U18-Nationaltrainer Christian Lill ist einer der Köpfe hinter den Vorschlägen der Bundesliga-Kommission - (c) Miriam May
Bereits zum zweiten Mal kurzfristig gecancelt hat Henry Edwards, der für die Entwicklung zuständige Cheftrainer des schottischen Rugby-Verbandes, seine Teilnahme an der Konferenz der Bundesligatrainer, welche am vergangenen Wochenende (13. – 15. Januar) in Hannover abgehalten wurde. Diesmal war es der Knöchel, welcher den keltischen Rugbyfachmann so zu schaffen machte, dass er Bundestrainer Peter Ianusevici am Vortag der Veranstaltung per Email absagte.
„Das war natürlich sehr kurzfristig und hat so einiges durcheinander geworfen, wir haben aber trotzdem eine Veranstaltung auf sehr gutem fachlichen Niveau hinbekommen“, kommentiert der Bundestrainer die Last-Minute-Absage Edwards.
Inhaltlich war die Trainerkonferenz in diesem Jahr eher als Lehrgang aufgebaut, während in früheren Jahren der Austausch der Bundesliga-Coaches im Mittelpunkt stand.
Konferenz nur spärlich besucht
Mager war, wie zuletzt bei vielen DRV-Veranstaltungen, die Teilnahme an der Versammlung. „Ich habe mich sehr geärgert, dass aus den 2. Bundesligen so viele Trainer einfach nicht erschienen sind. Daher habe ich Helge Pietrek [Vize-Präsident Ausbildung] darum gebeten zum nächsten DRT den Antrag einzubringen, dass zukünftig auch Trainer der Zweitligisten über eine A-Lizenz verfügen müssen und nicht mehr nur über eine B- oder C-Lizenz, welche in den Landesverbänden erworben und erneuert werden kann. Der Austausch zwischen den Trainern ist enorm wichtig und muss unbedingt gepflegt werden“, zeigt sich Ianusevici angefressen.
Insgesamt waren nur vier der insgesamt 20 Zweitligisten bei der Trainerkonferenz vertreten, namentlich waren dies der USV Potsdam und die Welfen Braunschweig aus dem Norden sowie der Heidelberger TV und der ASV Köln aus dem Süden. Besonders bitter: Von den drei hannoverschen Zweitligisten hat nicht ein einziger an der Konferenz teilgenommen, obwohl die Veranstaltung quasi vor der eigenen Haustür stattfand.
Nicht viel besser war die Beteiligung bei den Erstligisten, lediglich Vertreter von Hannover 78, der RG Heidelberg, dem RK Heusenstamm, dem RK 03 Berlin und dem Berliner RC waren gekommen, die Teams der Tabellenplätze 1-5 hatten auf eine Teilnahme verzichtet. Besonders schlecht an kam die Absage von Pforzheim-Coach Alan Edmond, der Australier hatte sich erst nachdem er erfahren hatte, dass der schottische Gastreferent abgesagt hatte, dazu entschieden fernzubleiben. „Wir waren ihm wohl nicht gut genug“, bemerkte einer der Teilnehmer im Nachhinein lakonisch.
Dabei wäre es doch gerade für die Entwicklung des Deutschen Rugby enorm wichtig, dass die ausländischen Profitrainer ihr Wissen mit den heimischen Coaches teilen. Allerdings betonte Bundestrainer Peter Ianusevici, dass die Erstliga-Übungsleiter im Unterschied zu ihren Kollegen aus den 2. Bundesligen ihr Fernbleiben überwiegend entschuldigt hätten: „Wir haben die Konferenz im Vorfeld ja um zwei Wochen nach vorne verschieben müssen, daher weilten einige noch im Urlaub, oder hatten im Fall von Jan Ceselka [TSV Handschuhsheim], mit der U18-Nationalmannschaft zutun. Dafür muss man Verständnis haben“.
