Der Spuk ist vorbei. Am Monatsletzten fand im Alt-Gießen die Abschlussveranstaltung der „Movember“-Spendenaktion der Rugby-Männermannschaft des TSV Krofdorf-Gleiberg statt. Die Spieler hatten sich einen Monat lang Oberlippenbärte wachsen lassen als äußeres Zeichen ihrer Spendenaktion. Sie wollten damit auf typische Gesundheitsprobleme von Männern wie Prostatakrebs oder Depressionen aufmerksam machen, so wie es zur gleichen Zeit Millionen von Männern rund um den Globus tun.
Die „Movember“-Aktion, als Zusammenschluss der englischen Wörter „Moustache“ (Oberlippenbart) und November, fand 2004 in Australien ihren Ursprung. In Deutschland sieht man sie noch eher selten, die „Mo Bros“ (dt. etwa „Brüder im Barte“) – eine Handvoll kanadische Eishockeyspieler in Wolfsburg, ein paar Studenten in Tübingen und eben die Rugbymännermannschaft aus Krofdorf. Die Krofdorfer Mo Bros dürften aber deutschlandweit die erste komplette Sportmannschaft sein, die mit konkretem Ziel Spenden Geld sammelt. Offiziell geht der deutsche Ableger der Movember Foundation erst 2011 an den Start. Die gesammelten Gelder der Wettenberger werden der Robrt-Enke-Stiftung gespendet, die sich für die Aufklärung und Erforschung von Depressionen und von Herzkrankheiten bei Kindern einsetzt.
Erster Programmpunkt des Abschlussabends war die Kür des schönsten, bzw. beeindruckendsten „Mo“. Jayson Reed, Gedrängehalb des Teams und Coach der U8-Mannschaft konnte dabei die meisten Stimmen sammeln. Mit Abstand wurde sein Mo zum besten der gesamten Mannschaft gewählt. Die Freude über den Sieg währte nur kurz, denn gleich nach der Siegerehrung folgte die Versteigerung seiner Gesichtsbehaarung. Felicitas Gerwing, Mitarbeiterin des Café Geißner, dessen Belegschaft am Nachbartisch seine Weihnachtsfeier abhielt, erhielt den Zuschlag. Als sie sich bei schummriger Kneipenbeleuchtung mit Rasierpinsel und Rasierklinge Jaysons Geicht näherte, war ihm ein gewisses Unwohlsein deutlich anzusehen. Mit nur wenigen Schnittwunden unter der Nase meisterte sie diese ungewöhnliche Aufgabe.
Schlussspieler Oliver Meißner hatte sich aufgrund seines eher spärlichen Bartwuchses in den vergangenen 30 Tagen so manche Hänselei seiner Mitspieler anhören müssen. Was aber seinen Einsatz beim Spenden sammeln anging, konnte ihm keiner das Wasser reichen. Allein 295 € gingen in seinem Namen auf das Spendenkonto ein. Damit siegte er deutlich vor Zweite-Reihe-Stürmer Christian Koch mit 220 € eingezahlter Spendensumme.
Danach wurde es spannend: Es folgte die Auszählung der Bar-Spendenkasse. Mit einem als Sparschwein umgebauten Rugbyball war die Krofdorfer XV in den zurückliegenden vier Wochen unterwegs und sammelte gemeinsam. Zusammen mit den überwiesenen Geldern brachten es die Rugger damit auf mehr als Tausend Euro. Die Auszählung ergab ein Gesamtspendenergebnis der Movemberaktion 2010 von 1005,45 €. Mit diesem Ergebnis können die Rugbymänner sehr zufrieden sein. Keiner konnte mit einem so hohe Sammelerfolg rechnen, schließlich hatten die Rugger beim Sammeln dreifach Überzeugungsarbeit zu leisten: Mit der Sportart ‚Rugby‘ können viele Menschen aufgrund fehlender Fernsehpräsenz leider immer noch wenig anfangen, sie als Mannschaft sind neu – die Männermannschaft gibt es erst seit drei Monaten – und von „Movember“ hat noch nie jemand was gehört.
Besonders die Partnerinnen dürften jetzt froh sein, dass die Schnäuzer nun – zumindest für elf Monate Vergangenheit sind. Der eine oder andere Rugger denkt wohl jetzt schon wehmütig an seinen „Mo“ zurück und freut sich schon auf den nächsten Movember 2011.
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