Svetlana Hess (links) und Alysha Stone (rechts) berichten vom guten Drumherum bei der Deutschen 7er-Nationalmannschaft der Frauen
Nachdem die Bundesliga der Damen wenig überraschend mit einem Titelgewinn des HRKs beendet wurde, stehen für die deutschen 7er-Mädels die Saison Highlights vor der Tür. Am Wochenende geht es zusammen mit den Männern ins Tulpenland zu den Amsterdam 7s. Das Turnier dient der Vorbereitung auf Europameisterschaft in Bukarest im Juli diesen Jahres. Der Terminplan der deutschen Hoffnungsträger ist also neben zahlreichen Lehrgängen und Turnieren prall gefüllt. Entsprechend flink mussten wir sein, um die beiden Leistungsträgerinnen Svetlana Hess und Alysha Stone kurz vor der Abreise nach Amsterdam für ein Interview zu treffen. Ob die beiden sympathischen jungen Damen sich den knallharten Fragen von TotalRugby gestellt haben, oder ob Sie mitten im Interview reiß aus genommen haben, erfahrt ihr wenn ihr weiterlest.
TotalRugby: Hallo ihr zwei, na das Jahr ging ja schnell rum. Letztes Jahr haben wir uns vor den Las Vegas 7´s getroffen. Wie ist es Euch beiden seitdem ergangen und was hat sich in Eurem Leben verändert?
Svetlana Hess: Seit Las Vegas hat sich in meinem Leben einiges verändert. Ich habe mein Studium in Köln abgebrochen und bin zurück nach Heidelberg gekommen, da ich einen Platz in der Sportförderkompanie der Bundeswehr bekommen habe. Seit Oktober letzten Jahres bin ich Sportsoldatin und kann meinen Fokus neben meinem BWL Fernstudium ausschließlich aufs Rugby Spielen legen.
Alysha Stone: Bei mir ist es ähnlich wie bei Sveti, es hat sich auch viel verändert in meinem Leben. Ich habe Mitte letzten Jahres sportlich gesehen einen herben Rückschlag erlitten, indem ich mir eine Verletzung an der Bandscheibe zugezogen habe. Aus diesem Grunde musste ich gezwungenermaßen zunächst pausieren und meine Verletzung auskurieren. Mein Fokus lag dann natürlich vollkommen auf der Reha. Zeit genug für mein Studium hatte ich in dieser Zeit auch (grinst). Mein Hauptziel war aber natürlich so schnell wie möglich wieder fit zu werden! Die Bundesliga Hinrunde musste leider auch komplett ohne mich stattfinden, aber zum Glück war ich zur Rückrunde wieder fit und seitdem geht es sportlich gesehen wieder Berg auf.
TR: Nach dem standesgemäßen Ende der Frauen Bundesliga, Glückwunsch noch mal zum Titel Euch beiden, gab es bereits an Ostern bereits den ersten Vorbereitungs Lehrgang der German women´s 7s Rugby Academy. Ein Camp in Bari und eines in Marburg (u.a. mit Ex-DRV 7s Herren Nationaltrainer Rainer Kumm) am vergangenen Wochenende folgten – ich muss sagen, das klingt nach einer ordentlichen Vorbereitung. Wie verkraftet ihr sowas neben euren Studien, die ja sicherlich auch nicht wenig Zeit in Anspruch nehmen?
Beide: Wir haben an den Camps in Bari und Marburg leider nicht teilgenommen. Diese fanden ja im Rahmen der Academy, also völlig unabhängig von der Nationalmannschaft statt. Bestandteil der „German women´s 7s Rugby Academy“, die von Susanne Wiedemann ins Leben gerufen wurde, ist die Ausbildung von Spielerinnen aus ganz Deutschland. Einige Spielerinnen aus der Academy haben den Sprung in die Nationalmannschaft bereits geschafft und es werden sicherlich noch einige folgen. Teil unserer Vorbereitung war bis jetzt der Osterlehrgang in Rheindahlen. Dort haben wir sehr intensiv und konzentriert gearbeitet. Wir haben viele Tests durchlaufen und viel Spielerfahrung gesammelt. Der Lehrgang war sehr lehrreich aber auch anstrengend! (lachen) Ansonsten bleibt uns nur zu sagen, dass wir uns mittlerweile an die hohe Belastung angepasst haben und das ist auch gut so!
