musste. Dann hagelte es kurz vor der Partie krankheitsbedingte Absage, sodass plötzlich Spieler der Zweiten Mannschaft aufrücken mussten. Die angestrebten Punkte gegen die RG Heidelberg waren somit hinfällig und die Mainzer musste eine herbe Niederlage (0:91) einstecken. Wenigsten gab es gegen die starke RGH nur eine Verletzung. Inaki Birker (Backup Hooker) wird voraussichtlich zwei bis drei Wochen wegen Adduktorenproblemen ausfallen.
Kölns Schlussmann Nicolai Koch bringt das Ziel für den letzten Spieltag dieses Jahres ebenfalls klar auf den Punkt: Sieg. „Dieses Spiel ist sicher das wichtigste für uns in der Meisterrunde, daher werden wir alles daran legen zu siegen“, so Koch. Köln habe die beiden jüngsten Partien gewonnen und wolle diese Serie jetzt fortsetzen. Im Laufe der Meisterrunde konnte die Mannschaft sich weiterentwickeln und das eigene Spielsystem gegen die stärksten Bundesliga-Teams testen. „Jetzt möchten wir unsere Leistungen gipfeln und gegen Mainz alles abrufen, um als Sieger vom Platz zu gehen und unseren Platz in der Tabelle zu festigen. Das wird sicher ein hartes und stark umkämpftes Spiel.“
Obwohl Mainz „auf einigen Schlüsselpositionen stark besetzt“ sei, sieht Koch die Kölner im Vorteil. „Wir können in der Breite eine große Qualität aufweisen.“ Einige Kölner Spieler, die schon etwas länger fehlen, werden auch gegen Mainz nicht mit von der Partie sein. Diese Ausgangslage ist für die Kölner Jecken allerdings nicht neu, und sie haben zwischenzeitlich für adäquaten Ersatz gesorgt, der sich in einigen Partien schon auf dem Platz beweisen konnte. Koch: „Wenn wir uns auf unser Spielsystem besinnen und kämpferisch an die letzten Spiele anknüpfen, werden wir als Sieger vom Platz gehen.“
TotalRugby-Prognose: Mainz vs. Köln wird für beide Teams die spannendste Partie vor der Winterpause. Nach den derben Niederlagen gegen die übermächtigen Mannschaften aus Heidelberg, Pforzheim & Co. treffen beide nun auf einen etwa gleichstarken Gegner. Die Partie bleibt daher bis zum Ende ausgewogen. Bis zum Schlusspfiff haben beide Teams die Chance, das Spiel für sich zu entscheiden. Doch Köln hat die bessere Ausgangsposition und wird bei dem Showdown in Mainz letztlich die stärkeren Nerven zeigen. Die Rheinländer siegen gegen die Rheinhessen mit knappem Vorsprung. ASV Köln + 5
Heidelberger RK : TV Pforzheim Samstag, 24. November 14:30 Uhr
"Wir wollen wenn möglich auch das letzte Spiel des Jahres gewinnen, müssen aber auf den türkischen Nationalspieler Erkut Leventurdumus verzichten, der sich beim Länderspiel in der Türkei eine Verletzung zugezogen hat", berichtet HRK-Nationalspieler Steffen Liebig vor der Neuauflage des DM-Finals von 2012.
Am Samstag wird der Heidelberger RK am heimischen Harbigweg auf einen anderen Vizemeister treffen als beim letzten Vergleich. Der TV Pforzheim hat nach der peinlichen Hinspielschlappe nicht nur eifrig zugekauft, sondern auch das Spielssystem vom zum Saisonbeginn neu gekommenen Kiwi-Coach John Willis verinnerlicht. Der Neuseeländer fordert von seiner Mannschaft diese Entwicklung auch am Samstag fortzusetzen. "Es geht gegen den amtierenden Meister, der nicht nur über eine hevorragend aufgestellte Mannschaft verfügt, sondern uns beim letzten Mal auch noch eine üble Abreibung verpasst. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir uns weiter steigern und unsere Stärken ausspielen. vor allem in den Standardsituatinen müssen wir dagegenhalten", so Willis. "Wir sind in der Luxussituation auf unseren kompletten Kader zurückgreifen zu können. Alle Spieler haben in den letzten zwei Wochen klasse trainiert und das spielfreie Wochenende genossen, jetzt freuen wir uns alle auf das Spiel", sagt der TVP-Teamchef.
