Frankfurt wird kein Mittel ungenutzt lassen, um RGH-Spielmacher Mustafa Güngör den Zahn zu ziehen - (c) Jürgen Keßler
Für Schlagzeilen sorgte in der abgelaufenen Woche eigentlich nur das verunglückte Pokalexperiment. Reihenweise traten Teams nicht an und sorgten damit nicht nur dafür, dass zahlreiche Vereine sich völlig umsonst ins Zeug gelegt hatten, attraktive Turniere zu organisieren, sondern in Einzelfällen kam es sogar zu ernstzunehmenden Wettbewerbsverzerrung, nämlich der Art, dass einige Mannschaften am vergangenen Wochenende über 1000 Kilometer reisen mussten und nebenbei auch noch 120 Minuten Rugby spielten, während andere nur einige Schritte vor die eigene Haustür machten, um dort ein verkürztes Rugbyspiel zu bestreiten, wenn sie es nicht von vornherein vorzogen ganz zu Hause zu bleiben. Doch zumindest für die Rugbyfans gibt es an diesem Wochenende eine angemessene Entschädigung und zwar in Form von vier potentiell hochspannenden Partien, bei denen es selbst unserem allwissenden Orakel schwer fiel, im Vorfeld einen Sieger zu bestimmen. Wir haben es trotzdem getan und sagen Euch auch diesmal, wie die Spiele am Wochenende ausgehen!
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SC Neuenheim - RK 03 Berlin Samstag, 18. September 14:00 Uhr - Museumsplatz
"Natürlich war das Pokalwochenende für uns eine extreme Belastung, in dieser Form ist der Pokal sicherlich fragwürdig", so Neuenheims Übungsleiter Mark Kuhlmann im Anschluss an den sportlich erfolgreichen Pokalauftakt seiner Truppe, die insgesamt 24h unterwegs war und Sonntag in den frühen Morgenstunden wieder im Herzen Neuenheims eintraf. "Für mein Team waren die zwei Spiele eine gute Trainingseinheit und für den Teamgeist war unsere Megatour sicherlich auch förderlich, außerdem hat mein Team gut gespielt, weshalb es vermutlich keine Änderungen in der Aufstellung geben wird", zieht der Ex-Nationaltrainer dennoch ein positives Fazit. Voll des Lobes war Kuhlmann für die ausrichtende RU Hohen Neuendorf, deren Gastfreundschaft und schöne Clubanlage er besonders hervorhob, auch RGH-Neuzugang Stelio Da Fonseca wurde mit einem Sonderlob bedacht und im Anschluss an den Turniertag von seinem neuen Trainer zum "Spieler des Tages" erkoren. Einen Verbesserungsvorschlag für den Pokal-Modus hat der 41-jährige auch gleich noch parat: "Vielleicht sollte die Mannschaft aus der niedrigeren Liga immer Heimrecht haben, dann könnte man in der Rugby-Provinz den Zuschauern eben auch mal die vermeintlichen Topmannschaften präsentieren". Gegen den RK 03 Berlin möchte man nun den guten Gesamteindruck, welchen man in der ersten Pokalrunde und beim Ligaauftakt gegen den Berliner RC hinterlassen hat, bestätigen. "Wir wollen gegen den RK 03 zu Hause 5 Punkte holen und haben auch die letzte Partie [damals verlor der SCN 17:12 in Berlin und verspielte damit endgültig die letzten Play-Off-Chancen] noch nicht vergessen. Dafür ist es nötig, sehr strukturiert und diszipliniert zu spielen und die Berliner möglichst schon in den Standardsituationen unter Druck zu setzen. Außerdem müssen wir den prozentualen Anteil des Ballbesitzes weiter erhöhen", so Kuhlmann, der aber auch einräumt: "Der RK 03 hat eine sehr laufstarke und junge Truppe, die sich im letzten Jahr stark verbessert hat. Ihre momentan Form kann ich allerdings nicht einschätzen, die klaren Niederlagen gegen den TSV haben sie mich doch etwas überrascht". Verletzt fehlen werden den Königsblauen Flanker Michael Wiegandt (Bänderriss im Knöchel), 1. Reihe-Stürmer Björn Strauch (Nasenbeinbruch) sowie der langzeitverletzte Luis Vasquez (Kreuzbandriss). Die restliche Mannschaft möchte mit "guter Stimmung" und "sehr motiviert" dort weitermachen, wo man in den letzten zwei Wochen aufgehört hatte.
