Einst als Physiotherapeut verpflichtet, ist Frankfurts Kiwi Graham Smith längst einer der Leistungsträger im Kader des Deutschen Vizemeisters - (c) Jürgen Keßler
Die Zielgerade ist in Sicht. Auch wenn noch einige Nachholspiele zu bestreiten sind, ist der kommende Spieltag doch der letzte der offiziellen Bundesligarunde 2011/2012. Während es also für einige Mannschaften nur noch um einen versöhnlichen Saisonabschluss gehen kann, ist es für die Meisterschaftsaspiranten ein letztes Warmup vor den K.O.-Spielen. Wir haben einen Blick auf die Paarungen des 18. Spieltages geworfen.
RK Heusenstamm – TV Pforzheim Samstag, 14. April 15:00 Uhr – Sportzentrum Martinsee
„Die Niederlage in Berlin war wirklich schmerzhaft und unnötig, aber noch hat die Mannschaft nicht das Handtuch geworfen“, gibt sich Heusenstamms Jens Steinweg auch vor dem schweren Heimspiel gegen den TV Pforzheim kämpferisch. Mut macht den Füchsen das Hinspiel-Ergebnis, auch Steinweg erinnert sich gerne zurück: „Da haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht. Von den drei großen Mannschaften ist der TV Pforzheim noch der machbarste“. Von einem Überraschungscoup möchte man am Martinsee aber dennoch nicht sprechen. „Ich schiele nicht auf einen Sieg. Zumal es für Pforzheim immer noch um das Heimrecht im Halbfinale geht. Aber wenn es uns gelingt Mustafa [Güngör] und Russel [Kupa] irgendwie kalt zu stellen, sind die Pforzheimer nur noch halb so stark. Leider ist das aber nicht ganz so einfach“. Obwohl vom Abstieg bedroht fällt das Saisonfazit der Hessen überwiegend positiv aus. „Klar kann ich mit der Saison nicht zufrieden sein, wenn ich auf die Tabelle schaue. Wir haben einfach zu viele Punkte liegen lassen und uns zu oft selbst geschlagen. Wir haben uns vor der Saison dazu entschlossen keine Ausländer zu verpflichten, auch mit dem Risiko in die 2. Liga abzusteigen. Dafür haben wir uns besser geschlagen, als man erwarten konnte. Wenn wir nach dem letzten Spieltag immer noch auf einem Abstiegsplatz stehen und die Ligareform nicht durchgeht, werden wir den Schritt nach unten antreten. Dann sind wir eben noch nicht reif und gut genug für die 1. Bundesliga“, lautet das ehrliche Resümee des RKH-Übungsleiters.
Noch zufriedener ist man natürlich in der Goldstadt mit dem bisherigen Saisonverlauf. „Die Saison lief für uns besser, als wir es uns ausgerechnet hatten. Wir wollten Anfangs ins Mittelfeld kommen und jetzt stehen wir in den Play-Offs. Bei uns ging einiges voran, wir haben jetzt endlich ein eigenes Stadion mit allem was dazu gehört. Außerdem ist es uns gelungen Rugby in Pforzheim bekannter zu machen und wir erfreuen uns einer immer weiter wachsenden Fangemeinde. Auch die Kooperationen mit den Schulen gehen weite voran. Obendrein können wir auch immer mehr Helfende Hände organisieren, die wir insbesondere im Hinblick auf die neue Saison dringend benötigen, denn es gibt noch etliche organisatorische Dinge zu verbessern und zu etablieren“, blickt Pressesprecher Uwe Herrmann zufrieden zurück und voraus. Doch zunächst möchte man im Nordschwarzwald natürlich die aktuelle Saison möglichst erfolgreich zu Ende spielen. „Natürlich wollen wir auch im letzten Spiel die fünf Punkte und damit das Heim-Halbfinale sichern. Außerdem ist das Spiel gegen Heusenstamm die letzte Chance noch einmal etwas Feintuning an der Mannschaft unter realen Spielbedingungen vorzunehmen“, erläutert Herrmann. Da kommt es gelegen, dass die Rhinos eine fast komplette Fünfzehn aufbieten können, lediglich Innendreiviertel Jason Kupa klagt über leichte Knieprobleme, „sollte aber einsatzfähig sein“.
