Die SC Germania List geht als leichter Favorit in das Spitzenduell mit der RU Hohen Neuendorf - (c) Perlich
Der zweite Spieltag in der zweiten Bundesliga Nord. Noch müssen sich die Mannschaften noch finden, Abstimmungen verfeinert und Spielkonzepte eingeschliffen werden. Bei manchen Teams ging das schon ganz gut, manche haben noch ordentlich zu schrauben. Die Ergebnisse des ersten Spieltages lassen auf eine spannende Saison schließen. Die Ligafavoriten setzten sich gegen „kleinere“ Mannschaften sicher durch, dennoch gab es keine Kantersiege.
Größte Überraschung war der deutliche zu Null Sieg des DRC gegen die zweite Garde des BRC. Allergrößte Überraschung – zumindest für den Schreiber – war aber das doch ausgetragene Spiel HRC gegen Germania List, das im Internet nirgends als angesetzt zu finden war.
Berliner RC II – Welfen Braunschweig Samstag 03.09.2011 11:30 Uhr
Dieses Spiel wird ein erster Wegweiser. Der BRC II hat die Scharte der zu Null Niederlage gegen den DRC auszuwetzen und bei einer weiteren Niederlage würde man schon mit dem Rücken zur Wand stehen. Für Welfen Braunschweig dürften die Hauptstädter eine der Mannschaften sein, bei denen sie sich Chance auf wichtige Spielpunkte erhoffen. Ankick des Matches ist schon 11:30 Uhr vor wahrscheinlich einigen Zuschauern, da im Anschluss das große erste Liga Lokalderby BRC gegen RK03 stattfindet. Ein schöner Rugbytag bei voraussichtlich fantastischem Wetter steht in Berlin also an. Der BRC II muss mehr Kapital aus seinem starken Sturm schlagen und hier Punkte generieren. Vielleicht mit Straftritten, vielleicht mit starken Mauls. Wenn das gelingt, dann kommt auch der Rest der Mannschaft in Schwung. Die Neulinge aus Braunschweig sind sehr zufrieden mit ihrem Debüt in der höheren Spielklasse: „Wir haben heute gezeigt, dass wir zu Recht in der 2. Liga spielen und für kein Team ein reiner Punktelieferant sind.", so Spielertrainer Frommann. Tatsächlich arbeitete gerade der Sturm gegen die favorisierten Hohen Neuendorfer sehr ordentlich und auch die Verteidigung hielt lange stand, verwehrten sie den erfahrenen Brandenburgern beinahe den Bonuspunkt. Die Motivation der Jungs um Kapitän Michael Lettenbichler dürfte deshalb beim ersten Auswärtsspiel kaum zu bremsen sein.
TotalRugby-Prognose: Der BRC II muss sich wieder auf die alten Stärken besinnen: Mit dem schweren Sturm den Gegnern das Leben schwer machen und konsequent nach vorne gehen. Dann ergeben sich auch Punktechancen. Der Welfensturm ist deshalb ein weiteres mal gefordert, aber gerade die Dominanz der Heimmannschaft im Gedränge könnte der Stolperstein werden. Der Berliner RC II setzt sich in einer punktearmen Partie am Ende knapp gegen Welfen Braunschweig ohne offensiven Bonuspunkt durch. Den defensiven erkämpfen sich die tapferen Braunschweiger allerdings beim 18:12 Sieg der Hausherren.
