Bundestrainer Peter Ianusevici - (c) Miriam May
Die DRV-Trainerkonferenz in Heusenstamm fand parallel zum ADRT statt. Geleitet wurde die wichtige Veranstaltung von Bundestrainer Peter Ianusevici, welcher im Rahmen des Rugby-Tages auch als neuer 7s-Nationaltrainer vorgestellt wurde. In diesem Interview berichtet Deutschlands Chef-Coach von der wichtigsten Trainerveranstaltung des Jahres.
Das Interview führte Jens Beeskow
Herr Ianusevici, zufrieden mit der Veranstaltung am Wochenende? Prinzipiell ja, auch wenn einige Vereinstrainer dieser Veranstaltung anscheinend nicht den gleichen Stellenwert einräumen wie andere. Es waren immerhin 18 Trainer anwesend. Bis auf den Vertreter des Berliner RC waren darunter alle Bundesligaclubs. Aus der zweiten Liga haben allerdings einige gefehlt, die ohne Absage nicht erschienen sind: Hamburger RC, St.Pauli, USV Potsdam, Victoria, DRC, Pforzheim, StuSta und der MRFC. Dafür fehlt mir das Verständnis, weil sie auch auf mehrmalige Anschreiben gar nicht reagiert haben.
Was haben diese Vereine denn verpasst? Es geht ja nicht nur um die Inhalte, die da vermittelt werden. Die Themen sind so zusammengefasst, dass sie alle Neuigkeiten ansprechen, die im letzten Jahr im internationalen Rugby im technisch-taktischen, konditionellen oder methodischen Bereich zu sehen waren. Da wird erörtert, welche Möglichkeiten wir haben, diese Entwicklungen zu übernehmen, anzupassen und umzusetzen. Im Vordergrund steht aber darüber hinaus auch die Zusammenarbeit der Nationaltrainer mit den Vereinstrainern, die über Anforderungen im internationalen Rugby sprechen und zusammen mit den Vereinstrainern jene Mittel ausarbeiten, die diese in ihrem Vereinstraining brauchen, um nicht nur die Nationalspieler nach internationalen Standards vorbereiten zu können.
Wer waren die Referenten und was waren die konkreten Themen? Torsten Schippe hat am Freitag anhand von Analysen der Testspiele im November über das Konzept der 15er-Nationalmannschaft und seine Erwartungen bezüglich der Vorbereitung der Kaderspieler in den Vereinen gesprochen. Außerdem wurde darüber diskutiert, wie sich 15er- und 7er-Rugby sinnvoll ergänzen können, wie eine Überlastung der Nationalspieler verhindert kann und wie zugleich die anderen Vereinsspieler in einen regelmäßigeren Spielbetrieb eingebunden werden können. Ich denke, dass Herbert Lütge als Vizepräsident für den Spielbetrieb einige Anregungen für den Rahmenspielplan mitnehmen konnte. Am Samstag ging es um technisch-taktische Inhalte Ich selbst habe über das Verhalten des Ballträgers und seines Unterstützers referiert, das regelrechte Verhalten des Tacklers und des haltenden Spielers nach den neuesten IRB-Rulings. Interessant war der Vortrag von Lofty Stevenson, der über weitere Rulings sprach, die dazu geführt haben, dass 2010 viel weniger gekickt wurde als in den vergangenen Jahren, Außerdem ging es in diesem Zusammenhang um das das Thema Gegenangriff. Kobus Potgieter referierte am Sonntag ausführlich über das Sturmtraining der Nationalspieler, welches er wöchentlich für alle Erste- und Zweite-Reihe-Spieler in Heidelberg anbietet, sowie über biomechanische Analysen zum Gedränge-Training. Abschließend hielt Dieter Hanf einenäußerst interessanten Vortrag über die Organisation der Ospreys, was heftige Diskussionen hervorgerufen hat.
Ein Fazit? Im Prinzip waren sich am Ende alle Teilnehmer einig, dass das Potential unserer Spieler in der aktuellen Organisationsform fast erschöpft ist. Es müssen neue Wettkampf-Formen entwickelt werden – auf regionalen wie auf Verbandsauswahl-Ebenen. So wie diese Trainerkonferenz aber gelaufen ist, habe ich insgesamt keine Zweifel daran, dass Vereins- und Nationaltrainer gemeinsam das Beste aus dem Potential unserer Spieler machen werden.
Wie Präsident Claus-Peter Bach beim ADRT bekannt gab, sind Sie künftig für das 7er- Nationalteam der Männer zuständig... Das hat er mir letzten Donnerstag als Ergebnis seiner Gespräche mit dem DOSB mitgeteilt. Ich habe mich natürlich sehr gefreut. Es ist eine große Herausforderung, wieder direkt ins internationale Rugby einzusteigen. Gleichzeitig aber werde ich in Zukunft viele Projekte, die die Entwicklung des Rugbyspiels betreffen, nicht mehr mit dem gleichen Aufwand durchführen können. Zum Beispiel die Ausbildung an Sportinstituten oder die Sportlehrerfortbildungen müssen nun verstärkt von den Landesverbänden übernommen werden.
Ist man für diese Herausforderung gut aufgestellt? Mit Mannschaftskapitän Mustafa Güngör und Sean Armstrong, der die 7er-Mannschaft im November für das Turnier in Sri Lanka wunderbar vorbereitet hat, mit Teammanager Michael Schnellbach, Volker Lange-Berlin als Konditionstrainer und Michael Brisken als Physio bilden wir ein gutes Team, das in den nächsten Monaten eine Mannschaft auf die Beine stellt, die das Ziel hat, wieder in die europäische Elite-Gruppe aufzusteigen. Ein allgemeines Konzept zur Entwicklung des 7er Rugby sowie separate Planungen (Männer und Frauen) für dieses Jahr folgt in Kürze. Zuerst stehen allerdings die Länderspiele der 15er-Nationalmannschaft im Fokus. Bis zum letzten Spiel dieser Saison gegen Moldawien haben diese absolute Priorität.
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