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Tim Lane über das „Three, two, one“ der Verteidigungsorganisation
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Geschrieben von Bodo Sieber   
Samstag, 2. August 2008

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Hallo, hier der letzte Teil der Verteidigungsorganisations-Serie. Aufbauend auf Teil 1: Split, punch and hook – Tim Lane über das perfekte Tackle über die Grundsätze des Tacklings und Mealamu? I don’t know what he was chasing there! – Tim Lane über Verteidigungsorganisation – Teil 2

Übung Phase 5:
Kommunikation und Verteidigungsorganisation am Ruck

Übungsstruktur:
Um die Kommunikation und Organisation zu trainieren wird Übung Phase 4 etwas erschwert.
Die Verteidiger stehen etwas enger bei einander mit dem Rücken zu den Angreifern, oder bewegen sich durcheinander.
Ein Angreifer / der Coach bewegt das „Ruck Pad“ in eine neue Position, seitlich – z.B. 10m weiter links als beim letzten mal, dann formieren sich die Angreifer in ungeraden Zahlen links und rechts neben dem „Ruck“ in einer Linie – alles im Laufschritt und beginnend, sobald die Verteidiger sich nach dem Tackle zurückbewegen – wir wollen die Intensität hochhalten, denn nach einigen Phasen muss man auch wenn man Müde wird noch die richtigen Entscheidungen treffen.

Auf Pfiff orientieren sich die Verteidiger nach vorne und organisieren sich. Zuerst werden A B und C besetzt, dann weiter außen – wichtig abzählen. Sind z.B. 3 Angreifer links und 7 rechts müssen wir reagieren. Kommunikation ist der Schlüssel – der Verteidigende Gedrängehalb sollte möglichst hinter dem Ruck positioniert sein und abzählen, bzw. klare Kommandos geben – „3 links – noch einer links, bleib eng bla bla bla“. Das ganze muss in 5-8 Sekunden perfekt sein.

Tip:
Die Tight Five, also 1-5 sollten möglichst eng ans Ruck in der Verteidigung. Warum? Sie sind im allgemeinen Stärker in den engen Spielphasen, aber auch langsamer und einfacher zu schlagen durch einen schnellen Spieler wenn mehr Raum zur Verfügung steht – vor allem später im Spiel. ABC müssen allerdings erst einmal besetzt werden, egal ob von Flankern oder Innen. Wenn dann Zeit ist beginnt die Umorganisation, der Prop / zweite Reihe rutsch eins nach innen und ruft den Schluss eins raus, ist der Ball langsam? Dann noch eins nach innen und er ruft den Flank eins raus etc, bis er so nah wie möglich am Ruck ost. Der Pillar (A) sollte allerdings möglichst bleiben, weil selbst das schnelle verrutschen von einem cleveren Gedrängehalb genutzt werden kann.

Sobald die Verteidigung steht, wieder „HALTEN HALTEN HALTEN (und) RAUS“ wenn die Angreifer nach vorne laufen auf Zeichen des Trainers. In einer Linie anlaufen, Tackle machen mit legdrive.

Wichtig:
das anlaufen gerade nach vorne und dann nach Außen schieben. Wenn ich von vornherein schräg anlaufe bin ich sehr anfällig für Steps auf meine Innenschulter. Wenn der Angreifer eine Schere läuft bleibe ich in meinem Kanal und nehme den Angreifer der nach Innen kommt, mein Freund neben mir übernimmt den Läufer. Ihr könnt damit langsam anfangen und die Angreifer dann auch mal engere, weitere Linien und Scheren laufen lassen, nach einer Weile und sicherstellen das ihr euch entsprechend organisiert.

Also, Tackle machen und sofort zurück 15m, das die Angreifer sich neu formieren können, bzw. das Ruckpad verschieben und auf den Pfiff warten zum neuen Verteidigungsaufbau. 5-10mal, dann wechseln.

