Clemens von Grumbow möchte am Wochenende, wie hier gegen den World Series 2. Südafrika, möglichst viel Ballbesitz für die Deutsche VII sichern - (c) Vosshage
Bis gestern stand aus organisatorischen Gründen hinter dem Mitwirken von Italien-Profi Clemens von Grumbkow beim Aufstiegsturnier im Danzig (11./12. Juni) noch ein ganz dickes Fragezeichen. Doch nachdem feststand, dass der ehemalige Neuenheimer in Polen, nach zweijähriger 7er-Abstinenz, sein Comeback im Nationaltrikot feiert, haben wir es uns natürlich nicht nehmen lassen, uns mit Clemens auf einen kurzen Plausch zu verabreden.
TotalRugby: Hallo Clemens, wie geht es Dir und insbesondere Deiner verletzten Schulter? Clemens von Grumbkow: Meine Saison hier in Italien ist nun ja schon seit fast drei Wochen vorbei, das heißt ich und auch meine Verletzung hatten die Chance sich etwas zu erholen. Ich bin noch nicht bei 100%, aber ich arbeite im Kraftraum und mit den Physios hier im Club hart daran die Muskulatur wieder entsprechend aufzubauen. Die Verletzung ist auf jeden Fall kein Grund sich eine Europameisterschaft entgehen zu lassen.
TR: Du hast das Saisonende in Italien selbst angesprochen. Mit Deinem Club (I Cavalieri Prato) hast Du Dich nach einer ganz starken Runde, bis ins Halbfinale der italienischen Meisterschaft vorgekämpft. Dort seid ihr dann leider gescheitert. Wie sehr schmerzt das Ausscheiden noch? CvG: Eine Woche später, als ich „nur“ als Zuschauer beim Meisterschaftsfinale war hat es tierisch weh getan. Es war einfach ein tolles Event mit über 8000 Zuschauern und einer elektrisierenden Stimmung. Da wäre ich natürlich gerne als Aktiver dabei gewesen. Aber so ist Sport, wir hatten es ja schließlich selbst in der Hand. Da kann die Devise nur heißen abhaken, weitermachen und sich neue Ziele setzen. Inzwischen bin ich drüber weg und mit dem Kopf bei der anstehenden 7er-Saison.
TR: Ok wenn das so ist, gleich die Preisfrage: Schafft ihr den Aufstieg in die FIRA-7s-Grand-Prix-Series? CvG: Es gibt für uns keine andere Option. Wir wollen unbedingt hoch! Natürlich wissen wir, dass es sauschwer wird. Schließlich sind wir nicht die einzigen die den Aufstieg als Ziel haben. Aber das wir das zweite Turnier zuhause in Heidelberg spielen ist mit Sicherheit von Vorteil.
Wir werden Euch am Samstag und Sonntag über die Ergebnisse der DRV-Auswahl in Danzig auf dem laufenden halten. Neben dem gewohnten Service auf unserer Facebook-Seite (facebook.com/TotalRugby) nutzen wir auch den Kurznachrichten Dienst Twitter (http://www.twitter.com/TotalRugby), um das Abschneiden unserer Jungs in die Welt zu zwitschern. Unsere jüngsten Tweets könnt ihr übrigens auch direkt auf TotalRugby.de verfolgen. Auf der Startseite findet ihr in der rechten Spalte zwischen den neuesten Foreneinträgen und den neuesten Kommentaren, ein Twitter-Widget, in welchem sich stets drei letzten Twitter-Posts nachvollziehen lassen.
