IRB 7s: Europäische Underdogs verkaufen sich teuer bei den Hong Kong 7s
Geschrieben von TotalRugby Team
Mittwoch, 30. März 2011
Nicht nur in der Vorrundentabelle lagen Portugal und Neuseeland in Hong Kong eng beeinander
Die Finalpaarung der Hong Kong 7s 2011 war nun wirklich keine große Überraschung: England traf auf Neuseeland - und das schon zum dritten Mal in dieser Saison.
Machen wir es also kurz: Nach 20 sehr intensiv geführten Spielminuten hatten die in schwarz spielenden Kiwis ihre in weiß auftretenden Kontrahenten mit 29:17 bezwungen und sich somit, ein Novum in dieser Saison, die Tabellenführung im Series-Ranking zurückerobert.
Viel spannender für die Deutschen Rugby-Fans waren mit Sicherheit die Auftritte von Spanien, Portugal und Russland, alles drei Teams, die noch bei den Hannover 7s 2008 dem Deutschen Rugby nicht uneinholbar enteilt schienen. Außerdem schauen wir, wie sich die Cheetahs aus Zimbabwe, mit Neuenheims Manasah Sita in ihren Reihen, beim traditionsreichsten 7er-Turnier der Welt geschlagen haben.
Eines vorneweg: Alle vier hier aufgezählten Teams spielen inzwischen auf einem ganz anderen Level als das DRV 7s-Team und haben sich in Hong Kong mehr als teuer verkauft; eine Chance, welche die Deutsche Mannschaft bei ihrem letzten Auftritt auf der großen 7er-Bühne, in Twickenham 2009, leider nicht nutzen konnte. Die Aufnahme von Russland und Portugal in den Kreis der Core-Teams scheint, nach den jüngsten Auftritten der Finalisten der Hannover 7s 2009, eigentlich nur noch eine Frage der Zeit und auch die spanische Mannschaft hat unterstrichen, wie ambitioniert in der großen Sportnation in Richtung "Rio 2016" gearbeitet wird.
Portugal, in der Vorrundengruppe A mit Neuseeland, Frankreich und Korea, startet mit einem 12:5-Sieg über die Franzosen, einem Core-Team der IRB-Series, ins Turnier. Am zweiten Turniertag folgte eine knappe 19:12-Niederlage gegen den späteren Turniersieger Neuseeland, bevor im letzten Gruppenspiel die tapferen Koreaner mit 41:14 bezwungen werden konnten. In der Endabrechnung ergab das Rang zwei und dieser war gut genug, um sich als einer von zwei besten Gruppenzweiten fürs Achtelfinale im Cup-Wettbewerb zu qualifizieren.
Russland, in Pool D mit Fiji, Kenia und Malaysia gelost, kam ebenfalls glänzend aus den Startblöcken. Die Osteuropäer konnten die 7er-Experten aus Kenia mit 22:5 überraschend deutlich bezwingen. Eine tolle Leistung gegen Fiji am zweiten Turniertag, als man nur mit 14:29 unterlag, sowie ein beeindruckender 50:0-Sieg über Malaysia, führten dazu, dass auch der Europameister von 2009 am dritten Tag im Cup-Viertelfinale vertreten sein sollte.
Nicht ganz so gut lief es in der Gruppenphase für Spanien. Gegen die flinken Südafrikaner verlor man zum Auftakt deutlich mit 5:33, konnte dabei aber immerhin einen äußerst sehenswerten Versuch erzielen. Am zweiten Turniertag folgte eine 5:28-Niederlage gegen den amtierenden Weltmeister aus Wales, bevor im letzten Gruppenspiel Gastgeber Hong Kong ohne große Mühe mit 24:7 bezwungen werden konnte. Als Dritter des Pool E ging es für die Iberer also "nur" noch um die Shield.
Zimbabwe, mit Neuenheims Manasah Sita, wurde von den blutjungen Australiern mit 0:42 abgeledert und auch am zweiten Turniertag kamen die Afrikaner gegen Argentinien (12:21) und Kanada (10:24) nicht so richtig in Schwung. Für Sita stand nach der Vorrunde immerhin ein Versuch zu Buche und als Gruppenvierter, sollte es am dritten Turniertag ebenfalls im Shield-Wettbewerb weitergehen.
Sowohl Spanien, als auch Zimbabwe gewannen ihre Viertelfinalbegegnungen ohne große Mühe. Die Spanier triumphierten gegen Mexiko mit 26:5, Zimbabwe kegelte die Koreaner mit 28:12 aus dem Wettbewerb, auch in diesem Spiel gelang es SCN-Sprinter Sita den Ball hinter des Gegners Mallinie zu platzieren.
Im Halbfinale gegen Spanien war dann aber auch für Sita und seine Truppe Endstation. In einer äußerst knappen Partie konnten die spielerisch bärenstarken Iberer die schnellen Zimbabwer mit 17:14 vom Einzug ins Shield-Finale abhalten und das, obwohl Sita sein Turnierversuch Nummer drei gelang.