Sehr Wichtig:
Es heißt nicht umsonst Verteidigungslinie. „A defense is only as fast as its slowest player“. Wenn wir also wild nach vorne rennen und eine Zickzacklinie bilden machen wir Lücken auf und die Angreifer haben es sehr leicht. Zusammen anlaufen, Linie halten, kommunizieren.

Übung Phase 6
Verteidigungsorganisation nach einer Standardsituation:

Übungsstruktur:
Ein Verteidigungsgedränge wird formiert – ganz locker, es geht nur um die Laufwege, am einfachsten auf dem Punkt wo sich 10 und 15m oder 10 und 22m Linien treffen.

Einige Angreifer stehen im Angriffsgedränge, andere tief als Hintermannschaft, diesmal ohne Pads. Wir haben aber 3 Pads als „Rucks“ auf der Vorteilslinie verteilt. Ruck 1 ist leicht innerhalb von no 12. Ruck 2 außerhalb von 13, Ruck 3 etwas außerhalb der 15m Linie. Die Angreifer Spielen den Ball zu Ruck 1, legen dort ab.

Die Verteidiger um das Ruck formieren sich wie folgt:
Wir gehen davon aus das unser Innen oder Verbinder den angreifenden Innen gehalten hat, im Ruck sind dann unsere 6 und eventuell die 10 oder 12. Diese Jungs gehen auf ein Knie, auf das Pad, sie haben das Tackle gemacht und sind raus aus dieser Phase.

Jetzt zum „Three, two, one“ Prinzip.

Der erste Verteidiger der aus dem Gedränge ankommt positioniert sich in Spielrichtung, also links oder rechts neben das Ruck und ist der „Pillar“. Warum? Wie oben erwähnt, der Kanal muss dicht gemacht werden und zwar in Angriffsrichtung, da dort am Wahrscheinlichsten eine Unterzahl ist, da meine Freunde ja von der Gedrängeseite nachrücken und daher dort weniger Raum ist. Als nächstes folgt Pillar 2, auf der anderen Seite des Rucks.

Verteidiger 3 positioniert sich als sogenannter Post außerhalb von Pillar 1. Verteidiger 4 dann entsprechend nach Feldposition außerhalb vom Post oder neben Pillar 2. So füllen wir ABC auf.

Also noch mal als „Schaubild“:

<<<<< Angriffsrichtung <<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<*[Gedränge]*

C(4) – B(3)–A(1)*[RUCK]*A(2)–B(5) – C(6)

Alternativ:

<<<<< Angriffsrichtung <<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<[Gedränge]

C(4) – B(2)–A(1)*[RUCK]*A(3)–B(5) – C(6)

Die Nummern sind wie gesagt nicht die Rückennummern, sondern die Reihenfolge in der Spieler am Ruck ankommen.

Warum “Drei zwei eins”?
Bei Ruck 1 sind wir etwa in der Mitte des Feldes, die Angreifer werden also versuchen die Spielrichtig beizubehalten und eine Überzahl zu kreieren. Daher füllen wir zuerst 3 Verteidiger in Spielrichtung nach. Ruck 2 ist etwa zwei drittel des Feldes (lateral), also nicht mehr so viel Platz nach außen, hier füllen wir zuerst 2 Verteidiger nach außen nach. Bei Ruck 3 gibt es nur noch etwa 15 Meter, also reicht es einen Verteidiger nach zu schieben.

Wichtig natürlich das weiter kommuniziert und abgezählt wird, wie oben beschrieben, also Kopf hoch, Augen auf und „kucke was passiert“ wie Bazi Finsterer sagen würde.

Nachdem das erste Ruck abgehakt ist, spielen die Angreifer den Ball von dort – wichtig wieder „HALTEN HALTEN RAUS!“. Der Ball wird dann zu Ruck Pad zwei gespielt dort machen zweit Verteidiger das „Tackle“ und sind raus. Die Verteidiger müssen sich jetzt neu formieren, die Jungs aus Ruck 1, sind jetzt auch wieder mit in der Verteidigung. Dann entweder den Ball zu Ruck 3, formieren und wieder zurück, oder vielleicht einen Richtungswechsel nach Ruck 2 zurück zur kurzen Seite. Die Verteidigung muss Kommunizieren und sich entsprechend Organisieren.

