Den deutschen 7er-Herren gelang im Bowl-Finale die Revanche für die unglückliche Niederlage in der Gruppenphase - (c) Jürgen Keßler
Die deutsche Siebenerrugby-Nationalmannschaft der Herren hat beim zweiten Turnier der European Grand Prix Series in Moskau (RUS) die Bowl-Trophäe gewonnen und damit einen guten neunten Platz belegt. Im Bowl-Endspiel besiegte der Aufsteiger das Team aus Italien mit 24:17. Für die Gesamtwertung bedeutet das vier wichtiger Zähler im Kampf um den Klassenerhalt.
Nach zwei von drei Turnieren liegt Deutschland punktgleich mit Italien auf dem zehnten Platz knapp vor Schlusslicht Niederlande. Nach dem Sieg beim Auftaktturnier in Lyon (FRA) stand am Ende in Moskau ebenfalls England ganz oben und führt damit auch in der Gesamtwertung vor Titelverteidiger Portugal und Spanien. Die Entscheidung um die europäische Krone sowie um den Klassenerhalt fällt am kommenden Wochenende beim Finalturnier im dänischen Odense.
„Die Mannschaft hat sich merklich gesteigert – von gestern auf heute und auch im Vergleich zum ersten Turnier in Lyon“, hatte der für das 7er-Rugby zuständige DRV-Vizepräsident Michael Schnellbach festgestellt. „Wir haben einen insgesamt fitteren Eindruck gemacht und haben uns vor allem in der Defensive verbessert. Darauf kann man für die anstehenden Aufgaben in Odense und für die WM-Qualifikation in Portugal aufbauen.“
Portugal – Deutschland 24:5 (12:0)
Die Überraschung ist ausgeblieben, auch wenn das deutsche Team insgesamt eine ordentliche Partie abgeliefert hat. „Das war kein schlechtes Spiel, auch wenn wir uns leider zu viele Fehler geleistet haben“, so DRV-Vizepräsident Michael Schnellbach. „Wir hatten diesmal Bälle, haben die aber zu leicht verloren. Die Abwehr stand diesmal aber gut. Darauf müssen wir aufbauen.“
Auch für Portugal war es kein einfaches Spiel. Doch die individuelle Klasse der Spieler entschied die Partie. Beim ersten Versuch war David Mateus durchgebrochen und im Sprintduell schneller als Tim Kasten (2.). Die Erhöhung zum ersten Versuch gelang dann Pedro Leal. Noch vor der Pause legte Federico Oliveira einen zweiten, diesmal nicht erhöhten Versuch zum 12:0-Halbzeitstand nach (6.).
Der Beginn der zweiten Hälfte wurde von den Abwehrreihen bestimmt. Die erste viel versprechende Offensivaktion der Deutschen führte dann auch zum Versuch. Anjo Buckman bediente Bastian Himmer auf der linken Seite, wo der RGH-Sprinter auch an der Eckfahne ablegen konnte (10.). Doch schon in der 12. Minute sah erneut David Mateus eine Lücke in der DRV-Defensive und nutzte diese zum dritten portugiesischen Versuch, den Leal wieder erhöhte. Der Kicker setzte dann selbst den Schlusspunkt, als er in der Nachspielzeit durchbrach und zum 24:5 spurtete.
Bowl-Halbfinale: Niederlande – Deutschland 0:33 (0:19)
Eine starke Vorstellung gegen letztlich chancenlose Niederländer! Das deutsche Team war von der ersten Minute an klar überlegen und ging durch Tim Menzels Versuch in der 2. Minute in Führung. Bastian Himmer war ganz links bereits bis ins Malfeld gesprintet, legte aber auf den besser postierten Menzel ab, der den Ball bis unter die Stangen trug. Die Erhöhung aber misslang Christopher Hilsenbeck dennoch. Der jungen Spielmacher bügelte das allerdings wenig später aus, als er von Raphael Hackl angespielt wurde und mit dem Ball ins Malfeld getackelt wurde (4.). Diesmal war auch die Erhöhung gut. Deutschland machte weiter Druck und ließ bis dahin keine nennenswerte Offensivaktion der Niederländer zu. Noch vor der Pause erhöhte das DRV-Team auf 19:0. Bastian Himmer nahm einen fallen gelassenen Ball auf und trug ihn zum Versuch. Hilsenbeck erhöhte sicher.
