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Auswanderungswelle reißt nicht ab, auch Somerville kehrt den All Blacks den Rücken
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Geschrieben von Jamie Deuce   
Donnerstag, 26. Juni 2008

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Nun zieht es auch Nick Evans, Jerry Collins und nun Greg Somerville gen Norden, dort werden sie auf die anderen Exil-Kiwis treffen, welche bereits vor oder im Laufe der abgelaufenen Saison den Schritt über den großen Teich gewagt haben. Damit winkt eine ganze neue Chance für die zahlreichen jungen Talente Neuseelands.

Wenn man den bösen Vorahnungen der englischen Tageszeitungen glauben schenken darf, wird Neuseelands Rugby in ein paar Jahren so wohlbehalten sein wie das Wollhaarmammut oder der Säbelzahntiger.

Luke McAlister, Chris Jack, Carl Hayman und Doug Howlett, um nur einige zu nennen, zog es nach dem enttäuschenden Ausgang der Weltmeisterschaft in die lukrativeren Gefilde um Manchester, Watford, Newcastle und Limerick. Viele sind zur Vorbereitung auf die Saison 2008/2009 nachgezogen, Nick Evans zu den Harlequins, Jerry Collins tauschte Wellington gegen Toulon, und Greg Somerville verkündete unlängst seinen Wechsel von Christchurch nach Gloucester.

In einer Welt, in der nur Rugby zählt, wäre es ein Leichtes diese Spieler durch in Frage stellen ihrer Motivation und ihres Stolzes zu bestrafen. Aber abgesehen von McAlister und Evans hat die Mehrzahl der herausragenden Akteure, die Neuseeland den Rücken gekehrt haben, Jahre an Engagement und Arbeit in das berühmte schwarze Trikot gesteckt.

Evans, ein unglaublich talentierter und intelligenter Spieler, realisierte, dass seine Möglichkeiten sein Land zu repräsentieren immer limitiert bleiben würden, so lange Dan Carter auf der 10 spielt und ein starker Schluss in Form von Mils Muliaina und Leon MacDonald vorhanden ist. McAlister andererseits bekommt sicherlich die Möglichkeit sich zukünftig zu beweisen, hat er doch verlauten lassen er wolle wiederkommen, um die All Blacks bei der Weltmeisterschaft 2011 zu verstärken.

Ob sich das am Ende jedoch bewahrheiten wird, ist mehr und mehr zu bezweifeln. Erst recht nach einer weiteren starken Darbietung der neuen neuseeländischen Innenpaarung (seit Tana Umagas Abgang stets das Sorgenkind der Mannschaft) gegen eine jämmerliche englische Hintermannschaft, ist hier nun der Anfang einer positiven Entwicklung zu erkennen.

Ma’a Nonu entwickelt sich anscheinend endlich entsprechend der Prophezeiungen der vergangenen Jahre, und bildet mit seiner unbändigen Kraft das perfekte Gegenstück zu der Intelligenz eines Conrad Smiths oder Richard Kahuis. Dadurch sind die All Blacks ganz offensichtlich nun mehr und mehr in der Lage, schon mit Bällen der ersten oder zweiten Phase effektiv anzugreifen, statt über mehrere Phasen lediglich den Ballbesitz zu sichern.

Durch die Abwanderungswelle haben nun auch jüngere Spieler in Neuseeland, (zwangsläufig) mehr Möglichkeiten sich zu beweisen, und das ist in jeder Hinsicht positiv. Anthony Boric und Adam Thompson haben in den vergangenen Tagen bereits beide vielversprechende Debuts gegeben und viele weitere stehen in den Startlöchern um es diesen beiden gleichzutun.

Neuseeland war schon immer stark im internationalen Rugby und es ist nicht zu erwarten, dass sich dies in Zukunft ändern wird, vor allem wenn man die jüngsten Erfolge der U19 Nationalmannschaft bei der gerade beendeten Weltmeisterschaft zu Grunde legt. Jüngere Spieler der Nordhemisphäre jedoch, besonders in der Guinness Premiership, werden sich nun (auch auf Grund der gewachsenen Konkurrenz durch die ausländischen Altstars) noch mehr bemühen müssen um in ihren Clubs Erfahrungen in den ersten Mannschaften sammeln zu können, sicherlich zum großen Nachteil der Zunkunft des englischen Spiels.

Klar ist auch in Neuseeland nicht alles Gold was glänzt. Nehmen wir zum Beispiel die Zuschauerzahlen der Super 14 Spielen, diese haben sind in der abgelaufenen Saison deutich zurückgegangen und auch beim Länderspiel gegen Irland, gab es eine alarmierende Anzahl an leeren Plätzen. Das kann jedoch nicht allein auf Spieler zurückzuführen sein, die das Land verlassen, viel mehr wird es wohl an der Enttäuschung eines Landes liegen, das ein Turnier verlor (Weltmeisterschaft), welches es hätte gewinnen müssen.

Das Publikum in Neuseeland muss lernen, sich weniger auf die Weltmeisterschaft zu versteifen, als mit Kraft und Stolz auf die bevorstehenden Tri-Nation-Spiele zu schauen. Nur so werden sie der Welt zeigen können, dass Neuseelands Rugby nicht zum Leiden verdammt ist, sondern auch in Zukunft weiterhin florieren wird.

Wird die Entwicklung der jungen Spieler in Europa, durch die vielen “Einwanderer” negativ beeinträchtigt? Schreibt selbst einen Artikel für TotalRugby oder nutzt die Kommentarfunktion

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Kommentare (2)add comment

Chris said:

74
...
War es nicht die U21 WM die die Jüngeren Allblacks gewonnen haben ? ..
Juni 27, 2008

king carlos said:

217
...
Das Problem mit den leeren Plätzen in der Sußer 14 haben auch die südafrikanischen und australischen Mannschaften. Die leeren Plätze während des Spieles gegen Irland sind mit Sicherheit auf den Orkan zurückzuführen...

Neuseeland wurde U-20 Weltmeister. Die U-20-WM ersetzt seit 2008 die U-19- und U-21-WM.
Juni 27, 2008

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