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Tri Nations: Rugby pur in der „Soccer City“
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Geschrieben von Martin Wagner   
Sonntag, 22. August 2010

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All Blacks Shooting-Star Israel Dagg beim Einlauf zu seinem spielentscheidenden Versuch in der letzten Spielminute

Neuseeland hat am Samstag bei der 15. Auflage der Tri Nations auch sein viertes Spiel gewonnen und steht damit vorzeitig als Sieger dieses Turniers mit Südafrika und Australien fest. Die „All Blacks“ sicherten sich ihren zehnten Triumph bei den Tri Nations vor 94.000 Zuschauern in Johannesburg mit einem 29:22-(14:16)-Sieg gegen Titelverteidiger Südafrika.


Die endgültige Entscheidung in einer hart umkämpften Partie fiel zum Entsetzen der „Springboks“, die den Sieg vor Augen hatten, erst in den letzten zwei Minuten durch Tries von Richie McCaw (78.) und Israel Dagg (80.). Es war der 14. Sieg in Serie für den Weltranglistenersten, der auch die ersten beiden Spiele in Neuseeland (32:12 und 31:17) gegen den regierenden Weltmeister bei den Tri Nations 2010 gewonnen hatte.


„Ich bin stolz auf die Jungs“, meinte Neuseelands Kapitän McCaw. „Wir haben immer an den Erfolg geglaubt. Sie haben uns unter Druck gesetzt und uns nur wenige Chancen gelassen, die haben wir aber genutzt. Ich bin froh, dass wir gewonnen haben, für John (Südafrika-Kapitän Smit, Anm.) tut es mir leid. Er hätte in seinem 100. Spiel etwas Besseres verdient, aber so ist Rugby – ein grausames Spiel.”


Historisches Ereignis
Gespielt wurde im FNB-Stadion, das während der Fußball-WM noch „Soccer City“ hieß und wo vor sechs Wochen Spanien Weltmeister wurde. Südafrika hatte vor dem historischen ersten Rugby-Spiel im Johannesburger Township Soweto zunächst noch viel zu feiern. So kam auch „Springbok“-Kapitän John Smit als zweiter Südafrikaner nach Percy Montgomery zu seinem 100. Länderspiel. Teamkollege Victor Matfield wird nächste Woche gegen Australien seinen „Hunderter“ feiern.


Zum Jubeln war auch den Fans zumute, denn die „Springboks“ ließen von Beginn an keinen Zweifel aufkommen, dass sie nicht gewillt waren, sich ihre Rugby-Partie von Neuseeland verderben zu lassen. Johannesburg ist kein guter Boden für die „Ganz Schwarzen“, die in Südafrikas Zehn-Millionen-Metropole von zwölf Spielen bisher acht verloren haben.


Steyn und Carter im Penalty-Duell
Zwar gingen die „All Blacks“ durch Dan Carter 3:0 in Führung (6.), aber das Heimteam wurde vom emotionalisierten Publikum euphorisch nach vorne getrieben. Morne Steyn glich in der elften Minute per Penalty aus 23 Metern zum 3:3 aus und erhöhte nur drei Minuten später aus 45 Metern auf 6:3. Da wollte Neuseelands Superstar Carter nicht nachstehen, sein Penalty aus ähnlicher Entfernung ging jedoch nur an die linke Stange (17.). In der 21. Minute gelang ihm dann aber aus kürzerer Distanz doch noch der Ausgleich zum 6:6.


Das Spiel war weiter von einer besonderen Intensität geprägt. Die „Springboks“ unter Trainer Peter de Villiers zeigten ihr typisches körperliches Spiel, kombiniert mit druckvoll vorgetragenen Angriffen. So wuchtete sich Schalk Burger mit seinem 13. Try für Südafrika zur 13:6-Führung (24./Erhöhung durch Steyn) über die Linie. Der Kampf um jeden Meter hatte weitere Straftritte zur Folge. Carter hielt Neuseeland mit einem Penalty von der Mittelauflage im Rennen (29.) – 13:9.


