Die RGH II kann für die neue Runde kein Zweitliga-Team stellen
Das ist ein Paukenschlag so kurz vor dem Start der Bundesligasaison 2011/2012, die Rudergesellschaft Heidelberg zieht ihre 2. Mannschaft aus der Bundesliga zwei zurück. Gestern hatte die „Zweite“ der Orangenen in einem Trainingsspiel noch den SC Frankfurt 1880 II deutlich bezwingen können und heute dann das überraschende Aus.
Per Mail hatte RGH-Vorstand (Sport) Leander Heimpel, Mark Weber (Augsburg), den Spielleiter der 2. Bundesliga Süd, vom Rückzug der Rudergesellschaft informiert. „Die RGH sieht sich außerstande, für die gesamte Saison 2011/2012 eine vollständige Mannschaft zu stellen“ lautete die knappe Begründung der Heidelberger.
Fakt ist, der neue Spielplan der 2. Liga, offenbart sich als Katastrophe für die 2. Mannschaften, wollen Sie doch ihre 2. Mannschaften hauptsächlich dazu nutzen, ihren jungen Talenten und Reservespielern Spielpraxis auf möglichst hohem Niveau zu ermöglichen. Daher hatte sich der Spielplan in den letzten Jahren meist am Spielbetrieb der 1. Bundesliga orientiert, damit die Ersatzspieler der „Ersten“ noch in der „Zweiten“ zum Einsatz kommen konnten, dass ist in dieser Saison nicht mehr der Fall und dürfte Hauptgrund für den RGH-Rückzug sein. Außerdem sollen die Orangenen in Lizenzprobleme geraten sein, da sie nicht die erforderlichen zwei Bundesligaschiedsrichter vorweisen konnten.
Um das Problem mit den Spielansetzungen zu verdeutlichen hier einmal ein Vergleich der Bundesligaansetzungen in der Hinrunde der 1. Bundesliga und der 2. Bundesliga Süd am Beispiel der ersten fünf Spieltage:
1. Bundesliga
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2. Bundesliga
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RGH – BRC (27.08. 14:30 Uhr / Fritz-Grunebaum-Sportpark)
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RCA – RGH II (27.08. 15:00 Uhr / Aachen)
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TVP – RGH (3.09. 15:00 Uhr / Pforzheim)
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RGH II – HRK II (4.09. 15:00 Uhr / Fritz-Grunebaum-Sportpark)
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RGH – RKH (11.09. 16:00 Uhr / Fritz-Grunebaum-Sportpark)
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RGH II – HTV (11.09. 14:00 Uhr / Fritz-Grunebaum-Sportpark)
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TSV – RGH (18.09. 15:00 Uhr / Lionspark)
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RCLU – RGH II (17.09. 15:00 Uhr / Luxemburg)
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RGH – RK 03 (25.09. 15:00 Uhr / Fritz-Grunebaum-Sportpark)
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TSV II – RGH II (24.09. 16:30 Uhr / Lionspark)
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Wenn also in der gleichen Stadt gespielt wird, muss die 2. Mannschaft entweder einen Tag oder zumindest einige Stunden früher als das Erstligateam ran und selbst wenn beispielsweise der TSV Handschuhsheim und die RG Heidelberg aufeinandertreffen, laufen die Partien dieser beiden Reserveteams nicht parallel.
Verständlich ist, dass die Zweitligisten, die mit ihrer 1. Mannschaft in der 2. Bundesliga aktiv sind, aus Gründen der Fairness eine klare Trennung von 1. und 2. Mannschaft einfordern. Bestraft werden aber auch die jungen Spieler, die aus den Junioren in den Herrenspielbetrieb stoßen und davor meist über 2-3 Jahre aus Mangel an kompletten 15er-Teams kaum Spielpraxis vorweisen können. Ihnen wird die Chance genommen sich, selbst wenn sie den Sprung in den 1. Mannschaftskader nicht unmittelbar schaffen, auf möglichst hohem Niveau weiterzuentwickeln. Wo stände das Deutsche Rugby heute ohne die großen Talente aus den Nachwuchs- und Zweite-Mannschaften des TSV Handschuhsheims oder der RG Heidelberg? Dort haben einst auch ein Alexander Pipa, ein Tim Coly oder jüngst Bastian Himmer und Fabian Heimpel, ihre ersten Herrenspiele bestritten!
Übrigens soll die RGH nicht das einzige Team sein, welches über einen Rückzug nachdenkt. Glaubt man den Gerüchten, haben mindestens vier weitere Zweitliga-Teams Probleme einen spielfähigen Kader zu melden und/oder die Lizenzauflagen zu erfüllen. Bleibt zu hoffen, dass es diesen Vereinen gelingt das Ruder noch rechtzeitig rumzureißen, um den geordneten Spielbetrieb der zweithöchsten deutschen Spielklasse nicht zu gefährden.
Die Notbremse bereits gezogen hat der SC Neuenheim, die 2. Mannschaft des Heidelberger Traditionsverein wurde aus der Regionalliga Baden-Württemberg abgemeldet und soll in der neuen Spielzeit nur noch bei den Verbandsligaturnieren spielen. Sehr traurig bedenkt man, dass die Neuenheimer die letzte Runde auf einem guten 3. Platz beendeten.
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