Auch wenn man es nicht so laut nach außen posaunen möchte, hat man sich beim RK 03 Berlin seine Ziele für diese Saison hochgesteckt. Die goldenen Jahrgänge 88 und 90 sollen nun erstmals Früchte tragen und zumindest das Ergebnis der Vorsaison übertreffen. Damit dieses ehrgeizige Vorhaben realisiert werden kann, hat man am Weißensee eine komplett neue Infrastruktur geschaffen und mit Phil "Lofty" Stevenson einen der renommiertesten, aber auch teuersten, in Deutschland tätigen Rugbytrainer an die Buschallee geholt. Diese enormen Investitionen müssen Coach und Team nun natürlich in Form von Ergebnissen rechtfertigen. Eine Aufgabe, welche, gemessen an den zwei Auftritten gegen den TSV Handschuhsheim, noch nicht zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten gelöst wurde. Daher geben sich die Osterberliner weiter in der klaren Außenseiterrolle, wenn sie an den Neckar reisen, doch nüchtern betrachtet müssen die Gelb-Schwarzen am Neckar zumindest 1-2 Pünktchen einstreichen, will man nicht weiterhin mit leeren Händen dastehen. Zumal man längst deutlich mehr 15er- und 7er-Nationalspieler in seinen eigenen Reihen hatte, als die meisten Bundesligakonkurrenten.
TotalRugby Prognose: Der Sportclub war von vielen selbsternannten Experten schon abgeschrieben worden, Kader zu alt, keine vernünftigen Neuzugänge und der Verlust von Co-Trainer Ladislaus Vigh, waren einige der Gründe, die für diese Beurteilung ins Feld geführt wurden. Doch auch wenn der SCN-Sturm zugegebenermaßen an den Standardsituationen nicht mehr über die Klasse der vergangenen Tage verfügt und der Kader auf manchen Positionen etwas dünn besetzt ist, verfügt der Sportclub gerade in der Hintermannschaft über jede Menge Spielwitz und Flair, weshalb es für den RK 03 Berlin am Wochenende nichts zu holen geben wird. Der SCN nimmt erfolgreich Revanche für die unangenehme Niederlage aus dem letzten Ligazusammentreffen und bezwingt den RK 03 mit 33 Punkten Vorsprung.
SC Frankfurt 1880 - RG Heidelberg Samstag, 18. September 14:00 Uhr - Feldgerrichtsstraße
In Frankfurt ist man sich darüber einig, dass dem Pokal-Duell vom vergangenen Wochenende keine große Bedeutung zugemessen werden sollte. "Wir werden den Abbruch und das Ergebnis, aber vor allem die Spielweise der RGH des letzten Wochenendes nicht als Maßstab nehmen, wir haben das Spiel der RGH gegen den HRK aufmerksam beobachtet und wissen, dass sie zu deutlich mehr fähig sind", so Frankfurts verletzter Flanker und Pressesprecher Karsten Dobs. "Wir werden weiter konzentriert arbeiten und uns auf einen starken und gleichermaßen gerissenen Gegner einstellen", so Dobs weiter, der berichtet, dass man in Frankfurt den neuen Pokalwettbewerb "sehr kritisch sieht" und ihn in seiner jetzigen Form sogar als "reine Zeitverschwendung" bewertet. In Frankfurt beklagt man aktuell zahlreiche Verletzte, was besonders im Sturm einen nicht unerheblichen Personalmangel hervorruft. Neben den Langzeitverletzten Karsten Dobs, Timo Vollenkemper und Andrew Shaw muss nun auch noch auf den formidablen 1. Reihe-Stürmer Sam Biddles verzichtet werden und auch in der Hintermannschaft fehlt mit Sam Leung-Wai eine ganz wichtige Stütze, der erfahrene Kiwi hat immerhin das Lauftraining wieder aufgenommen, es wird allerdings wohl noch drei Wochen dauern, bis er wieder einsatzfähig ist. Neu im Team ist Chad Shepherd, der wie schon Tim Manawatu und Peniasi Tokakece zuvor für Hakwes Bay in Neuseeland gespielt hat, der trickreiche 7s-Spezialist ist in der Hintermannschaft vielseitig einsetzbar und könnte gegen die Rudergesellschaft bereits seinen Saisoneinstand feiern. Schon im Pokalspiel gegen die RGH meldete sich Schluss Anton Ewald zurück, der Frankfurter Bub hatte sich im Meisterschaftsfinale gegen den Heidelberger RK verletzt und seitdem konzentriert an seinem Comeback gearbeitet. In Frankfurt freut man sich auf den ersten richtigen Härtetest in dieser Saison und hofft am Ende des "Klassikers", den Sportplatz an der Feldgerichtsstraße als Sieger verlassen zu können.