Neuseeland muss hart arbeiten
Die Neuseeländer drängten die „Springboks“ immer wieder tief in die eigene Hälfte, waren aber auch gleichzeitig offen für Konterattacken, die dann oft nur durch Fouls gestoppt werden konnten, so wie in der 32. Minute. Den fälligen Penalty verwertete Steyn zum 16:6. Die „All Blacks“ hatten hart für ihre Erfolge zu kämpfen, doch ab und zu kamen sie mit ihren schnellen Kombinatinen durch. Tony Woodcock schnaufte zum ersten Try für Neuseeland in die Endzone (37.), da Carter jedoch die Erhöhung vergab, blieb Südafrika mit 16:14 voran.
Burger und Jimmy Cowan liefen dann Referee Nigel Owens über den Haufen. Doch nach einer kurzen Behandlung auf dem Feld konnte der Waliser weiterpfeifen. Nach der Halbzeit versuchte Graham Henry mit Piri Weepu statt Cowan mehr Linie in das Angriffsspiel der „All Blacks“ zu bringen.


„All Blacks“ beißen sich die Zähne aus
Neuseeland musste jedoch gleich aus einem 30-Meter-Penalty von Steyn (44.) das 19:14 hinnehmen. In der Folge bissen sich die „All Blacks“ an der konsequenten Springbok-Verteidigung die Zähne aus und wurden bei Fehlern in der eigenen Hälfte von Weltklassekicker Steyn gnadenlos bestraft, so wieder in der 63. Minute aus 50 Metern zum 22:14.


Immer wieder brandeten die Angriffe Neuseelands an, immer wieder wurden die „All Blacks“ in letzter Sekunde zurückgeworfen. Mehr als die vorläufige Verkürzung durch Carter auf 17:22 (68.) war vorerst nicht drinnen. Die Chance auf das 20:22 ließ sich Neuseelands Spielmacher dann aber bei einem weiteren Penalty entgehen. Die Vorentscheidung schien damit gefallen.


Schock für Südafrika
Doch McCaw machte den Fehler Carters gut, als er den Ball zum 22:22 über die Linie beförderte. Der Try war umstritten, doch der Videobeweis ergab keinen gültigen Aufschluss darüber, ob McCaw zuerst den Ball auf den Boden drückte, oder mit einem Fuß bereits im Out war. Carter hatte den Sieg auf dem Fuß, doch seine Erhöhung, die zwei Zähler wert gewesen wäre, verfehlte aus schwierigem Winkel die Malstangen deutlich.


Richie McCaw war auch von zwei „Springboks“ nicht zu stoppen.
Den „All Blacks“ war es gleichgültig, denn auch mit einem Remis hätten sie den vorzeitigen Sieg bei den Tri Nations 2010 fixiert. Die letzten Zweifel räumte dann aber Neuseelands Jungstar Israel Dagg aus dem Weg. Der 22-jährige Highlander-Fullback drehte mit seinem Try in der Nachspielzeit (81.) das Spiel endgültig, diesmal traf Carter die Erhöhung zum 29:22-Endstand.


„Hat Spaß gemacht – bis zur letzten Minute …“
„Ich dachte wirklich, wir hätten genug für den Sieg gemacht“, meinte der sichtlich enttäuschte Jubilar Smit nach der bitteren Niederlage. „Wir haben hart gearbeitet und das Spiel hat richtig Spaß gemacht – bis zur letzten Minute …“


„Viel besser wird es nicht mehr“, war hingegen der sonst eher kritische „All Blacks“-Coach Graham Henry begeistert. „Es war ein großes Spiel in einem besonderen Stadion. Ich bin so stolz darauf, was diese Burschen erreicht haben“, meinte Henry ein Jahr vor der Heim-WM 2011. Es war der 45. Erfolg der „All Blacks“ im 81. Vergleich mit Südafrika bei 13 Remis und 33 Niederlagen.


Quelle: ORF.at


Vom spektakulären Zusammenprall zwischen Referee Nigel Owens mit Schalk Burger und Jimmy Cowan haben wir ein extra Video für Euch. Trotz des heftigen Zusammenpralls konnte der Waliser das Spiel fortsetzen, wieder einmal ein Beweis dafür, dass beim Rugby auch die Schiedsrichter nicht aus Pappe sind.

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