Stop! Drei Mainzer Verteidiger umzingeln Frankfurts DRV-Nationalspieler Alex Hauck - (c) Jürgen Keßler
Der letzte reguläre Spieltag der Erstliga-Vorrunde brachte einige deutliche Ergebnisse. Überraschenderweise gab es aber die deutlichsten Punktunterschiede in einer Begegnungen, die auch ohne die umfassende Reform des Bundesliga-Spielverkehrs gespielt worden wäre. Wir schauen zurück auf den letzten Spieltag der Rugby-Bundesliga und beschränken uns dabei - im Gegensatz zu einem eifrigen Heidelberger Zeitungsjournalist mit zahlreichen Funktionärsaufgaben und glänzendem Arbeitszeugnis im Deutschen Rugby-Verband - auf die Fakten:
Nord
Wie erwartet, sichert sich der DSV Hannover 78 ungeschlagen den ersten Platz in der Gruppe Nord. In der letzten Vorrundenbegegnung gelang 78 mit einem 65:0 (43:0) gegen Victoria Linden der vierte Sieg im vierten Spiel. Dabei wurde der Gruppenprimus bereits zur Halbzeit seiner Favoritenrolle gerecht. In der zweiten Hälfte musste sich Victoria nach einer roten Karte (61. Minute) mit einem Mann weniger der Übermacht der Hausherren erwehren und zog sich dabei achtbar aus der Affäre.
Mit einem 43:10 (21:10)-Sieg gegen den SC Germania List sicherte sich der FC St. Pauli den zweiten Platz in der Gruppe Nord. Trotz einer schnellen Führung sah es bis zur Halbzeit nicht nach einem klaren Triumph der Hausherren aus. So verkürzten die Hannoveraner den deutlichen Vorsprung der Hausherren bis zum Halbzeitpfiff. Doch im zweiten Spielabschnitt punkteten nur noch die Hamburger. Zwar fuhren die Germanen im Angriff wütende Attacken, das braun-weiße Verteidigungsbollwerk hielt aber stand. In der Offensive nutzte der FC St. Pauli seine Einlaufchancen dann konsequent.
Zudem stehen bereits die beiden Mannschaften fest, die kommende Spielzeit die Nordgruppe der 1. Bundesliga komplettieren. Da sich mit der Zweitvertretung von 78 ein Team für den DRV-Pokal hat, das nicht aufsteigen darf, hält der Hamburger Rugby-Club die Klasse. Aus der 2. Bundesliga Nord steigt die SG 08 Ricklingen/TuS Wunstorf auf.
FC St. Pauli – SC Germania List 43:10 | Spielbericht
Hannover 78 – TSV Victoria Linden 65:0 | Spielbericht
Ost
Der Berliner RC ist mit Sicherheit einer der Gewinner der Ligareform, bedenkt man, dass die Hauptstädter nach dem alten Spielsystem bereits als Absteiger in die 2. Bundesliga Nord feststanden. Einer der Gegner in dieser 2. Bundesliga Nord wäre im übrigen der wacker kämpfende Berliner SV 92 gewesen, der am Samstag vom aller Reisestrapazen der vergangenen Bundesligajahre entledigten und daher wie entfesselt aufspielenden Stadtnachbarn ein saftiges 138:7 eingeschenkt bekam.
In Leipzig ärgerte man sich nach dem Abpfiff über die leichten Punkte, die man dem favorisierten USV Potsdam bei der 10:67-Heimniederlage ermöglicht hatte, dennoch können die Sachsen mit erhobenen Haupt und jeder Menge Erfahrungen den Gang in die DRV-Pokalrunde antreten.
Berliner RC – Berliner SV 92 138:7
RC Leipzig – USV Potsdam 10:67
Süd
So nah die munter angreifende Rudergesellschaft Heidelberg beim Deutschen Meister Heidelberger RK am Bonuspunkt für vier erzielte Versuche war, so weit entfernt war die junge Truppe der Orangenen von einem möglichen Überraschungserfolg gegen den in dieser Saison unbezwingbar erscheinenden Ligachampion. Am Ende trösteten sich die Zuschauer am Heidelberger Harbigweg mit der Erkenntnis, dass sie zwar mal wieder kein spannendes, aber zumindest ein unterhaltsames Spielchen zu sehen bekommen hatten.
