TVP-Kapitän Mustafa Güngör hat schon häufig unter Beweis gestellt, dass er weiß wie man den SC Frankfurt 1880 bezwingt - (c) Jürgen Keßler
Die Vorrunde ist Geschichte: Ab jetzt geht es nicht mehr mit der Straßenbahn zum nächsten Spiel. Aus Nord, Ost, Süd und West werden Nord-Ost und Süd-West. Auf die Meisterschaftsaspiranten warten neue Gegner und ein knackigs Programm. Am ersten Spieltag bekommen die meisten DM-Favoriten aber noch eine Schonfrist:
RK Heusenstamm : RG Heidelberg Samstag, 6. Oktober 15 Uhr
Beim RK Heusenstamm hätte man sicher nichts dagegen, wenn die Meisterrunde jetzt schon zu Ende wäre. Denn vor dem ersten Spieltag liegen die „Füchse“ in der Tabelle der aus acht Mannschaften bestehenden Südgruppe auf Platz drei. Doch die Aussagekraft dieses Rankings ist freilich noch nicht sehr hoch. Denn die Teams aus Heidelberg und Pforzheim haben sich in der Vorrunde teilweise gegenseitig die Punkte weggenommen, während der RK Heusenstamm in der offensichtlich leichteren Gruppe nur eine Niederlage kassierte und elf Zähler mit in den nächsten Saisonabschnitt nahm. Jens Steinweg ist vor dem Auftakt mit dem Heimspiel gegen die RG Heidelberg jedenfalls bester Laune.
„Die Mitglieder der Rudergesellschaft Heidelberg können nicht nur rudern, sondern auch Rugby spielen. Die Boote werden sie wohl zu Hause lassen auch wenn ein See gleich um die Ecke ist“, scherzt der RKH-Trainer mit Blick auf die Partie im Sportzentrum Martinsee. Das dort am Samstag (15.00 Uhr) stattfindende Spiel gegen die RGH werde „mit Spannung erwartet“, so Steinweg. Das Duell mit dem mehrfachen Deutschen Meister sei „gleich ein kleiner Höhepunkt zum Start der Qualifikationsrunde“. Seine Spieler seien daher „top motiviert“, verspricht der Trainer, zumal in den vergangenen Spielen „ein schöner Konkurrenzkampf um die Kaderplätze entstanden“ sei.
Verzichten muss Steinweg auf den japanischen Neuzugang Naohisa Hiki, der bei seinen bisherigen Einsätzen stets überzeugte und in der Hintermannschaft vielseitig einsetzbar ist. „Er steht leider nicht zu Verfügung“, so Steinweg. Dafür ist Markus Otterbein wieder im Kader. Der Erste-Reihe-Stürmer wurde zuletzt schmerzlich vermisst. Der Trainer ist davon überzeugt, dass er „besonders im Gedränge für mehr Stabilität sorgen“ wird. Die Stärken beider Teams sieht Steinweg jedoch eindeutig in der Hintermannschaft: „Das verspricht ein sehr flottes Spiel zu werden. Ich erwarte einen offenen Schlagabtausch.“
Die RG Heidelberg muss vor dem Spiel gegen den RK Heusenstamm auf einigen Positionen umbauen. Der 1. Reihe-Stürmer Lennard Herlyn fehlt weiterhin verletzt, dafür könnten sein 1.Reihe-Kollege Gian-Luca Salerno sowie Kapitän Manuel Wilhelm, die beide mit Rippenproblemen zu kämpfen hatten, unter Umständen in den Spielkader zurückkehren. Aus privaten Gründen fehlen wird Zweite-Reihe-Hüne Christoph Hug und Urgestein Jeff Tigere hat sogar angekündigt nach dem Spiel gegen die Füchse, im zarten Alter von 38 Jahren, die Rugbyschuhe, aufgrund von beruflichen Verpflichtungen, an den Nagel zu hängen. Ein Comeback geben könnte indes der ehemalige 15er- und 7er-Nationalspieler Steffen Thier (31), der studierte Mediziner ist schon seit Beginn der Vorbereitung eifrig im Training und hat sich vor der Partie gegen die Füchse erstmalig matchfit gemeldet. Taktisch wird die RG Heidelberg am Martinsee wohl etwas anders agieren als zuletzt gegen den TV Pforzheim und den Heidelberger RK: „Gegen die Profiteams waren wir die absoluten Außenseiter und haben daher voll auf Angriff gespielt, das erinnerte phasenweise schon an 7er-Rugby. Wer aber die Ergebnisliste der letzten 7er-Meisterschaft noch im Kopf hat, weiß, dass wir uns keinen Gefallen tun wenn wir die Füchse zum 7er-Rugby herausfordern, deshalb werden wir versuchen etwas kontrollierter zu spielen, als in unseren letzten Begegnungen“, so Kapitän Manuel Wilhelm zur taktischen Marschroute der Gäste.