TotalRugby Prognose: „Das Wunder vom Martinsee“ werden wir am Samstag nicht erleben. Heusenstamms Coach Jens Steinweg, wird alles daran setzen dem TV Pforzheim und seinem Coach Lofty Stevenson ein Schnippchen zu schlagen. Doch Stevenson, der selbst einige Jahre mit den Füchsen arbeitete, kennt seine alten Spezies aus dem FF und wird seine Mannschaft gewohnt akribisch auf den kommenden Gegner einstellen. Der RKH kämpft bis zum Umfallen. Doch der TVP gewinnt mit 40 Punkten Vorsprung.
TSV Handschuhsheim – Berliner RC Samstag, 14. April 15:00 Uhr - Lionspark
Runterschlucken und weitermachen lautet die Devise bei den Löwen. „Nach der herben Schlappe wollen wir uns natürlich ordentlich verabschieden und beim letzten Heimspiel den Zuschauern ein schönes Spiel bieten“, so Handschuhsheims Spielleiter Mathias Jech. Erfreulich aus Sicht der Gastgeber ist die Tatsache, dass die schlimmen Verletzungssorgen der letzten Wochen überwunden scheinen. „Unsere Kadersituation hat sich entspannt. Wer allerdings am Samstag aufläuft, wird sich erst am Freitag entscheiden“, sagt Jech. Trotz Rekordpleite und Derby-Schlappe blickt der junge TSV-Manager nicht allzu bitter auf die endende Spielzeit zurück: „Wenn wir am Ende auf dem fünften Rang stehen - und danach sieht es aus - ist die Saison durchaus positiv gelaufen und wir können zufrieden sein. Klar würden wir gerne in die Play-Offs kommen, doch mit den ersten vier Mannschaften ist schwierig mitzuhalten. So ist nun mal die Situation“.
Beim Berliner RC gibt man sich vor dem Saison-Endspurt wortkarg. Klar ist, die Hauptstädter werden mit der besten verfügbaren Mannschaft an den Neckar reisen und versuchen mindestens den ein oder anderen Bonuspunkt mit zurück an die Spree zu nehmen. Nicht mitwirken kann Hakler Viktor Feidt, für den die Saison nach einer Roten Karte gegen den RK Heusenstamm frühzeitig beendet ist.
TotalRugby Prognose: Es wird spannend zu sehen, ob und wie sich der TSV Handschuhsheim von der Rekord-Schlappe gegen den Heidelberger RK erholen konnte. Für die Löwen geht es um einen versöhnlichen Saisonabschluss und für den Berliner RC ums „Überleben“ in der 1. Bundesliga. Schon das Hinspiel war mit 11:8 für die Mannen aus Heidelberg-Handschuhsheim eine ganz knappe Kiste, wenn der BRC seine reisemüde Truppe mobilisieren kann und in Bestbesetzung an den Neckar kommt, wird es wieder eng. Wir tippen auf einen TSV-Sieg mit 9 Punkten Vorsprung.
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RG Heidelberg – Heidelberger RK Samstag, 14. April 15:00 Uhr – Fritz-Grunebaum-Sportpark
Die RG Heidelberg hat eine Saison hinter sich, die einer emotionalen Achterbahnfahrt gleicht. Zunächst gab es einen neuen Trainer, dann ging der Kapitän und Talisman Mustafa Güngör von Bord. Mitten in der Spielzeit dann das viel zu frühe Ableben von Freund und Mannschaftskamerad Jan-Philipp Herlyn. In Anbetracht dieses traurigen Ereignisses ist das sportliche Abschneiden längst nur noch Nebensache. Doch eine letzte Schlacht wollen die „Orange Hearts“ noch schlagen. Den Kampf um ihren Übungsleiter Jamie Houston. Der symphytische Engländer hat vor einigen Wochen seinen Rücktritt nach nur einer Spielzeit erklärt. Mit dem bisherigen Jugendtrainer Bernd Schöpfel hat sich der potentielle Nachfolger zwar schon in Position gebracht, doch die Mannschaft möchte unbedingt mit Houston weitermachen und den Trainer jetzt mit guten Leistungen und ordentlicher Trainingsbeteiligung zu einem Umdenken bewegen. „Wenn Jamie weitermacht, wäre ich bereit ihm als Betreuer der Mannschaft den Rücken frei zu halten“, hat Dritte-Reihe-Stürmer Bastian Böhm seine Mithilfe signalisiert und auch Kapitän Tim Coly würde seinen geplanten Rückzug noch einmal überdenken: "Eigentlich wollte ich zum Saisonende Schluss machen, aber wenn Jamie noch ein Jahr macht, würde ich darüber noch einmal ganz intensiv nachdenken. Jetzt müssen wir aber erst einmal gegen den Heidelberger RK eine ordentliche Leistung bringen“. Dabei nicht mithelfen kann Colys Kumpel und Trauzeuge Manuel Wilhelm, dieser konnte, genauso wie der erfahrene Ex-Nationalspieler Edmore Takaendesa, die ganze Woche krankheitsbedingt nicht trainieren. Ebenfalls fehlen werden Flanker Marcel Eloff (private Verpflichtungen) und Zweite-Reihe-Hüne Christoph Hug (berufliche Verpflichtungen). Dafür darf auf ein Mitwirken von Jungvater Patrick Schachner gehofft werden und auch Bräutigam Jeff Tigere wird mit von der Partie sein.
