Wenn sich die finanzielle Situation weiter zuspitzt könnte laut Bild-Zeitung auch der Job vom langjährigen Bundestrainer Peter Ianusevici in Gefahr sein - (c) Miriam May
"Fliegt der Bundestrainer wegen Geldmangel?" lautete die Überschrift eines Berichtes der Bild-Zeitung Hannover vom 14.01.2010, in welchem es um die leeren Kassen des Deutschen Rugby-Verbandes und die dadurch drohenden finanziellen und strukturellen Einschnitte geht. Das Blatt mit den 4 großen Buchstaben möchte in Erfahrung gebracht haben, dass der Rugby-Verband auf Grund eines fünfstelligen Fehlbetrags aktuell seine Rechnungen nicht bezahlen könne. DRV-Präsident Claus-Peter Bach wurde hierzu wie folgt zitiert: "Es gibt offene Rechnungen". Grund hierfür soll der ausgebliebene Fluss von Bundesgeldern sein - von einem 125.000€-Zuschuss ist hier die Rede. Bleibt dieser aus, so sind wohl auch die Jobs der zwei hauptamtlichen DRV-Mitarbeiter, Volker Himmer (Geschäftsführer) und Peter Ianusevici (Bundestrainer), in akuter Gefahr. Außerdem droht laut Bild-Zeitung auch die Auflösung von vier der acht Nationalmannschaften. Ob davon auch der Vertrag von DRV 7s-Nationaltrainer George Simpkin betroffen sein wird, der Gerüchten zu Folge selbst nicht mehr mit einer baldigen Rückkehr nach Deutschland rechnet, kann bisher in Ermangelung einer offiziellen Mitteilung nur vermutet werden.
TotalRugby.de hat allerdings zumindest in Sachen Finanzen bereits in der vergangenen Woche von DRV-Präsident Claus-Peter Bach eine Antwort erhalten, in welcher erläutert wird, dass der Verband seit Oktober 2009 bezüglich der so dringend benötigten BMI-Gelder in der Luft hänge, und einige Hoffnungen auf ein neuerliches Verständigung zwischen BMI, DOSB und DRV setze. Dieses richtungsweisende Gespräch fand bereits am vergangenen Montag statt, doch zu dessen Ausgang liegen uns leider noch keine Angaben vor.
Ein offizielles Schreiben des DRV-Vorsitzenden, welches sämtliche Vereine und Verbände in der vergangenen Woche erhalten haben sollten, möchten wir hier dennoch veröffentlichen:
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde,
im Einvernehmen mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Präsidium des Deutschen Rugby-Verbandes habe ich angeordnet, dass die Mitgliedsbeiträge der Vereine und Landesverbände und die beim Deutschen Rugby-Tag 2010 beschlossene Sonderumlage in diesem Jahr entgegen der bisherigen Gepflogenheiten bereits im Januar eingezogen werden. Die Mitglieder erhalten die Beitragsrechnungen also rund vier Monate früher und werden herzlich gebeten, die Überweisungen sehr zeitnah zu erledigen.
Der Grund für diese Maßnahme liegt in der Tatsache, dass sich unser Verband seit Sommer 2010 in einer prekären wirtschaftlichen Lage befindet, die deshalb entstanden ist, weil das Bundesministerium des Innern unsere im Oktober 2009 gestellten Zuschussanträge für die sportlichen Maßnahmen der Nationalmannschaften (35.000 Euro) und die Gehälter unseres Leistungssportpersonals (= Bundestrainer Peter Ianusevici und Sportdirektor Volker Himmer/rund 91.000 Euro) noch nicht entschieden hat. Dort bestehen Zweifel an der Förderungswürdigkeit des Verbandes, und es ist uns trotz eines nun neunmonatigen intensiven Dialogs mit dem BMI und zweier Besuche dort noch nicht vollständig gelungen, diese Zweifel auszuräumen. Wir haben seit geraumer Zeit den Deutschen Olympischen Sportbund um Unterstützung gebeten und sind dank der Interventionen der im Dezember 2010 neu gewählten Vizepräsidentin für den Leistungssport, Frau Dr. Christa Thiel, nun auf einem guten Weg.
Tatsache ist aber, dass wir die Tätigkeit unseres Leistungssportpersonals seit nun 13 Monaten finanzieren, ohne dafür die seit Jahrzehnten gewährte staatliche Unterstützung zu erhalten. Wir haben 2010 unter ungeheurem Sparzwang fast alle nationalen und internationalen Aufgaben als Spitzensportverband erfüllen können, waren aber zu harten Einschnitten in die Vorbereitung der Nationalmannschaften und zur Absage der U19-Europameisterschaft in Belgien gezwungen. Dieser Schritt hat uns besonders geschmerzt, weil dieses Team gute Chancen auf ein erfolgreiches Abschneiden hatte. Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass unsere Nationalmannschaften (auch die Männer!) seit Monaten bei Lehrgängen und Länderspielen in der Jugendherberge Heidelberg oder zuhause im eigenen Bett logieren, um Kosten zu senken.
Das Präsidium des DRV und Frau Natascha Evers in der Geschäftsstelle arbeiten pausenlos an einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage und bitten Sie nun herzlich um Ihre Mithilfe. Mit dem frühen Inkasso der Beiträge und Sonderumlage und dem Anfang Februar eintreffenden Zuschuss des International Rugby Board werden wir in die Lage versetzt, alle offenen Rechnungen zu bezahlen und unsere sportlichen Aufgaben im Frühjahr 2011 zu erfüllen.
In diesem Zusammenhang bitten wir alle Vereine und Landesverbände, die auf Erstattungen des DRV warten, um Verständnis und Entschuldigung für die Verzögerung.
Mit freundlichen Grüßen!
Deutscher Rugby-Verband e.V.
Claus-Peter Bach
Präsident
|