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HRC Old Boys: Eine London-Tour, fünf Rugbymannschaften und ein Hochzeitsantrag
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Geschrieben von Matthias Hase   
Dienstag, 10. Mai 2011

Trotz vier Niederlagen mit erhobenem Haupt: die HRC Old Boys
Trotz vier Niederlagen mit erhobenem Haupt: die HRC Old Boys

Kochen können die Engländer nicht, zudem brauen sie dünnes Bier und Auto fahren sie auch komisch - aber die Männer von der Insel können Rugby spielen. Eine Kostprobe vom exzellenten Umgang der Briten mit dem ovalen Ball konnten die Old Boys des Hamburger Rugby-Club während ihrer diesjährigen Tour vom 6. bis 8. Mai genießen. Ziel war das Städtchen Cobham, rund 25 Kilometer südlich von London gelegen.

Dort stellten sich die schwarz-roten Oldies in einem Turnier dem Gastgeber Cobham RFC und drei weiteren englischen Teams. Ergebnis: Zwar gelang den Hanseaten kein Sieg, doch sie verdienten sich mit ihrem couragierten Auftreten auf und neben dem Feld den Respekt der englischen Sportsmänner.

Um 8.15 Uhr traf sich die 26-köpfige HRC-Reisegruppe am Hamburger Flughafen. Nach Einnahme eines zweiten Frühstücks in Form eines gut gekühlten Bieres und dem Anstoßen mit Sekt auf den Geburtstag von Gedrängehalb Wilson Fawcett gab es auch schon die erste Abstimmung über einen "Megaflop". Traditionell wanderte der Tourhut danach auf den Kopf des Tourmanagers Jörn Wege. So zierte ein schwarz-roter Strohhut mit einem aufziehbaren männlichem Geschlechtsteil aus Weichplastik sowie dem Schriftzug "Dick of the Day" das Haupt des Tourmanagers als der Flieger um 10.15 Uhr Richtung London abhob. Für alle mitreisenden Passagiere war der Kopfschmuck bei einer Größe des Trägers von knapp zwei Metern nicht zu übersehen. Aber auch das "Tour-Baby" Martin Mandelkow war sofort auszumachen: Ausstaffiert mit einer schwarz-roten Strickmütze mit Bommeln sowie einer Schnullerkette am Revers trat er die Reise an die Themse an. In Gatwick gelandet, wurden die Hamburger vom ehemaligen Mitstreiter Meik Reher empfangen, der seit vielen Jahren in Cobham lebt und Rugby spielt und Inspirator des Trips war. Und auch seine Frau Sharon ist dem Hamburger Rugby-Club verbunden: Sie war in den neunziger Jahren Vorsitzende des HRC.

Gemeinsam enterten die HRC-Veteranen den bestellten Bus und nahmen auf den Ledersitzen und an den Tischen Platz. Im Anschluss genossen die Jungs die knapp halbstündige Fahrt ins Hotel in Epsom. Dort schnell die Zimmer bezogen, die Clubsakkos sowie Clubkrawatten abgelegt und das Tour-Shirt übergestreift, ging es für die Truppe bei herrlichem Sonnenschein in die Innenstadt. Im Zentrum zeigte dann Thomas "Ernie" Ernst mal wieder seine Fähigkeiten, in kürzester Zeit die besten Restaurants, Bars und Discos in zuvor noch unbekannten Städten ausfindig zu machen. Andere recherchieren im Internet Interessantes über die sportlichen Gegner, "Ernie" informiert sich im weltweiten Netz über die einschlägigen Etablissements vor Ort. Dank dieser unverzichtbaren Vorarbeit genossen die Hamburger Jungs dann eine "Burger-Bier-Combo" für unschlagbare 5,10 Pfund. Danach war das auf einer frühereren Tour durch Tour-Kassenwart Dirk "Rakete" Griem geprägten "Trinken mit Verstand" befohlen. Denn um 19 Uhr trafen die HRC-Oldies auf dem Gelände des Cobham RFC ein. Auf dem Plan stand eine Runde Touch-Rugby mit den Cobham "All Stars". Anschließend fuhr ein vom Cobham RFC organisierter "Fish & Chips"-Verkaufsstand vor. Zeit, sich in geselliger Runde bei Bier und dem englischen Nationalgericht auch außerhalb des Platzes gegenseitig bessser kennen zu lernen. In Anbetracht der anstehenden sportlichen Herausforderung ging es danach für die meisten schwarz-roten Rugger annähernd diszipliniert gegen Mitternacht ins Bett.

