Carsten Segert (links) gemeinsam mit Südafrikas Nationaltrainer Pieter de Villiers
Quo Vadis Rugby Bundesliga heißt unsere Interview-Reihe, die wir mit den Entscheidungsträgern der Rugby Bundesligaclubs geführt haben. Wo führt er hin der Weg des deutschen Rugbys? Trennt sich die Spreu vom Weizen und die Liga verliert sich in einem Kampf reich gegen arm? Was sind die Ziele und Visionen der jeweiligen Vereine? TotalRugby hat nachgefragt. Heute meldet sich Carsten Segert, der Trainer von Hannover 78 zu Wort. Carsten hat eine Menge an Erfahrung vorzuweisen, denn er hat nicht nur jahrelang die Deutsche U19-Nationalmannschaft betreut, sondern auch die Windhoek Wanderers in Namibia zu nationalen Meisterehren geführt. Wie er das deutsche Rugby und dessen Entwicklung beurteilt könnt ihr hier nachlesen.
TotalRugby: Die aktuelle Spielrunde ist vor kurzem zu Ende gegangen. Was ist Dein Fazit für die gesamte Saison und war Deiner Meinung nach mit diesem Verlauf zu rechnen? Carsten Segert: Mein Fazit ist, dass sich Spieler und Trainer in allen Clubs der 1. Liga weiterentwickeln, es aber eine Stagnation und Rückschritte in den 2. Ligen gibt. Die Qualität (bis auf wenige Ausnahmen) und Quantität der Schiedsrichter ist mangelhaft, die Leitung des Spielbetriebs nicht professionell und die Terminplanung eine Katastrophe
TR: Der HRK und Frankfurt ließen, bis auf wenige Ausnahmen, relativ wenig zu und standen unentwegt an den Spitzenpositionen – fehlt es der Liga an Spannung? CS: Ja eindeutig, denn beide Clubs waren in der Tiefe und Breite ihrer jeweiligen Kader so aufgestellt, dass es klar war, dass beide in die Halbfinalspiele kommen würden und kaum ein anderes Team gegen die physische Überlegenheit ihrer Spieler ankommen würde. Es war dann noch ein wenig spannend wer die anderen beiden Halbfinalplätze belegen konnte. Der Abstiegskampf interessierte eigentlich auch nur die beteiligten Clubs. Es fehlt der Liga definitiv an Spannung und Reizen.
TR: Mit dem TV Pforzheim ist ein weiteres finanzstarkes Team in die Bundesliga aufgestiegen, wird die Liga zunehmend zu einer Zwei-Klassengesellschaft? Welche Chancen siehst Du dem entgegen zu wirken? CS: Ich sehe es eher als Drei-Klassengesellschaft. Dem kann man nur entgegenwirken, wenn es endlich einmal klare Aussagen von Verbandsseite geben würde in welche Richtung man sich mit dieser Liga entwickeln will, was von den Clubs erwartet wird und welche Strategien es gibt.
TR: Frankfurt und HRK spielen in der kommenden Saison zusammen mit der belgischen und holländischen Spitzenteams im North Sea Cup. Wie beurteilst Du die Teilnahme deutscher Teams an europäischen Wettbewerben und was bringen diese Maßnahmen dem deutschen Rugby? CS: Dem deutschen Rugby wird es vielleicht ein wenig mehr Aufmerksamkeit bringen, ansonsten wird es nur ein weiteres Signal sein als junger Spieler zu diesen Clubs zu wechseln, weil man immer auf dem bestmöglichen Level spielen will. Einen Wettbewerb mit regionalen Auswahlteams analog der [der ursprünglichen Planung] Niederländer halte ich für sinnvoller, sowie eine Ausgliederung der beiden Top-Teams in einen anderen europäischen Wettbewerb parallel dazu. Grundsätzlich ist es gut denn es wird einzelnen Spieler helfen sich weiterzuentwickeln.
TR: Was denkst Du über eine generelle Ausgliederung der deutschen Profiteams in andere Ligen, wie es zum Beispiel in der Celtic League praktiziert wird (die Liga besteht aus zwölf Profimannschaften aus Wales, Irland, Schottland und Italien)? CS: Finde ich gut, die Frage ist nur ob es unserer Nationalmannschaft hilft wenn zwei Teams aus Deutschland mit einem geschätzten durchschnittlichen Ausländeranteil von 70 % sich daran beteiligen
TR: DRV Präsident Bach ist kürzlich abgetreten. Angenommen Du wärst neuer DRV Präsident, was wären Deine ersten Maßnahmen die Du durchführen würdest? CS: Da ich kein DRV-Präsident werde, mache ich mir um so etwas auch keine Gedanken
TR: Was für ein Vorgehen wünschst Du Dir vom neuen DRV-Präsidenten um das deutsche Rugby nach vorne zu bringen? CS: Das würde ich auf Wunsch und Nachfrage dem neuen DRV Präsidenten persönlich mitteilen, ansonsten hat er hoffentlich genügend eigene Ideen im Gepäck die er umsetzen möchte
TR: Letzte Frage – wenn Du an Rugby in Deutschland denkst, was geht Dir dabei als erstes durch den Kopf? CS: Dass es Rugby Deutschland immer noch schaffen kann sich international weiter oben zu platzieren – nur brauchen wir den richtigen Plan dazu.
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