TR: Letztes Jahr standen bei den beiden Top Events, der EM in Moskau und den berühmten Las Vegas 7s, ein 8. und ein 6. Platz für euch zu Buche. Wart ihr mit der Ausbeute des letzten Jahres zufrieden, und was habt ihr euch für dieses Jahr vorgenommen, gerade im Hinblick auf die EM?
Beide: Las Vegas war ziemlich spannend für uns da wir dort auf Mannschaften getroffen sind, mit denen wir es noch nie zu tun hatten wie beispielsweise die Teams aus den USA und China. Wir haben dort viel Erfahrung gesammelt und waren im Großen und Ganzen auch zufrieden mit unserem Abschneiden. In Moskau waren wir mit dem 8. Platz natürlich nicht zufrieden, gerade wenn man bedenkt, dass wir das Jahr davor noch auf Platz 4 standen. Bei der EM in Bukarest wollen wir natürlich wieder besser abschneiden und dafür arbeiten wir hart.
TR: Habt ihr dieses Jahr wieder eine Einladung nach Las Vegas erhalten? Spielt ihr sonst noch internationale Turniere?
Beide: Las Vegas ist, soweit es finanziell möglich ist, natürlich ein Event an dem wir wieder teilnehmen möchten. Aber bis dahin dauert es ja noch ein wenig.
Zunächst steht natürlich Amsterdam vor der Tür und dann Anfang Juni die Roma 7s, auf das Turnier freuen wir uns alle sehr! Es ist immer richtig toll an so hoch angesehenen internationalen Turnieren teilzunehmen und Erfahrung zu sammeln.
TR: Wie auch im letzten Jahr scheint bei euch das Umfeld rund um die Mannschaft zu stimmen. Nach außen erscheint mir die gesamte Truppe als ein sehr einheitliches Gefüge. Versteht ihr euch wirklich alle so gut und was meint ihr, hat diese gut geordnete Struktur und dieser „Spirit“ für Auswirkungen auf eure Leistung?
Beide: Irgendwie komisch, alle scheinen zu denken, dass es in einer Frauenmannschaft nicht möglich sei, ein harmonisches Gruppengefühl zu entwickeln. Aber es ist eigentlich ganz einfach. Wenn das Drumherum stimmt und sich jede wohl fühlt stimmt auch das Mannschaftsgefühl. Wir verbringen auf den Lehrgängen sehr viel Zeit miteinander. Wir kennen uns alle gut, reden offen über eventuelle Probleme und haben viel Spaß miteinander. Das wirkt sich natürlich auch auf die Mannschaftsleistung aus. Denn gerade beim 7er Rugby ist es wichtig dass wir uns vertrauen und zueinander halten.
TR: Trotz Eures jungen Alters seid ihr zwei ja quasi schon „alte Hasen“ wenn man eure Vita anschaut. Wo geht der Weg hin bei euch beiden und was habt ihr noch für Ziele? National wird es wohl kaum noch welche geben, außer endlich mal einen Gegner zu bekommen, der es mit euch aufnehmen kann.
Beide: Ja, das stimmt schon. Es wäre toll wenn sich in Deutschland noch ein paar andere Vereine finden würden, die ihr Augenmerk eben auch auf das Frauenrugby legen. Die Liga ist mittlerweile ein wenig langweilig geworden, was uns auch auf internationaler Ebene einige Probleme bringt. Dadurch, dass wir in Deutschland kaum einen Wettbewerb haben, ist der Unterschied auf internationalem Parkett deutlich zu spüren und wir haben oft Schwierigkeiten mit dem ungewohnten Druck, den unsere Gegnerinnen auf uns aufbauen, umzugehen.