Das gleiche Bild in der zweiten Hälfte. Deutschland in Spiellaune und die Niederlande ohne Ideen. In der 8. Minute legte sich Bastian Himmer den Ball mit einem Kick vor, verlor jedoch das Laufduell knapp. Daraus entstand jedoch ein Gedränge kurz vor der gegnerischen Mallinie. Den Ball schnell auf Sam Rainger gepasst, der ohne Mühe den vierten Versuch für Deutschland legte (9.). Hilsenbeck sicher beim Erhöhungskick. Der DRV weiter mit viel Druck. Fabian Heimpel behauptete sich in der 10. Minute gleich gegen drei Gegner und legte mit Auge auf Matthieu Franke ab, der ohne Mühe ins Malfeld lief. Hilsenbecks Erhöhung bedeutete schon den 33:0-Endstand. In der Folge versuchten die Niederländer, wenigstens noch ein wenig Ergebniskosmetik zu betreiben, doch das deutsche Team vereitelte mit einer sicheren Defensive jegliche Bemühungen.
„Wir waren in Offensive und Defensive gleich gut in diesem Spiel und haben so richtig Spaß gehabt am Spielen“, freute sich DRV-Vize Michael Schnellbach. „Auch die Spieler, die nicht regelmäßig gespielt haben, haben einen guten Eindruck hinterlassen.“
Bowl-Finale: Deutschland – Italien 24:17 (17:12)
Die deutschen Herren bringen die Bowl-Trophäe aus Moskau mit nach Hause. Gegen die Italiener hatte man eine Rechnung zu begleichen. In der Vorrunde hatte man den Sieg in letzter Minute noch aus der Hand geben müssen. Von der ersten Minute an gingen die DRV- Mannen sehr konzentriert zu Werke. Der schnelle Lohn: Mit einer tollen Körpertäuschung ließ Bastian Himmer gleich zwei Gegner aussteigen und passte den Ball auf Tim Menzel, der ihn ohne Mühe unter den Stangen ablegte (1.). Christopher Hilsenbeck addierte zwei Zähler mit dem Erhöhungskick. Zwei Minuten später gelang Raphael Hackl der Durchbruch. Sein beherzter Sprint brachte den zweiten Versuch links außen. Diesmal vergab Hilsenbeck seinen Kick aus schwieriger Position, aber man lag 12:0 vorn. Die Italiener blieben aber gefährlich. Der schnelle Fabrizio Sepe war in der 5. Minute nicht aufzuhalten. Nach gelungener Erhöhung stand es nur noch 7:12. Den Ankick konnten die Deutschen nicht sichern, und so kamen die Italiener wieder in aussichtsreiche Position. Nach einigen Pässen war es Marcello de Gaspari, der den bis dahin etwas schmeichelhaften Ausgleich herstellte (6.). Doch Bastian Himmer holte mit einem langen Sprint über die rechte Seite, bei dem er gleich zwei Italiener stehen ließ, die Führung zurück (7.), auch wenn Hilsenbeck diesmal den Erhöhungskick vergab.
Doch vor allem Italiens Fabrizio Sepe stemmte sich gegen die drohende Niederlage. Der erste Lauf konnte von Fabian Heimpel gerade noch gestoppt werden. Das anschließende Gedränge gewannen die Italiener, die Pass-Stafette brachte den Ball auf die andere Spielfeldseite, wo Sepe sich ins deutsche Malfeld tankte (9.) – wieder der Ausgleich. Doch die Deutschen hatten diesmal die richtige Antwort parat: In der 10. Minute brachte man Raphael Hackl auf der rechten Seite in Position, und der Berliner brachte den Ball an der Eckfahne gerade noch ins Malfeld. Die schwierige Erhöhung von Fabian Heimpel passte und man war wieder sieben Zähler vor. Italien drückte in der Schlussphase noch einmal auf den Ausgleich, auch weil sich Rafael Pyrasch in der 13. Minute noch eine Gelbe Karte einhandelte. Doch Heimpel beendete mit seinem Kick ins Aus nach einem italienischen Ballverlust die Partie.
„Das war eine Super-Teamleistung in allen Bereichen und eine absolut verdiente Revanche“, freute sich DRV-Vizepräsident Michael Schnellbach mit den deutschen Jungs.
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