Nicht nur weil man das 2. Jahr in Folge sein erstes Pokalspiel gegen den Titelverteidiger bestreiten durfte, hat sich die sportliche Leitung der Rudergesellschaft Heidelberg dazu entschieden, ein mit 1. Mannschaftsspielern aufgefülltes Reserve-Team an den Main zu entsenden, sondern auch, weil die Personalsituation bei den Heidelbergen momentan wirklich alles andere als rosig aussieht. Neuzugang Alexander Metz weilt weiter im Ausland und hat mit dem Team noch keine einzige Trainingseinheit bestritten, der ebenfalls zum Saisonbeginn gekommene Mike Kerr laboriert noch an den Folgen einer heftigen Oberschenkelverletzung, der zweite Mike und dritte Neuling im Bunde, Ex-7s-Nationalspieler Mike Härtel, hat die Folgen seines Knöchelbruchs noch nicht ganz ausgestanden und ist erst ganz langsam zurück auf dem Weg ins Mannschaftstraining, Sturmführer Tim Coly quält sich seit Wochen angeschlagen übers Spielfeld und musste aufgrund anhaltender muskulärer Probleme in Leiste und Wade schon das Pokalduell mit den 80ern sausen lassen, bei Nationalspieler Manuel Wilhelm, der sich seit April mit einer Muskelverletzung im Oberschenkel rumschlägt, hat die medizinische Abteilung jetzt die Notbremse gezogen und dem 29-jährigen solange Pause verordnet, bis er wieder 100% einsatzfähig ist, 2. Reihe-Koloss Steffen Horn weilt auf Studienfahrt, Anderas Kerber, der zu Saisonbeginn die Straßenseite gewechselt hat, klagt über Probleme an seinem operierten Knie, Routinier Jan Bratschke muss aufgrund privater und beruflicher Verpflichtungen für weitere zwei Spieltage aussetzen, Hakler Christian Schroth zwickt die Schulter, Nationalmannschafts-Innendreiviertel Edmore Takaendesa hat sich im Duell mit dem Heidelberger RK einen Riss im Trommelfell zugezogen und hat daher noch zwei weitere Wochen Sportverbot, Bastian Himmer erlitt im gleichen Spiel eine Oberschenkelzerrung und lief im Pokalspiel gegen die Frankfurter nur auf, um den Kader zu komplettieren, Constantin Hocke laboriert noch an den Folgen eines Sehnensrisses im Mittelfinger und die beiden hochtalentierten U18-Nationalspieler Luis Becker (wird erst am 24. September 18) und Elmar Heimpel (Schulterverletzung) müssen sich mit ihrem 1. Mannschaftseinsatz auch noch weiter gedulden. Bei all diesem Übel wundert es nicht, dass es auch RGH-Häuptling Rudolf Finsterer erwischt hat, der ehemalige Nationaltrainer hat sich bei einem Treppensturz so Übel das Knie verletzt, dass eine Operation jetzt doch unumgänglich wurde, d.h. RGH-Legende George "Schorsch" Werle obliegt nun die schwere Aufgabe, aus den verbliebenen paar Aufrechten zwei möglichst schlagkräftige Mannschaften zu formen (die 2. Mannschaft der Rudergesellschaft spielt am gleichen Tag völlig unverständlicherweise in München und nicht gegen die Reserve der 80er, wodurch es nicht nur unmöglich wird die Ersatzspieler der 1. Mannschaft in der zweiten Mannschaft einzusetzen, sondern die RGH auch gezwungen ist, mit einem nur halb ausgelasteten Reisebus an den Main zu tuckern und einen weiteren Bus an die Isar zu entsenden), ein Job, um welchen den 50-jährigen Co-Trainer wohl die Wenigsten beneiden dürften.
