Der pfeilschnelle Sevens-Profi Robert Varty war 2009 in Heidelberg Hongkongs Bester - (c) A+M Bruno
Ohne James "Jimmy" Keinhorst vom englischen Dritttligisten (National League 1) Otley R.U.F.C. muss die Deutsche Mannschaft heute zum Testspiel gegen Hongkong antreten. Der 20-jährige Schlussspieler, der gegen Polen sein Debüt in der Ländermannschaft feierte und zuvor schon für Deutsche Nachwuchsmannschaften spielte sowie gemeinsam mit seinen drei älteren Brüdern zu den Leistungsträgern Deutschlands Rugby-League-Nationalmannschaft zählt, stand gestern zwar pünktlich um 5:30 Uhr morgens am Flughafen, musste dort aber feststellen, dass es von Seiten des DRV versäumt worden war, einen Flug für ihn zu buchen, weshalb Keinhorst, der in den ersten beiden Spielen in der neu geschaffenen Division 1B zu den Besten zählte und gegen die Niederlande gar den spielentscheidenden Versuch erzielen konnte, unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen musste und die Partie gegen die Hongkong-Chinesen jetzt wohl nur per TotalRugby-LiveTicker (ab 14:25 Uhr) verfolgen können wird.
Besonders tragisch für den sympathischen Deutsch-Engländer ist dabei, dass er aufgrund seiner Nominierung für das Länderspiel auch nicht im Kader des Otley R.U.F.C., beim wichtigen Auswärtsspiel gegen Coventry, stehen wird. Dabei hatte Keinhorst, der in der letzten Saison in mit dem Heidelberger RK Deutscher Meister wurde und von TotalRugby aufgrund seiner hervorragenden Leistungen in die XV der Saison 2009/2010 gewählt wurde, wegen des großen Konkurrenzkampfes im Team, zuletzt ohnehin große Schwierigkeiten sich als feste Größe in der 1. Mannschaft des englischen Traditionsclubs zu etablieren.
Zweite Chance für James Reid
Ein anderer Engländer wird hingegen im Spiel gegen Hongkong mit von der Partie sein. James Reid Schlussspieler vom englischen Peterborough RUFC könnte, nicht zuletzt aufgrund von Keinhorsts Ausfall, vor seinem ersten Einsatz in der DRV XV stehen. Reid ist jedoch kein gänzlich Unbekannter in Rugbydeutschland, der Soldat der britischen Army stand vor fast zwei Jahren schon einmal im Deutschen Aufgebot für das Länderspiel gegen Georgien, war aber damals, noch unter Rudolf "Bazi" Finsterer, nicht zum Einsatz gekommen und hatte auch später keine Berücksichtigung mehr gefunden. Reid ist für Deutschland spielberechtigt weil er auf einem Armee-Stützpunkt der britischen Streitkräfte geboren worden ist und hatte sich damals mit einer DVD für einen Einsatz in Deutschlands Nationalmannschaft beworben. Nach dem er im ersten Anlauf durchs Raster gefallen war, ist Reid hartnäckig geblieben und hat sich immer wieder bei den DRV-Offiziellen, um eine zweite Chance bemüht, seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen zu können, diese könnte er nun gegen Hongkong nach langer Wartezeit womöglich tatsächlich erhalten.
Das Spiel gegen Hongkong ist im Übrigen da offizielle Abschiedsspiel für den langjährigen Nationaltrainer Rudolf Finsterer (Mannheim), der 59-jährige der aktuell die Bundesligamannschaft der RG Heidelberg betreut, soll im Anschluss an die Partie für seine großen Verdienste als Trainer diverser Mannschaften des Deutschen Rugby-Verbandes geehrt werden.
Hongkong tourt mit Nachwuchsteam
Personalsorgen vor der neuerlichen Begegnung mit der Deutschen Nationalmannschaft, hat im Übrigen auch die Auswahl Hongkongs. Mit Flanker und Japan-Profi Mark Wright, Kapitän und Verbinder Keith Robertson und dem ehemaligen englischen U21-Auswahlspieler und Flanker Nigel Clarke sowie 7s-Profi und Innendreiviertel Rowan Varty fehlen unter anderem vier der absoluten Leistungsträger und auch sonst stehen im Tour-Aufgebot der chinesischen Sonderverwaltungszone zahlreiche international noch völlig unerfahrene Spieler, weshalb zumindest laut Papierform ein deutlich schwächeres Gästeteam als noch im Dezember 2009 im winterlichen Fritz-Grunebaum-Sportpark aufschlagen dürfte.
Neben Deutschland spielt der Weltrangliste 35 auf seiner zweiten Europa-Tour in Folge nocham 15. Dezember gegen Norwegen (Weltranglistenplatz 87) und am 18. Dezember gegen Deutschlands Gruppengegner Niederlande (Weltranglistenplatz 42).
Widiker fordert gute Leistung
DRV-Kapitän Alexander Widiker hat den Druck auf sein Team vor dem zweiten Aufeinandertreffen mit den Asiaten bewusst erhöht. Der 28-jährige 1. Reihe-Mann, der am heutigen Samstag schon sein 41. Länderspiel bestreiten wird, forderte im Interview mit der Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung von seinen Mannen nicht nur einen Sieg, sondern möchte den Zuschauern "wieder mal ein gutes Spiel bieten". Der gebürtige Kasache räumt aber auch ein, dass die junge Deutsche Mannschaft noch wachsen und sich entwickeln müsse.
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