BRC-Kapitän Jeannot Moutsinga möchte nach dem Auftakterfolg gegen Hannover 78 seiner Truppe auch beim Tabellennachbarn RG Heidelberg zeigen wo es langgeht - (c) Miriam May
Die englische Woche neigt sich dem Ende zu und mit Sicherheit werden die Teams, die zum dritten Mal binnen drei Tage aufs Spielfeld müssen, froh darüber sein, wenn sie diese Strapazen, welche man international keiner Profimannschaft aufbürden würde, ein gutes und somit verletzungsfreies Ende finden. Doch bevor man die Beine - zumindest für einige Tage - hochlegen kann, gilt es noch, ein paar wichtige Punkte auszuspielen. Spannung garantiert nicht nur die Neuauflage des Vorjahressemifinales zwischen dem TSV Handschuhsheim und dem SC Frankfurt 1880, sondern heiß wird es auch beim Duell der Tabellenkellerkinder, wenn der RK 03 Berlin den RK Heusenstamm empfängt. Den Verlierer dieser Partie könnte das Abstiegsgespenst nämlich unter Umständen den ganzen weiteren Saisonverlauf begleiten, ein Szenario, welches man weder am Martin- noch am Weißensee besonders begrüßen würde. Wir verraten Euch, wer sich besser schon heute die Nummer von einem guten Exorzisten besorgen sollte und wer weiterhin beruhigt schlafen kann.
Der großen Terminnot in der englischen Woche geschuldet, erscheint die Vorschau auch diesmal wieder in einer etwas kompakteren Form. Wir haben extra ein paar Überstunden gefahren, um Euch noch rechtzeitig mit den neuesten Infos zu versorgen.
RG Heidelberg : Berliner RC Samstag, 25. September 14:00 Uhr - Fritz-Grunebaum-Sportpark
Nach Raketenstart in die Bundesligasaison wartet die RG Heidelberg nun schon seit 4 Spieltagen in Folge auf ihren zweiten Saisonsieg. Doch auch der Berliner RC hat in dieser Saison erst ein Mal gewinnen können und sich bei seinen bisherigen Auftritten vor allem auswärts immens schwer getan. Ganz ähnlich sieht das auch Pressesprecher Elenio Mattera: "Wenn man einfach mal die Resultate der letzten Wochen vergleicht, sollte klar sein, dass wir nicht mit dem Ziel, 5 Punkte zu holen, zur RGH fahren, das wäre in unserer jetzigen Situation wohl etwas zu hoch gegriffen. Wir wollen einfach ein gutes Spiel machen, uns weiter finden und uns ordentlich präsentieren". Ähnliche Ziele hat auch die RGH: "Eins der 4 Endspiele in dieser Saison haben wir vergeigt, wir waren viel zu hektisch und sind in Schönheit den Heldentod gestorben. Wir müssen uns nun schleunigst steigern, um nicht noch eins auf die Mütze zu bekommen", so der verletzte Nationalspieler Manuel Wilhelm im Anschluss an die verlorene Partie gegen den TSV Handschuhsheim. Beklagen beide Mannschaften doch große Personalsorgen, bei der RGH werden immerhin Tim Reinhard und Jan-Philipp Herlyn von ihrer Studienfahrt zurückerwartet, während man beim BRC um den Einsatz von Nationalspieler Hackl (Grippe) bangt. Ganz sicher nicht mit nach Heidelberg kommt indes der talentierte Innen- und Außendreiviertel Marc Wiegand, dieser zog sich gegen Hannover 78 eine Verletzung zu und fällt für ca. 2 Monate aus.
TotalRugby Prognose: Man kann dem Team von Rudolf Finsterer nicht vorwerfen, die Zuschauer nicht unterhalten zu wollen, die pfeilschnelle RGH-Hintermannschaft greift aus den irrwitzigsten Situationen an, ist aber nur dort gefährlich wo es keine Punkte gibt, während der Sturm an den Standardsituationen völlig verunsichert wirkt. Am Gedränge, traditionell eine Schwäche von RGH-Mannschaften, geht so gut wie gar nichts und an der Gasse, in den letzten Spielzeiten stets das Steckenpferd der Orangenen, wirkt das Team wie ausgewechselt. Doch Ex-Nationaltrainer Rudolf Finsterer ist es durchaus zuzutrauen, dass er diese Probleme mit all seiner Routine kurzfristig in den Griff bekommt. Ähnliche Sorgen hat der junge BRC-Coach Fabian Siebenhörl, die Berliner zeigen starke Leistungen im Offenen Spiel, doch in der Hintermannschaft läuft das Leder einfach zu schlecht und es fehlt nach wie vor an der Spitzigkeit und Durchschlagskraft, welche den BRC 2009 gar bis ins Meisterschaftshalbfinale brachte. Obwohl den Heidelbergern im Gegensatz zu den Gästen noch das Mittwochsspiel in den Knochen steckt, nutzen die Orangen ihren Heimvorteil und ergattern gegen den BRC Sieg und Bonuspunkt mit 26 Punkten Vorsprung.
