Der bisherige DRV 7s-Trainer George Simpkin fiel dem großen Sparzwang im Deutschen Rugby zum Opfer - (c) Miriam May
Eines ist nach dem Rugbytag noch klarer als zuvor, die finanzielle Lage in welcher sich das Deutsche Rugby befindet ist ernst, ausgesprochen ernst! Woran das liegt wurde den Vertretern der 51 Vereinen (von insgesamt 108) insgesamt 9 Landesverbänden von den Verantwortlichen des Deutschen Rugby-Verbandes hinreichend dargelegt. Knapp 190 000 Euro aus dem Jahr 2010 an Zuschüssen aus öffentlicher Hand sind ausgeblieben und haben ein tiefes Loch in die, sonst sehr solide geführten, Kassen des Verbandes gerissen.
Seitens des Verbandes hat man in den letzten Wochen und Monaten große Anstrengungen unternommen, um das Bundesinnenministerium für Inneres von der eigenen Förderungswürdigkeit zu überzeugen. In zahlreichen Gesprächen mit Vertretern des DOSB und des BMI wurde versucht Lösungswege zu erarbeiten, allerdings bis heute ohne Ergebnis. Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel, Schirmherr des DRV, hat gar zweimal das Gespräch mit seinem Berliner Kollegen, Innenminister Thomas de Maiziére, gesucht, doch bisher leider ohne Erfolg - die Hängepartie geht also weiter. Sollte in weiteren Verhandlungen keine Lösung gefunden werden, behält man sich Seitens des Verbandes durchaus auch rechtliche Schritte vor.
Vertrag mit Simpkin wird aufgelöst - Ianusevici, Güngör und Armstrong übernehmen
Es geht schließlich um Viel. In einer ersten Maßnahme wurde, wie hier bereits mehrfach vermutet, der Vertrag mit 7s-Nationaltrainer George Simpkin gelöst, seinen Job wird mit sofortiger Wirkung Nationaltrainer Peter Ianusevici, die Allzweckwaffe im Deutschen Rugby-Verband, übernehmen. Assistiert wird der erfahrene Übungsleiter dabei künftig von 7s-Kapitän Mustafa Güngör (RG Heidelberg) und dem Australier Sean Armstrong (Heidelberger RK). Dabei ist es gar nicht sicher wie lange Ianusevici, der seit so vielen Jahren Pionierarbeit für den Verband leistet, überhaupt noch beschäftigt werden kann, die Stelle des ehemaligen rumänischen Nationaltrainers ist genauso in Gefahr wie die von Sportdirektor Volker Himmer, das heißt wenn die Fördergelder auch 2011 komplett ausbleiben, werden die Jobs der beiden einzigen Vollzeitkräfte im Deutschen Rugby-Verband wohl nicht mehr zu retten sein, dass wurde den Teilnehmern des ADRT in Heusenstamm in aller Offenheit unterbreitet.
Auch die U19-Nationalmannschaft und die 15er-Frauen werden aus Kostengründen vorerst aufgelöst. Wohingegen die U18-Europameisterschaft und die Europameisterschaften der 7er-Damen und 7er-Herren von den Sparmaßnahmen zunächst noch nicht beeinflusst werden sollen.
Schön zu beobachten war die große Solidarität der Anwesenden, die Rugbyfamilie rückt in Zeiten der größten Not enger zusammen, weshalb der Haushalt trotz der oben beschriebenen Probleme verabschiedet wurde, allerdings mit dem Nachtrag, dass beim nächsten DRT eventuell eine Aktualisierung vorgenommen wird, je nach Ausgang der Verhandlungen mit dem BMI. In diesem Zusammenhang wurde auch eine Beitragserhöhung verabschiedet, im Vergleich zu 2009 steigen die Beiträge um 100%, das bedeutete in der Praxis eine Fortschreibung der ohnehin bis 2012 beschlossenen Sonderumlagen.
Schnellbach wird 7er-Vize - Modus der 7er-Serie wird angepasst
Auch das olympische 7er-Rugby war natürlich Thema in Heusenstamm. Michael Schnellbach, bisher Manager der 7s-Nationalmannschaft und Vorsitzender des 7er-Ausschusses, wurde offiziell und einstimmig zum DRV-Vize für Siebenerrugby gewählt und auch über die geplante 7s-Serie wurde gesprochen.
In diesem Jahr wird der Deutsche 7er-Meister nicht wie ursprünglich geplant in 7 Turnieren bestimmt (6 Qualifikationsturnier und 1 Finalturnier), sondern es sollen lediglich 4 Turniere (3+1) bestritten werden. Auch auf die Lizenzgebühren zur Ausrichtung der Turniere soll 2011 verzichtet werden. Über die Termine und Spielorte entscheidet die Agentur Sportswork innerhalb der kommenden zwei Wochen.
Ähnlich soll dies künftig für alle nationalen Ereignisse, Endspiele, Länderspiele und Turniere laufen, das heißt es erfolgt eine offizielle Ausschreibung und die Hamburger Agentur entscheidet über die Ausrichtung, dadurch sollen laut offizieller Aussagen des DRV so defizitäre Veranstaltungen wie das Länderspiel in Berlin (2008) oder die groß aufgezogenen Länderspiele in Hannover künftig verhindert werden. Einziger Wermutstropfen in diesem Zusammenhang war, dass tatsächlich kein Vertreter der Agentur Sportswork den Weg nach Heusenstamm gefunden hatte, da alle Mitarbeiter übers Wochenende auf einer Hallenhockey-Veranstaltung in Duisburg eingebunden waren, es wäre sicherlich aufschlussreich gewesen etwas mehr über die interessanten Konzepte der Hansestädter zu erfahren.
Versöhnliche Worte fand DRV-Präsident Claus-Peter Bach am Ende im Bezug auf sein Verhältnis mit TotalRugby.de, der DRV-Präsident versicherte, dass er kein Probleme mit der aktivsten Deutschen Rugby-Community habe, sondern er die Veröffentlichung seiner Texte, lediglich aus arbeitsrechtlichen Gründen untersagen musste, er darüber hinaus aber einer weiteren Zusammenarbeit durchaus offen gegenüber stehe.
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