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Quo Vadis Rugby-Bundesliga? - Jens Poff (TV Pforzheim)
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 24. August 2011

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Viele Rugbyfans sehen den TV Pforzheim schon auf Augenhöhe mit den beiden Profiteams - (c) Jürgen Keßler

Quo Vadis Rugby Bundesliga heißt unsere neue Interview Reihe, die wir mit den Entscheidungsträgern der Rugby Bundesligaclubs geführt haben. Wo führt er hin der Weg des deutschen Rugbys? Trennt sich die Spreu vom Weizen und die Liga verliert sich in einem Kampf reich gegen arm? Was sind die Ziele und Visionen der jeweiligen Vereine? TotalRugby hat nachgefragt und präsentiert Euch wöchentlich die Antworten. Der TV Pforzheim hat in kürzester Zeit einen beeindruckenden Durchmarsch von der Regionalliga bis in Deutschlands höchster Spielklasse hingelegt. Die Goldstädter wollen unter Beweis stellen, dass nicht nur in Heidelberg und Frankfurt erstklassig gearbeitet wird. Wir haben uns mit Jens Poff, dem Manager des TVP unterhalten und ihn nach seiner Meinung zum Status quo der Rugby Bundesliga befragt.

TotalRugby: Die aktuelle Spielrunde ist vor kurzem zu Ende gegangen. Was ist Dein Fazit für die gesamte Saison und war Deiner Meinung nach mit diesem Verlauf zu rechnen?
Jens Poff: Aus unserer Sicht war auf jeden Fall damit zu rechnen, dass der HRK und Frankfurt in die Halbfinalspiele kommen. Die Finalspiele selber haben einen ganz anderen Charakter. Spieler wachsen in solchen Spielen über sich hinaus. Von daher hätte an einem guten Tag eines der anderen Halbfinalteams sicherlich auch das Finale erreichen können.

TR: Der HRK und Frankfurt ließen, bis auf wenige Ausnahmen, relativ wenig zu und standen unentwegt an den Spitzenpositionen – fehlt es der Liga an Spannung?
JP: Wir denken nicht, dass es an Spannung in der Liga fehlt. Sicherlich dominieren der HRK und Frankfurt seit den letzten 3 Jahren die Liga. Dies war über Jahre mit dem FC Bayern in der Fußball Bundesliga das Selbe. Des Weiteren denk ich, dass über die nächsten Jahre weitere Teams zu der Spitze aufschließen und somit das gesamte Niveau der Liga steigen wird.

TR: Mit deinem Verein, dem TV Pforzheim ist ein weiteres finanzstarkes Team in die Bundesliga aufgestiegen. Wird die Liga zunehmend zu einer Zweiklassengesellschaft? Welche Chancen siehst Du dem entgegen zu wirken?
JP: Wenn hier auf Totalrugby oder in anderen Foren immer wieder von dem finanzstarken oder dem „Profiteam“ Pforzheim zu lesen ist, muss ich immer wieder lächeln. Pforzheim hat sicherlich nicht mehr Gelder zur Verfügung wie z.B. die anderen Heidelberger Clubs auch. Nur beruht unser Konzept darauf uns gezielt mit ausländischen Spielern zu verstärken und nicht die deutschen Talente anderer Klubs abzuwerben. Hierdurch können sich diese Vereine weiterentwickeln und zu Spitze in Deutschland aufschließen und müssen nicht immer wieder ihre besten Spieler abgeben.  Leider wird der Einsatz von ausländischen Spielern gleich mit Geld in Verbindung gebracht. Derzeit haben wir leider noch nicht die Breite an heranwachsenden deutschen Spielern, weil wir dies über die letzten Jahrzehnte nicht gut genug gepflegt haben. Wir setzen aber unsere Spieler gezielt dazu ein an Schulen, Kindergärten und im Jugendbereich zu arbeiten.  Momentan betreuen wir in Pforzheim 16 Schulkooperationen und sind federführend am Projekt „Sport Hilft“ beteiligt. Diese Aktivitäten tragen im Jugendbereich auch schon die ersten Früchte und wir können die ersten beiden Spieler in der U18 Baden-Württemberg Auswahl vorweisen. Langfristig ist unser Ziel vermehrt deutsche Spieler in die erste Mannschaft zu integrieren. Dafür muss man den Jugendlichen aber zunächst einen Anreiz geben. Durch unsere Erfolge und die Medienpräsenz in Pforzheim wurde dies bereits geschaffen.

Des Weiteren denke ich nicht, dass hier eine 2 Klassengesellschaft entsteht. Unserer Meinung nach sollten sich auch die Traditionsclubs einmal zusammensetzen und neue Konzepte ausarbeiten und Strukturen schaffen. Die Zeit, dass die Rugbybundesliga ein reines Freizeithobby war, geht langsam zu Ende. Wir bewegen uns nun im Bereich des Leistungssports, auch wenn man sicherlich noch nicht von professionellen Strukturen reden kann. Man sollte sich in der Liga von diesem “Schubladendenken“ auf Clubebene lösen und versuchen gemeinsam das deutsche Rugby voranzubringen.

TR: Frankfurt und HRK spielen in der kommenden Saison zusammen mit der belgischen Mannschaft Kituro und den beiden holländischen Teams des RC Hilversum und dem RC the Dukes im North Sea Cup. Wie beurteilst Du die Teilnahme deutscher Teams an europäischen Wettbewerben und was bringen diese Maßnahmen dem deutschen Rugby?
JP: Einerseits ist es sicherlich eine weitere Belastung für die Spieler der beiden Klubs aber sicherlich werden sich die Spieler dadurch weiterentwickeln und somit das deutsche Rugby weiter voranbringen. Speziell die für die Nationalmannschaft interessanten Spieler in den Reihen der Clubs werden dazu beitragen.

TR: Was denkst Du über eine generelle Ausgliederung der deutschen Profiteams in andere Ligen, wie es zum Beispiel in der Top12 praktiziert wird (ehemals Celtic und Magners League; die Liga besteht aus zwölf Profimannschaften aus Wales, Irland, Schottland und Italien)?
JP: Wie ich schon sagte wir sind weit davon entfernt, dass man hier von Profiteams sprechen kann. Und mal ehrlich, denkt ihr die Liga wird interessanter wenn am Ende die übriggeblieben Heidelberger Clubs, die derzeit immer noch einen Vorsprung auf Berlin, Heusenstamm und Hannover haben, um die Meisterschaft spielen!? Und wenn Ihr uns als eines dieser Profiteams seht, wie so häufig geschrieben – wir könnten uns ein solches Abenteuer weder finanziell noch auf Grund der Spielerdichte leisten.

TR: DRV Präsident Bach ist kürzlich abgetreten. Angenommen Du wärst neuer DRV Präsident, was wären Deine ersten Maßnahmen die Du durchführen würdest?
JP: Natürlich zunächst mal die finanzielle Lage des Verbandes wieder stabilisieren, so wie es gerade geschieht.

TR: Was für ein Vorgehen wünschst Du Dir vom neuen DRV Präsidenten um das deutsche Rugby nach vorne zu bringen?
JP: Ich denke mit Ralph Götz und Jürgen Zeiger sind kompetente Leute an der Führung die die richtigen Entscheidungen für das deutsche Rugby treffen.

TR: Letzte Frage – wenn Du an Rugby in Deutschland denkst, was geht Dir dabei als erstes durch den Kopf?
JP: Eine interessante Sportart, die das Potential hat über die nächsten Jahre sowohl an Medienpräsenz als auch in Sachen Zuschauerzahlen nach vorne zu kommen. So wie es im Handball ebenfalls geschehen ist.

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