Das hohe Niveau der Niederlande ist 'keine Hexerei' sondern Ergebnis guter und harter Arbeit - (c) amsterdamsevens.com
Die deutschen 7er-Rugby-Nationalmannschaften der Damen und Herren am zweiten Tag bei den Amsterdam 7s nun auch positive Ergebnisse geliefert. Doch während die Gegner bei den Herren im „Heineken Boot“-Wettbewerb kaum als Maßstab gelten dürfen, haben sich die Damen des Deutschen Rugby-Verbands im hochklassig besetzten Elite-Turnier gegen die weltbesten Siebener-Teams weiter hervorragend behauptet und sich damit Respekt und Anerkennung verdient.
HERREN:
„Die Gegner heute waren sicherlich kein echter Maßstab für uns. So haben wir das als eine Art von Trainingsspielen genutzt, mit verschiedenen Aufgaben für bestimmte Situationen“, so Bundestrainer Peter Ianusevici. „Ergebnisse sind mir schon wichtig. Es muss aber auch klar sein, in welchem Kontext sie erzielt werden. Das war ein gutes Turnier, um viel zu testen, aber es war auch das letzte Turnier, wo wir das konnten. Ab sofort – und jetzt haben wir ja auch Zugriff auf alle Spieler – liegt der Fokus darauf, eine Mannschaft für den Start der Grand Prix Series in Lyon einzuspielen.“
Deutschland – Cento Vetrine (ITA) 56:0 Die Italiener, die schon in der Vorrunde dem Bundesligisten SC Neuenheim mit 0:42 deutlich unterlegen war, hatten auch gegen die DRV-Auswahl keine Chance. Aber man musste sich erst auf die sehr harte Gangart des Gegners einstellen. „Die haben fast ausschließlich mit dem Sturm und da sehr körperlich gespielt, beinahe schon unfair mit späten Tacklings. Aber wir haben dann eben um sie herum gespielt und so war das auch in Ordnung.“ Nach jeweils erhöhten Versuchen von Jerome Ruhnau, Timur Tekkal, Mustafa Güngör und Fabian Heimpel stand es schon zur Halbzeit 28:0. Nach der Pause legten Florian Wehrspann und Kapitän Mustafa Güngör noch je zwei erhöhte Versuche nach. Für die Erhöhungen zeichneten in dieser Partie Heimpel und Güngör verantwortlich.
Deutschland – The Dutch Rudders RUFC (NED) 54:0 Die Partie gegen die Niederländer sollte dann eine ganz andere werden. Die Rudders spielten einen sehr ähnlichen Stil wie die DRV-Männer – mit intensivem Laufspiel und vielen Pässen, doch die deutsche Spielanlage zeigte sich deutlich ausgereifter und so waren auch die Offensivbemühungen von deutlich mehr Erfolg gekrönt. Nach sieben Minuten lag Deutschland mit 26:0 vorn. Die Versuche legten bis dahin Timur Tekkal, Raynor Parkinson, Tim Menzel und noch einmal Parkinson. Auch die zweite Hälfte bestimmte das deutsche Team nach Belieben. Guillaume Franke, Jerome Ruhnau, Fabian Heimpel und Tim Menzel legten weitere vier Versuche nach. Die Erhöhungen markierten diesmal Heimpel und Menzel.
Halbf. Heineken Boot: Deutschland – Bury Wolverines (ENG) 31:5 Die Engländer hatten schon ein etwas höheres Niveau als die beiden ersten Gegner an diesem Tag. „Die haben bis zum Schluss versucht, kämpferisch dagegen zu halten, und waren durchaus gefährlich“, so der Bundestrainer. Doch letztlich waren die Wolves gegen die deutsche Mannschaft chancenlos. Jerome Ruhnau und Raynor Parkinson brachten den DRV mit 12:0 in Führung, bevor der Gegner seinen einzigen Versuch legte. Noch vor der Pause addierte Fabian Heimpel fünf weitere Zähler für das Ianusevici-Team. Heimpel und Ruhnau legten im zweiten Durchgang noch je einen erhöhten Versuch nach und so stand der souveräne Einzug ins Endspiel des nur drittklassigen „Heineken Boot“-Wettbewerbs fest.
Finale Heineken Boot: Wiss the mama (ESP) – Deutschland 10:52 Auch im Endspiel war der Gegner aus Spanien vom Niveau her längst nicht auf Augenhöhe mit dem deutschen Team. Das zeigte eine rundum gute Leistung. „Da hat viel geklappt, was wir uns vorgenommen hatten, wir haben die Lücken gesehen und gut genutzt“, analysierte Peter Ianusevici. Schon nach sieben Minuten lag das deutsche Team nach Versuchen von Guillaume Franke, Mustafa Güngör, Jerome Ruhnau, Falk Duwe und erneut Ruhnau sowie drei Erhöhungen von Fabian Heimpel mit 31:5 vorn. Der Gegenversuch fiel für die „entfesselte“ DRV-Auswahl kaum ins Gewicht. Nach dem Seitenwechsel markierten Ruhnau, Duwe und Güngör drei weitere Versuche – jeweils erhöht von Heimpel.
