SCN-Präsident Claus-Peter Bach übte in der Presse heftige Kritik an seinem jungen Gedrängehalb Jacob Scheurich - (c) Jürgen Keßler
Der 16. Spieltag brachte viel Unerwartetes. Insbesondere die Niederlagen der Heidelberger Platznachbarn, SCN und TSV, befeuerten sowohl den Abstiegs-, als auch den Kampf um die Play-Off-Plätze noch einmal mächtig. Wer tatsächlich runter muss und wer in den Semifinals spielt, könnte sich schon am kommenden Wochenende entscheiden. Ob das tatsächlich geschieht, erfahrt ihr in unserer Vorschau.
RK 03 Berlin : RG Heidelberg – LiveTicker ab 14:25 Uhr Samstag, 7. April 14:30 Uhr - Stadion Buschallee
„Wir wollen einen Saisonendspurt einläuten und dafür müssen wir mindestens einen Punkt gegen die RG Heidelberg holen und danach bei Hannover 78 siegen“, blickt RK03-Manager Lutz Joachim auf die letzten Tage einer Saison, die aus Sicht der Ostberliner „ganz und gar nicht wie erhofft verlief“. Da war zum einen der Fehlgriff mit Lofty Stevenson, der die Schwarz-Gelben nicht nur jede Menge Gehalt gekostet hat, sondern im schlimmsten Fall auch noch den Klassenerhalt. „Es musste noch rechtzeitig vor dem Saisonende Veränderung her, daher haben wir uns dazu entschieden ohne Lofty weiterzumachen“, kommentiert Joachim, den in der Rugby-Bundesliga eher ungewöhnlichen Schritt einer Trainerentlassung. Erfolgt war die Trennung schon nach der bitteren Niederlage gegen den Abstiegskonkurrenten aus Heusenstamm. Bereits im Anschluss an dieser Partie war die Trainings- und Spielvorbereitung intern auf mehrere Schultern verteilt worden. Eine Maßnahme die gegen Frankfurt und den Heidelberger RK „schon recht gut funktionierte“.
Auch bei der RG Heidelberg scheidet der Trainer aus. Am Saisonende nimmt der hochverdiente Bayer Rudolf Finsterer, der heute seinen 60. Geburtstag feiert, seinen Hut und möchte sich , so die Rahmenbedingungen stimmen, ins Management der Orangen zurückziehen. Finsterers Buben schienen sich gegen den Sportclub aus Neuenheim nicht nur auf ihre alten Stärken besonnen zu haben, sondern brannten gegen den Lokalrivalen auch auf Wiedergutmachung, nachdem man auf gleichem Feld wenige Tage zuvor eine blamable Vorstellung gegen den TSV Handschuhsheim geboten hatte. Die Offensiv-Schlacht gegen den SCN hat im Lager der RGH deutliche Spuren hinterlassen, so mussten Verbinder Fabian Heimpel, der schnelle Hannoveraner Florian Wehrspann und Schlachtross Jeff Tigere allesamt in die Heidelberger ATOS-Klinik, um sich einem gründlichen Check zu unterziehen. Zahlreiche weitere Spieler tummelten sich unter der Woche auf den Behandlungstischen der beiden RGH-Physios Björn Bürgler und Matthias Rother, darunter auch der am vergangenen Wochenende groß aufspielende Kapitän Mustafa Güngör. Definitiv fehlen wird US-Boy Josh Burch, der bewegliche Erste-Reihe-Stürmer kehrt im Laufe der Woche aus beruflichen Gründen in seine Heimat zurück.