TotalRugby Prognose: In der letzten Saison hat der RKH einmal in Heidelberg gewonnen und die RGH dafür das Rückspiel am Martinsee für sich entschieden. Die Füchse sind aber über die letzten Monate als Team gewachsen und in dieser Saison endlich soweit, dass man die „Großen“ nicht mehr nur ärgern will. Wir erwarten einen spannenden Schlagabtausch zweier pfeilschneller Hintermannschaften und sehen im Sturm leichte Vorteile für die Orangehemden. Daher: RGH +6
SC Neuenheim : ASV Köln Samstag, 6. Oktober 15 Uhr
Nachdem der Sportclub Neuenheim sich in der Vorrunde stetig steigern konnte, haben die Königsblauen sich mit einer fulminanten Leistung gegen den Deutschen Vizemeister TV Pforzheim sogar noch den 2. Platz in der hammerschweren Südgruppe sichern können. Entsprechend positiv fällt auch das Fazit von SCN-Trainer Bob Chandler aus: „Die Vorrunde hat zumindest in der Südgruppe für eine neue Dynamik gesorgt und dazu beigetragen, dass von Anfang an jedes Spiel wichtig war. Wir haben die Vorrunde mit viel Sorgen und noch mehr Arbeit überstanden. Andres sieht es für den TSV Handschuhsheim aus, wie gut den Handschuhsheimern die Teilnahme am DRV-Pokalwettbewerb tut und ob sie dort ernsthafte Konkurrenz haben werden, wird sich erst noch zeigen müssen“. Nach den Erfolgserlebnissen der letzten Wochen gehen die Blauen nicht nur mit breiter Brust, sondern auch mit einem sehr gut aufgestellten Kader in die Endrunde. „Wir haben keine ernsthaften Verletzungen, weshalb es für den Trainerstab auch in dieser Woche schwer sein wird zu entscheiden, wer unter den ersten 22 steht. Wir werden aber sicherlich mit einer gleichstarken Startaufstellung auflaufen und gegebenenfalls bei den Auswechselspielern etwas durchwechseln“, so Chandler. Im weiteren Verlauf der Meisterrunde möchte der US-Amerikaner in erster Linie am Spielsystem arbeiten lassen, um dann in der Endabrechnung mit der nötigen Routine auch eine gute Endplatzierung erreichen zu können.
Nach den Chaos-Wochen in der Jeckenhochburg, haben sich die Rugger vom ASV Köln gesammelt und sich für die Meisterrunde eingeschworen. Die missglückte taktische Spielabsage ist abgehakt und man wendet sich motiviert der anspruchsvollen Aufgabe zu in der Meisterrunde zu bestehen: Wohlwissend, dass man bei einer weiteren Spielabsage wohl bis in die 3. Liga durchgereicht werden würde
TotalRugby Prognose: Diese Partie kann nur einen Sieger sehen. Während die Kölner im heimischen Rugbypark eine Mannschaft sind, die auch für vermeintlich stärkere Gegner nur schwer zu überwinden ist, leiden die Crusaders, anders als es der Name „Kreuzritter“ vermuten ließe, speziell in dieser Saison an einer enormen Auswärtsschwäche. SCN +88
SC Frankfurt 1880 : TV Pforzheim Samstag, 6. Oktober 15 Uhr
Das Duell des Westgruppensiegers SC Frankfurt 1880 gegen den Südvierten TV Pforzheim ist gleichzeitig auch ein Vergleich zwischen dem amtierenden Nordseecupchampion und dem Deutschen 7er-Meister. Allerdings haben sich beide Teams in der Sommerpause einem kräftigen Umbruch unterzogen, während man beim SC Frankfurt 1880 in dieser Saison vermehrt auf heimische Nachwuchskräfte setzt und der Titeljagd der letzten Spielzeiten etwas abgeschworen hat, lief es beim TV Pforzheim, nach dem Abgang zahlreicher Leistungsträger und großem Verletzungspech, in der Vorrunde noch nicht so Rund wie in der vergangenen Spielzeit. Allerdings haben sich Spielertrainer John Willis und Zweite-Reihe-Brecher Josh Fiisahi bereits als Volltreffer erwiesen und auch die weiteren Neuzugänge werden im Saisonverlauf mit Sicherheit noch zu Bestform auflaufen.
TotalRugby Prognose: Der TV Pforzheim hat in dieser Saison Auswärts jedes Spiel gewonnen und diesem Motto folgen die Goldstädter auch in der Mainmetropole. TVP +23.
