Der sportliche Wert der Pokalwettbewerbe ist nach den jüngsten Spielabsagen äußerst umstritten
Schon im Vorfeld wurde viel über Sinn- und Zweck des neuen Pokalmodus diskutiert - um mehr Freiräume für die geplante 7s-Series zu schaffen, wurde auf dem DRT 2010 entschieden, die Pokalwettbewerbe zu straffen und zwar, indem man die traditionsreichen Wettbewerbe – der DRV-Pokal wird seit 1962 und der Ligapokal seit 1983 ausgetragen – ab dieser Saison in Turnierform ausspielt.
Geplant waren in beiden Wettbewerben jeweils 4 Turniere, von denen sich die jeweiligen Sieger für ein Endturnier qualifizieren, dessen Gewinner sich am Ende DRV-Pokalsieger bzw Ligapokalsieger 2010/2011 nennen dürfen.
Nach der Absage der Zweitliga-Spitzenteams USV Potsdam und des München RFC, die beide in die Gruppe A mit dem Deutschen Vizemeister SC Frankfurt 1880 und Bundesligist RG Heidelberg gelost worden waren, wird es bei dem in Frankfurt angesetzten Turnier nur eine Begegnung statt der ursprünglich geplanten 4 Partien geben. Ob dieses eine Spiel dann 2×30 Minuten – so wie für Pokalturniere eigentlich vorgesehen – oder reguläre 2×40 Minuten dauern wird, liegt im Ermessen der beiden verbliebenen Vereine.
Klar ist, dass der sportliche Wert dieser Veranstaltung damit schon vor dem ersten Anpfiff ad absurdum geführt wurde und auch die Organisatoren des Turniers in Frankfurt dürften sich über die jüngste Entwicklung nicht sonderlich erfreut zeigen.
Welche Gründe die beiden absagenden Vereine für ihre Entscheidung ins Feld führten, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die horrenden Fahrtkosten am Ende den Ausschlag zu Gunsten dieses für alle Beteiligten unangenehmen Entschlusses gaben. Es bleibt zu hoffen, dass zumindest die anderen Pokalwettbewerb-Teilnehmer in der Lage sein werden, wie geplant an den Erstrunden-Turnieren teilzunehmen. Angeblich soll mit dem Heidelberger TV bereits ein weiterer Verein seine Teilnahme an der 1. Runde überdenken. Der Spitzenreiter der 3. Liga-Süd-West müsste zum Ligapokalauftakt nach Hamburg und bekäme es dort mit Stadtnachbar RG Heidelberg II, der SC Germania List und dem ausrichtenden Hamburger RC zutun.
Doch nicht nur die Heidelberger hätten ein reiseintensives Wochenende vor sich, so treffen in der Gruppe D des Ligapokals der Berliner RC II (1260 km insgesamt), der FC St. Pauli (1150 km) und die SG Odin / VfR Hannover (870 km) auf den ausrichtenden Heidelberger RK II. In der Gruppe D des Ligapokals reisen der Berliner RC und der RK 03 Berlin (beide 1260 km) sowie der TSV Victoria Linden (870 km) zum TSV Handschuhsheim nach Heidelberg. Die weiteste Reise unternimmt jedoch der SC Neuenheim, der am Samstag morgen mit dem Bus 655 km (insgesamt 1310 km) in Richtung Hohen Neuendorf reist und es dort neben den Gastgebern mit dem DSV Hannover 78 (600 km) und dem RK Heusenstamm (1160 km) zutun bekommt.
Es ist fraglich, ob der Pokalwettbewerb nach den jüngsten Absagen eine Fortsetzung in der Saison 2011/2012 finden wird. Es wäre sicherlich sinnvoll, den momentan Austragungsmodus noch einmal zu überdenken. Möchte man an der zumindest für 15er-Rugby fragwürdigen Turnierforum festhalten, sollte man vielleicht die Einführung von regionalen Erstrundenturnieren in Erwägung ziehen, um die finanziellen Belastungen für die Teilnehmer etwas abzufangen.
|