Den Turniersieg sicherte sich einmal mehr das internationale Topteam Samurai International RFC. Die Mannschaft, die die Amsterdam 7s von 2005 bis 2010 bereits sechsmal in Folge gewinnen konnte, setzte sich gegen Susies Sevens – ebenfalls eine Auswahl internationaler Spieler – mit 45:21 durch.
DAMEN:
Nationaltrainerin Susanne Wiedemann zog ein äußerst positives Fazit vom Auftritt ihrer Mannschaft bei diesen Amsterdam 7s: „Die Mannschaft präsentiert hier so gut wie noch nie. Ich bin sehr stolz auf die Mädels“, hatte sie bereits nach dem ersten Tag Lob geäußert. „Die Lücke zur internationalen Spitze ist weiter kleiner geworden. Aber wir brauchen mehr gemeinsame Trainingseinheiten mit diesem Kader, auch mehr Wettbewerb auf diesem hohen Niveau. Dann können wir den Abstand weiter verringern. Was die Niederlande sein eineinhalb Jahren machen, ist ja keine Zauberei. Das ist durchaus auf Deutschland übertragbar. Wir haben hier etwas am System verändert – vor allem in der Defensive. Das hat die Mannschaft gut angenommen und die Rechnung ist voll aufgegangen. Wir haben hier viel Anerkennung von anderen Mannschaften und auch von den Fans bekommen – aus meiner Sicht ist das auch berechtigt!“
Wales – Deutschland 12:5 Die deutschen Damen konnten zur frühen Ankickzeit um 9.50 Uhr nicht über die ganze Spielzeit an die starken Leistungen vom Vortag anknüpfen. Zur Halbzeit lag man nach einem Versuch von Lisa Bohrmann noch mit 5:0 in Führung. Bei Dauer-Nieselregen agierten die Waliserinnen im zweiten Durchgang insgesamt etwas glücklicher und drehten mit zwei Versuchen (9. und 12.) und einer Erhöhung die Partie noch zu ihren Gunsten. „Das war typisch. Das erste Spiel am Sonntag ist immer das schwierigste. Mehr kann man dazu nicht sagen“, so Nationaltrainerin Wiedemann.
Irland – Deutschland 17:12 Am Ende waren die deutschen Damen, die sich jetzt in der guten Form des Vortages präsentierten, auch den Irinnen knapp unterlegen. Bis zur Halbzeit ließ die deutsche Defensive nur einen Versuch zum 0:5-Pausenstand zu. Im zweiten Durchgang verbuchten Alysha Stone und Dana Kleine-Grefe die Versuche für das DRV-Team, doch auch die Irinnen legten noch zwei Mal im deutschen Malfeld ab. „Wir verlieren das auf den letzten Drücker“, ärgerte sich die Trainerin. „Wir führen knapp, können das aber nicht halten. Da fehlt uns wohl noch etwas Erfahrung. Dafür brauchen wir vielleicht auch noch ein bisschen Zeit. Eigentlich waren wir in der Lage, dieses Spiel zu gewinnen.“
Deutschland – Südafrika 21:0 Wieder knüpften die DRV-Damen an die starken Leistungen vom Samstag an. Gegen die Ladies vom Kap bestimmten die Deutschen das Spiel über weite Strecken Zu Punkten reichte es zwar in den ersten sieben Minuten noch nicht, aber erneut zeigte sich die Abwehr als sehr gut strukturiert, sodass auch Südafrika keinen Zähler verbuchen konnte. Nach dem Seitenwechsel legte die Auswahl von Nationaltrainerin Susanne Wiedemann noch einen Gang zu und Alysha Stone belohnte ihr Team mit dem ersten Versuch. Dana Kleine-Grefe legte wenig später den zweiten nach und Jana Eisenbeiß setzte mit einem 80-Meter-Spring an der Außenlinie entlang einen sehenswerten Schlusspunkt. Alle drei Versuche wurden von Lisa Kropp sicher erhöht. „Das war ein schöner Abschluss für dieses Turnier“ konstatierte Wiedemann. „Es stand lange 0:0, es ging immer hin und her. Und wie es immer so ist, ist dann der erste Versuch auch der Knackpunkt. Die Mädels haben für dieses Spiel noch mal alle Kräfte mobilisiert und sich für ein starkes Turnier belohnt.“
Den Turniersieg in Amsterdam sicherte sich in diesem Jahr Topfavorit Kanada mit einem 26:19 im Endspiel gegen die USA. Die Niederlande unterlagen im Spiel um den dritten Platz knapp mit 14:15 gegen Weltmeister Australien.
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