TotalRugby-Prognose: Sportlich hat der Meister sicher noch am Weggang des entlassen Trios Elisara, Kasten und Walker zu knabbern, darüber werden auch die drei Südafrikaimporte, die an sofort die Dritte-Reihe der Ruderer bilden sollen, nicht ohne Weiteres hinwegtrösten können. Allerdings liegt die wahre Stärke des Ruderklubs nicht alleine in den überragenden Einzelkönnern, sondern im in zahlreichen Trainingseinheiten perfektionierten Spielssystem begründet. Scheinbar emotionslos spielt der Triple-Champion seinen Stiefel runter und degradiert seine Gegner zu Statisten. Der TVP hat sicher das größte Potential aller Bundesligisten den Klub-Express vom Weg abzubringen, doch diesmal wird dies noch nicht gelingen. HRK +12.
RK Heusenstamm : SC Frankfurt 1880 Samstag, 24. November 14:30 Uhr
Das letzte Spiel des Jahres sei für seine Mannschaft gleichzeitig der Höhepunkt der Saison, sagt Jens Steinweg, der Trainer des RK Heusenstamm, vor dem Derby gegen den SC Frankfurt 1880. Die beiden benachbarten Klubs stehen sich zum zweiten Mal in dieser Spielzeit gegenüber. Das erste Duell gab es in der Gruppenphase. Damals gelang den Achtzigern auf eigenem Platz ein 22:20-Erfolg, nachdem sie zur Pause noch mit 10:17 zurückgelegen hatten.
„Nach dem denkbar knappen Spiel in Frankfurt wollen jetzt natürlich gewinnen“, betont Steinweg. „Die Achtziger haben in den vergangenen Spielen zwar mehr Niederlagen kassiert als in den Jahren zuvor, aber es ist dennoch keine leichte Aufgabe, gegen sie zu gewinnen. Wenn es gegen Heusenstamm geht, will auch bei den Frankfurtern jeder dabei sein.“
Der RKH bangt noch um den Einsatz von Sebastien Hartmann und Sam Rainger. Hinter beiden stehe noch ein Fragzeichen, sagte der „Füchse“-Coach. „Ansonsten ist der Kader gut besetzt, was in den Spielen davor nicht immer der Fall war. Besonders im Sturm hatten wir zuletzt wenige Alternativen. Das wir jetzt anders sein.“
Die Gäste aus Frankfurt müssen weiter auf Nationalspieler Alex Hauck verzichten. Der Stürmer steht aufgrund von Rückenproblemen nicht zur Verfügung, heißt es. Ansonsten seien alle Spieler fit „und brennen auf das Derby“, sagte Daniel Cünzer. Der Trainer des SC 1880 kann wieder auf Kapitän Dennis Feidelberg (nach auskurierter Schulterverletzung) und Nationalspieler Kieran Manawatu (zuletzt für Deutschland im Einsatz) zurückgreifen. „Sie werden im Team stehen und unsere Hintermannschaft deutlich verstärken“, so Cünzer.
Im Sturm werde sich dagegen nicht viel ändern, zumal „die Jungs trotz der deutlichen Niederlagen gegen den SC Neuenheim und den Heidelberger RK eigentlich einen guten Job gemacht haben und gerade in den Standards ebenbürtig waren.“ Das Fehlen von Alexander Hauck ist allerdings trotzdem ein Problem. Die Stärken der Heusenstammer sieht Cünzer „in der Hintermannschaft und dort insbesondere im Gegenangriff. Das gilt es zu unterbinden.“ Wie das gelingen soll? Ganz einfach. „Ohne Ball können sie ihr Spiel nicht aufziehen.“
TotalRugby-Prognose: Auch diesmal ist wieder ein enges Spiel zu erwarten. Obwohl Heusenstamm beim letzten Mal bereits nah am Sieg dran war und zwischenzeitlich sogar führte, spricht immer noch ein bisschen mehr für die Frankfurter. Deshalb: SC 1880 +4.
