Falk Duwe vom RK 03 Berlin hat bei Bundestrainer Peter Ianusevici gute Karten - (c) Miriam May
Die deutschen 7er-Rugby-Nationalmannschaften der Damen und Herren haben sich im niederländischen Amsterdam zwar mit wenig zählbarem Erfolg, doch aber mit ansprechenden bis ganz starken Leistungen präsentiert. Beide Trainer – sowohl Peter Ianusevici bei den Herren als auch Susanne Wiedemann bei den Damen – probierten personell einiges aus. Vor allem die Damen hinterließen dabei in einem Weltklasse-Startfeld einen überaus guten Eindruck.
DAMEN:
„Die Mannschaft präsentiert hier so gut wie noch nie. Ich bin sehr stolz auf die Mädels“, so Nationaltrainerin Susanne Wiedemann über den ersten Tag bei den Amsterdam 7s 2012. „Wir haben hier viel ausprobiert, haben viel gewechselt und verschoben innerhalb der Mannschaft. Das hat das Team sehr gut angenommen, ist strikt in unserem System geblieben und hat am Ende gegen die besten Teams der Welt knappe Ergebnisse abgeliefert, die zum Teil auch etwas zu hoch ausgefallen sind. Es fehlt uns einfach noch ein Stück Erfahrung. Wir müssen in manchen Situationen frecher und cooler sein, etwas mehr an unsere Leistungsfähigkeit glauben. Aber der Abstand zur internationalen Spitze ist wieder etwas knapper geworden.“
Niederlande – Deutschland 21:0 Die deutschen Damen zeigten sich gegen den Favoriten, der zuletzt beim IRB Women’s Sevens Challenge Cup in London im Finale stand, insgesamt etwas nervös. Doch in der Anfangsphase wie gegen Ende der Partie bestimmte der DRV das Geschehen sogar. Im ersten Durchgang nutzten die Gastgeberinnen einen kleinen Fehler zur 7:0-Führung. „Danach waren wir eigentlich nah dran, hatten Chancen zum Versuch, aber da fehlten noch Kleinigkeiten“, so Susanne Wiedemann So legte die Niederlande kurz nach dem Seitenwechsel einen zweiten erhöhten Versuch zum 14:0 nach. In der Folge hielt die hervorragend strukturierte deutsche Defensive gegen die unter Profibedingungen trainierenden Niederländerinnen gut dagegen und mussten in der 12. Minute nur noch einen weiteren Versuch zum 21:0-Endstand hinnehmen. Auch Bundestrainer Peter Ianusevici, der sich die erste Halbzeit anschauen konnte, sah eine deutsche Mannschaft, die „richtig klasse“ gespielt habe.
Australien – Deutschland 24:5 Es sollte ein hart erkämpfter Arbeitssieg werden für Australien. Das deutsche Team hatte auf mehreren Positionen gewechselt, auch taktisch ein wenig verändert. „Die Rechnung ist auch sehr gut aufgegangen“, so die Trainerin. „Wir haben waren auch so fest in unserem Spielsystem. Und je länger uns das gelingt, umso dichter kommen wir solchen hochkarätigen Gegnern. „Der Weltmeister ging früh mit einem erhöhten Versuch in Führung, doch noch vor der Pause verkürzte Alysha Stone mit einem Versuch auf 5:7. Als die allerdings nach der Pause aufgrund einer Verletzung behandelt werden musste, das Spiel jedoch weiterlief, nutzten die Australierinnen die Überzahl zu einem Doppelschlag (13. und 14. Minute) zur Vorentscheidung. „Ich denke, dass die Partie insgesamt knapper war, als es das Ergebnis aussagt“, so Wiedemann.
Deutschland – Schottland 5:19 Gut gespielt und doch verloren! Das deutsche Team bestimmte die ersten sieben Minuten. Zwischenzeitlich hatte man sich drei Minuten lang in der schottischen 22 festgesetzt. Doch kurz vor dem Pausenpfiff lief Schottland einen sehenswerten Konter, bei dem der Ball über fast 80 Meter ins deutsche Malfeld getragen wurde – inklusive Erhöhung war das der 0:7-Halbzeitstand. Die Schottinnen konnten nach dem Seitenwechsel einen weiteren erhöhten Versuch nachlegen, ehe Laryssa Stone mit einem Versuch auf 5:14 verkürzen konnte. Leider nutzten die Gegnerinnen in der Schlussphase noch eine kleine Unaufmerksamkeit zum 19:5-Sieg. „In diesem Spiel hatten wir auch ein wenig Pech“, so Trainerin Wiedemann. „Wir müssen hier eigentlich die Chancen auf Punkte nutzen, lassen die aber liegen. Der Gegner hat ganz anders gespielt als die beiden vorherigen, irgendwie chaotischer. Und da fiel es uns auch nicht leicht, unser Spiel durchzuziehen. Insgesamt eine unglückliche Niederlage, aus der wir aber auch lernen.“
Die DRV-Damen treten damit am Sonntag in den „Heineken Boot“-Pools an und treffen dort Wales (9.50 Uhr) und Irland (11.10 Uhr).