Erneut sehr gut verkaufte sich Erstliga-Aufsteiger Heidelberger TV im Spiel gegen den TSV Handschuhsheim. Zwar hatten die jungen Turner gegen die wütenden Löwen nie eine wirkliche Siegchance, bei der 13:56 Auswärtsniederlage gelang den Rot-Schwarzen aber nicht nur ein Versuch, sondern abermals ein sehr beachtliches Ergebnis. Der RK 03 Berlin, heute eine feste Größe in er Rugbybundesliga, verlor beispielsweise in seiner Aufstiegssaison 2008/2009 mit 7:78 und 12:73 gegen die Löwen aus Heidelberg-Handschuhsheim, ein Indiz dafür welch großes Potential in der jungen HTV-Truppe von Übungsleiter Thomas Kurzer noch steckt. Dieses Potential unter Beweis stellen, können die HTVler bereits im Rückspiel des DRV-Pokalwettbewerbs, dann müssen allerdings die Handschuhsheimer die lange Reise über den Neckar antreten.
Heidelberger RK - RG Heidelberg 66:22 | Spielbericht
TSV Handschuhsheim – Heidelberger TV 56:13 | Spielbericht
West
Das der RK Heusenstamm, trotz der Schonung einiger Stammkräfte, beim RC Aachen gewinnen würde, war den zahlreichen selbsterklärten Rugbyexperten Deutschlands schon vor dem Anpfiff am Martinsee klar, dass der letztjährige Zweitligist aus Aachen dann aber doch so munter mitspielte, dürfte dennoch überrascht haben. Bis zur Halbzeit hatten die Öcher nur mit 10:24 zurückgelegen, als dann in Spielabschnitt zwei allerdings die Kräfte der Gäste schwanden ließen die Hausherren 38 unbeantwortete Punkte zum 62:10 Endstand folgen – in einer Partie die auch ohne Ligareform – dann aber mit Hin- und Rückspiel – stattgefunden hätte, schließlich wäre der RK Heusenstamm als Bundesligaletzter der Vorsaison in die 2. Bundesliga Süd/West abgestiegen und dort auf den RC Aachen getroffen.
Insgesamt drei unerhöhte Versuch – darunter einer von Raab Millionen-Gewinner Nino Haase – erzielte der RC Mainz beim SC Frankfurt 1880. Das es am Ende für die Gäste aus Rheinland-Pfalz dennoch nicht zum Offensivbonuspunkt reichte, war insbesondere der größeren Routine der in nagelneuen Trikots spielenden Hessen zu verdanken, die ihrerseits 62 Punkte erzielten und somit den fünften Fünfer im fünften Spiel einfuhren.
Unschön und unsportlich war das was sich am Wochenende in Köln abspielte beziehungsweise eben nicht abspielte. Aus „Spielermangel“ hatte der ASV Köln das Heimspiel gegen den RC Luxemburg bereits am Dienstag gecancelt. Vermutlich geschah dies in der Hoffnung den Zwei-Punkte-Abzug für einmaliges Nichtantreten kassieren und somit eine Teilnahme an der Meisterrunde verhindern zu können. Da hatten die Jecken aber die Rechnung ohne die ausgeschlafenen Luxemburger gemacht, das im Umbruch befindliche Team aus dem Großherzogtum sagte die Partie seinerseits ab - mit zwei Siegen am grünen Tisch wollte der RC nicht in den stärksten deutschen Wettbewerb - und kassierte ebenfalls eine Zwei-Punkt-Strafe; jetzt ist der ASV in der Tabelle wieder vor dem RCLU und somit qualifiziert für die Meisterrunde. Dazu wurde von den Bundesliga-Spielleitern gegen beide Vereine noch ein Verfahren vor dem Sportgericht eingeleitet und bei nochmaligen Nichtantreten in dieser Saison geht es für beide Clubs – ähnlich wie zuvor für den TSV Handschuhsheim II und die RU Hohen Neuendorf – bis in die 3. Liga. Fazit: Hier hat keiner etwas gewonnen!
RK Heusenstamm – RC Aachen 62:10 | Spielbericht
SC Frankfurt 1880 – RC Mainz 62:15 | Fotos
ASV Köln – RC Luxemburg 0:0 (kampflos)
|