Hannover 78 : SC Neuenheim Samstag, 25. September 15:00 Uhr - Am Schnellen Graben
Ein Spitzenspiel wollten die Königsblauen ihren erfolgshungrigen Zuschauern gegen den HRK bieten, doch nach 80 Minuten blieb nicht viel übrig außer der im Vorfeld auf der Vereinshomepage verkündeten großen Sympathie zu den alles überragenden Gästen aus Heidelberg-Kirchheim, welcher man auf dem Sportplatz in Form von jeder Menge Geschenke über Gebühr Ausdruck verlieh. Entsprechend bedient präsentierte sich der ehrgeizige Neuenheimer-Übungsleiter Kuhlmann im Anschluss an die Partie, als er wortkarg vom Museumsplatz stapfte. Noch angefressener war vermutlich nur der nicht minder ehrgeizige SCN-Gedrängehalb Jacob Scheurich, der während der Partie mit Verdacht auf Nasenbeinbruch ausgewechselt wurde und vermutlich vom inzwischen beinah vollständig genesenen Nationalspieler Lars Eckert ersetzt wird. Doch Verletzte hat auch Hannover 78, der nächste Gegner des SCN, genügende zu beklagen. Nicht einsetzbar sind Hennen und Klein (beide Bänderriss) sowie Schluss Marvin Dieckmann (Muskelfaserriss). Auch die beiden potentiellen Halbspieler Denzin ud Pfaffl sind angeschlagen, weshalb über ihren Einsatz ebenso kurzfristig entschieden werden muss, wie über den zahlreicher anderer abgekämpfter Recken auf Seiten der Niedersachsen. Doch der Auftritt vom vergangenen Wochenende macht Coach Kopp Mut: "Wir sind auf einem guten Weg. Wir haben zwar gegen den BRC verloren, aber konnten doch beweisen, dass wir beinahe auf Augenhöhe sind. Mit ein wenig mehr Glück und Übersicht werden wir in dieser Saison noch zu unseren Punkten kommen. Gegen den SCN wollen wir unsere Haut so teuer wie möglich verkaufen und mehr Versuche erzielen, als in den bisherigen Spielen, allerdings werden die Neuenheimer uns sicherlich nicht unterschätzen".
TotalRugby Prognose: Mit der Einschätzung, dass die Gäste die junge Truppe vom Marschsee nicht unterschätzen werden, hat Kopp sicher recht. Schließlich ist den Blauen die schmerzliche 28-21 Niederlage aus dem letzten Aufeinandertreffen noch in bester Erinnerung, weshalb man jegliche Spielfreude der Heimmannschaft mit seinem schweren Sturm so schnell wie möglich im Keim ersticken wollen wird. Ein Plan, der nicht nur aufgehen könnte, sondern dem gebürtigen Hannoveraner Kuhlmann auch das Lächeln zurück auf seine Lippen zaubern dürfte, schließlich sieht er seinen SCN in seiner alten Heimat mit 34 Punkten Vorsprung gewinnen.
RK 03 Berlin : RK Heusenstamm Samstag, 25. September 15:00 Uhr - Stadion Buschallee
Der doppelte Lofty - Wenn der RK 03 Berlin und der RK Heusenstamm am Samstag um 15:00 Uhr im Stadion Buschallee aufeinandertreffen, kommt es zu einer aberwitzigen Situation, beide Teams werden für gewöhnlich vom selben Trainer betreut - ein Unikum in der Rugby-Bundesliga. Es stellt sich also die Frage, welche der beiden Mannschaften vor der Partie in den Genuss einer Ansprache von Lofty Stevenson kommt, oder welche seiner Schützlinge der urige Kiwi in der Halbzeit mit seinen Analysen versucht, auf den Siegespfad zu führen. Doch bei allen Renken abseits des Spielfeldes, steht für die Akteure auf dem Spielfeld jede Menge auf dem Spiel. Während man beim RK Heusenstamm von der jetzigen Tabellensituation nicht überrascht ist, da man sich erst in 3-4 Jahren als möglichen Play-Off-Kandidat wähnt und bis dahin lediglich in der 1. Liga überleben möchte, hatte man sich beim RK 03 Berlin nach dem starken Finish der letzten Saison einiges vorgenommen und wollte zumindest mal dem ein oder anderen Großen ein Bein stellen und unter Umständen ganz vorsichtig beim etablierten Quintett in der oberen Tabellenhälfte anklopfen. Doch 0 Punkte aus zwei Spielen und insbesondere die Niederlage gegen den SC Neuenheim, einen Gegner, welchen man in der vergangenen Saison noch zu bezwingen wusste, haben dem Auftrieb der Gelb-Schwarzen zunächst einen kleinen Dämpfer verliehen.
