Meister des U-Turns: Reds-Gedrängehalb Will Genia
Auch in Runde zehn des Super Rugby haben die Blues aus Auckland die Eröffnungspartie absolviert. Im Farbenspiel gegen die australischen Reds hatten die Blues einen denkbar schlechten Start, bereits nach 45 Sekunden konnte der wieder genesene Digby Ioane (diesmal als Nummer 13, statt wie gewohnt auf der Außenbahn) für die Australier den ersten Versuch verbuchen und nach nur insgesamt sechs Minuten waren die Neuseeländer bereits mit 12-0 im Rückstand nachdem Reds Fullback Morahan eine breite Lücke in der unorganisierten Abwehr nutzte und der Versuch noch erhöht wurde. Erst jetzt begannen die Blues ins Spiel zu kommen und verkürzten auf 5-12. es entwickelte sich in weiterer Folge ein Mittelfeldgeplänkel, das vielleicht auch durch den starken Herbstregenschauer der vor dem Spiel in Auckland abgegangen ist bedingt war, denn es häuften sich die Fehler und beide Mannschaften waren kaum noch in der Lage ein strukturiertes spiel über eine erkleckliche Anzahl von Phasen auf zu ziehen. Die Handling-Errors der Blues (11) im Gegensatz zu denen der Reds (4) sowie eine bedauernswert hohe Anzahl an verursachten Penalties bei Breakdownsituationen machte es den Blues unmöglich noch das Spiel zu drehen obwohl sie im weiteren Verlauf doch mehr offensive Initiative zeigten. Blues 11 - Reds 23. Somit bleiben die Aucklander weiter die Letztplatzierten unter allen 15 Teams. Hiobsbotschaft für die Reds nach der Partie: Vizekapitän und Matchwinner Will Genia verkündete seinen Abgang zu den Western Force, eine Entscheidung die der kräftige Halbspieler aber schon wenige Stunden später bereute, worauf er seinen Kontrakt mit den Roten, nach einem klassischen U-Turn, gleich um drei Jahre verlängerte.
Die Chiefs haben ihre tolle Saison prolongiert und die Tabellenführung verteidigt. In ihrem Spiel gegen die Hurricanes ließen sie nichts anbrennen und behielten mit 33-14 klar die Oberhand. Bemerkensert: der tonganesische Prop Sona Taumalolo in diensten der Chiefs erzielte bereits seinen siebenten Versuch im 10. Spiel der Saison.
Die Brumbies hatten mit den strauchelnden Lions keinerlei Mitleid und besiegten diese mit 34-20.Somit behielten die Australier aus der Landeshauptstadt Canberra die Spitze der Australien Conference und den dritten Gesamtrang (obwohl mit den Bulls, Highlanders und Crusader drei Mannschaften mehr Punkte haben als das beste australische Team). Die Lions bemühen sich redlich den Blues den letzten Tabellenrang streitig zu machen, liegen aber noch in Front auf vorletzter Stelle.
In einer verregneten Partie zwischen der Western Force und den Stormers glänzte einmal mehr der zu alter Form findende Bryan Habanah, zwar war sein Try ein abgefangener Pass, aber zu vielen Höhepunkten, abgesehen von kleineren Meinungsverschiedenheiten unter den Kontrahenten, kam es leider nicht. Endstand 17-3 für die Stormers und der zweite Gesamtrang.
Die Highlanders mussten zu den Cheetahs und taten sich gehörig schwer. Dank einiger schöner Versuche der Südafrikaner lagen die Neuseeländer auch bis zur 59. Minute mit 30-9 im Rückstand, doch die letzten Zwanzig reichten offenkundig um doch noch erfolgreich mit 36-33 vom Platz zu gehen. Die sensationelle Aufholjagd wurde allerdings mit einer fragwürdigen Schiedsrichterentscheidung eingeleitet, da der entscheidende Pass zu Auswechselspieler Chris Noakes (bei seiner zweiten Ballberührung) eventuell nach vorne ging ohne dass dies geahndet wurde. Doppelt bitter für die Cheetahs ist die Verletzung von Jungstar und Spielmacher Johan Goosen der mit einer Schulterverletzung für vier Monate ausfällt, die er sich beim ablegen des Balls zum Versuch nach einer sehenswerten Konterattacke entlang der Außenbahn zugezogen hat. Damit dürfte für ihn nicht nur die Super Rugby Saison zu Ende sein sondern auch der Auftritt bei der U20 WM im eigenen Land (Goosen ist erst 19 Jahre alt!) und sogar die mögliche Einberufung ins Team der Springboks für die Juni-Testserie gegen England hinfällig.
Die Waratahs empfingen zum Abschluss der Runde die Crusaders. Es dürfte das unterhaltsamste Spiel der Rund gewesen sein, denn der Endstand von 33-37 bürgt für eine punktereiche Partie. Die Crusaders überzeugten durch ihre Hintermannschaft bei der diesmal speziell Robbie Fruean auf sich aufmerksam machte und bleiben weiter auf dem Vormarsch. Richie McCaw (Neuseelands Nationalheld) hatte seinen ersten Auftritt auf dem Spielfeld seit dem WM-Finale im Oktober 2011, nachdem er in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde.
Am Rande ist noch zu bemerken, dass das englische Enfant Terrible und vielgepriesener erster Anwärter auf die Spielmacher Position im englischen Team Danny Cipriani seinen Vertrag bei den Rebels in Melbourne mit sofortiger Wirkung gelöst hat um die Vorbereitung bei den Sale Sharks in England, für die er ab der nächsten Saison spielen wird, in vollem Ausmaß mitzumachen. Cipriani sieht in England mehr Chancen sich ins Nationalteam für die Heim-WM 2015 zu spielen.
Autor: Stiig Gabriel
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