Beim HRK sind bis auf Kicker Luke Muggeridge - der Kiwi hat in dieser Saison schon rekordverdächtige 70 Erhöhungen verwandelt, wird aber wohl dennoch keinen Kontrakt für die neue Spielzeit erhalten - alle Mann an Bord. Vor dem Spiel gegen die RG Heidelberg möchte man die Fehler in der Verteidigung abstellen, daher war das Verteidigungsverhalten, neben den obligatorischen Strongman-Parcours, auch Hauptaugenmerk in der Trainingsarbeit des Titelverteidigers. Mit dem Abschneiden nach der Punkterunde ist man beim Triple-Champion nicht unzufrieden. „Wir wollten die Runde auf Platz 1 beenden und das haben wir erreicht, am Ende zählt aber nur der Titel“, macht Eckdreiviertel Steffen Liebig klar, wo die Reise für den Klub hingehen soll.
TotalRugby Prognose: Die Rudergesellschaft präsentierte sich in den letzten beiden Spielen in ansehnlicher Form. Doch anders als Frankfurt und der SC Neuenheim ist der Ruderklub eine ungemein abgeklärte Mannschaft, mit großer körperlicher Präsenz und sehr gradliniger Spielanlage. Das weite Feld des Fritz-Grunebaum-Sportplatzes lädt die Orangenen unter Umständen zu einigen Kontern ein, aber gewinnen kann dieser Partie nur ein Team: Der Heidelberger RK siegt schnörkellos mit mindestens 35 Punkten Vorsprung.
RK 03 Berlin – SC Neuenheim Samstag, 14. April 15:00 Uhr – Stadion Buschallee
„Das Spiel letzte Woche haben wir bereits vergessen. Es war uns ja vorher klar was passieren wird und deswegen schauen wir nicht zurück, sondern nur nach vorne“, sagt RK03-Coach Allan Nugent. Die Berliner haben neben dem SCN-Spiel bekanntlich noch zwei Nachholspiele zu bestreiten, weshalb Nugent sich zum jetzigen Zeitpunkt mit seinem Saisonfazit noch zurückhält: „Unser Fokus ist komplett auf die letzten drei Spiele gerichtet. Wir werden jetzt nicht schwächer, sondern stärker“. Auch gegen den Sportclub rechnen sich die Ostberliner durchaus etwas aus. „Natürlich wird der SCN auf Sieg spielen, um vor dem Halbfinale noch einmal ordentlich Selbstvertrauen zu tanken. Unser Ziel ist es mindestens einen Punkt zu holen. Aber wer weiß? Wir haben sie schon mal geschlagen, als sie in Berlin waren – warum also nicht auch diesmal“, orakelt der scheidende Australier. Personell sieht es gut aus bei den Spreestädtern. Alle Nachwuchstrainer sind wohlbehalten von ihrer Ostertour zurückgekehrt, Flanker Johannes Schneidemesser ist nach langer Verletzungspause wieder dabei und die angeschlagenen Spieler sind bei den Physiotherapeuten der Gelb-Schwarzen in besten Händen. Lediglich Bundeswehrsoldat Alec Schulze wird wohl fehlen, er ist nahe der französischen Grenze auf einem Manöver.
