NRV-7er-Auswahlspieler und Griquas-Schluss Rudi Vogt (r) mit Cheetahs-Trainer Drotksé gewinnen Currie Cup Awards im Oktober
Kommentar: Schon länger wurde in Fachkreisen gemunkelt, dass die neu aus der Taufe gehobene Grand Prix-Serie des europäischen Verbandes FIRA-AER nicht erfolgreich gestartet ist. Die sportlichen Leistungen waren sehr ansprechend, aber die Organisation mit schwachen Zuschauerzahlen überall ließ zu wünschen übrig. Auch der Übertragungssender Eurosport ist nicht zufrieden und will wohl das wirtschaftliche Risiko jetzt auf die FIRA-AER und diese auf die Veranstalter übertragen. Also Kosten über Kosten für die Veranstalter.
Jetzt hat Spanien die Reißleine gezogen und wird nicht als Veranstalter eines der Turniere der Serie 2012 fungieren. Auch Lyon wackelte und Bukarest (Rumänien) ist durch den Abstieg dieser Ausrichtungssorge enthoben. Als Ersatzort springt Odense (Dänemark) ein, obwohl kein dänisches Team an der GP-Serie teilnimmt. Grund hierfür wird wohl das 100-jährige Jubiläum des dänischen Verbandes sein, welches mit diesem Turnier zelebriert werden soll. Einzig Moskau mit einer enormen wirtschaftlichen Macht im Rücken steht als Veranstalter für die Zukunft fest, wobei wohl auch 2013 mit einem Fragezeichen zu bewerten ist, weil man dann ja Ausrichter der 7er-WM ist.
Ferner gibt es Terminschwierigkeiten für das Qualifikationsturnier zur 7er-WM und ein Veranstalter steht bis dato wohl auch noch nicht fest. Was für eine chaotische Organisation der FIRA-AER?
Und was passiert in Deutschland? Bis auf die umgestaltete Terminierung der Bundesligen ruht still der See. Wie soll die Vorbereitung des 7er-Teams laufen, steht bereits ein Kader, gibt es ein spezielles Fitnessprogramm und welche Vorbereitungsturniere spielt Deutschland? Nehmen wir die Leistung des Aufstiegsturniers, dann kann die DRV-7s in der GP-Serie nicht bestehen. In Heidelberg war kein Konzept, keine Strategie und keine spezielle 7er-Fitness festzustellen. Wären da nicht die guten Einzelleistungen einiger Spieler gewesen und das Unvermögen der Belgier, dann wäre Deutschland nicht aufgestiegen. Man gewinnt den Eindruck, der Erfolg des Aufstiegs übertüncht die realen Leistungen. Im Vergleich zur A-Gruppe (Fernsehbetrachtungen und Augenzeugen-Kommentare) liegen wir da weit zurück.
Aber noch ist es nicht zu spät. Mit einem erfahrenen 7er-Trainer, durchaus aus dem Ausland, einem entsprechenden Konzept und einer Gruppe von motivierten Spielern könnten wir in jedem Fall die A-Gruppe halten. Dies hätte auch für die Förderung gravierende Auswirkungen! Sind wir erstmal wieder in die B-Gruppe abgestiegen, dann wird es aufgrund fehlender finanzieller Mittel ungleich schwerer, ein gut vorbereitetes Team an den Start zu bringen. Wir haben gute jüngere Spieler in Deutschland. Zusammen mit einigen erfahrenen Haudegen (Clemens von Grumbkow, Benjamin Simm, Mustafa Güngör) und Verstärkung aus dem Ausland (unlängst konnte der Deutsch-Südafrikaner Rudi Vogt für die NRV-7er-Auswahl auf deren Karibik-Tour hervorstechen und sich für weitere Einsätze empfehlen) könnte ein schlagkräftiges Team gebildet werden.
Aber ein Team ist immer nur so gut wie Trainer und Management. Hier muss etwas passieren. Gerade die Doppelfunktion von 7er-Teammanager Michael Schnellbach sollte hier überdacht werden. Dieser stieg als Vorstandsmitglied des DRV für den 7er-Spielbetrieb weiter in den administrativen Reihen des DRV auf, was natürlich eine unlängst größere Arbeitslast abseits des 7er-Teams mit sich bringt. Er soll neue Konzepte für den 7er-Spielbetrieb entwerfen, einführen und umsetzen - ein völlig neues Aufgabengebiet und eine Mammutaufgabe. Ein Teammanager soll mit dem Trainer ausschließlich für das Nationalteam zuständig sein und möglichst eine internationale Vergangenheit haben.
Es liegen also einige Baustellen vor den Verantwortlichen des DRV, welche unabhängig von Bundesliga-Spieltagsreformen anzugehen und zu lösen sind. Die bereits beschriebene "Stille" muss unterbunden werden, denn nur so kann man eine ähnlich starke Mannschaft in die 7er-WM-Qualifikation schicken wie 2008, als sie in der AWD-Arena in Hannover die Zuschauer begeisterte und fast nach Dubai gereist wäre. Es ist noch nicht zu spät ...
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