FC St. Pauli – Berliner SV 92 Samstag 03.09.2011 15:00 Uhr
Schon das zweite Heimspiel in der Saarlandstraße für den FC. St. Pauli. Die Braun-Weißen fertigten am ersten Spieltag den amtierenden Nord Zweitligameister Victoria Linden mit 47:7 ab. Ein eindrucksvoller Saisonstart, wie es im eigenen Pressebericht ganz zu Recht heißt. Geführt von Verbinder und Kapitän Kai Falcke und dem erfahrenen Fritze Michau auf der Gedrängehalbposition wurden beide Mannschaftsteile gleichmäßig in Aktion gebracht, was für die Hannoveraner dann einfach zu viel war. Dass der Kader gerade kein herausragendes Glanzstück hat, macht ihn nicht schlechter, im Gegenteil St. Pauli ist von jeder Position gefährlich. Sowohl dem Sturm – allen voran dritte Reihe Mann Lorenz Klingbeil mit zwei Versuchen erfolgreich – als auch der Hintermannschaft – Innen Vincent Lührs ebenfalls zwei Versuche – fehlt es nicht an Killerinstinkt. Mit gutem Kombinationsspiel schafft es der FC St. Pauli immer wieder Lücken zu finden. Eine Herausforderung, die den jungen Wilden vom Berliner SV durchaus bewusst ist. Chef-Trainer Marek Sniowski kann sich seit kurzem über einen Backs-Co-Trainer freuen. Ein erfahrener ehemaliger Spieler übernimmt die Aufgabe und entlastet so Headcoach. Beim BSV fehlen aus verschiedenen Gründen schon wieder wichtige und erfahrene Leute, dennoch verfügt man diese Saison über einen stabilen Kader, so dass es kaum Qualitätsverlust geben wird. Man wird versuchen, das Spiel mit knallharter Verteidigungsarbeit lange offen zu halten, um so die Nerven zu stärken. Das erste Auswärtsspiel wird von den Berlinern heiß erwartet, gerade die Rugbyarena Saarlandstraße barg in der Vergangenheit für den BSV intensive Erfahrungen. Positive wie negative.
TotalRugby-Prognose: Da der FC St. Pauli diese Saison – gerade nach dem eindrucksvollen Saisonstart gegen Victoria unterstrichen – sicherlich zu den (Mit-)Favoriten um den Ligatitel gehören wird und der BSV gegen den Abstieg ankämpfen wird, sind die Erwartungen klar verteilt. Für die Hanseaten darf nichts anderes als ein 5-Punkte Sieg zählen. Die Berliner kämpfen irgendwie um einen Bonuspunkt. Die Hamburger wollen den positiven Trend gegen den BSV 92 sofort verfestigen und lassen nichts anbrennen. Der FC St. Pauli gewinnt sicher mit 38:18.
SC Germania List – RU Hohen Neuendorf Samstag 03.09.2011 15:00 Uhr
Vielleicht ist dieses das Spitzenspiel des Tages. Einiges spricht dafür. Denn beide Teams haben ihren Erfolg auf einer langfristigen Strategie aufgebaut. Jeweils steht der gesamte Verein mit bester Organisation und einer Vision für die Zukunft hinter der Mannschaft. Germania List hat in den letzten Jahren eine Umstrukturierung hinter sich. Es wurde wieder vermehrt und verstärkt auf die starke Jugendarbeit gesetzt. Das zahlt sich nun aus, stellen die Lister eine sehr junge, talentierte und aufregende Mannschaft. Dazu kommt ein neuer, erfahrener Trainer: Jens Himmer, der die letzten Jahre bei der SG VfR/Odin an der Seitenlinie die Fäden zog. Das ambitionierte, aber keineswegs unrealistische Ziel der Germanen ist der Aufstieg in die erste Bundesliga in den nächsten 1-2 Jahren. Da könnte auch die personelle Verstärkung durch Dennis Denzin (von 78) und durch den Südafrikaner mit dem klingenden Namen Storm Elisio helfen. Wenn diese spielfreudige Rasselbande erst einmal in Spiellaune kommt, sind sie ganz schwer zu stoppen. Das musste auch der HRC recht schmerzhaft feststellen, als sie mit 55:7 untergingen. An Offensivdrang mangelt es den Hannoveranern also nicht, sie erzielten am ersten Spieltag die meisten Punkte! „Das System steht, nur die einzelnen Räder greifen noch nicht ineinander“, so der sympathische Trainer Michael Hess von der Rugbyunion Hohen Neuendorf. Aber so 100% zufrieden kann man nach dem Auftakt sicherlich nicht sein. Gegen den Liganeuling Welfen Braunschweig konnte erst in den letzten Minuten der erlösende vierte Versuch gelegt werden. Aber aller Anfang ist schwer und man kann nicht so ohne Weiteres vom letzten auf diesen Spieltag schließen. Überraschend stand letzte Woche Utility-Player Steven Loock auf Innen, als wuchtiger Brecher gedacht, um Lücken zu reißen. Wenn die Brandenburger es diesmal schaffen, Platz für Mitspieler zu generieren, dann können sie stark auftrumpfen. Dafür muss das Abspiel und das Auge für die Überzahl aber deutlich besser werden als vorheriges Match.
