Der Deutsche Rugby-Verband steigt aus dem 34er-Vertrag aus (c) Miriam May
Der Deutsche Rugby-Verband wird die Zusammenarbeit mit der RTV Sport Sales & Promotion GmbH (RTV Sport GmbH) im Bereich der Vermarktung der TV- und Internet-Rechte nicht verlängern. Damit ist der DRV der erste der deutschen Spitzensportverbände, die im so genannten 34er-Vertrag zusammengefasst sind, der in diesem Bereich künftig eigene Wege geht. Die Vermarktungsrechte hält ab dem Jahr 2011 die neue Partneragentur SportsWork aus Hamburg, die der Verbandsspitze ein umfassendes Konzept vorgelegt hat, das vor allem auf die Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung des Rugby-Sports abzielt.
Bislang ließ sich der Deutsche Rugby-Verband wie eine Vielzahl weiterer deutscher Spitzensportverbände im „34er-Vertrag“ von der Firma RTV Sport GmbH vertreten. Im Rahmen dieser Vereinbarung wurde die Vermarktung der TV- und Internetrechte der „kleineren“ Sportarten bei RTV Sport Sales & Promotion GmbH gebündelt. RTV wiederum verhandelte mit der Sport A – Sportrechteagentur der Öffentlich-Rechtlichen (ARD, ZDF und Dritte Programme). Die DRV-Führung sieht die Interessen des Rugby-Sports im Rahmen des jetzt neu vorgelegten Vertrages jedoch nicht ausreichend berücksichtigt.
Aus diesem Grund und vor dem Hintergrund, dass der Ertrag aus dem vorgelegten Angebot in keinem gesunden Verhältnis zu den daraus resultierenden Einschränkungen bei der TV- und vor allem der Internet-Vermarktung steht, hat der DRV entschieden, die Zu-sammenarbeit mit der RTV Sport GmbH bzw. mit Sport A nicht zu verlängern. Stattdessen legt man sämtliche Rechte ab 2011 in die Hände der neuen DRV-Partneragentur SportsWork aus Hamburg.
„Vor allem die Zielsetzung, die Sportfans neben der TV-Berichterstattung auch in den Online-Medien möglichst umfangreich über unsere Sportart zu informieren, ist unserer Meinung nach zu keiner Zeit ausreichend gewährleistet gewesen“, kritisiert DRV-Präsident Claus-Peter Bach. „Die tatsächliche TV-Präsenz bei den öffentlich-rechtlichen Partnern lag weit unterhalb der erhofften Übertragungszeiten. Dem entgegen hatten wir mehrfach interessierte Sender, die unserer Sportart Zeitfenster zur Verfügung stellen wollten, aber nicht bereit waren, diese über die Produktionskosten hinaus zu finanzieren.“ Man sehe es in solchen Fällen als kontraproduktiv an, ein zuvor an die RTV Sport GmbH bzw. an Sport A abgegebenes Recht dann wieder zurück kaufen zu müssen, um zusätzliche Sendefenster für die Auftritte der Rugby-Nationalmannschaften generieren zu können.
Darüber hinaus möchte der Funktionär eine generelle Diskussion anstoßen: „Meinem Verständnis von Rundfunkgebühren entspricht es jedenfalls nicht, dass eine den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten nahe stehende Institution Erträge aus der Vermarktung kleinerer Sportarten ziehen sollte. Ich persönlich habe jedenfalls große Schwierigkeiten damit, Gründe zu finden, dass die Erlangung der Rechte für die Fußball-Bundesliga den Gebührenzahler einen in meinen Augen unverhältnismäßig hohen Millionenbetrag kostet. Hingegen werden kleine, zum Teil erfolgreiche olympische Sportarten vergleichsweise mit „Pfennigbeträgen“ abgespeist. Wir als Rugby-Verband sind nicht länger bereit, für ein „Taschengeld“ auch noch die Weitervermarktung der TV- und insbesondere der Internetrechte aus der Hand zu geben. Im Fußball wäre es wohl kaum denkbar, dass ein einziger Rechteinhaber sämtliche anderen Übertragungswege kontrolliert.“
Die Hamburger Agentur SportsWork habe ein schlüssiges Konzept vorgelegt, wie man unabhängig vom „34er-Vertrag“ die öffentliche Wahrnehmung des Rugby-Sports verbessern könne. „In diesem Zusammenhang ist vor allem die Internetpräsenz von hoher Wichtigkeit. Der momentane Umfang der Sendeminuten ist vor dem Hintergrund, dass hier die DRV-Teams die deutschen Farben 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro vertreten sollen, inakzeptabel. Deshalb haben wir dem Verband auch dazu geraten, den Vertrag mit der RTV Sport GmbH bzw. Sport A unter den gegeben Umständen nicht zu verlängern, zumal keine ernsthaften Signale für eine konstruktive Zusammenarbeit von der RTV Sport GmbH bzw. von Sport A ausgingen“, so SportsWork-Geschäftsführer Olaf Schirle. „Wir sind überzeugt, dass wir durch unser Konzept die Wahrnehmung der Sportart und vor allem die Kontaktzahlen in Deutschland merklich steigern können, da in den nächsten Jahren mehrere internationale Veranstaltungen in Deutschland geplant sind.“ Und eben diese beiden Punkte seien entscheidend, wenn aktuelle und mögliche neue Sponsoren Vertrauen in die Entwicklungsmöglichkeiten dieser spektakulären Sportart fassen sollen.
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