TotalRugby Prognose: Die Heidelberger in Bestbesetzung wären mit Sicherheit in der Lage, dem neuformierten Team der 80er einmal gehörig auf den Zahn zu fühlen, doch angesichts der schieren Anzahl an Ausfällen dürften die Orangenen in der Mainmetropole erneut nicht viel mehr sein, als ein lockerer Sparringspartner. Kapitän Mustafa Güngör wird versuchen, seine Jungs seelisch und körperlich möglichst unbeschadet durch das Match bei den Hessen zu geleiten, um dann sämtliche Kräfte für das in Sachen Play-Off-Platzierungen viel wichtigere Duell mit dem TSV Handschuhsheim am kommenden Mittwoch zu bündeln. Der SC 80 wird einige Minuten benötigen, um festzustellen, dass die Rudergesellschaft abermals keinen ernstzunehmenden Gegner darstellt, um dann einen lockeren Sieg mit 34 Punkten Vorsprung einzuspielen.
Berliner RC - DSV Hannover 78 Samstag, 18. September 16:00 Uhr - Hertha Amateure Stadion
Berlins Pressesprecher Elenio Mattera räumt ganz offen ein, dass man an der Spree nach der Schlappe vom letzten Spieltag gegen den SCN "etwas konsterniert" sei, aber nichts desto trotz dem 1. Heimspiel der Saison "entgegenfiebere". Vor allem der Sturm der Hauptstädter dürfte sich deutlich stabilisiert präsentieren können, mit Sturmführer Boris Siebenhörl und 2. Reihe-Hüne Maximilian Rohwerder kehren zwei ganz wichtige Akteure in die 1. Fünfzehn der Rot-weiß-schwarzen zurück und der rumänische Neuzugang Constantin Istrate, der u.a. schon in der rumänischen U21-Nationalmannschaft propte, dürfte ebenfalls einen nicht unerheblichen Anteil zu dieser Stabilisierung beitragen. Allerdings ist er erst zwei Wochen beim Team, weshalb man noch nicht mit Sicherheit sagen kann, wie lange der Neuzugang durchhält. Zur Verfügung stehen auch Neuseeland-Rückkehrer Janis Hegenwald und Ex-Nationalspieler Franck Moutsinga, die mit ihrer großen Klasse der spielerisch zuletzt etwas wackeligen Hintermannschaft der Westberliner die so dringend vermisste Linie geben dürften. "Wir müssen zusehen, dass wir mehr Ruhe in unser Spiel bringen und uns an den Standards weniger hektisch präsentieren, wie gegen den SCN", sagte Mattera, der den Gegner aus Hannover nicht recht einzuschätzen weiß: "Wie man hört spiegeln die Ergebnisse aus den ersten beiden Spielen ganz und gar nicht Hannovers Leistung wieder, also ist auf jeden Fall Vorsicht geboten. 78 spielt ein ähnliches Rugby wie wir. An den Standards waren sie uns in den letzten Jahren unterlegen, was aber nichts hießen muss, und in der Hintermannschaft waren sie stets mit uns auf Augenhöhe. Ich erwarte ein bissiges, sturmlastiges Spiel", so der Berliner Pressesprecher und Flanker weiter.