„Bei uns stabilisiert sich die Personalsituation, in dieser Phase der Saison rücken kleine Wehwehchen und berufliche Verpflichtungen ohnehin in den Hintergrund“, vermelden die Gastgeber, die lediglich auf ihren Nationalspieler Lukas Hinds-Johnson (Augenhöhlenbruch) verzichten müssen. „Bei günstigem Spielverlauf ist gegen die RGH, die sicher um ihre letzte Chance auf einen Play-Off-Platz kämpft, etwas drin. Schließlich kämpfen wir mindestens so stark für den Klassenerhalt“, prognostiziert der Pressesprecher der Berliner. TotalRugby Prognose: Es wird vermutlich das letzte Spiel von Rudolf Finsterer als Coach der RG Heidelberg sein, allein dieser Umstand dürfte bei seinen Schützlingen noch einmal die letzten Kräfte mobilisieren. Doch der RK 03 Berlin dürfte mit der Abstiegsangst im Rücken und der personellen Veränderung auf der Trainerbank vor der Nase, gerade angesichts der Reisestrapazen ein ganz unangenehmer Gegner für die Gäste werden. Die einzige Konstante bei der RGH in dieser Saison ist ihre Inkonstanz, schillernden Auftritten wie gegen den SC Frankfurt 1880 oder den Heidelberger RK folgten böse Bruchlandungen wie gegen den Berliner RC oder den TSV Handschuhsheim. Insbesondere die Innenpaarung Duwe-Ulrich wird den Gästen Probleme bereiten, doch auf Außendreiviertel und Schluss verfügen die Kurpfälzer über genug Qualität, um den Sieg mit Bonuspunkt einzustreichen. Es wird ein harter Kampf, den das Auswärtsteam mit 21 Punkten Vorsprung gewinnt.
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Heidelberger RK : Berliner RC – LiveTicker ab 14:55 Uhr Samstag, 7. Mai 15:00 Uhr – Harbigweg
Weil gegen den Heidelberger RK „nichts zu gewinnen“ ist, beschäftigt man sich beim Berliner RC gedanklich schon mit der nächsten Aufgabe und zwar dem letzten Heimspiel gegen die stark Abstiegsbedrohten Füchse aus Heusenstamm. „Das Heimspiel gegen den RKH soll ein guter Abschluss für das Team werden, aber erst mal gilt es sich gegen den HRK gut zu verkaufen, wir wollen nicht so untergehen wie die Heusenstammer“, lautet die Devise von Kapitän Boris Siebenhörl. Der Berliner-Skipper war mit dem bisherigen Saisonverlauft nicht ganz zufrieden. „Spielerisch sind wir hinter unseren Möglichkeiten geblieben, das Potential ist zwar da, aber die Trainingsbeteiligung war zu durchwachsen. Es ist halt ein Amateursport mit hohem Zeitaufwand und großer Eigenverantwortung der Aktiven“, möchte aber die Leistungen zweier BRC-Youngstars hervorheben, „Samy Füchsel und Moritz Melchior haben sehr gute Leistungen gezeigt und sich ihren festen Platz im Team erarbeitet“.
Einzelne Spieler hervorzuheben fällt beim Starensemble des Heidelberger Ruderklub nicht ganz so einfach. Fest steht der Klub hat bisher seine gesteckten Ziele erreicht, kann sich aber nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. „Die Saison geht im Halbfinale wieder von null los“, warnt auch Schluss Steffen Liebig. Gegen die Spreestädter müssen die Heidelberger ihre beiden Australier Daniel Armitage (Schnittwunde) und Kapitän Sean Armstrong, der mit einer Knöchelverletzung aus dem Heusenstamm spiel für 2-3 Wochen auszufallen droht, ersetzen. Fraglich sind darüberhinaus die Einsätze von Kehoma Brenner, Verbinder Jesse Westerlund und Hakler Alexander Biskupek.
Doch auch die Berliner reisen, obwohl sich die Personalsituation im Vergleich zum TSV-Spiel etwas entspannt hat, nicht in Topbesetzung an den Neckar. Ex-Nationalspieler Colin Grzanna, muss wie bei Auswärtsspielen eigentlich üblich, Dienst im Krankenhaus schieben, Zweite-Reihe-Dauerläufer Max Rohwerder hat sich im Training verletzt und auch Kapitän Boris Siebenhörl ist weiter angeschlagen. „Wir werden diesmal nicht dazu gezwungen sein unserer Stürmer in der Hintermannschaft aufzubieten“, beweist Letzterer Galgenhumor.