SC Neuenheim : RG Heidelberg Sonntag, 25. November 15 Uhr
"Wir wollen einen klaren Sieg mit 5 Punkten gegen unsere ehemaligen Nachbarn", äußert sich SCN-Coach Bob Chandler vor dem Vergleich mit den Orangehemden selbstbewusst. Begründet liegt das königsblaue Selbstbewusststein in den guten Ergebnissen der letzten Wochen und Monaten. Dementsprechend kann Coach Chandler auch in der 22. Trainingswoche noch keinerlei Motivationsschwächen bei seiner Truppe ausmachen: "Die Mannschaft ist topmotiviert, dass soll aber nicht heißen, dass wir die RGH unterschätzen". Nicht nur vor der jungen Hintermannschaft der Stadtrivalen warnt der urige US-Amerikaner. "Auch im Sturm hat die RGH einige Spieler, die ihr Handwerk verstehen. Ganz zu schweigen vom erfahrenen Trainer- und Managementteam". Einzig die Tiefe des Gästekaders hat der SCN-Übungsleiter als mögliche Schwachstelle ausgemacht. Abschließend freut sich Chandler auf die besondere Spannnung dieses ewig jungen Klassikers zwischen dem mitgliederstärksten Vereins Deutschlands (SCN) und der einzigen Mannschaft die seit Gründung der Rugby-Bundesliga stets im Oberhaus spielte (RGH). Das wird richtig interessant für die Zuschauer und mit Sicherheit kein 08/15-Spiel", weiß Chandler.
RGH-Trainer Bernd Schöpfel freute sich am Mittwoch noch auf das Kräftemessen auf dem "alten RGH-Platz", unwissend, dass es dem Sportclub trotz heißem Draht zum Sport- und Bäderamt der Stadt Heidelberg nicht gelungen war den heutigen Museumsplatz rechtzeitig zum Ankick in einen spielfähigen Zustand versetzen zu lassen, nachdem schon seit einigen Wochen einer der beiden Goalstangen sich von ihrer angestammten Position verabschiedet hatte. An der Zielsetzung der Gäste wird sich freilich dennoch nichts ändern. "Ich gehe davon aus, dass es eine ganz enge Kiste wird und wir am Ende knapp die Nase vorne haben werden, so Schöpfel. Der allerdings beim Sportclub weiterhin auf die Leistungsträger Elmar und Fabian Heimpel, Marvin Dieckmann, Tim Reinhard, Tit Hocevar, Patrick Schachner, Gian-Luca Salerno, Steffen Thier, Mohammad Kabir, Steffen Horn und Lennard Herlyn verzichten muss. "Unsere Mannschaft hat gezeigt, dass sie auch ohne die fehlenden Spieler nicht zu unterschätzen ist", spricht der RGH-Trainer seinem 2. Anzug das vollste Vertrauen aus. Vom Neuenheimer Starensemble zeigt man sich auf der anderen Neckarseite allerdings nicht ganz unbeeindruckt. "Beim SCN gibt es keine Schwächen, das Team hat seit unserem letzten Aufeinandertreffen eine beeindruckende Entwicklung genommen", warnt Schöpfel.
TotalRugby-Prognose: Internationale Starauswahl gegen nationale Nachwuchstruppe, das Spiel RGH gegen SCN ist auch ein Vergleich zweier unterschiedlicher Systeme. Im Hinspiel hatte die Rudergesellschaft noch das Überraschungsmoment auf ihrer Seite, doch diesmal werden die Blauen den ersatzgeschwächten Tabellennachbarn nicht unterschätzen und folglich relativ komfortabel den geforderten Bonuspunktsieg einfahren. SCN +17.
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