Robert Mohr arbeitete sich in Frankreich zielstrebig hoch zum Rugbyprofi in der besten Liga der Welt - Vergleiche mit Dirk Nowitzki lehnt er aber ab
Diesen Deutschen kennt jeder, zumindest in La Rochelle. Robert Mohr rasiert sich allenfalls sporadisch, ist 1,91 Meter groß, 110 Kilogramm schwer - und der einzige deutsche Rugbyprofi in Frankreichs "Top14", der vermeintlich stärksten Liga der Welt. Der 32- Jährige spielt in dem Städtchen an der französischen Atlantikküste als Kapitän für Aufsteiger Atlantique Stade Rochelais.
Seit elf Jahren verdient Mohr nun schon in Frankreich sein Geld. Dabei wollte er ursprünglich nur versuchen, es für ein halbes Jahr mit Gegnern und Spielern in einer großen Rugbynation aufzunehmen. "Seit ich 13 oder 14 war, hatte ich mich schon zusammen mit einem Kumpel darauf vorbereitet", sagt Mohr: "Wir wollten ein Jahr ins Ausland gehen, um zu beweisen, dass wir mithalten können." Mithalten mit Franzosen und Briten, die Mohr, seinen Freund und die Jugendnationalmannschaften immer vorgeführt hatten.
Ungewöhnlich hohe Ziele für zwei Jungen, die in Hannover das Rugbyspielen lernten. "Roberts Entwicklung war damals gar nicht absehbar", sagt Bert Oltersdorf, der Mohr als Kind und Jugendlicher trainierte. "Er war nicht der stärkste, schnellste oder beste Spieler", sagt der 44-Jährige heute. Doch Mohr kämpfte: "Robert trainierte im Alter von 16, 17 Jahren dreimal täglich", erinnert sich Oltersdorf, "vor der Schule, vor dem Männertraining und mit den Männern."
1999 kam dann die große Chance: Der Deutsche Sascha Fischer, ebenso Hannoveraner wie Mohr, fragte bei dem damals 20-Jährigen an, ob er nicht ein halbes Jahr lang in der Nachwuchsmannschaft des Erstligateams CS Bourgoin-Jallieu nahe Lyon aushelfen könne. Während sein Kumpel daheim blieb, ging Mohr, gerade Abitur und Zivildienst hinter sich, ins gelobte Rugbyland - und ließ sich dann dort dauerhaft nieder.
Rugby ist vor allem in Frankreichs Südwesten populär, dort sogar die Sportart Nummer eins - vor Fußball. "Dem Rugby spielt in die Karten, dass der Fußball in Frankreich aufgrund all der Probleme rund um die Nationalmannschaft, der wenigen Erfolge der Klubs auf europäischer Bühne und der alten Stadien stark abbaut", sagt Mohr. Rugby hingegen boomt. Die Vereine füllen die Fußballstadien, der Pariser Klub Stade Francais spielt vor fast 80 000 Zuschauern im Stade de France. Canal Plus zeigt alle Spiele der "Top 14" live. "Im Rugby muss ein Trikotsponsor nur ein Viertel von dem ausgeben, was er beim Fußball bezahlt, ist aber genauso oft im Fernsehen und wird von ebenso vielen Leuten gesehen", zitiert Mohr eine Studie seines Managers in La Rochelle. Mohr studiert nebenher noch an der Fernuniversität Hagen. Bald will er Diplomkaufmann sein.
Nötig hat Mohr ein zweites Standbein im Moment nicht. Er ist Vollprofi. 2002 wechselte er von Bourgoin nach La Rochelle. "La Rochelle hat das kleinste Budget der ersten Liga", sagt er. Immerhin zehn Millionen Euro, nur für die erste Mannschaft - mehr als der deutsche Handballkrösus THW Kiel (9,5 Millionen Euro) oder der Eishockeyklub Adler Mannheim (acht Millionen Euro). Wie viel er verdient, will Mohr nicht sagen. Nur so viel: "Die Ausreißer nach oben bekommen bis zu 750 000 Euro."
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