TotalRugby Prognose: Der Klub wird auch gegen den BRC weiter fleißig durchrotieren und trotz der vielen Verletzten und angeschlagenen Leistungsträger als Sieger das Feld verlassen. Es fragt sich nur wie gut der Berliner Rugby Club mitspielen kann. Beim TSV Handschuhsheim spielten die Hauptstädter ohne ihre Leitwölfe Grzanna und Siebenhörl mutig mit und wurden mit vier Versuchen belohnt, dieses Kunststück wird gegen den HRK nicht gelingen. Aber vielleicht nutzt Nachwuchsmann Samy Füchsel ja die Chance sich dem Nationaltrainer Kobus Potgieter und den Herren Nationalspielern in Reihen des Meisters zu präsentieren. Ruft er ähnliche Leistungen ab wie in den letzten Bundesligabegegnungen gegen den RK 03, die RGH und den TSV, brauch er sich vor seinen Gegenübern Schliwa und Zeiler mit Sicherheit nicht zu verstecken. Füchsels Sturmläufen zum trotz verliert der BRC sein Gastspiel in Heidelberg mit 53 Punkten.
RK Heusenstamm : DSV Hannover 78 – LiveTicker ab 13:55 Uhr Sonntag, 8. Mai 14:00 Uhr – Sportzentrum Martinsee
Die Partie hat es in sich. Obwohl die Niedersachsen das Hinspiel in Hannover mit 53:11 zu ihren Gunsten entscheiden kann, glaubt man beim gastgebenden RK Heusenstamm ganz fest an seine Chance. „Wir wollen fünf Punkte gegen Hannover holen“, berichtet Füchse-Coach Jens Steinweg, der ganz besonders dem verlorenen Spiel gegen den RK 03 Berlin nachtrauert. „Wir hätten eigentlich mehr Punkte auf dem Konto haben müssen, besonders das Spiel gegen den RK 03 Berlin hätten wir gewinnen müssen. Zum Glück ist die RGH noch im Rennen um die Play-Offs, so dass der RK 03 am Samstag hoffentlich nicht noch weitere Punkte macht“.
Die Gäste aus der Messestadt sind indes bemüht trotz dem Sensationssieg gegen eines der Bundesliga-Schwergewichte nicht abzuheben. „Unsere Zielsetzung ist immer noch der Klassenerhalt, daran hat sich nichts geändert. Sowohl der RK 03 Berlin, als auch Heusenstamm müssen und wollen noch ein Spiel gewinnen, das gilt genauso für uns“, so 78-Trainer Carsten Segert, der die „Taktikfüchse“ vom Martinsee keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen möchte. „Wir werden nicht den Fehler machen den RKH zu unterschätzen, die haben sich ganz gezielt auf dieses Spiel vorbereitet und gegen die „Großen Zwei“ clever Spiele geschont, aber auch wir haben unser Ziel nicht aus den Augen verloren und wollen daher weiter konzentriert arbeiten“.
„Der Plan war mit dem Klassenerhalt in der Tasche nach Berlin zu fahren, jetzt müssen wir in beiden Spielen noch einmal richtig Gas geben“, so Steinweg, der im Saisonendspurt auf einen vollen Kader zurückgreifen kann. „Personell sieht es bei uns gut aus, alle Verletzungen sind soweit ausgeheilt und es sind fast alle Mann an Bord. Die Moral der Mannschaft ist top und uns liegen solche Endspiele, erst recht wenn sie zu Hause sind“, hofft der Trainer der Hessen auf Unterstützung von den treuen Fans. Ähnlich optimistisch äußerst sich jedoch auch sein Gegenüber: „Unsere Stimmung ist gut, konzentriert und respektvoll gegenüber den letzten beiden Gegnern“.
TotalRugby Prognose: Die Heimmannschaft ist ein wahres Last-Minute-Team. Wie oft haben die Füchse in scheinbar ausweglosen Situationen schon ihren Kopf aus der Schlinge gezogen und das scheinbar unmögliche doch noch möglich gemacht. Doch Hannover 78 hat in dieser Saison einen Reifeprozess vollzogen und verfügt über ein willensstarkes, junges und sehr dynamisches Team, welches seit Segerts Rückkehr auch mit dem nötigen Selbstvertrauen agiert. Es wird ein heißer Tanz am Martinsee bei dem unsere Wertungsrichter die Niedersachsen mit 9 Punkten vorn sehen.
