Die deutschen 7er-Frauen haben Grund zur Freude, sie werden künftig noch stärker gefördert - (c) Miriam May
Der Deutsche Rugby-Verband wird in den nächsten Jahren gemeinsam mit einigen Institutionen des Landes Nordrhein-Westfalen ein Konzept umsetzen, das vor allem die deutsche 7-er-Rugby-Frauen auf dem Weg zu den Olympischen Spielen signifikant unterstützen kann. Davon sind auch der Deutsche Olympische Sportbund und die Bundeswehr überzeugt und haben ihrerseits einen Schritt auf den DRV zu gemacht, wie Sportdirektor und Geschäftsführer Volker Himmer berichtet.
Herr Himmer, Sie waren in den letzten Tagen viel unterwegs. Bitte berichten Sie, was dabei herausgekommen ist!
Zunächst habe ich mit Vertretern des Rugby-Verbandes NRW, der Sportstiftung und des Landessportbunds NRW sowie dem Leiter des OSP Rheinland zusammen gesessen und über ein Konzept gesprochen, dass vor allem den deutschen 7-er-Frauen neue Möglichkeiten in der Leistungsförderung eröffnen kann. Anschließend haben wir dieses Konzept dem DOSB und der Bundeswehr vorgestellt.
Ins Detail, bitte... Was ist das für ein Konzept?
Die Institutionen des Landes Nordrhein-Westfalen haben dem DRV angeboten, ein Projekt mit dem Namen „Rio 2016“ ins Leben zu rufen, wenn es uns gelingt, insgesamt mindestens zehn Kaderathletinnen am Olympiastützpunkt in Köln zusammen zu ziehen. Das heißt, dass diese Spielerinnen von Montag bis Donnerstag zwei Mal täglich unter der Betreuung von NRW-Landes- und DRV-Disziplintrainerin Susanne Wiedemann und vielleicht noch eines weiteren Trainers trainieren können. Dabei können sie auf sämtliche Einrichtungen des OSP zugreifen – von der Leistungsdiagnostik bis zur Sportmedizin.
Klingt toll...
... und ist noch nicht alles. Jeder A-Kader-Athletin, die Teil dieses Projektes werden möchte, wird ein Studienplatz zugesichert – mit Ausnahme Medizin – oder anderenfalls eine Ausbildung in der so genannten „dualen Karriere“ ermöglicht.
Entsteht dann in Köln künftig ein neues Frauen-Bundesligateam aus Nationalspielerinnen? Nein, so ist das nicht gedacht. Geplant ist, dass die Spielerinnen, die ja idealerweise den Kern der Nationalmannschaft bilden, montags bis donnerstags in Köln zusammengezogen werden, dann aber von Freitag bis Sonntag ihren Heimatvereinen zur Verfügung stehen. Ziel dieses Projektes ist es, die Spielerinnen über den Zeitraum von vier Jahren unter bestmöglichen Rahmenbedingungen zu fördern und sportlich auszubilden. Dabei wird auch auf Nachhaltigkeit geachtet. Im Zuge dessen sollen auch Nachwuchskonzepte entwickelt werden. Wir haben damit die Möglichkeit Rugbyathletinnen unter hervorragenden Bedingungen aus- und weiterzubilden. Das ist ein starkes Signal für das Frauenrugby und wird meines Erachtens große Auswirkungen auf Qualität und Attraktivität, auch für die Landesverbände und Vereine, haben.
Was passiert denn, wenn die Qualifikation zu den Olympischen Spielen 2016 verpasst wird? Wir haben den Eindruck, dass hier alle Parteien sehr vertrauensvoll und zum Wohle des Sports miteinander arbeiten wollen. Daher erscheint allen Seiten eine Fortführung des Projekts bis zu den Olympischen Spielen 2020 sinnvoll.
Wie haben DOSB und Bundeswehr auf dieses Konzept reagiert?
Erfreulicherweise sehr positiv! Bekanntlich muss die Bundeswehr ja Förderplätze einsparen. Im Zuge dessen, weil sich der DRV mit beiden Teams nicht für die WM qualifizieren konnte und weil es ursprünglich als Pilotprojekt nur für die Frauen gedacht war, sollten nun drei der acht Rugby-Plätze in der Sportfördergruppe gestrichen werden. Als wir jetzt das Konzept gemeinsam mit Susanne Wiedemann und Michael Schnellbach vorgestellt haben, haben wir zugleich darum gebeten, die Sportfördergruppenplätze für die Frauen sinnvollerweise nach Köln zu verlegen. Dem haben DOSB und Bundeswehr entsprochen und zugleich angemerkt, dass sie dieses Konzept für sehr Erfolg versprechend halten.
Mit der Konsequenz, dass...
... uns für 2013 nicht nur die drei Sportfördergruppenplätze für die Herren und die fünf für die Frauen erhalten bleiben, sondern dass es jetzt für die Frauen sogar noch einen mehr geben wird. Wobei die Herren in Todtnau verbleiben und die Frauen nach Köln umziehen.
Fallen da nicht die Männer etwas hinten herunter?
Nein, wir arbeiten an einem ähnlichen Konzept für Männer in Heidelberg. Da sind wir allerdings noch nicht so weit. Ich bin aber überaus optimistisch, dass wir mit unseren Partnern in Baden-Württemberg ein ähnlich tragfähiges Konzept auf die Beine stellen können.
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