Vorschläge der Bundesliga-Kommission wurden diskutiert
Ein Entscheidender Punkt der Veranstaltung war auch die Diskussion der beiden von der Bundesliga-Kommission erarbeiteten Vorschläge zur Reformierung des Bundesliga-Spielplans. Diese wurden am letzten Lehrgangs-Tag von DRV-Geschäftsführer Volker Himmer, DRV-Vize Herbert Luetge und U18-Nationaltrainer Christian Lill vorgetragen. „Zwei Vorschläge sind noch im Rennen. Der erste sieht eine komplett abgekoppelte Super-Liga der besten sechs Mannschaften, der zweite – den ich favorisiere – eine im Herbst startende Vorrunde mit 10 Mannschaften, von denen sich die ersten 4-6 für eine ‚Meister-Runde’ qualifizieren, während die verbleibenden Mannschaften, mit den besten Teams der 2. Bundesligen in einer ‚Amateur-Runde’ spielen. Dazu können dann parallel die Turniere der 7er-Nationalmannschaft stattfinden, von denen wir in der kommenden Saison deutlich mehr spielen wollen, während natürlich für Lehrgänge der 7er- und 15er-Nationalmannschaften spielfreie Wochenenden gewählt werden müssen. Die Abstellung der 7er-Nationalspieler während der 15er-Runde wurde von allen anwesenden Trainern ausdrücklich befürwortet“, beschreibt der Bundestrainer die beiden unterschiedlichen Ansätze und ihre Resonanz. „Für das Modell der Meister- und Amateurrunde, müssten wir dann natürlich die 2. Bundesligen aus den entsprechenden Regionalligen irgendwie auffüllen, daran feilen wir gerade“, so Ianusevici weiter.
Es könnte also durchaus auch zu Veränderungen im Spielplan der Regionalligen kommen. Ein Umstand den beispielsweise Klaus-Uwe Gottschlich, der kommissarische 1. Vorsitzende des Rugby-Verbandes Rheinland-Pfalz, hier mehrfach beschrieben hatte.
Der zweite Vorschlag, soll außerdem auch eine striktere Ausländerregelung enthalten, um künftig ein weniger heftiges Gefälle zwischen den mit zahlreichen ausländischen Profiteams verstärkten Spitzenteams und dem Bundesliga-Mittelfeld zu gewährleisten.
Christian Lill, der gemeinsam mit einigen engagierten Mitstreitern des RK 03 Berlin, maßgeblich an der Erstellung der beiden Vorschläge beteiligt war, hat nun die Aufgabe diese Konzepte bis zur Bundesliga-Ausschusssitzung am 4. Februar so auszuarbeiten, dass diese weiter diskutiert werden können, bevor man sie dem Rugbytag zur Abstimmung vorschlägt.
Bundesmittel nur für 7er-Nationalmannschaften
Am Rande der Trainer-Konferenz wurde von DRV-Geschäftsführer Volker Himmer außerdem klargestellt, dass der Bund momentan nur Mittel zur Förderung der beiden 7er-Nationalmannschaften zur Verfügung stellt und es daher eminent wichtig sei, beide Mannschaften in der europäischen Spitzengruppe zu halten.
Die Bundesliga-Trainer kamen in einer angeregten Diskussion zur der übereinstimmenden Einschätzung, dass lediglich die Deutschen Rugby-Frauen eine Außenseiterchance auf eine Olympia-Ticket 2016 haben, weshalb laut darüber nachgedacht wurde, die Förderung auf die Mannschaft von Nationaltrainerin Susanne Wiedemann zu konzentrieren, während man im Herrenbereich weiterhin versucht die 15er-Herren zu stärken.
Trainer wollen Stimmgewicht im DRV
Ein weiterer Punkt auf der Tagungsordnung war der Vorschlag zur Einführung einer Trainervereinigung, welche analog zur Schiedsrichtervereinigung im Deutschen Rugby-Verband (SDRV) aufgebaut werden soll. Einen Vorstoß zur Einführung eines solchen Zusammenschlusses hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben, war aber beim damaligen Präsidium stets auf vehemente Ablehnung gestoßen. Nun soll die Idee noch einmal aufgegriffen werden, um den Trainern mehr Stimmgewicht im Präsidium des Rugby-Verbandes zu verleihen.
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