TotalRugby-Prognose: Hier können die ganz kleinen Dinge den Ausschlag geben. Die größere Erfahrung hat sicherlich die Rugbyunion, aber die Germanen sind das Team der Zukunft. Wird es schon jetzt reichen? Dank der begeisternden Anfeuerungen der hannoveranischen Zuschauer werden die Lister die Nase vorne haben. SC Germania List gewinnt in einem packenden Spiel mit 12 Punkten Vorsprung gegen die Rugbyunion Hohen Neuendorf. Einen Bonuspunkt kann aber keine der Mannschaften mitnehmen.
USV Potsdam – DRC Hannover Samstag 03.09.2011 16:00 Uhr
In Potsdam verbuchte man am Eröffnungsspieltag einen sicheren Derbysieg gegen den Aufsteiger vom BSV 92, bei dem schon vieles gut, aber noch einiges verbesserungswürdig lief. Kein Wunder, da eine ganze Reihe von Neuzugängen, bzw. Rückkehrern integriert werden musste. Langfristig wird diese Mannschaft immer stärker werden und sicherlich bei der Ligameisterschaft ein Wörtchen mit zu reden haben. Gerade die gefährliche Centerkombination von Ex-Nationalspieler Hendrik van Look und Christian Schubert dürfte diese Saison noch für viel Freude sorgen. Beim ersten Match bescherten aber gerade die Jungs auf den Schaltstellen 8er, Gedrängehalb und Verbinder Punkte, so konnten unter anderem Routinier Ralf Horn, der wendige Joshua Jahn und Jan Treuholz Versuche verbuchen. Gerade hier könnte allerdings eine Chance für den DRC liegen. Dessen dritte Reihe bekam nach dem grandiosen Auftaktsieg gegen die glücklosen Berliner vom BRC II von Trainer René Wendland ein ganz besonderes Lob für ihr klasse Spiel ausgesprochen. Wenn in Potsdam eben jene Niklas von Kameke, Konstantin Zimmermann und Fynn Barkhof ihre starken Vorstellungen wiederholen können und so Potsdam an den Schlüsselpositionen 8,9,10 unter Druck zu setzen vermögen, könnte es für die Adler schwer werden. Das wird aber eine ganz mächtige Aufgabe. Zum überraschend deutlichem Heimsieg (48-0)gegen den BRC II schätzte DRC Trainer Wendland ganz richtig ein: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut läuft.“ Dass man nun noch einmal so einen Coup erwarten darf, wäre wohl zu viel verlangt. Dennoch kann man mehr als stolz sein, ist man doch die einzige Mannschaft ohne jeden Gegenpunkt. Und das ist nur mit einer sehr guten, strukturierten Verteidigung möglich. Gerade hier heißt es nun gegen die offensivstarken Potsdamer gegen zu halten. Wenn man das lange schafft, könnte man die Adler genug ärgern, um sie vielleicht aus dem Tritt zu bringen.
TotalRugby-Prognose: Der aktuell Tabellenerste! vom Traditionsclub DRC hat in der ersten Runde das Optimum herausgeholt. Den überraschend guten Einstand will man natürlich verfestigen. Da werden die bissigen Adler aus Potsdam aber ordentlich etwas dagegen haben, besonders wenn das alles in ihrem Adlerhorst stattfindet. Der Universitätssportverein Potsdam macht gegen den DRC ganz klar, wer auf heimischen Platz das Sagen hat und fertigt die Hannoveraner mit über 21 Punkten ab und nimmt ganz beiläufig noch den Bonuspunkt mit.