Beim Sportclub hat man sämtliche Planungen auf das Halbfinale ausgerichtet. „Das Spiel in Berlin ist eine zusätzliche Trainingseinheit unter Wettkampfbedingungen“, verrät SCN-Trainer Mark Kuhlmann, der sich freut in der Hauptstadt auf einen fast kompletten Kader zurückgreifen zu können. Einzig der am Knie verletzte Dritte-Reihe-Stürmer Shalva Didebashvili fehlt verletzt. Ansonsten erwartet der ehrgeizige Hannoveraner von seinen Spielern, dass sie „ohne Erfolgsdruck noch einmal befreit aufspielen“. Nach der im letzten Jahr verpassten Semifinal-Teilnahme ist man beim Heidelberger Stadtteilverein natürlich glücklich diesmal im Konzert der Großen dabei sein zu dürfen. „Das ausgegebene Saisonziel haben wir erreicht und somit sollten wir zufrieden sein“, so Kuhlmann, der hinzufügt: „Ich persönlich hätte mir einen Erfolg gegen die über uns platzierten Teams gewünscht. Wir waren in den Heimspielen gegen HRK und gegen Frankfurt sowie beim Auswärtsspiel in Pforzheim dicht dran“. Vielleicht klappt es ja im Halbfinale?
TotalRugby Prognose: Beim SCN 02 geht es um nichts anderes als die Pflichtaufgabe ohne Verletzungen über die Bühne zu bringen. Die Gastgeber stecken hingegen mitten im Abstiegskampf und dürften insbesondere in der Anfangsphase ein unangenehm zu spielender Kontrahent sein. Doch Berliner-Herzblut alleine wird nicht reichen gegen die individuelle Klasse der Neuenheimer-Gastspieler, der SCN gewinnt mit 23 Punkten Vorsprung.
DSV Hannover 78 – SC Frankfurt 1880 Samstag, 14. April 15:00 Uhr – Am Schnellen Graben
Eigentlich ist den Niedersachsen ihr erklärtes Saisonziel nicht mehr zu nehmen, 78-Trainer Carsten Segert fordert freilich trotzdem eine konzentrierte Vorstellung: „Wir wollen uns im letzten Saisonspiel - nicht zuletzt weil es ein Heimspiel ist - gut präsentierten und uns die Norddeutsche Amateurmeisterschaft sichern“. Insgesamt zeigt sich Segert aber zufrieden mit dem Saisonabschneiden seiner jungen Mannschaft: „Unsere Spielzeit ist insgesamt sehr positiv verlaufen, wir haben mehr Punkte als im Vorjahr geholt und auch eine Mannschaft mehr hinter uns gelassen, als noch in der letzten Saison. Bei einer besseren Spielplangestaltung des DRV wäre auch noch mehr für uns drin gewesen“. Ohne die Verletzten Sergej Regir und Routinier Mark Gordon geht es ins Spiel gegen den Vizemeister, welches zugleich Abschiedsspiel für zwei 78-Dauerbrenner ist. „Sven Klein und Maik Germershausen werden ihr letztes Bundesligaspiel bestreiten“, verrät Segert, der aber nicht damit rechnet, dass die Hessen Abschiedsgeschenke zu vergeben haben: „Wir werden alles tun um ein gutes Spiel zu bieten, aber Frankfurt wird sich in Halbfinalform bringen wollen“.
Um diese Halbfinalform zu erreichen, hat der SC Frankfurt 1880 nachgebessert. Anders als in den letzten Jahren sind Last-Minute-Zukäufe nach dem 11. Spieltag nicht mehr erlaubt, deshalb haben die 80er Unterstützung für ihren Trainerstab an Bord geholt. Der Australier Doug Hauff soll den Frankfurter Stürmern Beine machen. Diese haben zwar zuletzt im offenen Spiel brilliert, wussten aber in den Standardsituationen und in den Kontaktsituationen nur bedingt zu überzeugen. Da man aber in den Führungsetagen der Rot-Schwarzen weiß, dass genau hier Meisterschaften entschieden werden, hat man Cheftrainer Tony Alatini nun den Experten Hauff, der unter anderem im australischen Queensland und in Kanada als Profi-Coach aktiv war, als Assistenten für den Saisonendspurt zur Seite gestellt.
TotalRugby Prognose: Gut für Hannover 78, dass Quervergleiche Sport nur äußerst selten verlässlich sind. Ansonsten bräuchten die Niedersachsen, die zuletzt klar beim RK 03 Berlin verloren hatten, gegen SC Frankfurt 1880 gar nicht erst auflaufen - hatten die 80er den gleichen Gegner am vergangenen Wochenende doch mit 120:0 gnadenlos abgefiedelt. Da Überraschungen beim Rugby ähnlich selten sind wie die oben angesprochenen Quervergleiche zuverlässig, steht der Sieger der Begegnung jetzt schon fest: Der Favorit muss allerdings mehr schuften, als erwartet, um den 45 Punkte Sieg unter Dach und Fach zu bringen.
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