Jedes Wochenende ein Wettkampf, Anreise freitags, Abreise montags - das brachte dem begeisterten Ruderer Klaus Kusche erhebliche Probleme mit seinem Chef ein. Der damals 20-Jährige musste seine Passion aufgeben. Das war 1956 und wer Klaus Kusche kennt, verbindet diesen Namen nicht mit dem Rudern. Er war derjenige, der mit den Brüdern Jörg und Frank Radel begann, den Rugbysport in Bremen wieder aufzubauen.
Beim TuS Walle gründete das Trio 1957 eine Rugbyabteilung.
Als die aber geschlossen von der Vereinsführung vor die Tür gesetzt wurde, kamen die jungen Männer nach kurzer Zeit der Eigenständigkeit bei Bremen 1860 unter. Dort feiern Klaus Kusche und Rugby in diesem Jahr 50-jähriges Jubiläum.
Eines Abends, kurz nachdem Klaus Kusche das Rudern aufgegeben hatte, machte er in einer Kneipe die Bekanntschaft des Hannoveraners Heino Vollmer, seines Zeichens begeisterter Rugbyspieler, der den Sport jetzt auch nach Bremen bringen wollte. "Ich hatte damals keine Ahnung, was Rugby ist", erinnert sich Kusche. Er ging einfach mal zum Training - und begründete damit seine sportliche Karriere. "Seitdem gibt es praktisch nichts anderes für mich."Heino Vollmer ging kurz darauf nach Hannover zurück. Jörg und Frank Radel sowie Kusche warben fortan in Bremen für den Rugbysport und um die Gunst des Nachwuchses.
Drei Jahre Feldhandball gespielt
Für Kusche stand 1959 eine berufliche Veränderung an. Er begann eine Ausbildung bei der Polizei, was auch Auswirkungen auf seine sportlichen Aktivitäten hatte. Er sollte der Handballmannschaft der Polizei beitreten - so wollte es sein Ausbilder. Also spielte er neben dem Rugby noch drei Jahre lang Feldhandball. "Handball war für mich ein reines Konditionstraining. Als wir dann in die Halle wechselten, hab ich aufgehört", erzählt der Jubilar. Das kleine Feld und die enge Spielart des Hallenhandballs lagen ihm nicht.
Dennoch blieb Kusche ein Sportfanatiker: Während seiner Zeit bei der Bereitschaftspolizei in der Neustadt lief er jeden Morgen drei Kilometer um den Werdersee. Nachdem er nach Findorff gezogen war, wurde der Bürgerpark zu seinem Laufrevier. Dort lief er regelmäßig 5000 Meter als Vorbereitung auf die Prüfung für das Deutsche Sportabzeichen. "Meine Bestzeit lag bei rund 19 Minuten für diese Distanz", sagt er stolz. Darüber hinaus trainierte er rund zehn Jahre lang in Huchting das Diskus- und Hammerwerfen.
Dennoch gibt es nur eine Antwort, wenn man Klaus Kusche nach seinem Lieblingssport fragt. In Rugby investierte der Vater zweier Töchter seine ganze Energie. Nachdem es beim TuS Walle zu einem Streit zwischen den Fußballern und der Rugbyabteilung kam, mussten die Rugbyspieler sich ein neues Zuhause suchen. Zunächst trainierte das Team auf einem Sportplatz der Polizei in der Neustadt. Die Qualität des Platzes war jedoch alles andere als gut. Klaus Kusche, der damals bereits bei Bremen 1860 Leichtathletik trainierte, sprach den damaligen Vorsitzenden Hermann Wentzien an, ob er dort nicht eine Rugbyabteilung gründen durfte. Es stellte sich heraus, dass 1860 tatsächlich einen Platz zur Verfügung hatte, auf dem die Rugbyspieler trainieren und ihre Punktspiele ausrichten konnten. Die damals sehr große Hockeyabteilung des Vereins trainierte in der Pauliner Marsch. Eine Sturmflut hatte einen ihrer Plätze für das Hockeyspielen untauglich gemacht. Und so zogen die Rugbyspieler um Kusche und die
Radel-Brüder vor 50 Jahren zu Bremen 1860 um.
Kusche brachte sich dabei stets voll ein, war Trainer, Abteilungsleiter, Mannschaftsführer. Um Mitspieler zu finden, nahm er schon beim TuS Walle weite Wege auf sich. Er fuhr zur Wollkämmerei nach Blumenthal, wo damals Neuseeländer, Iren und Australier Praktika absolvierten, und heuerte Spieler an. Später bei 1860 fuhr er nach Verden, wo ein englisches Fernmelderegiment stationiert war und warb für sein Team.
25 Jahre lang war der Dritte-Reihe-Stürmer eine Bank im Team. Dann nahm er seinen Hut, was aber nicht bedeutete, dass er das Rugbyspielen komplett aufgab. Er schloss sich einem Altherren-Team in Hannover und den "Frankfurter Bembelschwenkern", ebenfalls ein Altherren-Team, an. Mit einer Auswahl aus Bremen und Heidelberg nahm Kusche 1979 am "Hawaii Pan-Am Rugby Tournament" der "Hawaii Harlequins" teil.
Unter den 41 Teams unter anderem aus Fidschi, Samoa, Tonga und Alaska erreichten die Deutschen den 19. Platz. Mit den "Frankfurter Bembelschwenkern" spielte Kusche 1993 auch beim "International Golden Oldies"-Turnier in Dublin. Die 156 Teams, darunter allein 22 aus Neuseeland, spielten allerdings keinen Sieger aus. Die Bembelschwenker spielten auch in Verona, mit den "Hannover Old Boys" fuhr Kusche nach Kasachstan, um gegen ein Team aus Alma Ata zu spielen.
Inzwischen hat der 74-Jährige die Stollenschuhe ganz an den Nagel gehängt, ist aber regelmäßig Gast bei den Heimspielen von Bremen 1860 und beobachtet mit Zufriedenheit die Entwicklung der Abteilung. Und natürlich wird Klaus Kusche auch zum offiziellen Jubiläumsturnier wieder am Spielfeldrand stehen.
Zum Jubiläumsturnier lädt Bremen 1860 für Sonnabend, 21. Mai, ein. Das Jugendteam des Vereins empfängt um 14 Uhr das Jugendteam des FC St. Pauli. Um 15.30 Uhr spielt ein Best-Off-Team der Abteilung gegen den Lokalrivalen und langjährigen Weggefährten Union 60 und um 16.45 Uhr spielt das 1860-Herrenteam gegen die SG Jesteburg/Geesthacht. Der Eintritt ist frei.
Von Liane Janz (Schwachhausen)
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