TSV Victoria Linden – Hamburger RC Samstag 03.09.2011 17:00 Uhr
Nach dem ernüchternden Auftaktspiel gegen den starken FC St. Pauli weiß der TSV Victoria etwas besser, wo er gerade steht. Völlig unerwartet kam das Ganze nicht, Trainer Boris Borkowski und Teammanager Thorsten Schulz sind sich sehr wohl darüber im Klaren, dass es diese Saison nicht wieder ganz an die Tabellenspitze gehen wird. Auch wenn eine so deutliche Niederlage (47-7) schmerzen muss, kann man doch Gutes daraus ziehen. Die junge Mannschaft kämpfte vom Anfang bis zum Ende und ließ sich nur schwer klein kriegen. Ihr durchgängiger Fleiß wurde in den Schlussminuten sogar mit dem Ehrenversuch belohnt, ein Zeichen für die gute Moral. Jetzt allerdings heißt es sich zu beweisen. Realistisch gesehen war die Niederlage gegen die St. Paulianer wohl „eingeplant“, gegen deren Lokalrivalen, den HRC soll das Ganze aber ganz anders aussehen. Hier muss der erste Sieg eingefahren werden. Die große Durchmischung von neuen und alten Spielern muss möglichst schnell abgeschlossen werden, so dass sich bei den Zebras bald ein eingespieltes Team finden kann. Eine Aufgabe, die Skipper Martin Reinhard mit vollem Herzen und guten Mutes angeht. Der 26jährige Flanker will seine Mannschaft mit gutem Vorbild leiten. Sein Konterpart, der Kapitän des Hamburger Rugby Clubs Gordon Roeder hat gerade alle Hände voll damit zu tun, die Moral der Mannschaft wieder zu heben, hat man sich doch einen besseren Saisonstart gewünscht. Bei der bitteren 55-7 Niederlage gegen die Germanen aus Hannover war der Kapitän selber leider nicht dabei. Umso mehr wird er sich nun reinhängen, die von Umstrukturierungen gebeutelten Zebras unter Druck zu setzen. Eine interessante dritte Reihe Schlacht der Kapitäne könnte sich da entwickeln. Der HRC sieht sich diese Saison in der Breite trotz gewichtiger Abgänge (Verbinder Stuart Campbell in die USA und X-Factor Spieler und ehemaliger Kapitän Valentin Richter berufsbedingt nach Erfurt) gestärkt. Einige vielversprechende Zuläufe gab es, besonders von den Kieler Adlern: Simon Kelly soll die Verbinderposition übernehmen, Christian Doll und Alwin Klick den Sturm verstärken. Schon in der zweiten Hälfte der letzten Saison gab es einige neue Spieler, was sich deutlich auf die guten Spielergebnisse auswirkte. Auch wenn die „Unabsteigbaren“ nur durch den Odiner Rückzug die Liga gehalten haben, schien es doch, dass wenn die letzte Saison länger gegangen wäre, die Hamburger es aus eigener Kraft geschafft hätten, so einen Aufwind hatten sie zuletzt. Doch letzte Saison ist letzte Saison und nur das Hier und Jetzt zählt. Und da werden die Hamburger Jungs vom Trainergespann Jan Höhler und Michael Smith jede Menge voll zu tun haben.
TotalRugby-Prognose: Beide Mannschaften hatten keinen glücklichen Start ins neue Rugbyjahr. Auch wenn die Rot-Schwarzen aus Hamburg mit vollem Einsatz bis zuletzt kämpfen werden, ganz reichen wird es nicht. Die Zebras haben noch zu viel Klasse, um sich auf heimischen Platz den Schneid abkaufen zu lassen. Auch wenn es viel härter wird als gedacht. Der TSV Victoria Linden wird sich gegen einen stark aufspielenden Hamburger RC mit mehr als 18 Punkten durchsetzen und mit genau vier Versuchen sogar den Offensivbonuspunkt einstreichen.
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