<<<<< Angriffsrichtung <<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<[Gedränge]

|—-[RUCK3] ————-[RUCK2] ————[RUCK1]

Tip: Kein Trainer kann euch böse sein, wenn ihr nach mehreren gut gespielten Phasen durch eine Überzahl außen geschlagen werdet. Innen und um das Ruck muss die Verteidigung allerdings 100% stehen. Die Angreifer durch anlaufen und seitliches verschieben nach außen zu schieben, bzw. durch cover tackles Richtung Auslinie zu Verteidigen ist einfach – Die Auslinie ist in dem Fall euer Freund, wie jeder Außen weiß. Ein Durchbruch im Innenfeld ist wesentlich gefährlicher.

Ich hoffe das war interessant für euch. Wenn ihr Fragen habt, einfach fragen. Ansonsten viel Spaß beim Training. Ich werde in den nächsten Wochen versuchen dann einige weitere Artikel schreiben:

A) Touchrugby Varianten, die auf dem gelernten aufbauen und sowohl die Verteidigung als auch Angriffsorganisation verbessern – mit Spaß und mit Fitnesskomponente.
B): Verteidigungsorganisation nach Kicks / Befreiungskicks – „chase lines“
C) Verteidigung nach Gedränge und Maul Verteidigung mit ELVs
D) Rucking Übungen, Technik zur Ballrückgewinnung und Organisation – hier geht’s dann endlich Richtung Angriff

Wenn Ihr noch weitere Themen habt, die für Euch wichtig wären, einer der TotalRugby Experten hat bestimmt den ein oder anderen Tip für euch, also einfach anfragen, wir machen nen Plan. Wenn ihr die Reihenfolge oben gerne anders hättet sagt bescheid. Wir freuen uns Über Euer Feedback

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Kommentare (3)add comment

Tackler said:

113
...
Immer wieder informativ und interessant! Sehr gut! Bitte bitte mehr davon.
August 02, 2008

El Commandante said:

275
...
Hallo nochmal,
was sind eigentlich die Schwachpunkte dieses Verteidigungssystem?
Ich sehe eines darin, dass kurze Überkicks (chip kicks) schwer zu Verteidigen sind. Genauso ist es wenn ein Durchbruch gelingt. Was auch beschrieben wurde.
Die zweite Verteidiungslinie ist nun mal mit dem Schluß und der einen Ecke schwach besetzt.
Ich lasse mich aber gerne wieder eines besseren belehren. Und mir geht es nicht darum dieses System zu verneinen, sondern nur die Schwächen aufzuzeigen. Denn jedes Verteidiungssystem muß schlagbar sein, sonst würde es nicht zu Punkten kommen. smilies/smiley.gif
August 03, 2008

four007 said:

222
...
@El Commandante
Das System ist Perfekt.
Spass smilies/smiley.gif Es geht ja um die Organisation und Re-organisation, ohne das sind wir schnell bei den beruehmten C-Schuelern, die alle dem Ball nach rennen. Wenn die Mann gegen Mann Verteidigung natuerlich nicht 100% ist, das bedeutet ich schaffe mein Tackle nicht, sind wir logischerweise erstmal im Rueckwaertsgang - ein clever Spielzug, ein guter Step oder einfach ein koerperlich ueberlegener Spieler machen es moeglich. Und klar, ein kleiner Bodenroller oder chip kick sind Optionen - Ball kicken heisst aber Ball aus der Hand geben und es ist halt etwas Lotterie dabei. Da sollte moeglichst der Halb im Rueckwaertsgang covern oder der Schluss bzw Aussen - zudem kommt es natuerlich auf die Position auf dem Feld an - ist es wahrscheinlich das der Angreifer kickt, ja oder nein? etc... Wie dem auch sei, manchmal klappts doch perfekt und dann gewinnt SA halt 36:0 gegen England wie beim World Cup smilies/smiley.gif
August 03, 2008

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