Allen Bemühungen zum trotz blieb Deutschland in Rom ohne Sieg - (c) Miriam May
Neun Spiele, kein einziger Sieg und zweimal der letzte Platz, so die auf den ersten Blick sehr ernüchternde Ausbeute der beiden Deutschen Auswahlteams bei den Roma Sevens 2011. Die Deutschen Herren sind noch nicht fit genug und den Damen fehlt es noch an der nötigen Erfahrung auf aller höchstem internationalen Niveau, könnte wohl das Fazit der 10. Auflage des zweitägigen Turniers in der ewigen Stadt lauten.
Für die Damen ging es am Samstag im Bowl-Halbfinale gegen Pan-Amerika-Champion Brasilien; Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 2016 und großes sportliche Ziel unserer schnellen 7er-Mädels. Das Team von Susanne Wiedemann knüpfte zunächst an die guten Leistungen aus dem Spiel gegen die starken Neuseeländerinnen an und ging sogar durch einen Versuch von Alysha Stone – wem sonst – mit 5:0 in Führung. Doch im weiteren Spielverlauf hatten die DRV-Damen zusehends Probleme mit der Organisation der Verteidigung und auch in der Offensive lief nicht mehr so fiel, was in erster Linie daran lag, dass man an den Rucks zu häufig den Kürzeren zog und somit den im 7er-Rugby so wichtigen Ballbesitz nicht ausreichend behaupten konnte. Ein altbekannter Mangel, der schon nach den Amsterdam 7s von der Nationaltrainerin adressiert wurde und den es bis zur EM in Bukarest (16./17. Juli) abzustellen gilt. Leider war die daraus resultierende 5:15 Niederlage gleichbedeutend mit dem Turnieraus, nach nur einem Spiel am zweiten Turniertag. Es bleibt dennoch festzuhalten, dass die DRV-Frauen auch in Rom einen positiven Eindruck hinterlassen konnten. In der superschweren Vorrundengruppe mit Gastgeber Italien, den perfekt vorbereiteten Holländerinnen und dem späteren Turniersieger NZ Aoteroa Maori präsentierten sie sich, mit Ausnahme des Italien-Spiels, durchaus konkurrenzfähig. Die Spielerinnen sind körperlich nicht weit weg von ihren Gegnerinnen und arbeiten gemeinsam mit ihrer Trainerin sehr konzentriert und fokussiert an den bestehenden Schwächen.
Ganz so positiv kann das Fazit der Deutschen Herren leider nicht ausfallen. Der Schock über den Abstieg in die zweite europäische Stärkeklasse scheint nach wie vor tief verankert in den Köpfen der Spieler, die darüberhinaus einräumen körperlich nicht in bester Verfassung für die kraftraubende olympische Variante zu sein. Dabei hatte der zweite Turniertag durchaus vielversprechend begonnen, im Bowl-Viertelfinale gegen die „Froggies“ war die DRV-Auswahl durch Versuche von Benjamin Ulrich und Fabian Heimpel bis zur Halbzeitpause mit 14:0 in Front gelegen und die klar bessere Mannschaft. „Die erste Halbzeit gegen die Franzosen war aller Ehren wert“ meinte auch der junge deutsche Verbinder Fabian Heimpel, der allerdings auch konditionelle Mängel erkannt hat. „In der zweiten Halbzeit sind wir dann richtig eingebrochen“. Zwar gelang der Truppe von Bundestrainer Peter Ianusevici noch ein Versuch durch Eckdreiviertel Bastian Himmer, doch die Froggies konnten im zweiten Spielabschnitt insgesamt 35 Punkte erzielen und gewannen am Ende verdient mit 19:35. Ins viertklassigen Shield-Halbfinale gegen die Redingiensians RFC aus England ging die Ländermannschaft dann als klarer Favorit, doch Ianusevici entschied sich in diesem Spiel dazu einige neue Kombinationen zu testen und ließ unter anderem Kapitän Mustafa Güngör die komplette Spielzeit auf der Reservebank. In einer knappen Partie, in der Tim Kasten und Rafael Pyrasch die beiden deutschen Versuche erzielten, unterlag das DRV-7s-Team den Briten mit 17:19 und durfte nach fünf sieglosen Spielen als Turnierletzter seine Koffer packen.
Den Turniersieg in Rom holten sich erwartungsgemäß die von All Blacks-Coach Gordon Tietjens betreuten „Roma Seven“, die im Finale der spielfreudigen französischen Nationalmannschaft keine Chance ließen – Endstand 40:5. Bei den Frauen kam der Turniersieger aus Neuseeland. Das Maori-Team bezwang im Cup-Endspiel die Kusa Ladies, ebenfalls ein überwiegend aus Kiwis gebildetes Team, mit 12:5.