Das Spiel gegen den Berliner RC ist für Hannover 78 die erste Partie in dieser Saison, in welcher man eine realistische Chance auf Punkte hat. Das weiß natürlich auch Karsten Kopp, der Trainer der Niedersachsen: "Nachdem wir in den ersten beiden Punktspielen gleich gegen die Topteams der vergangenen Saison spielen und Lehrgeld zahlen mussten, hoffen wir, das kommende Spiel als Standortbestimmung nutzen zu können. Natürlich ist der BRC sicher ein sehr erfahrener und schwerer Gegner, aber aktuell eben auch nur ein Tabellennachbar", bewertet Kopp die Ausgangslage entsprechend nüchtern. Verärgert ist der Coach des DSV nach wie vor über das Pokalwochenende: "Das war reine Zeit- und Geldverschwendung. Für 60 Minuten Rugby hat sich der Aufwand weder für uns noch für die guten Gastgeber aus Hohen Neuendorf gelohnt", wettert er erbost. Unsportlich fand Kopp zudem, "dass andere Mannschaften überhaupt nicht im Pokal angetreten sind und damit ihren Kader für das kommende Punktspielwochenende schonen konnten". Sein Team hat vom Reisemarathon einige Verletzung heimgebracht: "Wir haben leider einige angeschlagene Spieler in unseren Reihen und ich kann mich heute noch nicht festlegen, wessen Blessuren bis zum Wochenende ausgeheilt sein werden, beziehungsweise wer auflaufen können wird", ergänzt der Übungsleiter der 78er angekaut. Allerdings werden die Underdogs sich dennoch konzentriert und gut auf diese vielleicht schon richtungweisende Partie im Abstiegskampf vorbereiten und mit positiver Stimmung in die Hauptstadt reisen.
TotalRugby Prognose: Aktuell haben die beiden Kontrahenten 0 Tabellenpunkte und befinden sich daher schon am 3. Spieltag mitten im Abstiegskampf. Während man bei Hannover 78 diese Situation noch aus der vergangenen Spielzeit kennt, ist der Abstiegskampf Neuland für den Berliner RC, der noch vor der vergangenen Spielzeit als möglicher Titelkandidat gehandelt wurde, den Abgang zahlreicher Leistungsträger, darunter auch Ex-Nationalmannschaftskapitän und Spielertrainer Colin Grzanna, aber bisher nicht richtig verkraften konnte. Allerdings hat die sportliche Leitung der Berliner die Zeichen der Zeit längst erkannt und im Sturm durch die Verpflichtung von Istrate nachjustiert, wenn es jetzt noch gelingt, einen Spielmacher zu verpflichten, oder aus den eigenen Reihen auszubilden, werden die Berliner nicht allzu lange auf die ersten Erfolgserlebnisse, zumindest auf heimischen Boden, warten müssen. Hannover 78 ist in der Hauptstadt sicherlich nicht chancenlos, wird sich aber in der Form der ersten beiden Spieltage schwer damit tun, dem deutlich stabileren und im offenen Spiel nach wie vor sehr aggressiven und zielorientierten Sturm der Heimmannschaft Paroli zu bieten. Da durch die Rückkehr von Siebenhörl und Rohwerder auch das Gedränge und vor allem auch die Gasse der Platzherren deutlich verbessert sein dürfte und man sich am Pokalwochenende eine kleine Auszeit gönnte, gewinnt der BRC das Kellerduell am Ende mit 18 Punkten Vorsprung und darf dabei sogar einen Bonuspunkt bejubeln.
Heidelberger RK - TSV Handschuhsheim Samstag, 18. September 16:00 Uhr - HRK Platz
Mit Brenner, Danso, Kasten, Armitage und Armstrong kehren nicht weniger als drei Nationalspieler, sowie der Sturmführer (Armitage) und Mannschaftskapitän (Armstrong) in den vorläufigen 26-Mann-Match-Kader des amtierenden Meisters für das Derby und Topspiel des 3. Spieltages gegen den TSV Handschuhsheim zurück. Die Rückkehr solcher Spitzenkräfte wird natürlich für einen entsprechenden Leistungs- und Motivationsschub bei den zuletzt ohnehin glänzend gelaunten Kluberern sorgen. Vor allem von Antreiber Armstrong, für welchen wohl der bisher ebenfalls glänzend aufgelegt Nationalspieler Rafael Pyrasch das Feld räumen müssen wird, verspricht man sich einige Impulse. HRK-Coach Kobus Potgieter fordert von seinen Schützlingen, die sich in dieser Saison bisher in sämtlichen "drei Spielhälften" einer Rugbypartie als äußerst robust erwiesen haben, Konzentration auf das Wesentliche: "Wir haben in den letzten beiden Spielen phasenweise angedeutet, wie stark wir spielen können, wenn wir unser Spielkonzept umsetzen. Dies ist uns bis jetzt jedoch nicht konstant gelungen, deshalb ist unser Ziel für heute nicht nur 10 Minuten, sondern 80 Minuten unseren Spielplan umzusetzen. Der Rest wird dann von alleine kommen", so Potgieter vor dem Spiel, der dann sicherlich auch nichts gegen eine Verlängerung mit guten Leistungen in der obligatorischen "3. Halbzeit" einzuwenden hätte. Doch neben all den Rückkehren hat man beim Klub auch ein paar Sorgenfalten, zum Einen muss man auf den in dieser Saison bisher so glänzend aufgelegten Flanker Carlo Schmidt verzichten und zum Anderen steht auch noch ein kleines Fragezeichen hinter einem Einsatz von Innendreiviertel Pieter Jordaan, dem omnipräsenten Dreh- und Angelpunkt der HRK-Verteidigung. Außerdem klagt Prop Arthur Zeiler, der gegen die RG Heidelberg von einem Zeckenbiss außer Gefecht gesetzt worden war, über Rückenprobleme. Ob diese Verletzungen im Zusammenhang mit dem großen Pokalstress vom vergangen Wochenende stehen, kann nicht mit Sicherheit beantwortet werden, fest steht aber, dass man den Pokal in seiner jetzigen Form auch beim amtierenden Meister nicht ganz unkritisch beurteilt: Der Pokal war eine gute Möglichkeit, gegen einen soliden Gegner am Spielsystem zu feilen und einige Reservespieler zu integrieren, allerdings war er auch mit sehr großen Reisestrapazen verbunden [Der HRK traf stark verspätet in Luxemburg ein und musste in der Folge ohne adäquates Warm-Up das Match bestreiten.]", so Nationalspieler Steffen Liebig gegenüber TotalRugby. Natürlich möchte der Heidelberger RK auch sein zweites Heimspiel in dieser Saison siegreich gestalten, begegnet den Handschuhsheimer Löwen aber dennoch mit entsprechendem Respekt: "Der TSV ist schwer einzuschätzen, da er in dieser Saison noch nicht ernsthaft geprüft wurde, allerdings verfügen die Löwen traditionell über einen starken Sturm um Kapitän Jens Schmidt und wir werden natürlich ein ganz besonderes Augenmerk auf Alexander Pipa richten", lässt sich Liebig ein paar Gedanken zum nächsten Gegner entlocken.
Die ewig lange Verletztenliste bleibt auch am 3. Bundesligaspieltag Thema Nummer 1, wo auch immer ein paar Hendsemer Rugbyfans aufeinandertreffen. Die Löwen sind in dieser Saison einfach vom Pech verfolgt. Doch obwohl mit dem vielseitig einsetzbaren Hintermannschaftsspieler Tonio Krüger (Brustwirbelverletzung), dem pfeilschnellen Außendreiviertel Dominic Rothfuchs, dem emsigen Flanker Rob May (Knie), dem grundsoliden Verbinder Christopher Lorenz sowie dem bärenstarken Prop Felix Bayer (Knie) sage und schreibe 5 Stammspieler und damit auch absolute Leistungsträger der letzten Saison zum Zuschauen verdammt sind, hat der TSV einen erstaunlich guten Saisonstart hinlegen können. Trotz früher Unterzahl nach einer Roten Karte gegen Nationalspieler Alexander Hug konnte beim aufstrebenden RK 03 Berlin gewonnen werden und das gar mit Bonuspunkt und auch die Heimpremiere gegen den RK Heusenstamm wurde standesgemäß absolviert, bevor man nun am Pokalwochenende im zweiten Aufeinandertreffen mit dem RK 03 Berlin gar nichts anbrennen ließ und die so selbstbewussten Ostberliner mit einer bösen Klatsche im Gepäck zurück in die Hauptstadt schickte. In Heidelberg-Handschuhsheim denkt man über den Pokal im Übrigen ganz ähnlich, wie im Rest der Republik. "Wir hatten zwar ein gutes Spiel, aber die ganze Pokalsache war natürlich ein einziges Desaster", zieht Spielleichter Mathias Jech auch ein entsprechend ernüchterndes Resümee. Auch über die Favoritenrolle am kommenden Samstag hat der junge Manager eine ganz klare Vorstellung: "Wir wollen natürlich den großen HRK ärgern, aber eins darf man dabei nicht vergessen, wir sprechen hier von einer top besetzten Mannschaft, die natürlich klarer Favorit ist. Während unser Kader sehr dünn ist, kann der HRK nicht nur unter Profibedingungen arbeiten, sondern hat auch wieder sehr gut auf dem Transfermarkt zuschlagen können und ist daher auf allen Positionen doppelt gut besetzt. Die Ergebnisse der letzten Wochen zeigen ja, wie stark diese Mannschaft einzuschätzen ist." Doch wer den TSV Handschuhsheim kennt weiß, dass es eben diese Situationen sind, die die Löwen so lieben. Wenn es darum geht einen vermeintlichen Goliath zu stürzen, kann man sich sicher sein, dass irgendwo ein weiß-blau gekleideter David lauert, um diesen möglichst spektakulär zu Fall zu bringen. Außerdem scheint Kapitän und Talisman Jens Schmidt seine schlimmen Leisten- und Fußprobleme, welche dem 120-Kilo-Pädagogen so lange zu schaffen machten, dem Vernehmen nach soweit im Griff zu haben, dass er sich nun wieder ohne Schmerzen an vorderster Front in die Schlacht stürzen kann und auch der für das Gassespiel der Löwen so eminent wichtige Alexander Hug kehrt nach ausgestandener Rotsperre von der unbequemen Sünderbank in die Startformation der Gäste zurück.