Sonnabend war "Game Day". Doch die erste Herausforderung war nicht sportlicher Natur. Einige Tourmitglieder hatten mit dem speziellen englischen Frühstück zu kämpfen. Gebratene Würstchen und Speck, gebackene Bohnen und Pilze sind nicht für jeden Kontinentaleuropäer am frühen Morgen ein Gaumenschmaus. Nachdem der Bauch auf diese Weise zur Höchstleistung animiert wurde, sollten Körper und Geist beim "Vets Tournament" auf Touren gebracht werden. Und dies gelang im ersten Spiel hervorragend. Gegen die Gastgeber setzte es eine unnötige 0:7-Niederlage. In dieser Partie deutete sich bereits die Physis und Geschwindigkeit im Spiel der englischen Teams an. Ein Umstand, der dem regelmäßigen Kräftemessen zwischen Old-Boys-Mannschaften auf der Insel geschuldet ist. So spielen die "All Stars" des Cobham Rugby Club in einer Oldies-Liga und haben dadurch alle zwei Wochen ein Spiel. Zum Vergleich: Die HRC Old Boys haben drei bis vier Spiele im Jahr. Gegen den späteren Turniersieger Weybridge Vandals setzte es eine deutliche Niederlage. Und auch zwei erhöhte Versuche gegen die Guilford Vets konnten die dritte Pleite der HRC-Oldies nicht verhindern. In der letzten Partie war die Luft bei den Hamburger Veteranen endgültig raus und es setzte nach der schwächsten Turnierleistung gegen den späteren Finalisten Old Haileyburians die deutlichste Niederlage. Dennoch waren die schwarz-roten Farben im Finale vertreten. Prop Matthias "Big Boy" Hase sprang für einen verletzten englischen Sportskameraden bei den Old Haileyburians in der ersten Reihe ein, konnte die knappe 14:21-Niederlage des Teams aber nicht verhindern. Trotz der Niederlage genoss "Hase" seinen Finaleinsatz gegen die "Vandals", die mit mehreren "Jungdosen" im Sturm aufliefen und dabei ihre beeindruckende Physis aus Gardemaß, Gewicht und Schnelligkeit, gepaart mit taktischem Verständnis, ausspielten. Schöne Begebenheiten gab es am Rande der drei Spielfelder des Cobham RFC. HRC-Gedrängehalb Wilson Fawcett traf einen ehemaligen Mitspieler aus seiner Zeit beim Hamburg Exiles RFC. Als Überraschungsgast tauchte zudem der ehemalige HRC-Recke Allen Ellinson mit Fotos, Dokumenten und Trikots aus seiner Zeit beim Hamburger Rugby-Club Ende der achtziger Jahre neben den Rugbyplätzen auf. Ellinson lebt heute ebenso wie Tour-Inspirator Meik Reher in Cobham.

Nach der Siegerehrung gelang dem Hamburger Rugby-Club dann doch noch ein Prestigeerfolg: Erste-Reihe-Stürmer und HRC-MVP Maik Mandelkow gelang beim obligatorischen "Nachspülen" ein eindrucksvoller Sieg über seine Konkurrenten. Den gleichen Wettbewerb musste anschließend Prop "Hase" bestreiten, der als "Muschi des Teams" von Tour-Organisator Jörn Wege auserkoren wurde. Diese Nominierung wurde lediglich aus taktischen Gründen, einen weiteren Erfolg beim Trinkspiel einzufahren, ausbaldowert. Wurde die Nummer Drei doch erst im Vorbereitungsspiel am Ostersonnabend gegen die Arnheim Pigs von den holländischen Gästen zum "Man of the Match" gekürt. Ein wenig zerknirscht folgte "Hase" dem Ruf seines Tourmanagers, bestieg den Stuhl ergriff das Pint englischen Dünnbieres - und konnte seine Leistung aus dem Finale nicht wiederholen. Seine Ausrede: "Als Athlet glänze ich eben mehr auf als neben dem Spielfeld." Nach diversen weiteren Kaltgetränken, stimmungsvollen Weisen und dem Austausch von Rugby-Döntjes verabredeten die Spieler des Cobham RFC und des HRC ein Wiedersehen: Im Oktober wollen die Engländer den Gegenbesuch in Hamburg antreten. Mit dieser erfreulichen Nachricht im Gepäck traten die Hanseaten die Rückfahrt ins Hotel an. Im benachbarten Restaurant bezogen die Mannen ihre reservierten Plätze und begaben sich in die Hände des englischen Kochs. Bei Speis und Getrank landete der "Tour-Hut" nach positiv bewerteten Anträgen auf einen "Megaflop" auf manchen Köpfe. Schöner Nebeneffekt: Die Tourkasse füllte sich durch die erhobenen Strafgelder wieder. Ein Teil der Spieler versammelte sich anschließend an der Bar, bis die obligatorische Glocke zur "letzten Runde" erklang. Andere HRC-Rugger folgten "Ernie" Ernst bei der Überprüfung seiner Rechercheergebnisse bezüglich der örtlichen Disco "Elements".