HERREN:
„Sicher hatten wir uns das anders vorgestellt am ersten Tag“, so das Fazit von Bundestrainer Peter Ianusevici. „Das gilt aber vor allem für das erste Spiel, wo wir die erste Halbzeit so richtig verschlafen haben. Ich muss aber sagen, dass wir da ein paar Sachen versucht haben, die wir erst zuletzt in Aachen erstmals ausprobiert haben. Das hat hier nicht funktioniert, aber wir wollen da dran bleiben und das verbessern.“ Zudem werde weiterhin in personeller Hinsicht experimentiert. „Unsere Aufgabe ist es, die beste Mannschaft für die Grand Prix Series zu finden. Und es haben alle Spieler die Chance, sich über Lehrgänge und eben solche Turniere dafür zu empfehlen. Wir wechseln viel, tauschen auch auf den einzelnen Positionen. Das bringt natürlich mit sich, dass es nicht immer rund läuft. Bei den RBW Sevens in Heilbronn, wo wir zudem auch Zugriff auf die Spieler vom Heidelberger RK und dem SC Frankfurt 1880 haben, wird das schon anders aussehen.“
Deutschland – Haagsche Rugby Club 1 (NED) 19:26 Der Auftakt ging für das deutsche Herren-Team gründlich daneben. In der ersten Halbzeit fand man überhaupt nicht ins Spiel, leistete sich viele Fangfehler und verpasste Tacklings, sodass die Niederländer schon in den ersten sieben Minuten uneinholbar auf 7:26 davon zogen. Lediglich Jerome Ruhnau legte bis dahin einen Versuch für den DRV – erhöht von Fabian Heimpel. Nach dem Seitenwechsel ein ganz anderes Bild: „Dann sind wir gekommen, haben ständig Druck gemacht“, so Trainer Peter Ianusevici. „Aber die Gegner haben das Ergebnis gut verwaltet, und so reichte am Ende die Zeit nicht mehr, um das noch zu drehen.“ Florian Wehrspann trug den Ball noch zwei Mal ins gegnerische Malfeld – einmal erhöhte Fabian Heimpel.
Deutschland – Bletchley Heart of England (ENG) 56:0 Die zweite Partie des Tages lief deutlich besser für die DRV-Mannen. Von Beginn an agierte man druckvoll gegen das englische Team und erarbeitete sich so jede Menge Chancen auf Punkte, die man auch konsequent ausnutzte. „Wir haben im ersten Spiel noch zu viel experimentiert“, konstatierte der Bundestrainer. „Hier haben wir unser Spiel gespielt und sind gut damit gefahren. Wir waren über das ganze Spiel sehr präsent, die Jungs haben richtig Gas gegeben und so auch in der Höhe völlig verdient gewonnen.“ Acht Versuche verbuchten die DRV-Siebener. Bastian Himmer (2), Raynor Parkinson (2) , Mustafa Güngör (2), Jerome Ruhnau und Tim Menzel. Erhöhungen von Fabian Heimpel und Raynor Parkinson.
Templars 7 RFC (ENG) – Deutschland 26:19 „Das war ein gutes Rugby-Niveau von beiden Teams“, konstatierte Bundestrainer Peter Ianusevici nach der Niederlage gegen das englische Einladungsteam. „Wir haben besser gespielt als in den beiden ersten Partien.“ Dennoch zeigten die Deutschen wieder Schwächen in 1:1-Situationen und leisteten sich einige Tackling-Fehler. „Das können wir uns nicht leisten. Aber wir wissen das, und wir müssen daran arbeiten, das abzustellen.“ Die Versuche für das deutsche Team im dritten Spiel verbuchten Kapitän Mustafa Güngör, Guillaume Franke und Jerome Ruhnau. Jeweils einmal erhöhten Fabian Heimpel und Mustafa Güngör.
Weil die deutschen Männer in Pool 8 am Ende Gruppendritter wurden, spielt man am Sonntag im so genannten „Heineken Boot“-Wettbewerb weiter. Dort trifft man um 10.50 Uhr zunächst auf Cento Vetrine. Die Italiener hatten am ersten Turniertag gegen die favorisierten Samurai eine rekordverdächtigte 0:105-Schlappe kassiert (0:15 Versuche) und auch gegen den SC Neuenheim mit 0:42 deutlich den Kürzeren gezogen. Auch das Spiel gegen den nächsten Gegner, die The Dutch Rudders RUFC dürfte im Hinblick auf die Grand-Prix-Series-Vorbereitung wenig Sinn machen. Die Niederländer hatten in der Hinrunde mit 0:66 gegen die Wailers und mit 0:56 gegen die Newitts Centurions verloren, lediglich gegen die Dutch Exiles gelang den Holländern ein Sieg.
Der letzte Abschnitt dieses Artikels entspricht nicht der original DRV-Pressemitteilung, sondern wurde entsprechend modifiziert. In der ursprünglichen Pressemitteilung war gemeldet worden, dass die deutschen Herren am Samstag gegen AAC Rugby aus den Niederlanden und Transact Pro aus Lettland spielen würde. Diese Information entspricht nicht dem offiziellen Turnierplan, welchen die Turnierorganisation in Amsterdam kurz nach dem letzten Auftritt der DRV-Auswahl herausgegeben hat.
|