(c) Lorena Kemptner
Nach den deutschen 7er-Rugby-Damen haben auch die Herren des Deutschen Rugby- Verbandes die Qualifikation zur nächsten Weltmeisterschaft in der olympischen Variante des Rugbysports verpasst. Bei den Algarve Sevens, wo insgesamt fünf WM- Startplätze für europäische Teams vergeben wurden, scheiterte das Team von Trainer Philip „Lofty“ Stevenson im Plate-Halbfinale. Den Turniersieg im Estádio do Algarve in Faro sicherte sich Gastgeber Portugal mit einem 7:5-Endspielsieg gegen Spanien. Neben den beiden Finalisten reisen auch der Turnierdritte Frankreich, Georgien und Plate-Sieger Schottland zur WM 2013 nach Moskau.
Nachdem man die Vorrunde als achtbestes Team abgeschlossen hatte und so im Rennen um einen der WM-Startplätze geblieben war, gab es für das deutsche Team am zweiten Turniertag nichts zu holen. Gegen Favorit Spanien ging man im Viertelfinale zwar in Führung und lag zur Halbzeit sogar noch vorn, doch dann bogen die Iberer die Partie eindrucksvoll noch in einen souveränen 31:7-Sieg um. Den Versuch hatte DRV-Kapitän Tim Menzel gelegt, Fabian Heimpel hatte auf 7:0 erhöht. Im Plate-Halbfinale bekam man es dann mit Schottland zu tun, die man in dieser Saison bereits einmal besiegen konnte. Diesmal jedoch war das deutsche Team über weite Strecken chancenlos und wurde bei der klaren 0:33- Niederlage zum Teil sogar vorgeführt. Die Partie um den siebenten Platz wurde nicht ausgespielt. Daher steht für den DRV bei den Algarve Sevens am Ende ein mit der Ukraine geteilter siebenter Platz zu Buche.
„Natürlich sind wir enttäuscht. Nicht nur, weil wir die WM-Qualifikation nicht geschafft haben, sondern vor allem, weil wir mehr können, als wir hier gezeigt haben. Das muss man aber eben auch abrufen, wenn es drauf ankommt. Das ist uns nicht gelungen. Hier war sicher mehr drin“, so der für das 7er-Rugby zuständige DRV-Vizepräsident Michael Schnellbach. „Man hat schon gesehen, dass wir individuell durchaus mithalten können, aber es gelingt uns noch nicht, unsere Leistung beständig in allen Spielen und über die gesamte Spielzeit durchzuhalten. Wir hatten hier eine gute Chance auf eine WM-Teilnahme, aber wir haben sie am Ende nicht genutzt. Fazit: Ziel klar verpasst!“
Viertelfinale: Spanien – Deutschland 31:7 (5:7)
Eine Hälfte gut, eine zum Vergessen! Es ließ sich ordentlich an für das deutsche Team. Gleich die erste Angriffsserie brachte die ersten Zähler und die Führung. Tim Menzel hatte eine Lücke in der spanischen Abwehr gesehen und lief nach 40 Sekunden unter den Stangen ein. Die Erhöhung durch Fabian Heimpel war Formsache. Auch wenn das deutsche Team die spanische Offensive ganz gut unter Kontrolle halten konnte, kam der Favorit wenig später wieder heran. Marcos Poggi setzte zu einem Sprint an, dem weder Peter Haw noch Fabian Heimpel folgen konnten. Ganz links legte er zum Versuch ab. Die schwierige Erhöhung verfehlte ihr Ziel. Als ein Spanier Gelb sah und Deutschland in Überzahl spielte, konnte man daraus nicht nur keinen Profit schlagen, auch verlor man in dieser Phase Elmar Heimpel, der verletzt ausgewechselt wurde. So blieb es zur Pause bei der knappen DRV- Führung.
Nach dem Seitenwechsel legte Spanien einen Gang zu. Nach nur einer Minute war es Martin Heredia, der im Eings-gegen-Eins Tim Menzel keine Chance ließ und die erste Führung für die Iberer holte – wieder ohne Erhöhung (9.). Dann folgte die schwächste Phase des deutschen Teams, gleich zwei Mal konnte man den Ankick nicht kontrollieren. Einmal verlor Sam Rainger, dann Raynor Parkinson den Ball. In der 10. Minute nutzte Pedro Martin den Schnitzer zum Versuch, in der nächsten Szene war Facundo Lavino der Nutznießer. Beide Versuche wurden erhöht, und plötzlich stand es 24:7 für Spanien. Doch noch war es nicht vorbei: Ein verpasstes Tackling bedeutete freie Bahn für Pedro Martin, der seinen Versuch auch gleich selbst erhöhte und so den 31:7-Endstand markierte.
„Die erste Hälfte lief noch sehr gut, aber dann haben wir die Partie regelrecht abgeschenkt“, ärgerte sich DRV-Vizepräsident Michael Schnellbach. „Das Ergebnis ist schon ein Stück weit deprimierend. Dazu kommt, dass wir jetzt mit Bastian Himmer, der sich gestern verletzt hat, sowie mit Anjo Buckman und Elmar Heimpel drei verletzte Spieler haben.“
Plate-Halbfinale: Schottland – Deutschland 33:0 (14:0)
Auch die Schotten unterstrichen ihre Überlegenheit gegen das deutsche Team im Plate- Halbfinale eindrucksvoll und beendeten letztlich den Traum der DRV-Mannen von der WM- Teilnahme 2013 in Moskau vorzeitig. Die Highlander setzten das deutsche Team von Beginn an unter Druck und gingen früh in Führung. Kapitän Colin Gregor bekam den Ball von einem getackelten Spieler, hatte freie Bahn ins deutsche Malfeld und erhöhte seinen Versuch gleich selbst (1.). Und schon zwei Minuten später erhöhte James Fleming mit seinem ersten Versuch in diesem Spiel nach einem unwiderstehlichen Sprint über die linke Seite bis unter die Stangen. Gregor erhöhte sicher. Das deutsche Team hatte kaum nennenswerte offensive Szenen, selbst, als Struan Dewar mit Gelb vom Platz musste. Die DRV-Auswahl hatte einmal mehr Probleme, in Ballbesitz zu gelangen bzw. zu bleiben. Die Schotten hingegen waren hervorragend auf das deutsche Spiel eingestellt, variierten das Tempo, suchten und fanden die Lücken.
Im zweiten Durchgang konnten die ersten Angriffe des Gegners noch gut gestoppt werden, doch als der Ball erneut zu James Fleming kam, konnte dem schnellen Schotten erneut niemand folgen (9.). Kicker Gregor blieb ohne Fehler. Und keine drei Minuten später machte Fleming seinen Versuche-Hattrick perfekt – wieder mit einem kurzen Antritt und wieder über die linke Seite. Der Erhöhungskick ging diesmal daneben. In der Schlussphase wurde das deutsche Team dann noch vorgeführt. Ein Überkick wurde von Byron McGuigan mühelos erlaufen, doch anstatt selbst den Versuch zu legen, gab er den Ball noch an Rory Hughes ab, der die Punkte verbuchen durfte (14.). Russell Weir setzte mit der Erhöhung den Schlusspunkt hinter eine recht einseitige Partie. „Wir hatten gute Ansätze in diesem Spiel, sind aber nicht darüber hinaus gekommen. Die Schotten haben uns wirklich gut ausgeguckt“, so Michael Schnellbach.
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