Am Sonntag gab es dann eine Planänderung. Statt nach Richmond ging es nach Brigthon. Dort besuchten die HRC-Oldies den berühmten Pier und schlenderten durch die verwinkelten Gassen des Seebades. Der schwarz-rote Sportkollege Holger Degel sorgte dabei des Öfteren für Erheiterung: Zahlreiche Frauen und Männer wollten es sich nicht nehmen lassen, das pralle Utensil auf dem Tourhut aufzuziehen. Per Bus ging es dann zurück zum Flughafen Gatwick. Nach dem Check-In wurde dann die Tourkasse geleert und mehrere Runden englischer Pints gezischt. Mit dabei: zwei Golfbälle, die komischerweise immer wieder den Weg in das randvolle Glas von HRC-Präsident Dietmar Cyrus fanden. So blieb ihm nichts anderes übrig, seine drei Gläser Guinness innerhalb einer Dreiviertelstunde zügig zu leeren. Und auch bei seiner vierten Order blieb für Genuss nur wenig Zeit, da der Aufruf zum Boarding ertönte. So bestieg der HRC-Präsident die Maschine Richtung Heimat mit einer gesunden Gesichtsfarbe. Doch ein Tourhöhepunkt sollte noch folgen.

Nachdem eine blonde Schönheit den Fehler machte, sich in die Sitzreihe von HRC-Edelfan Olaf Lobes zu setzen, gab es für diesen kein Halten mehr: Schmeichelnde Worte, gepaart mit Witz, Charme und einigen Rutschen Dosenbier ließ er nicht locker und bezirzte seine Sitznachbarin. Mit Erfolg: Nach der Landung machte die Umworbene Olaf Lobes noch im Flugzeug mit den Worten "Dich will ich heiraten" einen Heiratsantrag. Ob es nun an den ausgegebenen Bieren oder Lobes Wortwitz lag, konnten die Umstehenden nicht eindeutig klären. Doch auch in dieser schwierigen Situation standen die HRC-Männer ihrem Kollegen bei und verhinderten Schlimmeres. Olaf Lobes wurde untergehakt und von der Blondine für die Zeit des Ausstieges fern gehalten. So konnte Tour-Kapitän Nico Chemin die HRC-Tour 2011 am Sonntag um 21.30 Uhr offiziell für beendet und die Aufnahme der Planungen für den Tour 2012 als in Angriff genommen erklären.

Einen Wermutstropfen gab es dennoch: HRC-Spieler Sven "Kalle" Westphal erlitt im Auftaktmatch eine Nierenquetschung und musste am Sonntag ins örtliche Krankenhaus eingeliefert werden. Für weitere Behandlungen muss er noch im Krankenhaus in England bleiben. Die Mitglieder des HRC wünschen "Kalle" auf diesem Weg gute Besserung und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen in Hamburg.

Anmerkungen: Das Turnier war offiziell beim Verband angekündigt. Der HRC musste ein Liste mit allen Beteiligten, ihren Funktionen (Spieler, Trainer, Funktionär) und Geburtsdaten einreichen. Der Verband stellte zudem die vier Schiedsrichter. So musste ein englischer Spieler nach einer roten Karte dem Schiedsrichter seine persönlichen Daten nennen und blieb für den Rest des Turniers gesperrt. Gespielt wurde 2x15 Minuten, Jeder gegen Jeden in der Vorrunde sowie die beiden Bestplatzierten nach der K.o.-Runde im Finale. Eine offizielle Turnierzeitung rundetet die perfekte Organisation durch den Cobham RFC ab.

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Letzte Aktualisierung ( Freitag, 16. Dezember 2011 )
 
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