Ex-SCNler Klaus Mainzer ist mit seiner DM-Endspielerfahrung eine von wenigen Ausnahmen im TVP-Kader - (c) Jürgen Kessler
Der Heidelberger RK und der TV Pforzheim stehen sich am Samstag um 16 Uhr im letzten Spiel der Bundesligasaison 2011/2012 gegenüber. „Endlich ist es vorbei!“, werden die einen sagen. „Ein würdiger Saisonhöhepunkt!“, die anderen. Fest steht, der Sieger dieser Partie nimmt am Samstag den bronzen Meisterball mit ins eigene Clubhaus. Für den TV Pforzheim wäre es eine Premiere, für den Heidelberger RK der dritte Titelgewinn in Folge. Wir bemühen ein letztes Mal in dieser Spielzeit unsere Kristallkugel.
Heidelberger RK - TV Pforzheim Samstag, 5. Mai 16:00 Uhr - Fritz-Grunebaum-Sportpark ++ LIVETICKER ab 15:55 Uhr ++
Die Favoriten-Rolle am Samstag ist klar verteilt und wird vom amtierenden Triple-Champion aus dem Heidelberger Süden auch angenommen. „Wir sind Meister, Pforzheim Aufsteiger. Daher sehe ich uns als Favorit“, so Alexander Wiedemann, seines Zeichens Head of Operations des Heidelberger Ruderklubs. Ähnlich wie sein Boss sieht es auch HRK-Nationalspieler Steffen Liebig: „Die Mannschaft die ihre wenigen Chancen besser nutzt gewinnt. Dabei könnte die Endspielerfahrung aus den letzten Jahren unser Vorteil sein“. HRK-Manager Wiedemann erwartet am Samstag, trotz der angekündigten Regen-Schauer „einen ganz heißen Tanz“. Nicht mittanzen kann einer der wichtigsten HRK-Akteure. Nationalspieler Daniel Armitage hat den lockeren Halbfinalsieg über den Sportclub Neuenheim mit einem Kreuz- und Innenbandriss teuer bezahlt. „Dan wird 2012 wohl kein Rugby mehr spielen“, berichtet Teamkamerad Steffen Liebig. Der Ausfall des einsatzfreudigen Australiers schwächt insbesondere die Verteidigungsgasse der Heidelberger, dort hat Armitage in dieser Spielzeit so manchem gegnerischen Einwerfer das Leben schwer gemacht. DRV-Nationalspieler Benjamin Danso, ein anderer Spielertyp als der verletzte Unglücksrabe, wird versuchen dessen Ausfall nach besten Kräften zu kompensieren. Zurück nach seinem Einsatz bei der türkischen Nationalmannschaft ist Ergänzungsspieler Erkut Leventdurmus. Natürlich hat man beim Topfavorit auch in der Vorbereitung auf das große Finale nichts dem Zufall überlassen, zum Halbfinale nach Frankfurt wurden, angeführt von verletzten Nationalspielern Pieter Jordaan und Rafael Pyrasch, gleich mehrere Kiebitze entsandt. Die anschließende Video-Analyse brachte laut Liebig aber wenig Unerwartetes: „Wir haben das Pforzheimer Halbfinale analysiert, dabei aber keine wesentlich neuen Erkenntnisse gewonnen“.
Am Samstag könnt ihr ab 15:55 Uhr per LiveTicker mit Video-Stream dabei sein, wenn sich die beiden besten Teams der Bundesligasaison 2011/2012 um den Titel streiten!