Players to watch: Alexander Pipa, der Topscorer der vergangen zwei Bundesligaspielzeiten, scheint in dieser Saison noch nicht richtig angekommen zu sein. Dafür gelang es einem anderen Handschuhsheimer Akteur, sich mit konstant guten Leistungen in den Fokus zu spielen. Löwen-Hakler Sven Wetzel überzeugt nicht nur durch dynamische Durchbrüche und Sturmläufe im offenen Spiel sowie beherztes Zugreifen in der Verteidigung, sondern auch an den Standards, speziell an der Gasse, beweist der 23-jährige bisher außergewöhnliche Klasse. Beim HRK muss Routinier Caine Elisara mal wieder den Beweis für sein ohne Zweifel vorhandenes großes Können antreten. Gemessen an den Leistungen, die Elisara im Halbfinale und Finale der letzten Saison gezeigt hat, müssen die bisherigen Liga-Auftritte des hochdekorierten 195cm-Schlaks als eher mau bezeichnet werden. Zwar gelang dem Kiwi gegen die Rudergesellschaft Heidelberg ein Versuch, doch ansonsten wusste er am 2. Spieltag hauptsächlich durch schier endlose Diskussionen mit dem unsicher wirkenden Schiedsrichter Forstmeyer und eine Gelbe Karte von sich reden zu machen. Bereits am 1. Spieltag hatte Elisara sich zahlreiche leichte Ballverluste geleistet und war im Laufe des Spiels gar vom Spielfeld genommen worden.
TotalRugby Prognose: Löwen-Coach Jan Ceselka dürfte trotz seiner jungen Jahre bereits einer der besten Taktiker in ganz Rugbydeutschland sein, von daher kann davon ausgegangen werden, dass der Oberlöwe bereits einen Masterplan in seiner Schublade bereithält, mit dem er den Titelträger stürzen möchte. Doch auf der Trainerbank des HRK sitzt ebenfalls ein junger Trainer mit guten Ideen, der im Gegensatz zu Ceselka auch über einen Luxuskader verfügt, der in der Bundesliga mit Sicherheit seines gleichen sucht. Diese Ansammlung von "Stars" wird Potgieter im Saisonverlauf mit Sicherheit noch vor die ein oder andere schwere Probe stellen, wenn es darum geht, die wenige Einsatzzeit und die 15 Starttrikots so geschickt zu verteilen, dass alle Akteuere bei Laune bleiben. Doch zum jetzigen Zeitpunkt verfügt er durch seinen tiefen Kader über einen Wettbewerbsvorteil, welcher das Topspiel am Samstag zu Gunsten der Hausherren entscheiden wird. So lange die Luft und Konzentration bei den tapferen Löwen reicht, werden sie ordentlich mithalten, doch spätestens wenn Potgieter frisches Blut von seiner prall gefüllten Reservebank in den Ring schickt, wird der Verteidigungsvorhang der Gäste brechen. Goliath HRK gewinnt die Partie gegen den David aus Handschuhsheim mit 26 Punkten Vorsprung und Offensivbonuspunkt.
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