TR: Verfolgt ihr die Resultate der deutschen Herren? Was traut ihr der Mannschaft nach der verkorksten letzten Saison zu? Welcher der hübschen Buben ist euer Lieblingsspieler J
Beide: Klar verfolgt man wo unsere Männer international stehen. Wir hoffen, dass sie den Aufstieg in die Top 10 wieder schaffen, denn für die Entwicklung im 7er Rugby und vor allem im Hinblick auf die olympischen Spiele in Rio 2016 ist das ein essentieller Schritt. Wir denken aber, dass sie das vor heimischem Publikum auch schaffen können.
Die Männer sind alle Top-Athleten, fit und natürlich kennt man sich auch untereinander. Das macht es somit sehr schwer einen herauszupicken (lächeln)
TR: Letztes Jahr habe ich euch gefragt wie es mit einem Wechsel in ein anderes Land aussieht, so wie es einige der talentierten Herren der deutschen Auswahl schon probiert haben. Wie sieht’s momentan bei euch aus, denkt Ihr darüber nach? Wenn ja, wohin würde die Reise gehen?
SH: Für mich als Sportsoldatin kommt ein Aufenthalt im Ausland momentan leider nicht wirklich in Frage. Lust und Fernweh habe ich natürlich schon. Wenn ich die Möglichkeit hätte würde ich nach Spanien oder England gehen, denn dort hat Frauenrugby einen durchaus gehobenen Stellenwert.
AS: Letztes Jahr hatte ich ja auch schon angesprochen dass ich liebend gern ins Ausland gehen würde, zum einen wegen Rugby aber natürlich auch wegen meines Studiums. Australien und Neuseeland sind noch immer Reiseziele die ich auf meiner Checkliste abhaken möchte. Ich würde mich Rugby-technisch gerne weiterentwickeln und verbessern, um somit auch internationale Erfahrung sammeln zu können.
TR: Meint ihr, ihr könnt mit der Jagd nach dem Ei eines Tages euer täglich Brot verdienen?
SH: Ich bin eine der wenigen Glücklichen, die vorrübergehend die Chance hat ihr Geld mit Rugby zu verdienen. Aber mir ist durchaus bewusst, dass ich mit dem Austritt aus der Bundeswehr kein Geld mehr mit meinem Sport verdienen kann. Die Situation für weibliche Rugbyspieler hat sich leider nicht geändert. Aber aus diesem Grund studiere ich ja trotzdem nebenher und werde dann nach meiner sportlichen Karriere reich!
AS: Wenn sich nach meinem Studium oder generell nochmal die Chance ergeben würde in die Sportfördergruppe aufgenommen zu werden, würde ich diese auf jeden Fall wahrnehmen. Aber wie Sveti schon gesagt, ist es als Rugbyspielerin sonst nicht möglich Geld zu verdienen und von daher konzentriere ich mich auch auf mein Studium und versuche Rugby und Uni so gut es geht zu kombinieren.
Svetlana, Alysha und ihre jüngere Schwester Laryssa werden für TotalRugby nicht nur aus Amsterdam regelmäßig Tagebuch schreiben. Bei den Herren übernimmt diesen Part Philipp Niemier (RK 03 Berlin). Außerdem haben wir schon ein paar Fotos vom Auftakttraining der beiden DRV-Teams für Euch veröffentlicht. Wenn ihr über die Geschehnisse in Amsterdam so zeitnah wie möglich auf dem Laufenden gehalten werdet wolltet, lohnt ein Click auf unserer Facebook-Seite (facebook.com/TotalRugby), dort findet ihr brandaktuelle News direkt aus der Tulpen-Metropole.
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