Im Finale selbst blieb den Südeuropäern dann der ganz große Wurf versagt, auch wenn die Niederlage gegen Kenia in der Nachspielzeit durchaus als unglücklich bezeichnet werden konnte. Martin Heredia, der Mann, der Deutschland beim entscheidenden EM-15er-Gruppenspiel im März 2010 mit zwei Versuchen fast im Alleingang erledigte, scheiterte in der Verlängerung knapp mit einem Strafkick, bevor Kenias Ashioya mit dem goldene Versuch zum 12:17 erhöhte und die Niederlage Spaniens besiegelte.
Fazit: Spanien konnte drei seiner sechs Spiele gewinnen, es gelang sich für das Shield-Finale zu qualifizieren, wo die erfahrenen Kenianer bis in die Verlängerung mussten, um schlussendlich äußerst knapp gegen die Neulinge zu gewinnen. Der Auftritt der Spanier in Hong Kong war ein weiterer Beweis dafür, dass 7s-Rugby im Königreich auf dem Vormarsch ist und dass das gute Abschneiden auf Sri Lanka mit Sicherheit keine Eintagsfliege bleiben wird.
Für Portugal kam es im Cup-Viertelfinale zu einem Wiedersehen mit Gruppengegner Neuseeland, doch diesmal wussten die Mannen in schwarz, was von den Europäern zu erwarten war und gaben ab der ersten Minute Vollgas, weshalb es nach 14 Minuten und einem Endstand von 5:33 eine deutliche Angelegenheit für die späteren Turniersieger sein sollte. Mit müden Beinen schleppten sich die Portugiesen dann ins Plate-Halbfinale gegen die 7er-Mannschaft von 15er-Weltmeister Südafrika, doch gegen die schnellen Jungs um Star Cecil Afrika, war trotz tollem Einsatzes nicht mehr viel zu holen. Immerhin gelang es durch den Versuch von Sebastiao da Cunha sicherzustellen, dass man in jedem Spiel des Turniers per Versuch punkten konnte.
Fazit: Ein Cup-Viertelfinale sowie zwei Siege in insgesamt fünf Spielen sind eine beeindruckende Ausbeute, für so eine kleine Rugbynation. Portugal kann sich berechtigte Hoffnung machen, schon bald zum erlesenen Kreis der Core-Teams auf der World Sevens Series zu gehören.
Russland traf im Cup-Viertelfinale auf England. Die Engländer bestritten die ersten Minuten der ersten Halbzeit in Überzahl, da Igor Galinovskiy sich schon nach weniger als 30 Sekunden eine Zeitstrafe eingehandelt hatte. Für die erfahrenen Briten Einladung genug, sich mit einem Versuch auf der Punktetafel der Russen zu verewigen. In der zweiten Hälfte schlugen die Underdogs aber mit einen erhöhten Versuch von Sergey Sugrobov zurück. Bis 30 Sekunden vor Abpfiff lag die ganz große Sensation in der Luft, erst dann gelang es England Greg Barden doch noch die hervorragend organisierte russische Defensive zu durchbrechen und England mit einem hauchdünnen Vorsprung im Wettbewerb zu halten.
Im Plate-Halbfinale gegen Australien war bei den Russen dann aber die Luft raus, gegen die Aussies unterlagen die Europäer dann, trotz zweier Versuche ihres Topscorers Vladimir Ostroushko, mit 35:12. Der 24-jährige, dem in Hong Kong insgesamt sieben Versuche gelangen, ist auch in Deutschland kein unbeschriebenes Blatt. Bei den Hannover 7s 2009 war der bullige Stürmer mit insgesamt 10 Versuchen bester Versuchesammler des gesamten Turniers.
Fazit: Russland stellte bei den drei Tagen in Hong Kong unter Beweis, dass sie auf gutem Weg sind, die Lücke der Elite im 7er-Rugby zu schließen, weshalb man die "Bären" gerade im Hinblick auf Olympia 2016 unbedingt auf der Rechnung haben sollte.
Folgende Teams konnten in Hong Kong ihre Trophäen-Sammlung vergrößern: Neuseeland (Cup - Platz 1), Südafrika (Plate - Platz 5), Kanada (Bowl - Platz 9) und Kenia (Shield - Platz 13)
Wir haben ein dickes 7s-Rugby-Paket geschnürrt in welchem ihr nicht nur das große Finale zwischen Neuseeland und England findet, sondern auch Portugals Cup-Viertelfinale gegen die All Blacks, das Viertelfinale von Russland gegen England, das Shield-Semifinale zwischen Spanien und Zimbabwe sowie die Plate-Halbfinals zwischen Südafrika und Portugal sowie Australien und Russland, als Highlights zu sehen gibt. Außerdem haben wir noch ein paar Gruppenspiele - Portugal gegen Neuseeland, Russland gegen Fiji und Spanien gegen Wales - in voller Länge mit drauf gepackt. Das ganze kommt als Youtube-Playlist, d.h. ihr könnt wie immer mit den Pfeil-Buttons im Youtube-Video-Player direkt zum Spiel Eurer Wahl springen oder aber Euch zurücklehnen, auf Vollbild stellen und knapp 1,5h Sevens-Action genießen - es lohnt sich! Für alle die es etwas eiliger haben, gibt es kompakte Turnier-Highlights auf unserer Facebook-Seite (facebook.com/TotalRugby) - viel Spaß damit!