Sportclub Neuenheim : SC Frankfurt 1880 – LiveTicker ab 14:25 Uhr Sonntag, 9. Mai 14:30 Uhr - Museumsplatz
Es ist nicht immer schön, wenn der eigene Vereinspräsident auch die Macht über die lokale Presse hat. Das bekamen die Akteure des ehrenvollen Sportclub Neuenheim 02, allen voran der erst 22-jährige Jacob Scheurich, am Montagmorgen bei einem Blick in den Sportteil der Rhein-Neckar-Zeitung deutlich zu spüren. „Der SCN spielte schläfrig, verzichtete in der ersten Halbzeit auf das Tiefhalten und leistete sich im Angriff ein unerklärlich arrogantes Verhalten und gravierende taktische Fehler. Wer beim Stande von 0:0 einen Straftritt vor den gegnerischen Stangen nicht zu Goal tritt, hat es nicht verdient zu gewinnen. Und Spieler, die solche Fehlentscheidungen treffen, müssen sofort vom Platz, nicht erst nach 54 Minuten [gemeint war Jacob Scheurich]", so der offensichtlich sehr erboste SCN-Vorsitzende und RNZ-Sportredakteur Claus-Peter Bach, der in Scheurich wohl den Hauptverantwortlichen für die deutliche Abreibung sah, in der dominierenden Tageszeitung der Rhein-Neckar-Region. Um seinen Ärger zu unterstreichen unterschrieb Bach ein Bild von SCN-Kapitän Lars Eckert, der nach Scheurichs Auswechslung die Gedrängehalbposition übernahm, mit den Worten: „Als Lars Eckert ans Gedränge rückte, startete der SCN beim 8:29 die ersten gefährlichen Angriffe“. Der öffentlichen Kritik an einzelnen Spielern wollte sich SCN-Coach Mark Kuhlmann freilich nicht anschließen, stattdessen beschränkte sich der ehemalige Nationaltrainer aufs Rechnen: „Wir benötigen zwei Punkte um die Play-Offs zu erreichen und werden alles tun, um dieses Ziel zu erreichen“.
In Frankfurt sieht man sich indes voll im Plan. „Unser Saisonziel ist die Endspielteilnahme, zumal der DRV quasi in letzter Minute das Endspiel nach Frankfurt vergeben hat“, so Pressesprecher Jürgen Brundert. Die größten Sorgen bereitet dem SC Frankfurt 1880 dabei die Selbsteinschätzung: „Nach den letzten so hoch gewonnen Spielen ist es schwierig die eigene Form einzuschätzen, der SCN wird also eine wichtige Standortbestimmung und zeigen wie gut wir wirklich sind“, so Flanker Karsten Dobs. „Wir haben keine Verletzen und die Moral der Mannschaft ist gut. Daher wollen wir versuchen den Bonuspunkt zu erreichen“, ergänzt Dobs.
Ganz anders ist die Situation an der Tiergartenstraße, der wuchtige Außendreiviertel Udo Schwarz zog sich bei der Niederlage gegen die Rudergesellschaft einen Riss des Kreuzbandes zu und wird viele Monate ausfallen, auch den Top-Try-Scorer des Sportclubs, Flanker Shalva Didebashvili, plagen Kniebeschwerden, die einen Einsatz genauso unmöglich machen, wie den des rotgesperrten Erste-Reihe-Stürmers Marcus Trick. Unklar ist das Mitwirken von Sprinter Manasah Sita und Neuseeland-Heimkehrer Pascal Drugemöller, die Beiden klagen ebenfalls über Kniebeschwerden.
TotalRugby Prognose: Der Sportclub ist unter Zugzwang. Da kommt ein großer Gegner wie Frankfurt, an dem man sich hochziehen kann, gerade recht. Sicherlich werden die 80er für die ersatzgeschwächten Hausherren kaum zu schlagen sein, aber wie Kuhlmann richtig bemerkte, brauchen die Blauen nur noch zwei Punkte um den Halbfinaleinzug perfekt zu machen. Nun sind die Frankfurter zwar für ihr teilweise atemberaubendes Angriffsspiel bekannt, allerdings auch dafür sich in der Verteidigung die Finger nicht allzu gerne schmutzig zu machen. Gerade wenn sie ein mal komfortabel in Front liegen. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass ein SCN auf Wiedergutmachungsmission, den Hessen vier Dinger ins Nest legt und einen ganze wichtigen Schritt in Richtung Semifinale macht. Dies gelingt aber nur, wenn die königsblauen Stürmer eine bessere Fitness unter Beweis stellen, als am vergangenen Sonntag. Fazit: Neuenheim verliert mit 31 Punkten Unterschied, erzielt dabei aber vier Versuche und kann daher nach dem Abpfiff wieder lächeln.
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