Überraschen konnten unter anderem die holländischen Herren. Das Herrenteam der Oranjes, scheint ähnlich wie die Damen, die Zeichen der Zeit erkannt zu haben und qualifizierte sich in der Gruppenphase für das Cup-Semi. Dort zeigte man gegen den späteren Turniersieger „Roma Seven“ eine sehr achtbare Leistung. Das darauffolgende Plate-Halbfinale gegen den russischen Serienmeister YUG – ein Team das sich fast ausschließlich aus russischen Nationalspielern zusammensetzt – konnte mit 14:5 genauso gewonnen werden, wie das Plate-Finale gegen Gastgeber und Six-Nations-Teilnehmer Italien (19:7). In der Endabrechnung ergab dies für die Holländer den 5. Platz, in der stark besetzten Konkurrenz. Der Aufwärtstrend unserer Nachbarn blieb auch unseren Nationalspielern nicht verborgen. „Die Holländer haben wirklich überrascht. Da waren sehr viele Spieler dabei, die wir im Herbst mit der 15er-Nationalmannschaft noch deutlich bezwingen konnten. Doch hier gewinnen sie gegen Italien und zeigen dabei auch noch ein Wahnsinnsspiel. Die wirkten alle sehr sehr fit und haben wirklich eine gute Struktur in ihrem Spiel“, berichtet Fabian Heimpel.
Im Online-Forum des europäischen Rugbyverbandes (FIRA A.E.R.) wird das neuerliche schwache abschneiden der DRV-Auswahlteams zunehmend kritisch diskutiert. „Deutschland scheint mit der Entwicklung in den anderen europäischen Nationen nicht mithalten zu können – wieder einmal scheint der Verband nicht organisiert genug, um eine Academy ins Leben zu rufen, wie es beispielsweise die Niederlande getan haben. Die Deutschen haben mit Sicherheit mindestens genauso viele talentierte Spieler und Athleten wie die Holländer, aber diese scheinen bei der Entwicklung ihrer Teams in Richtung Olympia ein großes Stück voraus zu sein“ meldet sich beispielsweise der User YamahaKiwi zu Wort.
Hier findet ihr einige Fotos der Roma 7s!
Hier noch eine Zusammenfassung aller Ergebnisse des zweiten Turniertages:
Damen:
Bowl-Halbfinale: Italien – Frankreich 19:0 Bowl-Halbfinale: Brasilien – Deutschland 15:5
Cup-Halbfinale: Holland – Kusa 7:12 Cup-Halbfinale: Spanien – NZ Maori 14:15
Bowl-Finale: Italien – Brasilien 17:5
Cup-Finale: Kusa – NZ Maori 5:12
Endplatzierungen:
1 NZ Maori 2 Kusa 3 Holland 3 Spanien 5 Italien 6 Brasilien 7 Frankreich 7 Deutschland
Herren:
Bowl-Viertelfinale: Ukraine – URC 36:5 Bowl-Viertelfinale: Impact Sevens – Fiamme Oro 14:7 Bowl-Viertelfinale: Froggies – Deutschland 35:19 Bowl-Viertelfinale: Redingensians – I Pessimi 5:26
Cup-Viertelfinale: Roma Seven – Holland 17:0 Cup-Viertelfinale: Georgien – YUG 29:7 Cup-Viertelfinale: Frankreich – Clandestinos 35:7 Cup-Viertelfinale: Kenia – Italien 12:10 Shield-Halbfinale: URC – Fiamme Oro 0:31 Shield-Halbfinale: Deutschland – Redingiensians 17:19
Bowl-Halbfinale: Ukraine – Impact Sevens 0:28 Bowl-Halbfinale: Froggies – I Pessimi 12:0
Plate-Halbfinale: Holland – YUG 14:5 Plate-Halbfinale: Clandestinos – Italien 7:31
Cup-Halbfinale: Roma Seven – Georgien 33:15 Cup-Halbfinale: Frankreich – Kenia 19:14
Shield-Finale: Fiamme Oro – Redingiensians 0:7
Bowl-Finale: Impact Sevens – Froggies 12:14
Plate-Finale: Holland – Italien 19:7
Cup-Finale: Roma Seven – Frankreich 40:5
Endplatzierungen:
1 Roma Seven 2 Frankreich 3 Georgien 3 Kenia 5 Holland 6 Italien 7 Yug 7 Clandestinos 9 Froggies 10 Impact Sevens 11 Ukraine 11 I Pessimi 13 Redingiensians 14 Fiamme Oro 15 URC 15 Deutschland
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