Berliner RC : TSV Victoria Linden Samstag, 6. Oktober 15 Uhr
Der Eigentlich-Absteiger BRC agiert in der neuen Spielzeit wie ausgewechselt, die Spreestädter haben die Vorrunde mit der Maximalpunktzahl beendet und zuletzt beim 138:7-Sieg über den Stadtrivalen Berliner SV 92 das Rekordergebnis der laufenden Bundesligasaison eingespielt. Im Vergleich zum BSV-Spiel dürften die Gastgeber auf einigen Positionen rotieren, es ist aber nicht davon auszugehen, dass die Charlottenburger dadurch schwächer werden, eher im Gegenteil.
Ganz so einfach wie der BSV 92 wird der Deutsche Rekordmeister TSV Victoria Linden es der Heimmannschaft nicht machen wollen. Die Hannoveraner haben sich zwar „nur“ als vierter der Nordstaffel in die Meisterrunde gekämpft, verfügen aber über einige Rugbyspieler mit großer Erfahrung und solider Grundausbildung. Mit dem kräftigen Fiji John Wedlock konnten sich die Zebraus außerdem die Dienste eines ganz erfahrenen Mannes von den sichern, der auch der Berliner Verteidigungsreihe mit seinen 120kg Lebendgewicht, verteilt auf 1,95m einiges an Kopfzerbrechen bereiten könnte.
TotalRugby Prognose: Heimvorteil und Form sprechen ganz klar für den Berliner RC. Dreistellig wird es diesmal nicht, aber bei ihrem 5-Punktsieg freuen sich die Gastgeber am Ende über +72 Punkte Vorsprung.
Hannover 78 : Berliner SV 92 Samstag, 6. Oktober 16 Uhr
Bei Hannover 78 wartet man sehnsüchtig auf den ersten Härtetest, doch am Wochenende tun die Niedersachsen einmal mehr etwas für ihr Punktekonto und fegen die angeschlagenen Rugger vom Berliner SV 92 mit mehr als 100 Punkten vom Platz.
FC St. Pauli : USV Potsdam Samstag, 6. Oktober 16 Uhr
Der FC St. Pauli startet am Sonnabend (6. Oktober, 15 Uhr) mit einem Heimspiel in der Rugby-Arena Saarlandstraße in die Meisterrunde. Gegner ist der gute alte Bekannte aus Zweitligazeiten, der USV Potsdam. Ein Sieg gegen die Brandenburger muss her, wollen die Hamburger ihr Ziel in dieser Gruppe erreichen. "Der vierte Tabellenplatz und damit ein Heimspielrecht im Achtelfinale umd die Deutsche Meisterschaft wäre das Optimum. Dafür muss aber vieles für uns laufen und wir zudem an unsere Leistungsgrenzen gehen", betont Pauli-Sprecher Oliver Winkler.
Ale Favoriten in der Gruppe macht Winkler den BRC, den RK 03 und den DSV Hannover 78 aus. "Diese Mannschaften sind ein Klasse für sich. Außerdem erwarten wir Potsdsam recht stark, deshalb kommt dem Spiel am Wochenende auch gleich eine große Bedeutung zu." St. Pauli stellt sich auf das starke Lauf- und Passspiel der Gäste ein. Winkler: "Was passiert, wenn man dies nicht unterbindet und sich ihr Spiel aufzwingen lässt, haben wir in der vergangenen Saison in Potsdam am eigenen Leib zu spüren bekommen", erinnert sich Winkler an die 3:60-Pleite. Ansonsten steht für die Kiez-Rugger der Anreiz im Vordergrund, nun auch gegen andere Mannschaft als gegen die aus den vergangenen drei Zweitligajahren zu spielen.
Auch für Potsdam hat die Partie wegweisenden Charakter. "Unser Wunschziel in der Meisterrunde ist der vierte Tabellenrang, um das Achtelfinale mit Pauken und Trompeten zu Hause bestreiten zu können", sagt USV-Sprecher Christof Hannemann. Dabei sieht er in St. Pauli einen Mitfavoriten im Kampf um diesen Platz an der Play-off-Sonne.
Die Adler müssen bei ihrer Reise in die Hansestadt auf einige Spieler verzichten, die urlaubs- oder berufsbedingt verhindert sind. "Dennoch werden wir versuchen, eine starke Mannschaft zu stellen, um uns nicht gleich im ersten Spiel der Meisterrunde im Kampf um den vierten Platz ein Bein zu stellen", betont Hannemann. Deshalb habe sich Potsdam in gewohnter Weise auf dieses Spiel vorbereitet. Das Augenmerk lag dabei auf den Kontaktsituationen, "um dem starken Pauli-Sturm Paroli bieten zu können".
TotalRugby Prognose: In der Rugby-Arena Saarlandstraße treffen zwei Teams auf Augenhöhe aufeinander. Der Heimvorteil und der etwas stärkere Sturm lassen das Pendel aber zu Gunsten der Hausherren ausschlagen. Daher wird der FC St. Pauli den Auftakt in der Meisterrunde mit +17 Punkten gewinnen.
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