Gavin Henson möchte das rote Tanzhemdchen möglichst schnell gegen das rote Shirt der walisischen Nationalmannschaft eintauschen
Wie sehnsüchtig der Walisische Rugby-Verband (WRU) auf eine Rückkehr seines verlorenen Sohns gewartet hat, haben die Offiziellen erst im September 2010 unterstrichen, als man das neue Nationalmannschaftstrikot mit einem 30 Meter großen Plakat Hensons bewarb und das obwohl der medienträchtige Sunnyboy im Juli 2009 seinen Rücktritt vom Rugby gegenüber "The Sun" noch damit begründet hatte, dass er künftig mehr Zeit dem Segelsport widmen möchte. Dieser Schritt der WRU stieß vor allem bei Hensons ehemaligen Teamkameraden, auf wenig Gegenliebe. Jamie Roberts, Hensons Nachfolger auf der Innenposition, twitterte damals: "Ist das ein Beleidigung der aktuellen Nationalspieler...ich bin gespannt was die Waliser darüber denken?". Auch Prop Adam Jones und Außendreiviertel Shane Williams äußerten sich zumindest verwundert über diese Form der Promotion mit ihrem ehemaligen Ospreys, Wales und Lions Teamkollegen.
Ohnehin hatte Henson immer wieder Ärger mit seinen Teamkollegen, den ersten Unmut zog er sich bereits 2005 nach der Veröffentlichung seines Buches "My Grand Slam Year" zu, darin zog er einige seiner Mannschaftskameraden so durch den Kakao, dass danach eine öffentliche Entschuldigung fällig wurde.
Auch mit der Justiz hatte das Enfant terrible, das während seines Sabbatzeit auch mit einem Wechsel zum Rugby League Club Celtic Crusaders in Verbindung gebracht worden war, immer wieder Probleme.
Doch Henson war in seiner rugbyfreien Zeit keinesfalls untätig, der Glamour Boy hatte sich im Mai 2010 nach 6 gemeinsamen Jahren und zwei gemeinsamen Kindern nur wenige Wochen nach der Verlobung von seiner Freundin, der Sängerin Charlotte Church, getrennt und war danach in zahlreichen TV-Shows zu Gast. So trat er unter anderem bei "71 Degrees North" an, einem Format bei welchem die prominenten Kandidaten verschiedene Outdoor Aktivitäten in einer arktischen Umgebung meistern müssen. Henson beendete die Show nach einem knappen Finale als 2. von insgesamt 8 Kandidaten, konnte dabei aber die meisten Einzeldisziplinen für sich verbuchen.
Gemeinsam mit dem ehemaligen englischen Nationaltorhüter David Seaman stellte der Rugbyspieler außerdem einen Weltrekord im Ball fangen auf. Beiden gelang es nach mehren Anläufen einen Ball der von einer über 100 Meter hohen Platform über dem Wembley Stadion geworfen wurde direkt aus der Luft zu fangen und sich somit einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekord zu sichern (Hier gibt es ein Video von der Aktion, welche von dem Schokoladenhersteller Cadbury initiiert wurde und dazu dienen soll mehr Leute zum Sport zu animieren).
Für den meisten Wirbel sorgte aber sicherlich der Auftritt in der britischen TV Show Strictly Come Dancing. An der Seite seiner Tanzpartnerin Katya Virshilas wirbelte sich der Waliser von Runde zu Runde und musste daher seine zu diesem Zeitpunkt schon recht konkreten Pläne für ein Rugby-Comeback immer wieder verschieben. So wurde der 28-jährige unter anderem von den legendären Barbarians für das Spiel gegen die Springboks nominiert, verzichtete aber aufgrund seiner oben genannten Tanzverpflichtung auf die Chance zum Comeback auf der ganz großen Bühne. Doch am 12. Dezember kam dann das Ende in der Tanzshow, weshalb Henson seinem neuen Arbeitgeber, dem englischen Premiership Club Saracens, von nun an uneingeschränkt zur Verfügung stehen wird.
Es war zunächst vermutet worden, dass Henson, der bevor er in England unterschreiben konnte erst von der walisischen Provinz Ospreys aus seinem noch gültigen Vertrag entlassen werden musste, bei Saracens die Rolle des schwerverletzten Verbinders Derick Hougaard (Achillessehnenriss) übernehmen würde. Allerdings hatte Hougaards Vertreter Owen Farrell, Sohn von Rugby-League-Legende und Ex-Union-Nationalspieler Andy Farrell, seine Sache so gut gemacht, dass Henson vermutlich vornehmlich auf der ihm angestammten Innenposition zum Einsatz kommen wird. Als Innendreiviertel war er 2005 und 2008 maßgeblich am Six Nations-Grand Slam der Red Dragons beteiligt und gehörte zweifelsohne zu den Weltbesten Akteuren auf dieser Position.
Trotz all dieser Erfolge war es Henson bisher nie vergönnt gewesen sein Land bei einer Weltmeisterschaft zu vertreten, ein Wunsch welchen er sich im zweiten Anlauf mit Sicherheit nur allzu gerne erfüllen möchte. "Die Fernziel lauten Six Nations und der World Cup mit Wales, hoffentlich schaffe ich es in den Kader, doch zunächst muss ich erst einmal gut für Saracens spielen", ließ Henson, der nach seiner Auszeit gerne noch für 10 Jahre spielen möchte, dann auch schon einmal entsprechende Zukunftspläne verlautbaren.
Den ersten Schritt dazu hat der Waliser zumindest schon einmal getan: Am Boxing Day (26. Dezember) feierte er vor 50.000 Zuschauern im Wembley Stadion als Einwechselspieler in der 50. Spielminute ein siegreiches Rugby-Comeback, im Trikot seines neuen Arbeitgebers.
Wie gut der 28-jährige Tausendsassa vor seiner Pause war, seht ihr in diesem Tribute-Video auf RugbyTube.de.
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