TR: Welche Teams können uns am ehesten die Rückkehr ins europäische Oberhaus verbauen? CvG: Belgien und Polen muss man auf der Rechnung haben. Die anderen Teams sind zum jetzigen Zeitpunkt für mich noch weitestgehend unbekannt. Aber aus meiner Erfahrung weiß ich, dass wir uns gerade gegen die Belgier immer sehr schwer getan haben. Die Polen haben dazu beim ersten Turnier noch den Heimvorteil auf ihrer Seite. Da in Danzig mit uns den Belgiern und den Polen, die drei Topfavoriten für den Aufstieg in einer Gruppe stecken, wird es eine ganz kniffelige Angelegenheit. Für uns gilt es daher gleich einen unserer Konkurrenten zu eliminieren.
TR: Die Vorbereitung auf dieses wichtige Turnier verlief nicht gerade optimal, die Mannschaft hat in der Danzig-Besetzung noch nicht einmal miteinander trainiert und dazu gilt es noch einige neue Spieler, wie zum Beispiel den erst 19-jährigen Chris Hilsenbeck, zu integrieren. Wird das ein großes Problem? CvG: Gerade die neuen Spieler haben bei uns meist voll eingeschlagen. Woran das liegt kann ich nicht so genau sagen, wahrscheinlich ist es einfach eine Kombination aus Motivation und Unbefangenheit. Chris ist ein sehr talentierter Spieler, der wird seine Sache schon machen. Wir anderen sind alle lang genug dabei und wissen wie es geht. An den Umständen im Vorfeld können wir ohnehin nicht viel ändern, jetzt machen wir einfach das Beste daraus!
TR: Du selbst hast ziemlich lange kein 7er-Rugby mehr gespielt, hast Du ein spezielles Trainingsprogramm absolviert um Dich in Form zu bringen? CvG: Meine Saison war natürlich, gerade durch die Zusatzbelastung im Europapokal, sehr anstrengend. Aber ich habe trotzdem versucht mich im Anschluss an die Runde fit zu halten und auch ein paar 7s-spezifische Trainingseinheiten in meine Routine eingebaut.
TR: Wie beurteilst Du denn die Entwicklung der DRV-Nationalmannschaften, speziell im 7er-Rugby, in den letzten Jahren? CvG: Naja wiegesagt ich war jetzt selbst knapp zwei Jahre nicht mehr beim Sevens dabei. Es erschreckt mich aber dennoch zu sehen, mit welchem Tempo sich die anderen um uns herum entwickeln. Dabei fällt es mir, aufgrund meiner 7er-Auszeit, momentan schwer zu beurteilen ob unsere Konkurrenten wirklich soviel besser geworden sind, oder ob wir an Klasse eingebüßt haben. Aber gerade die Ergebnisse von Holland in Rom haben mich schon etwas stutzig gemacht. Holland war zuvor, anders als beispielsweise Spanien oder Russland, nie ein wirklicher Prüfstein für uns, und jetzt beenden sie ein ordentlich besetztes Turnier auf dem 5. Platz, während wir kein einziges Spiel gewinnen können? Spanien und Russland haben mich bei der IRB Sevens Series wirklich beeindruckt – vor drei Jahren waren wir da noch dran.
TR: Aus Deiner Erfahrung als Rugby-Profi, was muss sich in Rugby-Deutschland ändern, dass auch wir endlich nachhaltig sportlich erfolgreich sind? CvG: Deutschland ist natürlich generell ein ganz schwieriges Pflaster. Rugby hat hier einfach nicht das Standing wie in anderen Nationen. Viele Spieler müssen verständlicherweise einer Ausbildung oder einem Studium die oberste Priorität einräumen und dann so nebenbei noch ein bisschen Leistungssport zu betreiben ist wirklich nicht einfach. Da gehört eine ganze Menge Wille und Eigenmotivation dazu. Allerdings beginnt das Profitum im Kopf und nicht unbedingt auf dem Gehaltszettel, wir müssen einfach versuchen mit den bestehenden Ressourcen so professionell wie möglich zu arbeiten. In meiner sportlichen Heimat Italien war die Situation vor nicht allzu langer Zeit ja ganz ähnlich. Dort hat man es aber geschickt verstanden gemeinsam Lösungen zu schaffen.
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