TotalRugby Prognose: Der Sturm des RK Heusenstamm galt bisher stets als Schwachstelle, doch dem aufmerksamen Beobachter dürfte eine Transformation in der Ära Stevenson nicht entgangen sein, das Paket der Hessen ist sowohl offensiv als auch defensiv nicht von schlechten Eltern, nicht von ungefähr heißt der aktuelle Top-Try-Scorer der Fünfzehn vom Martinsee Torsten Krapscha, seines Zeichens ein 125kg schwerer 1. Reihe-Stürmer, der sich prächtig flankiert von seinen Mannschaftskameraden bereits dreimal in dieser Spielzeit ins gegnerische Malfeld wuchten konnte. Doch auch die Rückkehr vom schnellen Hintermannschaftsspieler Tobias Apelt, der sein Comeback nach langer Verletzungspause mit einem Versuch gegen den SC Frankfurt 1880 krönte, dürfte dem Heusenstammer Spiel zustätzlichen Auftrieb verleihen. In Berlin verlässt man sich dahingegen auf die gute Fitness der eigenen Truppe und auf die nicht minder gute Form von Innendreiviertel Benjamin Ulrich, der trotz seiner Jugend längst der Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Ostberliner ist. Mit den heimischen Fans im Rücken gelingt dem RK 03 Berlin ein Sieg mit 18 Punkten Vorsprung, da hilft es auch nicht, dass die Füchse schon am Freitagabend in die Hauptstadt reisen werden.
TSV Handschuhsheim : SC Frankfurt 1880 Samstag, 25. September 16:00 Uhr - Lionspark
"Passt", so das knappe aber treffende Fazit von TSV-Spielleiter Mathias Jech zum bisherigen Saisonverlauf. Der TSV hat nicht nur wieder ein Mal die RGH in unnachahmlicher Art und Weise niedergekämpft, sondern dieses Kunststück auch mit einem schier unglaublichen Lazarett vollbracht. Doch gegen die von Löwen-Dompteur Jan Ceselka erstklassig eingestellte TSV-Defensive fand die Rudergesellschaft zu keiner Zeit ein probates Mittel und in der starken Verteidigung sieht Jech auch den Schlüssel zu einem möglichen Erfolg gegen den Vizemeister aus Frankfurt: "Wir benötigen eine sehr starke Verteidigung um die Frankfurter aufzuhalten. Der SC 1880 hat in den letzten Spielen stets sehr stark begonnen und wir müssen aufpassen, nicht sofort Punkte zu kassieren". "In Handschuhsheim gibt es keine Geschenke", so Jech weiter, der den Sieg gegen die RGH als "ganz wichtig" bezeichnete und bei das Spiel gegen die Hessen als "Kür" sieht. Eins ist sicher, die Frankfurter wissen spätestens seit dem Halbfinale 2010, dass es bei den Löwen nix geschenkt gibt. Damals ebneten sich die 80er zwar den Weg ins Finale, doch die Löwen bahnten sich mit ihrem beherzten Auftritt direkt den Weg in die Herzen ihrer Fans. Beim 80 drückt der Schuh nach der Verletzung der beiden etatmäßigen Props Biddles und Slaby etwas in der ersten Reihe, doch mit Klinghammer und dem Argentinier Eleter stehen zwei Vertreter parat, die bei den meisten anderen Bundesligisten ohnehin erste Wahl wären. Ansonsten hat Satchwell, der neuseeländische Trainer der Mainstädter, insbesondere in der Hintermannschaft eine große Auswahl und das, obwohl mit Sam Leung-Wai ein ganz wichtiger Leistungsträger noch gar nicht zur Verfügung steht.
TotalRugby Prognose: Der TSV muss auch gegen Frankfurt mit dem vorhanden Spielermaterial arbeiten, weshalb von den Löwen keine Taschenspielertricks sondern ehrliche und harte Arbeit erwartet werden kann. Die Frankfurter auf der anderen Seite haben die Chance sich im Fernduell um die Tabellenführung etwas vom Heidelberger RK abzusetzen und die Rot-Schwarzen werden sich die Chance auf einen weiteren Fünfer nicht nehmen lassen wollen. Die alles entscheidende Frage wird auch diesmal wieder sein, ob Satchwell die richtige Dosis zwischen ausländischen Spitzenkräften und einheimischen Akteuren findet, wenn ihm das gelingt, gewinnt der SC 80 diese wichtige Partie mit 32 Punkten Vorsprung.
Wir werden natürlich auch am Samstag wieder von allen Partien per TotalRugby-LiveTicker-Konferenz berichten. Wer also nichts besseres zutun hat, sollte mal reinschauen, unsere fleißigen LiveTicker-Reporter freuen sich über Euer reges Interesse. Außerdem solltet ihr Eure Tipps im TotalRugby-Tippspiel nicht vergessen!
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