Sorgfältig analysiert hat man den Endspielgegner selbstverständlich auch in der Goldstadt. „Der HRK hat sich über die letzten Jahre auf dem Spielfeld zu einer richtig eingeschworenen Gemeinde entwickelt. Die sind extrem gut eingespielt und kämpfen für- und miteinander. Außerdem spielen sie ein sehr physisches Spiel, vermutlich sogar das härteste der ganzen Liga. Es ist wirklich schwer beim HRK irgendwelche Schwächen auszumachen. Daher wird am Ende der Wille über Sieg und Niederlage entscheiden“, verrät Pforzheims Pressesprecher Uwe Herrmann. Anders als die Kluberer werden die Goldstädter am Samstag auf ihren kompletten Kader zurückgreifen können. Kiwi-Prop Sam-Anderson Heather hat sich von einer Mandelentzündung erholt und ist zurück im Training. Sein Landsmann Russell Kupa hat beim Frankfurt-Halbfinale von seinen ehemaligen Teamgefährten zwar ein paar mitbekommen, wird aber im Endspiel ebenfalls auflaufen können. „Hier sind alle hochmotiviert. Wir freuen uns auf das Finale und das Saisonende“, verrät Herrmann. Doch nach einer Spielzeit der Superlative möchte man in Pforzheim auch den finalen Schritt gehen und den ersten Deutschen Mannschafts-Meistertitel in der über 900-jährigen Stadtgeschichte an die Enz holen. „Wir wollen nach dem Sieg gegen Frankfurt jetzt nicht auf der Zielgeraden nachlassen. Wir wollen unbedingt diese erste Deutsche Meisterschaft für Pforzheim“, macht der TVP-Pressesprecher die Ambitionen der Rhinos klar.
Head-to-Head: Die HRK-Gasse dürfte durch den Ausfall von Armitage etwas an Qualität eingebüßt haben, das Gedränge könnte dürfte dafür durch die Hereinnahme von Danso vielleicht sogar noch etwas stärker geworden sein. Pforzheims Nummer 8 Afa Tauli wird sich also in der unbequemen Situation eines „Staubsaugers“ wiederfinden. Der 22-jährige Samoaner wird die Bälle aufnehmen müssen, wenn das TVP-Gedränge nach hinten geht und muss zusehen wie er seine „Grün-Weißen“ dann über die Vorteilslinie bringt. Anders Taulis Gegenüber Caine Elisara. Der mittlerweile 36-jährige Bundesliga-Top-Try-Scorer mit neuseeländischen, samoanischen und holländischen Wurzeln, ist in dieser Saison bereits unglaublich 30-mal in des Gegners Malfeld gelandet. In geschätzten Zwei-Drittel der Fälle hat sich der HRK-Mittelbock mit den „Kraken-Armen“ allerdings als letzter Mann am Paket, nach einer Gasse oder nach einem angeordneten Gedränge, gut flankiert von seinen hart schuftenden Vorderleuten, über die weiße Linie gemogelt. Es bleibt abzuwarten inwieweit die fehlenden Zuarbeit von Armitage diese Fähigkeit Elisaras negativ beeinflusst.
TotalRugby Prognose: Das Heil des TV Pforzheim liegt in der Unordnung. Immer wenn es ein Gegner versteht keine erkennbare Linie aufkommen zu lassen, wenn Standardsituationen gemieden werden und das Spiel schnell und unstrukturiert läuft, dann kommen die Ordnungsfanatiker vom Neckar etwas aus dem Tritt. Eine solche Spielweise ist allerdings unsagbar riskant und kräftezerrend, lebt das Spiel des Titelverteidigers doch davon auf die Fehler der Gegner zu lauern und dann eiskalt zuzuschlagen. Der Ausfall von Armitage wiegt schwer, aber der Kader des Meisters ist gerade im Sturm - auch in der Tiefe - ausgezeichnet besetzt. Hier liegt ein ganz klarer Vorteil der blau-weißen „Zebras“ gegenüber den grün-weißen „Nashörnern“ aus dem Nordschwarzwald. Erweist sich das Pforzheimer Spielmacher-Duo als Meister der Chaostheorie? Hat TVP-Interimscoach Lofty Stevenson den „Masterplan“, um den Sturm der Heimmannschaft zu stoppen? Kann DRV-Kapitän Alexander Widiker mit seinen Sturmkollegen die Goldstädter plattwalzen? Findet der überragende HRK-Kapitän Sean Armstrong die Lücken in der starken Pforzheimer Defensive? Schwer zu sagen. Aber eines ist (fast) sicher uns erwartet ein Kracher-Spiel, dass über so manchen Ärger in dieser Seuchensaison entschädigen sollte. Wir tippen auf die Sensation: Der Aufsteiger holt den Titel und zwar mit einem Pünktchen Vorsprung! Oder macht es doch wieder der HRK...
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